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SS wäre unbegreiflich, so sagt der „TempS" in seinem heutigen Leitartikel, das Pilotti etwa als blotzer Beobachter auftrete, wenn e» daran ankomme, präzise Texte auszuarbeiten, für die die beteilig ten Regierungen die volle Verantwortung übernehmen. DaS Blatt sieht nur zwei Möglichkeiten: Entweder halte sich Italien anch weiter zurück unter dem Vorwände, daß der Sicherheit», Pakt nur die Rheingrenze, nicht aber die Breunergrenze an« geht, »der es versteht sich z« einer aktive« Mitarbeit mit de« Westmächte«. In jedem Falle muß dt« Anwesenheit eines italienischen Delegierte« als untrügliche» Anzeichen dafür ge- wertet werden, daß Mussolini die Möglichkeit ergreift, mit Len anderen Alliierten an der Ausarbeitung des Garantie paktes teilznnehmen. Der Londoner „TempS"-Bertreter berichtet, die Nachricht von der Teilnahme Italien» an der Sachverständigenkonferenz habe in gewissen englischen Kreisen die Befürchtung auS-elüst, daß Italien auch die Sicherheit der Brennergrenze z«r Sprache bringe» würde. Viel beachtet wurde die gestrige Unterredung »ringen wiiroe. Viel beachtet wurde die gestrig« Unterredung des französischen Botschafters mit dem italienischen Gesandten. Der „Temps-Vertreter meldet in diesem Zusammenhang«, daß Italien bereit sei, «ine« Garantiepakt z« «aterzeichne«, wen« es seinerseits eine Garantie anf sein« Granen erhält, mtd zwar setzt man folgende Bedingungen »oranS: >Nts zur Tee zum Schutze »er gegensemge« I«t> essen beider Länder im Mittelmeere und i« nahe« Oste«. Diese letzter« Anregung scheine mehr aus italienischen alS aus englischen Quellen zu stammen. sT.-U.j Pakibesprechungen in Senf. Paris, 1. Sept. Der Genfer „TempS"-Korrespondent meldet, baß die Außenminister Frankreichs, Groß- brttannienS und Belgiens bereits heute abend die erste Unterredung über die Frage des Sicherheitspaktes haben. Weiterhin dürft« das gesamte Arbritsprvgramm der Bölker- bundsversammlung kurz besprochen werden, vor allem die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund. Briand ist heute nachmittag ö Uhr in Genf eingetroffen. Ehamberlain war bereits früh eingetroffen. LschNfcherln inkognito in Senf? Gens, 1. Sept. DaS „Journal de Genöve" verzeichnet eine Meldung aus Riga, wonach Tschitscherin inkognito den Arbeiten der Völkerbundsversammlung beiwohnen will. Das Programm des DMerburrdsrals. Genf, 1. Sept. Die morgen beginnende »8. Tagung be» VülkerbundSrateS wird unter dem Vorsitze von Briand er öffnet werden. Di« Hauptpunkte dieser Tagung betreffen den Bericht der Mossul-Kommission, den Bericht über die wirtschaftliche Untersuchung in Oesterreich, sowie die Ab- grenzung deSDanzigerHafensfür den polnischen Post- dtenst und schließlich außer Len üblichen Berichten der ver schiedenen Organisationen des Völkerbundes ein« Reihe von MtnderhettSfragentn Konstantinopel, in Westihrazien, in Litauen und in Transsilvanien. Ministerpräsident Painlevs trifft am Freitag vormittag in Genf ein. Er übernimmt an diesem Tage für die Dauer seine» etwa achttägigen Aufenthalts an Stelle Briands die Leitung der französischen Delegatton und den Vorsitz im BülkerbunbSrat. Als Borsttzender des Rat» wird er am näch sten Montag auch die «. VölkerbundS-versammlung mit einer Ansprache eröffnen, von der man jedoch in Bölkerbundskreisen keine Ueberraschunge« erwartet. Französische Sachlieserungen an Amerika? kEigner DraHtbertcht d«r „Dresdner Nachrichtens Paris, 1. Gept. „Information" bespricht heute daS Problem von Sachlieserungen, wie e» sich im Zusammenhänge mit de» französisch-englischen und den sranzöstsch-amerikani- sch«» Gchuldewverhandlungen darstellt, und kommt zu der Schlußfolgerung, »atz eine denisch-franzöfifche ArbeitSgemei«. schaff für die wirtschaftliche vefreinng des Kontinents mvg» ltch wäre, wen« England nnd UN»«rika an Zahlnngs Statt für et»«» Teil der französische« Schulde» französische Natnral- llesernnge» anne Industrieblatt wi Erwägung ziehe. Naturallieferungen nicht in Zahlung nehmen sollte, werbe man lieber die DaweS-Ännuitäten an eine Organisation ver kaufen, alS durch die Einfuhr deutscher Waren den französischen ArbettSmarkt schädigen zu lassen, und den Ruin de» Franken durch Abzahlung oer französischen Schulden in Gold herbct- zuführen. Dis letzte Jahresrate der deutschen Reichsbahn. Berlin, 1. Sept. Der Generalagent für Reparations zahlung teilt mit, daß die Retchsbahngesellschaft heute SO Millionen Mark als Restsumme der Jahresleistung für 1925 in Höhe von einer Milliarde gezahlt hat. sT.°U.) Washingt, - nung Sfti Millionen für das Konto der von der gemischten Kommission bewilligten Ersatzansprüche zurückerhalten. Dr. klkener über Weltwirtschaft und Lustschisfatrt. Eia Vortrag in Leipzig. Leipzig, 1. Sept. Anläßlich -er diesjährigen Herbst, messe war an Dr. Eckener von der Stadt Leipzig, von der Handelskammer und vom Messeamt Leipzig die Einladung ergangen, über seine Pläne persönlich zu berichten. Der Amerika-Flieger wurde von der zahlreichen Zuschauermenge vor dem Lichtspielhaus Astoria stürmisch begrüßt, ebenso im Festsaale durch die stark besuchte Versammlung, Dr. Eckener sprach über Las Thema: .Weltwirtschaft un» Luft schiff« hrt", das durch den Aufruf zur Zeppelin-Spende be- sondere Bedeutung erlangt hat. Er führte u. a. aus, «S sei ihm nicht leicht geworden, mit seinem Appell vor die Oeffentlichkeit zu treten. Trotz verschiedener Widerstände habe er sich aber doch zu seinem Schritte entschlossen, weil man einmal in KriedrichShafe« am Ende der finanzielle« Mittel sei, und weil weiter der fehlende Reichtum ersetzt werden müsse durch einen besonders starken und ausgeprägten Willen, die geistigen und technischen Kräfte, durch dl« man allein wieder hochkvmmen könne, zu erhalten. Gerade in dieser Zeit habe das geplante Werk eine besondere Bedentnng. da es der Welt erneut beweisen könne, mit welch unerschütterlicher Energie daS deutsche Volk an einem einmal gesteckten Ziele fefthalte. Ferner gelte es, die Eignung b«S Luftschiffes für den großen Ueberseeverkehr darzutun. Dr. Eckener nahm dann Gelegenheit, eine Reihe von Fragen, die im Zusammenhang« mit dem Bau «ine» neuen Luftschiffes an ihn gerichtet wurden, zu klären. Auf die Frage, was mit dem eingehenden Kapital geschehe« soll, wen« die Botschafterkonferenz de« Ban eines Polarlnstschiffes «nter. sage, erwiderte Dr. Eckener, der Aufruf besage ausdrücklich, daß das Geld für die Erhaltung des Zeppelin-WerkeS ver wendet werden soll. Für de« Fall, daß die Botschafterkonferenz den Ban nicht gestatte, woran er nicht glaub«, könne man daS Geld zur Erhaltung der Zeppelin-Werke und ihrer geistigen Kräfte »erwende«, um ,« «ine« geeignetere« Zeitpnnkt die Aktion erneut in die Wege,« leite«. Auf die Frage, wie er zu Amunbsen stehe, erwidert« ewutzt. Erst später habe er davon gelesen. Sr lehne eS heute ür sein« Person ab, mit ihm -usammenzuarbetten. Im all- gemeinen erscheine e» ihm aber notwendig, die Verhetzungen be- Krieges zu vergessen. Im »weiten Teile seiner Ausführungen erörtert« Dr. Eckener die Problem«, die der kommende Weltluftsckiffverkehr zu lösen habe und di« vor allem die Frage der LandungSmög- lichkeiten und der Rentabilität umfaßten. An Sand von Kal- kulattonrn anläßlich seiner Verhandlungen mit der spanischen und argentinischen Regierung wies er die Rentabilität d-S B-rke-rSlnftschisseS' erschöpfend nach. Danach sichert die BerkehrSlnftlinie Spanien—Argentinien bei geringster AnSnntznaa der Schiffe dnrch Passagiere sbei Zngrnndelegnng von etwa zwei Drittel der Leistungsfähigkeit) eine Einnahme von M Mill. Mark im Jahr, denen Anögabe« in Höhe von 17 Mill. Mark aegenüber. stehe». Dann behandelte Dr. Eckener die Frage der Eignung der Luftschiffe für wissenschaftliche Zwecke: die Erforschung de» Nordpols durch Flugzeug« sei «in Ding der Unmöglich- kett, un» die letzte Expedition unter Amundsen könne von Glück sagen. Laß nach der Landung ein Aufstieg überhaupt möglich war. Dagegen habe da» Luftschiff für Landver- Messungen, Ttefseelotungen die allerbest! Eignung. Dr. EckenerS Ausführungen gipfelten In der Feststellung, daß es gerade für das dentsche Volk größte vaterländische Tat sei« müsse. daS Werk z« unterstütze«, «m die aeifttae« Kräfte des Volkes zu erhalte« nnd nicht verkümmern z« lasse«. Gerade in Anbetracht der Verlust« an geistigen Produkten in den letzten Jahren sei e» doppelt notwendig, an dem Zeppeltn- werk festzuhalten. Der Redner schloß: ES ist eine Frage allererster Beden» tnna kür Deutschland, mit eine« deutsche« Schisse «nb einer dentsche« Mannschaft da» heißnmftrittene Polarproblem lösen ,n könne«. Die moralische« Eroberungen, bie «ft einer solche, F->irt gemacht «erbe« könne«, find nicht »« «nterkchätze«. Mit de« Name« Zeppelin perbinbet da» dentsche Volk seit dem Tage von Echterdinge« gewisse SefüblSmomente. Ich habe bie Ueberzengnng. baß bn» »entsche Volk in dieser Frage nicht »ersaae« wird. Die Robe wurde mit stürmischst» Beifall ausgenommen. ' ! fand die E Mit»«« Dentschland-Vted« Veranstaltung ihr Ende. Die sächsischen rs l» Erwartung des Leidelberger Urleils. Für die augenblicklich« politische Lage in Sachse«, soweit sie durch die Entwicklung in der Sozialdemokratie bedingt wird, ist die Tatsache bezeichnend. Laß der sächsische so-taldemi». kratisch« Parteitag, der eigentlich im September stattftnden sollte, bis nach der Heidelberger Tagung verschoben worben ist. Das bedeutet nichts anderes, alS daß man eS aufgegebe« hat, den häuslichen sächsischen Streit au» etgener Kraft zu schlichten, und -atz man -te oberste Zentralstelle der Partei im Reiche allein noch alS zuständige Instanz betrachtet, die Autorität genug besitzt, um den hartnäckigen Zwist beiznlege», dessen eigentlich« tiefere Ursache in dem Gegensatz zwischen Radikalen nnd Gemäßigten zu suche» ist. Die Meinungsver schiedenheit über die Beteiligung von Goztalbemokraten an der jetzigen sächsischen Regierungökoalition ist dagegen nur als äußerer Anlaß für die akut« Zuspitzung der Krise ,« b«. werten. Dt« MehrhettSsoztaltste» haben auf diese Weise -te Quittung dafür erhalte«, daß sie ISIS trotz de« blnttge» Eretg- ntffen in Dresden, Leipzig und Chemnitz de« Unabhängige« nachzulanfen begannen und bte Wiedervereinigung mit diesen betrieben. Sobald bte Radikalen Unterschlupf gefunden hatte«, spielten sofort „die jungen Re-akteure und Lehret", wie sie der Parteivorstand einmal genannt hat, die erste Geige und drängte« dt« alten Führer in de« Hintergrund. De» Hebel dazu gab die KoaltttonSfrage, bte zu einem erbitterten Krieg« der Radikalen gegen bie Gemäßigten führt«. Die 28 lehnte« den von der KrakttonSmtnberhett in Uebereinsttmmung mit der Mehrheit der LandeSorganisattonen geforderten ««»tritt aus der Koalition und dt« Auflösung -eS Landtages ab, mit der Begründung, „baß sie sich nicht ,« willenlosen Werkzeugen bestimmter persönlicher Interessen herabwürdigen lasse« wollten". Die radikalen BeztrkSorganisattone» schloffen nun mehr eigenmächtig dt« 28 iw» der Partei aus. Im schied-, gerichtlichen Verfahre» wurde» sie aber rehabilitiert, zunächst allerdings nur teilweise, da verschiedene Schiedssprüche «och auSstehen. Im ersten Stadium de» Konflikte» trat der Ber- liner Partetvorstand ganz auf bie Seite ber 28, als ihn -er radikale Wind aber zu stark anblieS, fiel er um und trat eben- falls für die Landtagsauflösung ein. Die 28 gehorchten aber auch dem Berliner UkaS nicht, und über diesen „Disziplin, bruch" soll nun auf dem Heidelberger Parteitage ein „hochnot peinliches HalSgericht" abgehalten werde«. Man munkelt, baß bte Radikalen „Gnade für Recht" er. gehen lgffen wollen, wenn die 28 wenigsten» nachträglich »och etnlenken und sich einem erneuten Beschluß auf sofortige Land. tagSauflösung ohne wettere» Sträube» füge«. Ein« gewtffe Unterstützung findet dieses Gerücht dadurch daß der besonder» radikale Leipziger BezirkSverband ln seinem zur Vach« an den Heidelberger Parteitag gestellte« Antrag« nicht Le» Ans- schluß der 23 verlangt, sondern nach Sufzählung der von ihnen begangenen „Straftaten" sich diplomatisch auf die Forderung beschränkt, ber Parteitag soll« „den Streit entscheiden": LaS sei sein« Pflicht. Ei» weitere» Kennzeichen dafür, daß die Stimmung in radikale« Kreise« nicht mehr ganz so geschwollen und ktkertktmäßig ist wie im Anfang, bildet der vorsichtig zurückhaltende Ton, den da» Dresdner Parteiorgan bei der Beurteilung der von den Radikalen wegen angeblicher Partei- lichkeit heftig angegriffenen Schiedsgerichtsverfahren an- schlägt. Man kann freilich znrzeit noch nicht übersehe«, ob da- Abflauen tm Gtärkegrade be» RadtkaltSmu» sich nur auf Sachsen bezieht oder ob e» eine allgemeine Erscheinung dar. stellt. Die Anträge, -te an- BreSla« «nb Frankfurt a. M. zur Unterstützung -es Standpunktes der sächsischen Radikalen vorltegen, sind stark gepfeffert und verraten die unverkenw. bare Neigung, Len alten Parteiführern auf ber ganzen Linie den Stuhl vor die Tür zu setzen. Ein anberer Antrag diese» Schlages liest den Führern die Leviten, weil sie „den national« bürgerlichen Rummel -er rhetntsche« Iahrtausendfeier" mit gemacht hätten, anstatt „die Ideen de- Sozialismus ,« pro- pagieren". In dem bereit» erwähnten Frankfurter Antrag« wird ohne Umschweife erklärt, „bte Mehrheit der bisherigen Vorstandsmitglieder besäße keine Fühlung mehr mit den -rbeitermaffen". AuStoben wirb sich also ber Radikalismus in seiner widerwärtigen, jede» nationale Empfinden verleug. «enden Art t« Heidelberg wohl, aber ob er die Gemäßigten völlig schachmatt zu setzen vermag, steht doch auf einem anderen Blatte. Die Frag« ist nun, wie sich bte 28 verhalten werden, wenn ihnen die goldene Rückzugsbrücke eine» Kompromisse- gebaut wird, da» die Forderung der sofortigen Herbeiführung der Landtagsauflösung enthält. Ohne diese Forderung würde der RadtkaltSmu» eine eklatante Niederlage erleiden, und damit dürfte ernstlich kaum zu rechnen sein. Die Gemäßigten fühlen sich Loch nicht stark genug, um anf jedwede» Zugeständnis nach link» verzichten zu könne«. Kommt e» so, und dafür spricht die höchste Wahrscheinlichkeit, dann wäre dt« «nflösnug nur zu vermeide», wen» die 28 abermals di« HeereSfolge ver- weigerten. Ob sie da» riskiere» werde«, »letdt abzmvarten.