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60. Jahrgang Lonnaben-, de« August L»7 Amtsblatt derKöniglichenAmtshanptnmnnschaftFlöha, des Königlichen Amtsgerichts nnd desStadtrats zu Frankenberg. Inserat-AeSükren: T! g<jp PelNzcUe o^e> öeic» 'Nanin 16, d>> r'olal Jnscralen 1-' tF ) ii» a»ul»qeii Tei ))roZeilc loPj.; „Eingesandt" im Re» dakunnüleiie öOPs. Bei schwierigem und »adeliarischem Satz Ausschlag nach Taris. Für Nachweis und Lsserten-Annahme 86 Ps Extragcbühr. Erscheint tägNch mit Ausnahme der Sonn, und Festtage, abends für den sol« genden Tag. Preis bierteljährlich 1 M. bO Ps., monatlich 50 Pf., Einzeln uininer üPf. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Aus gabestellen, sowie allen Postanstalten angenommen. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Romberg In Frankenberg I. Sa. — Druck und Verlag von E. G- Rostberg tu Frankenb g verhältnismäßig niedrigen Preise, er übernahm jedoch die Aus- gen Offiziere aus dem Verbände des sächsischen Heeres, die, dem führung. Dabei will er nicht n kommen sein, sondern noch 700 richtete deshalb an die Generaldi ein Gesuch, in welchem er wegen M. vorstellig wurde. Er sei gefallen und werde die Angeleg unterbreiten. Der den Bahnho Baurat Fritzsche habe gegen ihn H Das Dresdner Schöffengericht bjjj gung von Beamtender Gene? 150 M. oder 30 Tagen Haft. was folgt: 1. t auf seine Rechnung ge- eingebüßt haben. Weber der sächs. Staatsbahnen Nachzahlung von 40 000 m Raubsystcm zum Opfer dem sächsischen Landtage itende und überwachende und schikanös gehandelt. Mn «egen dieser Beleidi- sächs. StaatSbahnen mit — Am Mittwoch nachmittag gegen */,2 Uhr brach in dem Hause des Ziegelcibcsitzers Lorenz auf der sog. Wanne in Roß wein ein Brand aus, welcher das Gebäude völlig einäscherte. Von den Bewohnern des Hauses, den Familien Barth und Freund, war zur Zeit des Brandes niemand zugegen; eS muhten die Thüren erbrochen werden, um das Mobiliar in Sicherheit zu bringen. Nur einige Kleider und ein Behälter mit Wäsche sind verbrannt. Versichert hat nur eine Familie. Leider wurde ein Feuerwehrmann durch einen fallenden Ziegelstein, der ihm den Helm durchschlug, am Kopfe verletzt, ebenso erlitt Frau Barth beim Retten von Mobiliar eine nicht unbedeutende Kopfverletzung. — Der Schuhmacher Ernst Eichler in Roßwein trug sich am Dienstag selbst Pilze ein, ließ sich dieselben zuberciten und genoß sie am Dienstag abend. In der folgenden Nacht stellten sich Schmerzen und große Beschwerden ein. Leider war es trotz ärzt- licher Bemühungen nicht möglich, den rüstigen Mann am Leben zu erhalten; er verstarb an den Folgen der Vergiftung durch Pilze am Donnerstag in früher Morgenstunde. — Am Mittwoch nachmittag verstarb in Dresden General leutnant z. D. Schurig. Mit Schurig scheidet einer der wcni- alten Worte nach, den Marschallstab im Tornister, alle Rangstufen der militärischen Hierarchie, vom Gemeinen bis beinahe zur höchsten Generalsstellung, durchlaufen haben. Aus einfachsten Verhältnissen hervorgegangen, hat er es, wie sein ihm wenige Wochen in den Tod vorangegangener Bruder, der ehemalige königl. sächsische Justizminister, seiner Thatkraft, Begabung und seinem eisernen Fleiße zu verdanken, wenn er die höchsten Ziele der erwählten Laufbahn erreichte. Als Sohn des dortigen Schullehrers und späteren Kantors zu DreSdrn-Friedrichstadt am 11. Oktober 1828 zu Radeberg geboren, wurde er im Alter von 21 Jahren am 1. Januar 1849 zum Militärdienste ausgehoben und nach kurzer Frontdienstzeit seiner besonderen Verwendbarkeit wegen zum Kom- panicschreiber ernannt. Schurig stieß alsbald mit seinem Truppen teil, der 12. Kompanie ves 2. Linieninfanterieregiments, zu der mobilen Feldbrigade des Generals v. Heintz, die als sächsisches Bundeskontingent im Feldzuge gegen Dänemark dem preußischen General v. Prittwitz unterstellt wurde. Infolge einer irrigen Be- fchlscrtcilung nahm das Bataillon, bei dem der Verstorbene Fourierdienst that, nicht am Sturme auf die Düppeler Schanzen teil, und damit kam er um die einzige Gelegenheit, wo er sich im feindlichen Feuer hätte auszeichnen können, da bei den spä teren Feldzügen, die Schurig mitmachte, cs ihm seine Verwendung beide Male unmöglich machte, sich am wirklichen Kampfe zu be teiligen. Nach Rückkehr der Truppen aus Holstein kam Schurig infolge der damals vorgenommenen Reorganisation der sächsischen Truppen zum 7. Jnfanteriebataillon nach Zwickau» wurde aber alsbalv in das Kadettenhaus als Schüler befehligt. Im Novem ber 1850 trat er als Portepeejunker nach bestandenem Austritts examen beim 5. Jnfanteriebataillon ein, wurde 1852 in diesem zum Leutnant befördert und zu Beginn des Jahres 1856 zur Kriegsschule nach Dresden kommandiert. Das Jahr 1859 brachte ihm die Ernennung zum Disziplinaroffizier im Kadcttenhause und Einwohnerznhlnng. Um die Einwohnerlisten des Meldeamtes richtig zu stellen, wird Freitag, den 28 August d. IS., eine Zählung der hiesigen Einwohner vorgenommen. Hierzu wird verordnet OerMches mW Sächsisches. Frankenberg, 23. August. Leichcnfund. Heute früh wurde die Leiche des am Sonn tag nachmittag in der Nähe des Harrasfelscns ertrunkenen 14- jährigen Knaben Robert Leopold aus Chemnitz an der Albert drücke auf Ortelsdorfer Seite durch den im Brückenhaus wohn haften Arbeiter Herrn Kliemann in der Zschopau entdeckt und ans Land gebracht. 1- Eine wissentliche Verheimlichung der Mank- und Klauen seuche zieht nach einer ReichsgerichtSenlscheidung in Zukunst Gc- fängnisstrase nach sich. Bisher wurden diese Vergehen nur mit Geldstrafe geahndet. Auf eine in Dresdener Blättern erschienene Annonce: „Pcrsonalkredit zn mäßigen Raten und Zinsen (nicht unter 1000 Mark) koulant und diskret effektuiert. Anfragen unter „Personalkredit 673" lagernd Hauptpost Wien" hin hat sich ein Dresdener Einwohner an die betreffende Stelle wegen Erlangung eines Darlehns gewendet und daraufhin von H. RauSnitz, Sza- badka in Ungarn, und von Joseph Kasztl in Budapest Fragebogen zur Ausfüllung mit dem Verlangen zugcsendet erhalten, einen Kostenvorschuß von 10 Mark bez. 5 Mark 80 Pf. mit einzu senden. Die angestellten Erörterungen haben ergeben, daß cs die genannten Personen nur auf Erlangung des Vorschusses abgesehen haben. — Ein Opfer der Unterbietungen bei Submissionen wurde der Bauunternehmer Weber, der jetzt in Saalfeld in Thüringen wohnt. Auf die Ausschreibungen zur Neuerrichtung des Bahnhofs Hilbersdorf bei Chemnitz erhielt er den Zuschlag für den Ober bau. Seitens der Bauinspekti in wurde er zwar auf die Schwie rigkeiten des Unternehmens hingewicscn, ebenso auf die angesctztcn In jede Haushaltung wird eine Zähl-Liste abgegeben. 2. In diese Liste sind alle Personen einzutragen, welche am 23. August d. IS. in Frankenberg wohnhaft sind und dem betreffenden Haushalte angehören. Einzutragen sind auch solche Einwohner Frankenbergs, Nach der Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 6. Juli d. Js. (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 98/99) sind alle Hunde, die mit dir Bestimmung zur Nahrung des Menschen geschlachtet werden, von den in Pflicht stehenden Trichinc »schauern aus TrichiUkU ZU untersuche«. Auf diese Untersuchungen leiden die Bestimmungen der zunächst nur die Untersuchung der Schweine auf Trichinen regelnden revidirten Verordnung, Maßregeln zum Schutze gegen die Trichinen krankheit bei den Menschen betr., vom 10. März 1893 allenthalben sinngemäße Anwendung. Als Gebühr für die Untersuchung der Hunde rc. kommt jedoch den Trichinenschauern nur die Hälfte ber nach 8 9 vorgenannter Verordnung für die Untersuchung der Schweine re< von der Ortspolizeibehörde festzusetzenden Gebühr zu. Flöha, den 21. August 1901. Die Königliche Amtshauptmannschaft. I. V.: v. Wilucki, Bezirksassessor. nn, y« Auaust d. Js. vorübergehend abwesend sind. Dagegen sind nicht - n-n solcke Personen, welche am 23. August d. Js. sich nur vorübergehend al» L' n» "'Ich- w h"- l-'-» - Monat aufhalten, sind in jedem Falle mitzuzahlen. 3 Fu einem Haushalte gehören der Familienvater, dessen Ehefrau, die Kinder, Dienstboten, km L-»HM-- Md L-HM-„, M-m-i-q-- u. ( 4 . Es ist im Allgemeinen darauf zu achten, daß alle Einwohner der Stadt mitgezählt, aber auch nur einmal gezählt werdens m 5 Die Listen sind Freitag, deu 23. August d. IS., von dem Vorstande der Saushaltunu (Familienvater, Wittwe) oder doch unter dessen Verantwortung auszufüllen. Der Haushaltungsvorstand hat jevenfalls tue ^ste zu unterschreiben und übernimmt dadurch die Verantwortung für die Richtigkeit und Vollständigkeit. 6 Die Listen sind, ordnungsgemäß ausgefüllt, für die Abholung durch die Herren Zähler bereit zu halten Die Abholung wird Sonnabend und Sonntag, den 24. und 2S. August d. Js., erfolgen. 7 Die Herren, welche das Amt eines Zählers freiwillig übernommen haben, sind, solange sie dieses Amt ausüben, als Beamte der Stadt thätig. Ihren Anweisungen ist un- bedingt Folge zu leisten. 8 . Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden Bestimmungen werden mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder entsprechender Haft bestraft. Frankenberg, am 20. August 1901. De r S t ° d t r ° t h. Idr. Mettig, Brgrmstr. Spate Sühne. Roman von Adolf Streckfuß. («l. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Klara Müller folgte dem Krankentransporte über den verräu cherten Flur, der zugleich als Küche diente, durch eine ziemlich große, schmucklose, mit nur wenigen Möbeln ausgestattete und nur durch eine Anzahl an der Wand hängende Geweihe auSgeschmückte Stube in die Schlaskammer, die noch öder und trostloser aussah als die Wohnstube. Die einst weißgetünchten Wände hatten durch den wohl niemals abgescgten Staub eine schmutzig graue Farbe angenommen. Das ganze Meublement bestand aus einem aus rohem Holz gearbeiteten alten Kleiderschrank, einer alten, schlechten Kommode, auf der ein Waschbecken stand, zwei rohen Holzstühlen und dem ärmlichen harten, nur eine Strohmatratze, ein Kopfkissen und eine wollene Decke enthaltenden Bett, unter welchem ein gro ßer eiserner, mit einem Vorlegeschloß fest verschloffcner Kasten stand. Auf das Bett legten Wolfgang und Adalbert den Ver wundeten, der sich ihre Dienstleistungen schweigend ohne ein Wort des Dankes gefallen ließ; erst als er möglichst bequem lag, öffnete er den Mund, um brummig sich an Wolfgang wendend zu sagen: „Nun ist es gut, nun brauche ich keine Hilfe mehr. Schicken Sie zum Doktor, das ist alles, was ich noch verlange. Lasten Sic mich allein. Die vielen Menschen hier in der engen Kammer machen mich verrückt." Klara beugte sich über ihn: „Sie dürfen nicht ganz allein fein. Eje könnten irgend etwas brauchen, vielleicht einen kühlen Trunk Master?" sagte sie freundlich. „Wasser? Ein Schnaps wäre mir lieber." „Den dürfen Sie, bis der Doktor kommt, nicht erhalten; aber ein Schluck kühles Master wird Sie erfrischen. Emma, Du bist ja wohl hi« im Hause bekannt, hole doch vom Brunnen eine Flasche mit Master. Ich bleibe dann bei Ihnen, Herr Förster, um Ihnen »inen Trunk zu reichen, sobald Sie ihn brauchen." „Sic? Sie wollen bei dem alten Brummbär bleiben?" fragte Knöwe, Klara fast freundlich anschauend. „Nun ja, bleiben Sie, aber alle andern müssen fort, ich kann sie nicht vertragen, selbst die kleine Emma nicht." „Wir müssen ihm den Willen thun", erklärte Wolfgang. „Fräulein Müller mag bei ihm bleiben, wir aber wollen uns drau ßen vor dem Forsthause auf die Bank setzen und dort warten, bis Johann mit dem Doktor zurück ist. Komm, Vetter, lassen wir den Alten mit Fräulein Müller allein." Klara setzte sich, nachdem sie Knöwe einen Trunk gereicht, den er gierig verschluckte, an das offene Fenster ganz nahe an das Fußende des Bettes, sie schaute zum Fenster hinaus nach dem freien Platz vor dem Forsthause, auf welchem im Schatten einer mächtigen Eiche ein Tisch und zwei einfache Bretterbänke standen. Hier hatten der Freiherr Adalbert, Wolfgang, Willi und Emma sich niedergelassen, sie unterhielten sich lebhaft, indem Emma mit dem ihr eigenen Eifer Wolfgang die Erlebnisse des Morgens er zählte. Knöwe lag still, regungslos auf seinem Bett. Mit unver wandtem Blick schaute er Klara lange an, jede ihrer anmutigen Bewegungen verfolgte er mit aufmerksamen Augen. Wie schon sie war! Gleich einem Engel erschien sie ihm; selbst sein altes, jeder sanften Regung bares Herz beugte sich dem Zauber dieser Schönheit. Es erregte ihm ein eigenes Wohlgefühl, daß sie sich seiner so liebevoll angenommen hatte, daß er seinen schmerzenden Kopf während der Fahrt durch den Wald an ihrer Brust hatte ruhen lasten können. Sie war so herzensgut wie schön! Keinen Menschen auf der ganzen weiten Welt, die kleine Emma ausge nommen, hatte er lieb, alle waren ihm zuwider, allen mißtraute er; war er da nicht ein rechter Thor, daß sich in sein altes Herz plötzlich ein wärmeres Gefühl für dieses fremde Mädchen einschlich? Er lag lange Zeit regungslos, dann murmelte er kaum hör bar: „Mich dürstet!" Im nächsten Augenblick stand sie schon an seinem Bett und reichte ihm das Glas Master, mit sanfter Hand hob sie ihm leicht den Kopf, damit er bequem trinken konnte. Gierig trank er, dann legte er sich zurück. „Ich danke", sagte er leise. Seit langer Zeit, er wußte gar nicht wie lange, war ihm kein Dankcswort über die Lippen gekommen, jetzt sagte er es unwillkürlich, er wunderte sich selbst und noch mehr darüber, daß er das unwiderstehliche Bedürfnis fühlte, ein paar Worte mit ihr zu plaudern, obgleich ihm doch bei jedem Wort der Kopf weh that. „Wie heißen Sic eigentlich?" „Klara Müller." „Klara! Ein schöner Name, er paßt für Sie. Wollen Sie mir die Wahrheit sagen, wenn ich Sie etwas frage?" „Gewiß. Ich lüge nicht." „Wirklich? Ich meine, die Frauenzimmer lügen alle. Aber nein, Ihnen glaube ich. Wissen Sie, ich meine, der verfluchte Hund, der Upscn, hat mich doch schlimmer zugerichtct, als ich ur sprünglich dachte. ES hämmert und klopft mir da drinnen in dem alten Schädel so wild, als wolle er mir zerspringen. Glau ben Sie, aber sagen Sie mir die Wahrheit, daß cS mir ans Le ben geht?" „Nein, ich hoffe, daß Ihre Wunden schnell heilen werden, daß sie durchaus nicht gefährlich sind." „Wirklich? Nun, sollte mir lieb sein. Ich mache mir zwar nichts aus dem lumpigen Leben; es wäre mir gleich, ob ich heute oder morgen abschramme; aber dieses Mal möchte ich doch gern wieder auf die Beine kommen, um es dem Lumpenhund, der mich so zugerichtct hat, einzutränken. Aber hören Sie, Fräulein Klara, sagen Sic niemand, daß ich weiß, wer es gewesen ist. Oder haben Sic cs etwa schon gesagt?" „Nein, ich weiß cs ja so wenig wie Sie selbst und habe ebenso wenig wie Sic daS Recht, einen Verdacht auf einen viel leicht Unschuldigen zu werfen. Sie haben den Mörder nicht ge sehen und glauben nur —" „Bah, ich weiß, was ich weiß; aber mir ist cS schon recht,