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für die Amtshauptmannschaft Meißen, für das Nr. 14S 78. Jahrg. Amtlicher Teil «Ne postanstatten, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. / Im Falte höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Ferner hat der Inserent in den obengenannten Fällen leine Ansprüche, fasts die Zeitung verspätet, in beschränltem Umfange oder nicht erscheint. / Einzel« Verkaufspreis der Nummer 10 Pfg. / Zuschristen sind nicht persönlich zu adressieren, sondern an den Verlag, die Schrlstleitung oder die Geschäftsstelle. > Anonpme Zuschristen bleiben unberücksichtigt. / Berliner Vertretung: Berlin SW. 4«. und Llmgegend. Erscheint seit dem Jahre 4841. Amts.! . mupauag. Der Wiederholung und Iahresun. Zhen A°Aaß. B-l-nnlmachungen im amtlichen Teil «nur von Behör? " die Epattzettebopfgbez. Pfg. / Nachweisung«, und Offertengebühr ro be» schließt jedes RcNamationsrecht au« ^! Veilagengebühr das Taufend Ir die Postauflage Zuschlag. / Für das Erscheinen der Anzeigen an bestimmten w ich keine Gewähr geleistet. / Stritte Plahvorschrist Auschlag ohne Rabatt. / Die Rabattsähe und Nettopreise haben nur bei Bar« Z0 Tagen Gültigkeit; längeres Ziel, gerichtliche Einziehung, gr« Ä^enien bedingen die Berechnung des Brutto-Zeiän« ausdrücklich oder stillschweigend als Erfüllungsort Amtsgericht ««d de« Stadtrat zu Wilsdruff z.,nip,-ch-..-m< Wn.d,utt M. some für das Forst- reutamt zu Tharandt. Freitag den 27. Juni 1919 An einem Jungrind der Weidegenossenschaft Birkeuhai« ist die L««ge«- seuche festgestellt worden. Die Benutzung der Fahr- und Fußwege über bzw. durch die Fluren des Weidegutes wird für jeglichen Verkehr verböte«. Meißen, am 25. Juni 1919. 860 V. E Die Amtshauptmannschaft. Kleinanbau von Kartoffeln. Alle Landbesitzer und Pächter in Wilsdruff, die von ihrem Land unter 200 Fläche mit Kartoffeln bestellt haben, wollen dies unter Angabe der bestellten Fläche binnen 24 Stunden schriftlich oder mündlich im städtischen Verwaltungsgebäude — Zimmer Nr. 2 — anzeigen. Wilsdruff, am 26. Juni 1919. ns« Der Stadtrat. Einquartterungsgelder betr. Die Entschädigungen für die Einquartierung der während der Demobilmachung in hiesiger Stadt untergsbrachten Truppen gelangen Freitag de« 27. Juni d I. i« der Zeit vou 9—1 Ahr vormittags in der Stadtkaffe, Berwaltu«gsgebS«de Zimmer Nr. 1 an die Quartiergebsr zur Auszahlung. Die Zahlung erfolgt nur gegen Vorlegung des vom unterzeichneten Stadtrat ausgestellten und den Quartiergebern seinerzeit zugestellten grünen QuartierzettelS und an den Quartiergeber persönlich. »»z Wilsdruff, am 26. Juni 1919. Der Stadtrat. Hausarbeitergesetz. n . Nach dem Hausarbeitergesetz vom 20. Dezember 1911 (Reichsgesetzblatt Seite 976) »kr von Gewerbetreibenden, die außerhalb ihrer Arbeitsstätte gewerbliche Arbeit verrichten E^'chmsse derjenigen Personen zu führen, denen sie Hausarbeiten übertragen oder durch die außerhalb der Arbeitsstätte des Gewerbetreibenden die Arbeitsübertragung erfolgt Die Verpflichtung zur Führung dieser Verzeichnisse liegt auch den Personen ob, . ß sie eine Arbeitsstätte besitzen, für Gewerbetreibende außerhalb deren Arbeits stätte Arbeit an Hausarbeiter ausgeben. Wir fordern hierdurch alle in Frage kommenden Gewerbetreibenden und Zwischen- meister auf, der Anordnung, soweit dies bisher noch nicht geschehen sein sollte, unver- zuglich nachzukommen. Die Abschrift dieser Verzeichnisse ist alljährlich bis zum 15. Februar bei uns ein- zumchen. Dle erste Einreichung hat sofort, spätestens am 15. Juli dieses Jahres zu Mit Geldstrafe bis zu 30 Mk. oder mit Haft wird bestraft, wer die Führung oder die Einreichung des Verzeichnisses unterläßt. Die Einhaltung der im Hausarbeitergesetze erlassenen besonderen Vorschriften wird in Ermnerung gebracht. Wilsdruff, am 24.Juni 1919. 43sr Der Stadtrat. Abgabe der «»gemeldete« Marmelade am 27. «nd 28. I««l, je V- Pfund für 65 Pfennige. Wilsdruff, am 26. Juni 1919. Der Stadtrat — Kriegswirtschastsabt. Hindenburg legt den Oberbefehl nieder. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die Reichsregierung veröffentlicht einen Aufruf, in dem sie die gesamte Bevölkerung bittet, durch Einigkeit und Arbeit kür Erhaltung von Reich und Volk zu wirken. * Ein Erlaß des Kriegsministers fordert die Offiziere und Heeresangehörigen zum Äusharren auf ihren Posten aus und erleichtert ihnen andererseits den Austritt aus dem Heere. * Der Friedensvertrag soll in Versailles am 28. d. Mts., mittags 2 Uhr, unterzeichnet werden. * Die Entente fordert Entschädigung kür unsere versenkte Flotte. * In der Pfalz ist eine neue Bewegung zur Losreibung vom Reiche im Gange. * Nach einem preußischen Gesetzentwurf soll die Neuwahl der Provinziallandtage bis zum 1. August erfolgen. * Nach einer Erklärung Clemenceaus wird Frankreich vor läufig nicht demobilisieren. Rücktritt Hindenburgs. Kolberg, 25. Juni. Generalfeldmarschall von Hindenburg hat an den Reichspräsidenten folgende Drahtung gerichtet: Herr Reichspräsident! Ans mein Schreiben vom 1. Mai haben Sie mir Zustimmung dazu erteilt, datz ich mich nach Unterzeichnung des Friedens in das Privatleben zuriirkziehe. Ich lege daher nunmehr den Oberbefehl nieder. Dem preußischen Herrn Kriegsminister habe ich eine Abschrift dieses Tele- grammes zugehen lassen. von Hindenburg. * Generalfeldmarschall von Hindenburg hatte diesen Schritt bereits vor längerer Zeit in Aussicht gestellt für den Fall, daß der Vorfriede zustande käme, und er muß umsomehr diesen Ent schluß aufrechterhalten, als auch er es mit seiner Ehre nicht vereinbaren konnte, daß durch die Unterschrift Ler Kaiser preis gegeben, die Armee gekränkt und ihre Führer ausgeliefert würden. In einem Nachruf von Generalfeldmarschall von Hinden burg schreibt die Kreuzzeitung: Es ist das tragische Schicksal dieses großen Heerführers, daß es nicht der Feinde Uebermacht war, der er schließlich unterliegen mußte, sondern daß die Selbstvergiftung des Volkes das Heer, welches er zu einer Leistungsfähigkeit, wie sie die Geschichte noch niemals gesehen, heraufgearbeitet hatte, in seinen Händen zermürben und zer brechen ließ. Wenn er heute die Bürde des schweren Amtes niederlegt, an Arbeit, Mühen und Ehren reich, so bedarf es keines Standbildes von Erz. Im Herzen jedes Deutschen wird neben Bismarck der Name Hindenburg unauslöschlich einge schrieben stehen als Verkörperung der gewaltigsten Zeitepoche des Deutschen Reiches, der Kraftentfaltung eines Volkes, wie sie die Welt vorher nicht erlebt hat und nicht wieder erleben wird. Kundgebung an die Truppen Generalfeldmarschall von Hindenburg richtet folgende Abschiedskundgebung an seine Truppen: Soldaten! Ich habe mich seinerzeit der Regierung gegenüber dahin ausgesprochen, datz ich als Soldat den ehrenvollen Untergang einem schmählichen Frieden vorziehen muh. Diese Erklärung bin euch schuldig. Nachdem ich schon früher meine Absicht kund getan hatte, nach erfolgter Friedensentscheidung wieder in den Ruhestand zurückzutreten, lege ich nunmehr den Oberbefehl nieder. Ich gedenke bei meinem Scheiden vor allem bewegten Herzens der langen Jahre, in denen ich drei königlichen und kaiserlichen Kriegsherrn dienen durste. Zeiten stiller und unermüdlicher Friedensarbeit, stolzen Aufstieges, grotzer Siege und zähen Ausharrens stehen mir dabei vor Augen. Ich gedenke dann aber auch mit tiefem Schmerz der Trauertage des Zusammenbruches unseres Vaterlandes. Die hingebend« Treue und das Vertrauen, mit denen Offiziere, Unteroffiziere und Mann- fchasten neben mir standen, waren mir ein Lichtblick in dieser namenlos schweren Zeit. Dafür gebührt euch allen, darunter nicht zuletzt den Frciwilligenverbänden, die un entwegt die Wacht an der Ostfront hielten, mein unaus löschlicher Dank. Mit diesem Danke verbinde ich aber noch eine Bitte für die Zukunst. Wie der einzelne bei sich über die Ereignisse der letzten Tage denkt, ist seine Sache. Für sein Handeln dars es aber nur eine Richtschnur geben, das Wohl des Vater landes. Noch steht unser Volkstum in schwerer Gefahr. Die Möglichkeit, die innere Ruhe zu wahren und zu frucht bringender Arbeit zu gelangen, hängt wesentlich von der Festigkeit unserer Wehrmacht ab. Diese Festigkeit zu erhalten, ist daher unsere erste Pflicht. Die persönlichen Anschauungen, so schwer es auch sallen mag, müssen zurückgestellt werden. Nnr durch solche Arbeit kann es mit Gottes Hilfe gelingen, unser armes deutsches Vaterland aus tiefster Erniedrigung wieder besseren Zeiten entgegenzuführen. Lebt wohl, ich werde euch nie vergessen. gez. v. Hindenburg. Auch General Groener tritt zurück. Auch Generalquartiermeister Groener hat von Kolberg aus an den Reichspräsidenten gedrahtet, daß er um feine Verabschiedung ersuche, nachdem Hindenburg den Ober befehl niedergelegt habe und der Schmachfriede ange nommen worden sei. Schon in Weimar habe er daraus hingewiesen, daß für dm Fall der Annahme der Schmach paragraphen er sowie viele Offiziere und Mannschaften der Regierung nicht mehr dienen würden. Er fei aber bereit, bis zur Regelung der militärischen Verhältnisse im Osten auf seinen Posten zu bleiben. Differenzen in der Reichswehr. Die Lage ist ernst! Berlin, 25. Juni. Gegenüber der Meldung, datz die K-nfereuz der höheren Truppenführer mit dem Reichswehrmiuister ei« voller Erfolg für diesen gewesen und die Gefahr einer Zer- splitterung nicht bestehe, wird von unterrichteter Seite mit- geteilt, datz diese Darstellung den Tatsachen nicht entspricht. Di-Besprechung hat eine Klärung der Lage nicht herbei. geführt. Wie weiter mitgeteilt wird, babeu Teile der Truppen dem Wunsch Ausdruck gegeben, Berlin verlasse« zu dürfen. Es besteht die Gefahr, datz diese Truppenteile sich auflösen, wenn ihnen ihr Wunsch nicht erfüllt wird. Di- Lage ist jedenfalls sehr ernst. Ebert an die Truppen. An die Landesjäger des Generals Maerker, die zur zeit in Weimvr stehen, hielt Reichspräsident Ebert eine Ansprache, in der er auf die Notwendigkeit der Unterzeich nung des Friedensvertrages hinwies und weiter sagte: : „Dienstbereitschaft und Manneszucht unter Ihrem be währten Führer hat bisher dafür gesorgt, daß Deutschland nicht in den Abgrund der Anarchie gestürzt ist. Ich danke hierfür Führern und Mannschaften. Nun müssen Sie das Vaterland auch weiter vor dem Abgrund bewahren. Jetzt in der schlimmsten Not dürfen wir nicht abspringeu. Jetzt im größten Unglück unseres Vaterlandes gilt es, daß Höchste zu leisten. Nur wenn wir uns selbst aufgeben, find wir verloren, deshalb heitzt es, die Zähne zusammen zu beißen und noch einmal alles und das Letzte einzusetzen für die Zukunft Deutschlands. Es ist uns nichts erspart geblieben. Dennoch müssen wir auch durch dieses Elend, durch diesen Jammer hindurch, und wir kommen durch, wenn wir nicht kleinmütig werden, wenn wir das Vertrauen zu uns selbn nicht verlieren. So wollen wir uns gegenseitig geloben, ich für die Regierung und Sie für sich und Ihre Kameraden, unseren Platz nicht zu verlassen, sondern auszuhalten. Je größer die Not, desto größer die Pflicht. Aus Not und Elend müssen wir unser Vaterland retten und zum Zeichen dessen, daß wir ausharren und nicht verzagen, wollen wir gemeinsam ausrufen: Unser geliebtes deutsches Vaterland lebe hoch!" Das Hoch fand begeisterte Aufnahme und alle An wesenden stimmten das Lied an: .Deutschland, Deutsch land über alles l" Die Entschlossenheit des Generals Hoffmann. Berlin, 26. Juni, (tn.) General Hoffmann, der bekannte Heerführer und Unterhändler von Brest Litowsk autorisiert die Berliner Neuesten Nachrichten zu der Mit teilung, datz er in dem ihm unterstrllten Abschnitt der polnischen Front auch gegen den Befehl der Regierung keinen Fntz breit Boden preisgibt, sondern die Grenze mit bewaffneter Hand verteidigen wird. Er weigert sich, einen Friedensvertrag anzuerkennen, der rein deutsches Land preisgibt, der alle Schuld des deutschen Volkes in wahrheitswidriger Weise anerkennt und unter Bruch der deutschen Verfassung» die jedem Deutschen die Aburteilung durch ordentliche Gerichte garantiert, Deutsche zu Abur teilung an ausländische Gerichte liefert. Wirkungen des schamlosen Friedensvertrages. Haag, 26. Juni, (tu.) Aus Paris wird gemeldet: Nach Stratzburger Meldungen hat eine Anzahl Deutsche Selbstmord verübt beim Bekanntwcrden des Gerüchts, datz der Friedensvertrag unterzeichnet wird. Von allen Seiten lausen Telegramme ein, die Mitteilungen von Selbstmorden bringen. Deutsche Offensive gegen Polen? Basel. AuS Warschau wird gemeldet r Alles deutet darauf hin, datz die Deutschen eine Offensive auf Polen in Oberfchlesien eröffnen wollen, die den Charakter einer Volkserhebung tragen soll. Ei» Mitglied der Regierung für Versailles. Berlin. Die Mitglieder der Reicksregierung werden hier erwartet. Unmittelbar nach ihrer Ankunft soll eine Kabinetts- sitzung stattfinden, in der die Frage beraten wird, wer in Ver sailles für Deutschland..unterzeichnen.joll.