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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.03.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120307029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912030702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912030702
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-03
- Tag 1912-03-07
-
Monat
1912-03
-
Jahr
1912
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Bezug» Vrei» M und vor»»«« durch rmsn« Iräier und Sordilrur« «mal täglich U>» Sau» gebracht: Al PI. monatig L7. ML »i«n«Ilahrl. Bet unirrn Alltalcn u. An- iLtzmeftellen ada holt: 7V VI. monuU- LL Mt. olkrteljähll. Lurch »I« Pu«: innerhalb Deullchland» und der deutschen chalanien viertel,ahrt. S.M Ml., inonaü. I^b glU. ou»ichl. Poitdellellaeld. Ferner in Lelgirn, Danemart, den ranauitaaten, Ltaiien, Lujemduka, Riederlande, -tor» wegen, c^eiterreich» Ungarn, hiuhlon». kchioedrn, Lchwetj u. Epanien. In allri» itbrrgen Ctaalen nur direkt durch di« lbeichaitssreU« de» Blatte» erhältlich. Da» Leipziger lagevlatt ericheinl -inat lägltch, Sonn» u. Feiertag, nur morgen». Adonnemenlr.Lnnahme: I«ha»»i»,,ji» S, Lei unieren Irogern. Ftlialen. Spedtteure» «t« lllnnahmeiieUen. ,owi« Pouämrern und Brteilrugern. Einzeloerlausrpret» 10 Vk. Abend-Ausgabe np.MrTlWblalt s"bar l«nchi«»ichl»v . -u ... l "M Lrl..^uschl ^I<K23 LAandelszeitung. Etl.-Anschl ^I4W3 Amlsvsall des Nates und des Nofi^eiarriles der Ltadt LeipM. Anzeigen Prei» filr Inserat« au» Lelpztg und Ums«b,«g di« llpaltige Petit,etle ÄPs-»teXeNam«, zell« > Mk' oon auswärt» 3ll vt„ Reklamen j^ll Al.' Inierat« von Behörden im amt lichen Teil di« Petitzeil» S» Vi kv«lchafl»an,«»gen mit Plagvorlchrift«, im Pttti, erhöht Rabatt nach laris. Berlage,«bahr Eelainw auslag« L Ml. p lautend »rkl. PoltgediihL leildeilag« Hoher. Fefterteilt« Luitraa« können nibt znriich» gezagen werden Für da, Erscheinen a» venimmten lagen und Plänen wird kein» Garantie übernommen. Ln,eigen»Lnnahmel 2»h,»,i,,,h« gh bei «amtlichen Filialen u. aUen Lnnoncen» Erpeditionea de» 2n- und Lu»lande». Truck an» Verl«, »«» Fische» ch Lürst«, Jntzader: Paul »irftt«. Redaktien in» Geschöst»st«L»i 2ohanni»gai>« L pa,»t > Fillai» Le«»d«n: Lee,trag« 4, t (Telephon «8?1T Nr. 122. Donnerst!,!), gen 7. Man lSl?. ISS. Zshrssng. Dir vorliegende AnSgade umlasit 10 §e"rn Oss Dilhtisste. * Der Bezirksausschuß der Amtshauptmann- schäft Leipzig hat heute die Eingemeindung von Leutzsch und Schönefeld nach Leipzig ab gelehnt. (S. bes. Art.) * Die geplante EinigungSlonferenz zur Beilegung der Differenzen im Schnei de r g e iv e r b e ist nicht zustande gekommen. (S. .Dtsch. R.) I * Auch in Amerika droht ein allgemein , ner Aus stand der Bergarbeiter. (S. '.'bes. Art.) Oer englische SeMrbrlterltre'k. Die englischen Zeitungen heben hervor, daß der «meführeuLe Ausschuh der Bergarbeiter gestern zum ersten Male eine Besprechung mit den Führern der Arbeiterpartei gehabt hat. Alle parlamentarischen Vertreter der Bergarbeiter sinv zwar vor einiger Zeit der Arbeiterpartei beigetreten, haben aber ihre eigene Organisation beibehalten, unb sie haben bei den bisherigen Verhandlungen über die Kohlenkr lis die Führer der Arbeiterpartei nicht kon sultiert. Man nimmt an, daß bei -er gestrigen Be- spreckung einerseits di« Frage der Gesetzgebung über die Minimallöhne und anderseits die Wirkungen des Stre ks auf Vie übrigen Arbeiteroerbände behandelt worden sind. Nach der ..Daily N'ws" sind durch die B^chränkunq des Eisenbahnverkehrs 106 000 Eisen bahner beschäftigungslos geworden. Nah dem ..Daily Chronicle" ist der ausmhrende Ausschuß der Bergarbeiter in zwei Parteien gespalten, von Lenen die eine an Len beschlossenen Sähen der Mi nima Höhne unbedingt fcithält, während die andere bereit ist, zu verhandeln. Die Grubenbesitzer von Südwales bleiben unbeugsam und wollen das Prinziv der Minimallöhne nur unter Lean Zwang der Gesetzgebung annehmen. Die Wirkungen des Streiks. Aus London wird gemeldet: Di« Folgen des englischen Riesenstreiks machen sich immer mehr geltend. So haben bereits jetzt in mehreren Städten die Gasgesellschaften Len Betrieb eingestellt. Selbst in größeren Städten, wie Bolton sind di« Einwohner von der Stadtverwaltung aufgefordert worden, Kerzen und Lampen an die Fenster zu stellen, um den Passanten den Weg wenig stens einigermaßen kenntlich zu machen. — Zn Do ver hat die Gasgesellschaft ihre Konsumenten auf gefordert. mit dem Gasgebrauch äußerst sparsam zu krachten Sie den kleinen Lokaianreiger auf Seite 4. Sie finiten Sarin ricdrr etwa», Sar Sie intererriert. sein, La andernfalls die Stadt in einigen Tagen ohne Licht sein würde. — Zn der Stadt Saffian fehlt es bereits seit zwei Tagen an Gas, uiL die Stadt ist vollkommen in Dunkelheit getaucht. * Generalstreik der amerikanischen Bergarbeiter in Eicht? New York, 7. März. (P -C.-Tel.) Es wird hier befürchtet, daß infolge der Weigerung der amerika nischen Bergwcrksbesitzer, die oon den Bergarbeitern überreichten Forderungen zu bewilligen, der General streik der amerikanischen Bergarbeiter am 1. April er klärt werden wird. Ob der Konflikt allerdings zu die'cr äußersten Konseyuenz führen wird, steht noch dahin, da Anfang nächster Woche noch ein« Eini gung versucht werden soll. Gelingt es dann nicht, durch einen Kompromiß den drohenden Genera streik abz-uwenden, so werden am 31. März 300 000 ameri'a- nische Bei garbeiter die Arbeit niederlegen. Die amerikanischen Bergarbeiter fordern eine Lohn erhöhung oon 20 Proz., den obligatorischen Achtstun dentag für alle Bergarbeiter, ferner den A^luß eines Kollektivvertrages auf die Dauer von drei Zäh ren, anstatt, wie bisher, auf ein Zahr. Schließlich verlangen sie einen Mindestlohn von 14 pro Tag. Die Bewilligung der geforderten Lohnerhöhung von 20 Proz. würde den Bergwerksbesitzern eine jäh lich« Mehrausgabe von 100 Millionen Mark verurachen, die sie auf die Konsumenten abwälzen würden. O Die 800 000 Mark der deutschen Gewerkschaften. Von deutsch-sozialdemokratischer Seite ist, wie wir berichteten, versucht worden, die Meldung der „Braunschw. Landesztg." von der Zuweisung einer Unterstützung von 600 000 Mark der deutschen Ge werkschaften an da- englische Generalstreikkomitee in Abrede zu stellen. — Tie „Braunschw. Lande-- zeitung" behauptet, auS bestlnformierter Quelle er fahren zu haben, daß daS sozialdemokratische Te- menti die Wahrheit verschleiere. Dem eng lischen Generalstreikkomitee ist am 2S. Februar die Benachrichtigung -»gegangen, daß die Auszahlung der Unterstützung von 600 000 Mark erfolgen werde. Selbstverständlich ist mit der effektiven Auszahlung, wie auch bei deutschen Wirtschafts kämpfen, mit einer Karenzzeit von 2 bis S Wochen zu rechnen. Die chinesischen Dlrren. Die „Times" meldet aus Peking vom 6. März: Der chinesische Finanzminister teilte am Sonn abend den Vertretern der englischen, deutschen, fran zösischen und amerikanischen Banken mit. daß für die diplomatischen Vertretungen Chinas im Auslande e i n e Million Taels unbedingt nötig sei. Die Banken haben unter Zustimmung ihrer eigenen Regierungen und ebenso der russischen und japanischen Regierung yuanschikai zugesagt, eine halbe Million Taels sofort, eine halbe Million in zehn Tagen und weitere Beträge später oorzuschießen. Die Banken aller sechs Nationen werden unter später fest zusetzenden Bedingungen beteiligt werden. Die Be teiligung wird rückwirkende Kraft haben und auch den Vorschuß von zwei Millionen Taels einschließen, der vorige Woche der Nankinger Regierung gewährt worden ist. Das Abkommen über eine Anleihe von 30 Millionen Mark zwischen russischen und amerika nischen Banken und dem Nankinger Schatzamt ist rück gängig gemacht worben. Die beabsichtigte Entsendung oon Truppen aus dem Süden ist aufgegrben worden. O Die neue Verteilung der deutschen Streitkräfte in China. Wie wir hören, befinden sich gegenrvärtiq 225 Mann deutscher Truppen zum Schutz der Gesandtschaft in Peking, da 100 Mann der im vorigen Monat in Kiautschau zurück gebliebenen Verstärkungen, die insgesamt 500 Mann s140 Matrosenartilleristen und 360 Seesoldaten) be tragen, nach Peking beordert wurden. Ferner ist Tientsin jetzt mit 225 Mann besetzt. Hier steht die Kompanie Witt vom 3. Seebataillon, der die Oberleutnants Schaumburg. Freiherr^o. Gramm unb Herrmann sowie der Marine-Oberassistenzarzt Dr. Schulz angehören. Hundert Mann der Kompanie waren zur Besetzung der Strecke von der Brücke bei Hanku bis Kottschuang an der Linie Peking—Schang- Hafkwan verwendet worden. Sie sind nunmehr zurück- beordert worden. Rechnet man di« ständige Wach« von 25 Mann, die oon der Pekinger Gesandtlchafts- wache für Tientsin gestellt wirb unter Leutnant Ferber hinzu, so ergibt sich die obige Zahl. D«m Gouverneur stehen demnach in Kiautschau nur noch 200 Mann als Reserve für weitere Truppen sendungen zur Verfügung, da die sonstige Besatzung naturgemäß zum Schutze der Kolonie Verwendung finden muß. Zm Vergleich zu den übrigen Mächten sind unsere Streitkräfte außerhalb des Schutzgebietes nur gering. Zn Tientsin hat England allein über 2000 Mann, Japan und Frankreich je 800 und Kemüe Lrüe. Roman von Richard Nordmann. Alfiades zuckte die Achsel unb schwieg. Nach einer Pause fragte er: „Hat sich jemand direkt bei Ihnen beklagt, Herr Pallestrazzi?" „Nein, das würde offenbar niemand wagen. Zch > erfuhr es —" Schon wollte er sagen: „durch meine Tochter", aber er unterdrückte es noch rechtzeitig. Allein Alfiaües, dessen lauernder Blick auf Palle- strazzis finsterem Antlitz ruhte, ergänzte seine ReLe. ,^ch fürchte, Herr Pallestrazzi, Si« haben sich von einer Seite beunruhigen lassen, die —" Er hielt inne, denn ein scharfer Blick aus Pallcstrazzis Augen flog zu ihm herüber, aber er faßt« sich rasch uno nahm Hein« Rede wieder auf. „Zch halte es für meine Pflicht, darüber zu spre chen, Herr Pallestrazzi. Es ist offenbar das gnädige Fräulein, das Si« beunruhigt hat." „Wie kommen Sie darauf?" fiel Pallestrazzi scharf ein. „Ich mußte zu meinem Schreck und zu meinem Leid wesen sehen, daß das gnädige Fräulein mit Elemen ten verkehrt hat, die als unzufrieden und aufwiegle risch bclunnt sind", erwiderte Alfiades. „Wen meinen Sie?" „Fräulein Elena ist mit ihrem ganzen Herzen eine Deutsche —" „Das hat niemand etwas zu kümmern!" brauste Pallestrazzi auf. „Zch verbitte es mir, die Neigun gen meiner Tochter einer Kritik zu unterziehen." „Das zu tun. wird sich niemand erlauben", oer- setzte Alfiades, unterwürfig einlenkend. „Was ich sage, geschieht nicht, um Kritik zu üben oder Miß fall-n auszudrücken. sondern um Sie vor Irrtümern zu bewahren, Herr Chef — und, vielleicht um Sie und das gnädig« Fräulein zu warnen —" „Wovor?" „Vor dem Haß der Bevölkerung." „Wieso?" „Wie gesagt, Herr Chef — das Fräulein hat sich durch ihre so unverhohlen zur Schau getragen» Sym pathien für alles Deutsch« unter den Griechen miß liebig gemacht — und hauptsächlich dadurch ihr« Opposition herausgefordert, daß sie den Lehrer Her mann Malten an di« Spitz« der neuen Schule stellt« —" Malten?" Pallestrazzi dachte nach, und AlfiUdes erwartete min einen Ausruf, einen Zornesausbruch seines Herrn. Allein Lieser blieb merkwürdig ruhig _ „Malten? — Nun ja — warum nicht?. Weil er «in Deutscher ist? Er ist lange genug im Lande, um zu wissen, wie er eine Schul« hier zu leiten hat. Er ist nicht nur intelligent und hochgebildet, sondern auch ein Lurch und Lurch anständiger Mensch, so viel ich mich entsinne. — Ich billige die Wahl meiner Tochter." Alfiades wußte nicht gleich, was entgegnen. Dar auf war er nicht gefaßt gewesen! Endlich sagte er unterwürfig: „Gewiß, gewiß, an dem Manne selbst ist nichts auszusetzen — vielleicht das eine, daß seine Anschau ungen über die Arbeiter und Arbeitgeber nicht ganz — ganz — sagen wir richtige sind. Er ist Sozialist, streut falsche Lehren und Begriffe unter die Leute, macht sie unzufrieden, anspruchsvoll, arbeitsunlustig. — Zch erwähne Las alles nur, verehrter Herr Chef, um Ihnen zu zeigen, Laß auch das gnädig« Fräulein von diesen Anschauungen «in wenig beeinflußt ge wesen sein mag, als sie Ihnen von Not und llnzu- friedenheit unserer Arbeiter sprach." Pallestrazzi saß stirnrunzelnd in feinem Stubl« und kaute an seinen Livpen. Er begriff sich eigentlich selbst nicht. Was Alfiades da sagte, hatte alles Hand und Fuß, während seiner Ausführungen war Pallestrazzi einigemal nahe daran gewesen, ihm recht zu geben und sich gegen Elena aufs neu« zu ettzürnen — und dennoch vermochte er's nicht, dennoch ge- wannen immer wieder ruhigere Erwägungen und ihm bis jetzt ganz unbekannte Gefühl« die Oberhand, die ihn dazu antrieben, den Fall zu untersuchen. „Wie kommt es", fragte er scharf, „daß es in meinen Distrikten Orte gibt, die man „Hungerdorf" und ..Hungerstrand" nennen kann?" Alfiades zuckte die Achseln. „Du lieber Himmel, der Volksmund —" „Was, Dolksmund. Dolksmund! Der Bolksmund trifft zumeist das richtig«, er zieht nichts aus der Luft, sondern spricht das aus, was greifbar vor handen ist! Ich hörte davon, daß den Leuten drüben für die Fischwässer so unerhört Hobe Pacht summen auferlegt worden sind, daß es ihnen un möglich wurde, das Geld mit ihren Fischen zu ver dienen. Wenn sie nicht ganz verhungern wollten, mußten sie auswandern!" Alfiades wußte nicht gleich zu erwidern, und Pallestrazzi fuhr ernst fort: „Don alledem hatte ich bis jetzt keine Ahnung! Die Bestimmungen der Pachtsummen der Löhne usw. hatte ick stets meinem Kompagnon überlassen und —" Er hielt plötzlich inne, oon einem neuen Gedanken überrascht, der ihm durch den Kopf schoß und dem er sogleich Ausdruck verlieh. „Za — sagen Sie mir einmal, hat sich denn mein Kompagnon auch um all« diese Dinge gekümmert? Hat er die Einläufe für Pacht, die Lohne und alle» die, genau kontrolliert? Der Mann Ist seit Jahren krank, hat so vieles in Ihre und in di« HSiü), der Buchhalter lege» müssen, wenn ich nicht anwesend war! -- Antworten Sie! Hat er sich um Pacht und Löhn« eingehend bekümmert?" „Gewiß", sagte Alfiades trocken. Pallestrazzi» scharfe Augen hafteten durchdringend auf dem Gesicht des Griechen, und ganz unbestimmte Empfindungen, Gefühle, über die er sich kein« Rechen- schäft zu geben, ja, die er nicht einmal noch recht in bestimmte Formen zu bringen vermocht hätte, be- stürmten ihn. Aufgeregt schritt er einigemal durch das Kontor, dann stieß er plötzlich heraus: „Zch muß mit meinem Kompagnon sprechen! Za — das alles muß zwischen uns durchgesprochen und klargestellt werden — und auf der Stelle!" Er griff nach seinem Hut und stand schon an der Tür. „Herr — der Kompagnon ist ein Sterbender!" preßte Alfiades hervor, und seine Stimme klang heiser. „Um so mehr tut Eile not!" „Er ist nicht mehr bei Bewußtsein und weiß nicht, was er spricht —" „Das werde ich selber zu beurteilen wissen! Sie kommen mit." „Um Gottes willen, bedenken Sie, Herr Chef — diese Aufregung für den Kranken, es kann sein Todesstoß sein! warf Alfiades ein, und sein Gesicht ward aschfahl. „Si« haben recht", versetzte Pallestrazzi über legend. aber alles in ihm vibrierte und drängte zur Ausführung seines Vorhabens. „Zch will vorerst allein zu ihm gehen und sehen, was sich mit ihm noch reden läßt. Sie warten hier, bis ich Sie holen laste." „Regen Si« den armen Kranken nicht unnütz auf!" flehte Alfiades. „Es stimmt ja alles — alles ist nach seinem Kopfe geschehen, und wenn Sie ibm jetzt, am Ende seiner Tage, ein derartiges Miß trauensvotum ausstcllen — ihm, dem das Haus keinen Glanz und Reichtum dankt —" „Hund!" knirschte Pallestrazzi außer sich, und seine Stirn flammte und schwoll vor Zorn. „Das wagst du mir zu sagen? Warum willst du nicht, daß ich zu ihm gehe, warum nicht? Du weißt es! Zch aber auch! Zch ahne es! — Nein! Friedrich Eerhardos muß reden, ehe er stirbt! Er darf nichr sterben, ehe ich nicht aus seinem Munde weiß, ob er ein habgieriger Schurke, ein Bedrücker, ein Leute schinder war oder nicht." Mit einem Satze war er zur Tür draußen, dröh nend flog sie ins Schloß, dann eilte er den Berg hinunter und atmete nicht früher auf, als bis er vor dem angelehnten Tore des schlichten weißen Hauses stand, das seinem Kompagnon gehörte. Alles in ihm tobte, sein ganzes Wesen war in Aufruhr. » Fünfzehn lange Zähre hindurch war Pallestrazzi an diesem Haus« vorbeigegangen, obne es zu betreten, ja ohne auch nur einen einzigen Blick nach ihm zu werfen, und jetzt stand er da. mit dem Vorsatz, Hin Rußland, Frankreich und di« Union etwa je 300 Man« als Gescndtschaftswache stationiert. Abgesehen hier von kommen noch die jetzt eintreffenden japanische« Verstärkungen und die Besetzung einzelner Orte Süd chinas in Betracht. 150 Mann Engländer st^en in Hankau, rund 500 in Kanton, die Zapaner haben Hankau mit 700 Mann Infanterie besetzt, und die Amerikaner haben in schanghai 90 und auf einem Svenal'chiff auf dem Zangtse ca. 450 Mann zur Stelle, die r'^n Schutze der amerikanischen Interessen bestimmt sind. Die Offiziere, die in Kiautschau nach Ablauf ihrer Dienstperiode mit den zurückbehaltenen 500 Mann unserer Streitkräfte Zurückbleiben, sind die Ober leutnants Korte und Carl von der Matrosen. Artillerieabteilung Kiautschau und die Hauptleute o. Baste-witz und v. Bennigsen sowie die Oberleutnants Dronke Franke, v. Detten und Schade ovm 3. See bataillon. Der List Mr üle neue Reichs» oervcherungssnltalt Mr Rngeltellte wird, wie man uns schreibt, in seiner heutige« Sitzung (Donnerstag) vom Bundesrat verabschiedet werden. Man kann daher cnnehmen, daß der Etat als ein Nachtragsetat zum Reichshaushaltsetat für 1912 schon in Len nächsten Tagen dem Reichstag zugehen wird. Nach seiner Annahm« im Reichstag dürfte dann die amtliche Bekanntgabe der Mitglieder des Direktoriums, soweit sie zur Or ganisation der Reichsversicherungsanstalt schon jetzt erforderlich find, erfolgen. Da beabsichtigt ist, oa» Dersicherungsgesetz für Angestellte am 1. Zanuar nächsten Jahres in Kraft zu setzen, werden di« Vorarbeiten, die bereits seit kurzem in Angriff qe, nommen sind, mit größter Beschleunigung weiter geführt werden. Der Besoldungsetat der Reichsversicherungsanstalt bezieht sich lediglich auf das Direktorium. Für die übrigen höheren etatsmäßigen Beamten wird der Be, soldungsetat alljährlich vom Bundesrat festgesetzt, er unterliegt also nicht der Zustimmung des Reichstaas. Der Präsident und die beamteten Mitglieder des Di rektoriums sowie di« höheren etatsmäßigen Beamten werden auf Vorschlag des Bundesrat» vom Kaiser auf Lebenszeit ernannt. Später, wenn erst der Verwaltungsrat der Anstalt, der aus dem Präsident«« des Direktoriums und mindestens je 12 Vertreter« der Angestellten und der Arbeitgeber besteht, in Funk tion getreten ist, ist er auch vor der Ernennung der beamteten Mitglieder des Direktoriums und der höheren etatsmäßigen Beamten zu hören. Eine der wichtigsten Aufgaben des Direktoriums wird bekannt lich die Verwaltung und Anlage der Beträge sei«. Für diese Aufgabe dürft« dem Direktorium ein auf diesem Gebiet bewährter Fachmann beigegeben wer den, dessen Wahl jedoch erst später erfolgen wird. > einzugehen und mit demjenigen, den «r fünfzehn Jahre lang gehaßt, verabscheut hatte, zu reden! Was alles hatte er während dieser fünfzehn Jahre zerstört, verabsäumt, seit er diese Schwelle zum letzten Male betreten! Sein Weib, dieses bis zum Wahnsinn geliebt« Weib sich entfremdet, oon sich getrieben, den Freund verdächtigt, beschimpft, von sich gestoßen, fern Ge schäft vernachlässigt, alles tn seine Hände gelegt, vielleicht in die Hände von Blutsaugern, die Hu«, derte von Menschen ausbeuteten und elend machte«, arme Menschen, die jetzt ihm und einem zweite« Unschuldigen fluchten! Und an seinem Kinde — hatte er nicht auch an diesem gesündigt, durch ungerechte Härt« und Kälte?: Hatte er ein Recht gehabt, sie für die Mutter büßen zu lasten, selbst wenn diese schuldig gewesen wäre? Mit der Schnelligkeit eines Wirbelwinde» kreisten all diese Gedanken durch feinen Kopf, während er an der Schwelle des Hauses stand, die zu betreten er noch immer nicht die genügende innere Sammlung hatte. Was war in ihm vorgegangen, was ging noch kl ihm vor? Er fragte sich immer wieder. Ach ja — die Briefe, Die Briefe, die er am Vormittage gelesen. Gleich hatte er sich's nicht zugestehen wollen, wie tief sie ihn erschüttert, durcheinandergerüttelt, sei» Wesen von Unterst zu oberst gekehrt hatten, aber all mählich, ganz sachte, ganz leise, ganz sicher, unent rinnbar mußte er sich's zugesrehen. Und Elena — war es ihm mit ihr nicht ähnlich ergangen? Hatte sie ihn nicht gewonnen bezwungen, Schritt für Schritt, mit sicherer Gewalt? Hatte sie ihn nicht schon halb bezwungen gehabt, als er vor ihr geflohen war? Und war es auch nicht seine Tochter, die ih« jetzt bis hierher, an diese Schwelle, gebracht hatte? Ein eigentümliches Lächeln glitt über sein» Lippen, dann atmete er tief auf, und dann — dann trat er ein in das lang gemiedene Haus. Eerhardos alte Beschließerin kam ihm im Flur entgegen und wäre beinahe umgesunken vor Uvber- raschung, als sie Pallestrazzi erkannte. „Wie stcht's?" fragte dieser hastig. „Schlecht — sehr schlecht, gnädiger Herr. Er ißt nichts mehr, schläft nicht mehr — es wird zu End« geben." Sie drückte den Schürzenzipfel an die Auge» und schluchzte. „Ein so guter Herr, «ine Seele vo» einem Menschen, so geduldig, so voll Güte und Rache fickst all sein Lebtag lang. Tränen erstickten ihr«' Stimme. „Führen Sie mich zu ihm", sagt« Pallestrazzi leise, und mit etwas beklommene« Herzen und ang—- Holtenem Atem folgte er der alten Frau die TreppkA . (Fortsetzung m der M«ge»«^LtzL
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