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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. V 278. Erscheint mit Ausnahme der Soun« und Festtag« täglich Abrad« »ad ist darch aN« Postaastaltea za btjirhea. Freitag, den 30. November. Preis für da« Vierteljahr Thaler. Jasertion«-Gebühren für dea Raum einer gespaltenen Zeil« 1 Rrngrosche». 18SL Amtlicher Lheil. Bekanntmachung'), die StaatSschuldeneffecten Zahlung und CaffenbilletS- Auswechslung rn Leipzig betr. In Folge eingetretener Geschäft«- Veränderung Ist be- schloffen »erden, di« auf weitere« 1) die Auszahlung der fälligen Staatsschulden- Capital« und Zinsen zu Leipzig von und mit dem 15. Dezember dies,« Jahr,« an, nicht mehr wie bisher bei der Be- zirkSsteuereinnahm,, sondern bei dem Hauptsteurramte daselbst und 8) die bisher in der Pleißenburg staltgefunden, Auswechs lung König!. Sächs. Cassendillet« von dem nämlichen Zeitpunkt an ebenfalls in dem HauptsteuerannS» Ge bäude zu Leipzig bewirken zu lassen. E« wird daher Solch,« zu Jedermann« Nachachtung hiermit bekannt gemacht. Dresden, am 8. November 1855. Finanz-Ministerium. Behr. Geuder. *) Im übrige» ist die vorstehende Bekanntmachung gemä- z. 2l de« prebgesehr« vom 14. März I8L1 in den daselbst bezeichneten Zeitschriften abzudruckm. Nichtamtlicher LHeil. Nederstcht. TageSgefchichte. Telegraphische Nachrichten au« Berlin. — Dresden: Da« Befinden Ihrer König!. Hoheit der Prinzessin Amalie. — Di» neuesten Betriebs übersichten der Eisenbahnen. — Wien: Die Berän- i Gerungen im C»mmando der Genietruppen. Di» Ange legenheit de« verhafteten türkisch-englischen Obersten. Graf Esterhazy'« Abreise nach Gt. Petersburg bevorstehend. Tagesbericht. Di» Gopcevich'sche Getreideerpedition ge schottert. — Bartl»; Zur Lanbtagseröffnung. Di» Ab- vsss» des Prinzen von Preußen. Director Kreh bestätigt. Berichtigung. — Weimar: Ankunft des Prtuzen von Preußen. Ein Raubmord. — Koburg und Au« Thü ringen: Noch immer die Werrabahn. — Part«: Der König von Sardinien. Admiral Bruat an der Cholera gestorben. Au«st,llung«angel,genh,it»n. Die Berichtigung d»S Moniteur« bezüglich seiner Mittheilungen au« Athen. Französische Truppen au« dem Orient zurückgekehrt. — Messina: Verheerungen durch Unwetter. — London: Ansichten der „Preß" bezüglich der KriegSfrage. Vis count Canning abgereist. Die Mission CanrobertS al« eine nichtpolitische bezeichnet. Personalien. Zum Em pfange de« König« von Sardinien.— Au« derKrim: Nachrichten di« zum 18. November. Kaiserlich,« Rescript an den Fürsten Gortschakoff. Tagesbefehl an die Krim armee. Au« Stbastopol. — Konstantinopel: Tele graphische Mittheilungen au« der neuesten Post.— New- Vork: Vorschläge zur Ausgleichung der Differenz mit England. Local- und Prvvinzialangelegenheiten. Leipzig: Das Resultat der Etadtverorbnetenwahlen. — Freiberg: Die Würschnitz » Kirchberger Kohlenangelegenheit- — Chemnitz: Errichtung eine« Leihhauses. — Meißen: i Einer Frau Vitriol in« Gesicht gegossen. Frutüe ton. Inserate. TageSkaleuder. Börsennachrichten. Tage-geschichte. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 2S November, Mittags L2 Uhr Soeben hat die Eröffnung der beiden Häuser deS Landtags durch Se Majestät den König statt gefunden. Die Thronrede verheißt Gesetzesvorlage« für daS ländliche Gemeinde- und Polizeiwesen der östlichen Provinzen und zur Regelung der Gemeinde- ordnungen der westlichen Provinzen, sowie zur Ver- besserung der kreis- und provinzialständischen Ein richtungen. Der Kampf zwischen mchrern Mächten Europas sei zum aufrichtigen Bedauern noch unbe endigt, indeß sei auch heute noch Preußen eine Friedens stätte. „Ich hoffe — sprach Se. Majestät — daß es so bleiben und es mir gelingen werde, die Ehre und Machtstellung Preußens z» wahren, ohne dem Lande schwere Kriegsopfer aufznlegeu. Ich bin stolz, daß kein Volk kampfbereiter, opferfreudiger als das meinige ist, wenn wirkliche Gefahr für unsere Ehren. In teressen droht. Mir legt dieses zuversichtliche Bewußt sein die Pflicht auf, unter treuer Festhaltung abge gebener Erklärungen keine Verbindlichkeiten einzu geben, deren politische und militärische Tragweite nicht zu übersehen ist. In der Stellung, welche Preußen, Oesterreich und der Deutsche Bund infolge überein- stimmender Beschlüsse eingenommen, liegt eine starke Bürgschaft für die fernere Wahrung jener unabhängigen Haltung, welche ebenso mit aufrichtige« Wohlwollen und unparteiischer Würdigung der Verhältnisse nach allen Seiten hi« verträglich, als für Anbahnung eines gerechten, dauerhafte» Friedens förderlich ist." Dresden, 29. November. Nach dem gestern in Leip zig veröffentlichten Bulletin hat Hhre König!. Hoheit die Prinzessin Amalie am 27. d. M. da« bisherige Kranken zimmer auf einige Stunden verlassen und sich mehr Be wegung al« bisher gemacht. De^ Schlaf war dir letzte Nacht mehrere Stunden uuterbrochbn, di, übrige Zeit aber von der Art, daß Ihre König!. Hoheit am Morgen de« 28. gestärkt da« Bet» verließ. Da« Gesicht de« rechten Auge« war gut und ausdauernd, der Zustand de« linken gegen den vorigen Tag wieder besser und die Körperkräfte haben beträchtlich zugenommen. — Der Betrieb der königl. sächsischen Sta at«eisen- bahnen im abgrlaufenen Monat Oclober hat laut der in Nr. 276 unser« Blatte« abgedruckten amtlichen Uebersicht eine Bruttoeinnahme von 255,622 Tklr. (mit Hinweg lassung der Bruchtheile, wie auch in folgenden Ziffern) ge liefert, welche allerdings — «S ist di»S eine ganz unge wöhnliche Erscheinung — hinter derjenigen deS vorjährigen Monats Oktober um 7248 Thlr. zurückbleibt. Dieser Aus fall kommt auf Rechnung der beiden Linien DreSden-Görlitz und Chemnih-Riesa, von denen die erstere (auf welcher seit dem 24. jene« Monat« die seit dem 1. Januar 1855 durch den Einsturz der Löbauer Brücke eingetrekene Betriebsstörung wieder beseitigt war) einen Minderertraq von 4184 Tklr. und die zweite sogar »inen solchen von 5728 Thlr. aufweist, während dir Linie Dresden - Bodenbach einen Mehrertrag von 1161 Thlr. und Leipzig-Zwickau-Hof einen solchen von 1467 Thlr. geliefert hat. Genannte Minder- wie Mehrbeträge fallen zu großen oder größtem Tkeil, auf das Fallen oder Steigen de« Güterverkehrs, der Mehrertrag von DreSden-Bodenbach aber vollständig, indem bei ihr der Mehrertrag de« letzter» noch überdies einen Aulfall im Erträgnisse de« Personen verkehr« zu decken hatte. Die Zahl der beförderten Per sonen ist im Allgemeinen gesunken um 1868 auf 167,040, eine Zunahme an Personen hat nur Leipzig - Zwickau - Hof erfahren; der Güterverkehr hat sich im Allgemeinen um ein Gering,« (12,740 Clr.), auf 1,594 970 Ctr. gehoben, waS lediglich durch die nicht unerhebliche Steigerung bei Leipzig-Zwickau.Hof und Dre-den - Bodenbach möglich ge worden ist, da der Güterverkehr der beiden andern Linien einen Ausfall zeigt. Das Gesammterträgniß der ersten 10 Monate dieses Jahre« beläuft sich auf 2,382.019 Thlr. 26 Ngr. und übersteigt daher da« der ersten 10 Monate de« Jahre« 1854 um 141,087 Thlr. 23 Ngr- 2 Pf. — Auch die Leipzig-Dr,Sdner Bahn hat heut, ihr« Be- triebSübersicht für den Mouat Oktober veröffentlicht. (Vgl. den Inserat,ntheil d. Bl.) Die diesjährige Einnahme der selben beträgt bi« mit Schluß de« Oktober« 1,300,075 Thlr., wa« im Vergleiche zu dem Jahre 1854 ein ?luz von 109,875 Thlr. erqiebr, wozu der Monat Oktober einen Zu wach« von etwa 165 Thlr. geliefert hat. Wien, 27. November. Unsre neu organisirten Genietruppen haben nun auch einen neuen obersten Chef erhalten. Se. k. k. Hoheit der Erzherzog Leopold, Sohn de« Erzherzog« Rainer (geb. 1823), k. k. Kelomarschallleut- nant, ist (wi, bereit« gemeldet) zum Generalgeniedirector ernannt worden, und gleichzeitig hat der bisherige Direktor der Genie-Akademie zu Klosterbruck, Feldmarschallleutnant v. Trattnern, die Berufung zum SectionSchef bei der Ge- neralqeniedirertion erhallen. Der Feldmarschallleutnant Baur v. Evsseneck ist auf sein Ansuchen in den Ruhestand ver setzt und mit dem Orden der eisernen Krone erster Klasse ausgezeichnet »orden. — Nach Briefen von der untern Donau war daselbst da« Gerücht verbreitet, daß der in Bukarest zur Haft gebrachte Fahnenflüchtling und Hockver- räther Stephan Türr auf englische Reklamationen hin auf freien Fuß gesetzt worden und wieder al« Oberst in da« anglo-türkische Armeecorp« treten würde. Diesen Aus streuungen kann jedoch auf da« Verläßlichste widersprochen werden, indem vielmehr die kategorische Weigerung de« Feldmarschallleutnant« Grafit Coronini, einen nach dem allgemeinen Stnatsrecht« «nb den'Hestestbnden' pvfftiven Ver trägen mit der Türkei den k. k. Gerichten verfallenen Ver brecher auSzuliefern, hier vollkommene Gutheißung erhalten hat — Unser auf Urlaub hier befindlicher Gesandter in St. Petersburg, Graf Esterhazy, bereitet sich zur alsbaldigen Abreise auf seinen Posten vor. Die Bedeutendheit der diplo matischen Stellung desselben unter den gegenwärtigen Ver hältnissen leuchtet ein, und er hakt, in letzterer Zeit nicht nur zahlreiche Besprechungen mit dem Minister de« Aeußern, Grafen Buol, sondern wurde von Sr. Maj. dem Kaiser in der vorigen Woche in einer wiederholten Audienz em pfangen und zur kaiserl. Tafel gezogen. Oesterreich wird inzwischen bezüglich der orientalischen Sache, wenn nicht besondere Ereignisse eintreten sollten, in seiner seither ein genommenen politisch-militärischen Stellung verharren. T8irn, 27. November. (W. Bl.) Dir Gerücht, in Be treff der bevorstehenden Reorganisirung deS Reich-ralhs in der Weise de« früher» StaatSrath« erhalten sich fortwährend. Die dieSfällige allerhöchste Resolution soll bereit« erflossen sein. — Der im kais. russischen Hauptquartier gewesene kais. russische LegationSsecretär und General Graf v. Stacke!« berg wird in einigen Tagen wieder in Wien eintreffen. — Dem Vernehmen nach ist die Ernennung deS Geschäfts träger« der nordamerikanischen VrreinSstaaten am hiesigen Hofe, Herrn Henry Jackson, zum bevollmächtigten Minister und Gesandten bereit« erfolgt. — Der Banu« von Croalien, AuS Spanien. Von /. Mr Sackländer. Ein.Theaterabend in Barcelona. * (Schluß au« Nr. 277.) Bei dem Tanze athmet jede- Paar Lust und Freude, e« scheint nicht« Gelernte«, man glaubt, Tänzer und Tänzerinnen seien entzückt, tanzen zu dürfen. Die Augen blitzen, die Wangen glühen und zwischen den geöffneten frischen Lippen hervor schimmern die herrlichsten Zähne; dazu glänzen die bunten Farben der Eostume in Sammt, Atla« und Seide, bedeckt mit Gold- und Silberstickereien, wahrhaft blendend durcheinander, und obgleich die Musik immer toller wird, scheint der Tact doch noch zu lang sam zu sein für die beständig vorwärt« strebenden Bewegungen der wilden und ausgelassenen Tänzerinnen. Jetzt schwingen sie sich in unbeschreiblichen Gruppen durcheinander, jetzt öffnen sie einen Platz zwischen sich und während sie einige Sekunden au«- ruhen, tanzt «ine Eolotänzerin. Doch da da« Publicum bei ihrem Anblicke so ruhig bleibt, so bemerken wir gleich, daß e« nicht Seflora Minuten«, der diesjährige Liebling der Bar- rrkoneser, ist. Endlich erscheint aber auch diese im Hintergrund» der Bühne ünd da« Publikum klatscht Ihr wüthenden Beifall entgegen. Die Tänzerin ist rin ganz junge« Mädchen, vielleicht noch nicht acht zehn, aber wir ruhig steht sie da bei dem Beifallsturmr, der sie begrüßt? Hie wiegt ihr Köpfchen hin und her, sie umfaßt ihre schlanke Taille mit den Händen, biegt sich recht« und link« durch, die Musik beginnt wieder, und sie kommt nun langsam vor- Feuilleton. geschritten, scheinbar ohne alle Prätention, aber kokett zum Davonlaufen. Bei jedem Schritte, den sie macht, hebt sie ihren Fuß wagerecht in die Höhe und lächelt dabei ganz unbefangen. So schreitet sie vor bi« zu den Lampen, und als nun ein neuer Spektakel loSbricht, bleibt sie ruhig stehen und laßt die großen glänzenden Augen wie verwundert durch da« Hau« hinlaufen. Da« dauert aber nur eine Sekunde, dann senkt sie neckisch ihren Kopf, al« wollte sie sagen: „Ah! Ihr habt mich doch nur zum Besten!" wendet sich um und flieht nach dem Hintergründe zurück, gefolgt von Blumensträußen und Kränzen und dem all- gemeinen Rufe, noch einmal vorzukommen. Da« thut sie denn auch lachend, wie vorher, und al« sie wieder vorn steht und aber- mal« in da« Hau« schaut, hebt sie leicht ihr Röckchen auf, einen Schooß bildend, der auch in der nächsten Sekunde mit Blumen angefüllt ist. Jetzt endlich beginnt fie ihren Tanz, reizend, wie ich nie etwas gesehen, und unmöglich zu beschreiben. Sie tanzte die „Madrileka", und ein liebenswürdigere«, kokettere« Aufheben ihre« Tanzröckchen«, wobei sie ihre Wade zeigte, ein naiver,« Er- schrecken über die WeSpe, welche in ihre Unterkleider geschlüpft ist und die fie erst nach langem Schütteln herau«brachte, und dann so keck mit der Spitze de« kleinen Fuße- auf die Stelle hin sprang und da« schädliche Insekt, welche« aber begreiflicherweise nicht eristirte, zu vernichten, konnte man nicht sehen. Leider war ihr Tanz bald zu Ende und nach ihrem Auftreten erschienen die schönen und blühenden Ehortänzerinnen malt und farblos. Und noch ehe der Vorhang fiel, erhob sich schon ein großer Theil de« Publikum«, um nach Hause zu gehen. E« ist rnva« Eigenlhümliche« um diese spanifchrn Tänze; man kann, wa« die Ballet« de« übrigen Europa« anbelangt, vollkommen blastrl sein, die glänzenden Ballet« von Pari«, Mailand und Berlin bieten einem nicht« Neue« mehr; man gähnt bei den herrlichsten Dekorationen, man gähnt bei den verschlungensten Touren und ist nicht unzufrieden, wenn der Vorhang fällt, hütet sich aber vor allen Dingen, zweimal denselben Tanz zu sehen. Hier aber erblickt man gern jeden Tag Dasselbe; bezaubert von dieser Frische und Natürlichkeit, ist man wieder Anfänger ge- worden, man kann e« nicht erwarten, bi« sich der Vorhang er- hebt, und bedauert e« unendlich, wenn die neidische Gardine un« so bald wieder von dem lustigen, tollen Volke da oben trennt. Dresden. Die im „Hotel de Pologne" aufgestellten Harz. Panoramen, deren Besichtigung in diesen Blättern auch bereit« von den Herren Hofrath vr. Reichenbach und Prof, vr. Geinitz dem Publicum auf« Wärmste empfohlen worden sind, werden, wie wir vernehmen, nur bi« nächsten Montag (3. December) hier zu sehen sein. Wir wollen nicht unterlassen, hierauf noch besond«r« aufmerksam zu machen, da dies, Ansichten nicht nur allen Freunden der Natur, sondern durch ihr, meister- hafte Ausführung zugleich auch den Freunden der Kunst in der That einen hohen Genuß gewähren. KllNst. Schwind ist mit seinen Lollegen von der Aka- demie, Wiedemann und Folz, schon vor acht Tagen wieder au« Pari« in München angelangt. Schwind, dessen Bilder in Stoff und Behandlung auf so herrliche Weise in ihm den echt deutsch nationalen Künstler erkennen lassen, gedenkt wieder zwei Vor-