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Erscheint wöchentlich drei Mal und -war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich i Mark 2v Ps. prirnuwsranäo. Inserate werden biS spätesten« Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens ctdettN und die Corpusspaltenzeile mit IO Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf, berechnet. Zwönitz unS Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz.^ Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. . tz- 121 Dienstag, den 17. Oktober 1882. 7. Jahrg. Bitte des Kirchenvorstandes! Die geehrten Bewohner der Parochie Zwönitz werden hierdurch ersucht, zu dem nächsten Sonntag stattfindenden Erntefest, an welchem Tage gleichzeitig die feierliche Einweisung des Herrn ?. Clauß in das hiesige Pfarramt stattfindet und derselbe seine An- trittspredigt halten wird, unsere Kirche durch Blumenschmuck verschönern zu helfen. Kränze, Guirlanden und Blumenstöcke werden nächsten Sonnabend Nachmittag in hiesiger Kirche entgegengenommen. Zwönitz, 16. October 1882. Der Kirchenvorstand allda. Tagesbericht. — Es verlohnt sich jetzt, einnial eine Stunde früher als ge wöhnlich aufzustehen. Wenn der Himmel nicht durch Wolken ver düstert ist, dann erscheint in der frühesten Morgenstunde der bereits angekündigte Komet mit so außerordentlich großem Schweif, wie nur höchst selten zu sehen ist. Lange bevor der Kern des merkwürdigen Weltenkörpers über den Horizont tritt, ist schon der Schweif sichtbar; die ersten Spuren des letzteren zeigen sich schon um 4 Uhr, der Kern kommt etwa um Vz5 zum Borschein und nun zeigt sich die ganze Erscheinung in seltener Schönheit. Der Kern hat die Helligkeit eines Sternes zweiter Größe und von ihm aus erstreckt sich ein leichtge krümmter, etwa 10 Grad (das sind ungefähr 20 Vollmondbreiten) - langer Schweif parallel dem Aequator nach Westen hin. Der Schweif ist wie gewöhnlich in der Nähe des Kernes schmal, je weiter davon entfernt, desto breiter; an seinem Ende beträgt die Breite etwas über einen Grad. Um 5 Uhr kommt der Komet ins Bereich der Morgen dämmerung, in welcher er V26 Uhr dem Auge entschwindet. — Das Neichsgesetz, betreffend die Bezeichnung des Naumge haltes der Gefäße, in welchen Flüssigkeiten zum Verkauf kommen, wird demnächst eine Ergänzung erfahren, die sich ans die Flaschen beziehen soll. Bekanntlich schließt das in Rede stehende Gesetz von ,seiner Wirkung die Flaschen, in denen Flüssigkeiten zum Verkauf .kommen, aus. Es haben sich aber bei vielfach vorkommenden Ver kauf von Flüssigkeiten in Flaschen, namentlich bei Getränken und bei Verkauf von Petroleum in Flaschen so viel Unzuträglichkeiten gezeigt, daß seitens der Polizei und anderen Verwaltungen der Wunsch zu erkennen gegeben worden ist, zn oben genanntem Gesetz eine Novelle .zu erlassen, welche auch die Flaschen einer Aichuug nach ihrem In halte unterwirft. Dem Reichstag soll, wie die „Nat.-Ztg." mittheilt, .'eine hierauf bezügliche Vorlage des Bundesrathes zugehen. , — In Chemnitz befuhr am vorletzten Sonntag zum ersten Mal ein zur Personenbeförderung bestimmter Straßendampswaaen eine Strecke Weges. Auf dem chaufsirten Boden der Zschopauer Straße legte er eine Entfernung von ungefähr einer halben Stunde bei mäßiger Steigung in 12 Minuten zurück. Er ist aus der Ma schinenbauanstalt von Hermann Michaelis hervorgegangen, die seit längerer Zeit schon einen größeren Straßendampfwagen für Güter transporte in Betrieb hat. Die Probefahrt, an der auch ein zier- ' licher niedriger Personendampfwagen der genannten Fabrik theilnahm, ging ohne jeglichen Zwischenfall ganz flott von statten. — Die durch den Klub der Landwirthe unter den Landwirthen der Umgebung von Chemnitz veranstaltete Sammlung von Saat- und Brodgetreide kür die durch das Unwetter des 30. Mai d. I. schwer geschädigten Berufsgenossen in Drebach, Venusberg und Gelenau hat ein erfreuliches Resultat ergeben. Es konnten zur Vertheilung an dortige Landwirthe abgegeben werden: an den landwirthschaft- lichen Verein Drebach ca. 55 Ctr. Roggen, an den landwirthschaft- lichen Verein Gelenan 53 Ctr. Roggen, an den landwirthschaftlichen Verein Venusberg 28 Ctr. Roggen, außerdem kleinere Posten Gerste und Hafer. — Freiberg, 10. October. Das Fleischer'sche Ehepaar in Hilbersdorf feierte am 8. October das fünfzigjährige Ehejubiläum. Es kann diese Feierlichkeit, da der Ehegatte ein penfionirter Schmelz hüttensteiger hiesiger Silberhüttenwerke ist, wohl zu den seltensten Vorkommnissen gezählt werden. Dem Jubilar ist es nicht anzumerken, daß er 44 Jahre lang in der mit Gift und Rauch geschwängerten Hüttenluft seine ihm obliegenden Dienste verrichtete. — Riesa. Wie streng es mit der Besteuerung des Tabakbaues genommen wird, ist daraus ersichtlich, daß die Steuerbehörde, welche Kenntniß davon erhalten hatte, daß ein Gartenbesitzer in einem an der Elbe in unserer Nähe liegendem Orte einige Tabaksstauden als Zierpflanzen in seinem Garten cultivirte, diesen einer Inspektion unterwarf, um festzustellen, ob von der Pflanze das steuerpflichtige Quantum erbaut werde. Der Eigenthümer fühlte sich dadurch der maßen verletzt, daß er die Pflanze sofort ausrottete. — Von der Landungsbrücke der Dampfboote unweit Tolkewitz bei Dresden sprangen am 11. d. Abends zwei Damen, ehe die We nigen, welche am gegenüberliegenden Ufer sie bemerkten, genauer be trachten konnten, in den Strom. Ein kurzes, weithin vernehmbares Hilsegeschrei und dann — war's stumm. Die Eine kam gar nicht mehr zum Vorschein, die Andere kämpfte lange mit den Wellen, ohns überhaupt bemerkt zu werden. Erst gegenüber der Landungsbrücke von Wachwitz wurden Leute auf den Vorgang aufmerksam, als sie wiederholt einen Kopf auftanchen und einen Damenhut auf dem Wasser schwimmen sahen. Schiffer eilten zur Hilfe, aber es war zu spät. — Das Großenhainer Blatt schreibt in einer seiner letzter» Nummern über eine neue Art Hüte: Eine höchst interessante Neuheit von großem Werthe aus dem Gebiete der Kopfbedeckungen wurde uns vorgezeigt, auf die wir auch die Aufmerksamkeit unserer Leser lenken wollen. Herr Hutmachermeister Moritz Schäfer, Meißner Gaffe hier, überreichte uns einen Hut, an dem vorn zwischen Filz- und Schweißfutter eine ganz regelrechte Ventilation, scheinbar aus lauter kleinen Röhrchen, in Wirklichkeit aber ans in Pliffefalten gelegtem Leder bestehend, angebracht ist, wodurch die angenehmste Temperatur unter der Kopfbedeckung hergestellt und das lästige Kopsschwitzen voll ständig vermieden wird. Außerdem ist an derselben Stelle eine förm liche galvanische Batterie en miniaturs angebracht, die an Kopf schmerz und Kopfgicht Leidenden als Linderungsmittel dienen resp. denselben Heilung bringen soll. Herr M. Schäfer wird Allen, die sich für diese Nenheit interessiren, einen derartigen Gesundheitshut zur Besichtigung überlassen. — In Großolbersdorf nahm am 7. d. der 18jährige Sohn des Kirchschullehrers K. dortselbst den seinem Vater gehörigen Hund auf das Kartoffelfeld hinaus, um letzteren an einen Handwagen zu spannen und sodann die Kartoffeln hereinzufahren. Auf dem Felde angekommen, überfällt der Hund in einem Wuthausbruch plötzlich seinen Begleiter und zerfleischt ihn derart, daß der arme junge Mensch jetzt hoffnungslos darnieder liegt. Der 12jährige Bruder des so arg Zugerichteten ist ebenfalls gebissen worden. Der Hund wurde sofort getödtet. — In Hoyerswerda ereignete sich ein schauriger Mord und Selbstmord. Am Dienstag Mittag gegen 12 Uhr hat daselbst im kleinen Gastzimmer des Gasthofes „zum Bär" der Ritterschaftsrath von der Marwitz, Besitzer des Eisenwerkes Bernsdorf, zuerst seinen früheren Eisenwerksdirector Schlegel und dann sich selbst mittelst Re volvers erschossen. Zwischen beiden Herren sollen Prozesse geschwebt haben, welche zu Ungunsten des Erstgenannten ausgefallen sind, indem derselbe zur Zahlung einer hohen Summe (inan spricht von 70,000