Volltext Seite (XML)
Mr „Weißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 28 Pfg-, zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pfa. Einzeln« Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ttalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. für die Königliche MW-MW Inserate, welche del der bedeutende» Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 10 Pfa. di« Spaltenzeile oder oere» Raum berechnet. — Ta bellarische und compkicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, rm redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pf,- Amtsblatt Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Mlgnqen zu Dippoldiswalde und Irauenstem Amisgerichie und die AadkLthe Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhnk m Dippol^t^walde. Nr. 97. Der Rücktritt Moltkes. Die Personalveränderungen in den höchsten Äom- mandostellen des deutschen Heeres, von denen die jüngsten Wochen bereits verschiedentlich Kunde gebracht, haben nunmehr auch die obersten Kreise der Armee in ihren Bereich gezogen. Wie zuerst privatim aus Berlin gemeldet wurde und inzwischen auch amtlich bestätigt worden ist, ist Graf Moltke durch allerhöchste Kabinetsordre auf sein Ansuchen von den Funktionen als Chef des Generalstabes entbunden und zum Präsi denten der Landesvertheidigungs-Kommission ernannt worden; zu seinem Nachfolger in der Leitung des Generalstabes wurde der bisherige Generalquartier meister Graf Waldersee ernannt. Der Rücktritt des berühmten Schlachtendenkers von seinem schwierigen und verantworlungsreichen Posten an der Spitze der deutschen Heeresleitung, den Graf Moltke durch mehr als drei Jahrzehnte zum Ruhme der preußisch-deutschen Armee, zur Ehre des ganzen Vaterlandes in Krieg und Frieden bekleidet, kommt nicht gerade überraschend. Schon unter Kaiser Wilhelm I. äußerte Graf Moltke unter Hinweis auf sein hohes Alter wiederholt den, Wunsch, von seiner Stellung zurücktreten zu wollen, allein der greise Kaiser mochte sich nicht von seinem berühmten Feldherrn trennen, während der Feldmar- fchall unter der kurzen Regierungszeit Kaiser Fried richs wohl deshalb sein Abschiedsgesuch nicht erneuerte, um dem unglücklichen Monarchen diese Sorge zu er sparen. Aber nach dem Negierungs-Antritte Kaiser Wilhelms II. stand bei dem greisen Feldmarschall der Entschluß zum Rücktritte definitiv fest und sein dem neuen Herrscher nochmals ausgesprochener Wunsch, die Lasten und Pflichten seines hochwichtigen militärischen Postens an der Spitze des Generalstabes endlich auf jüngere Schultern niederlegen zu dürfen, ist ihm nun mehr erfüllt worden. Trotzdem wird man sich in den Kreisen der vaterländischen Armee wie allenthalben in der Nation nicht ganz leicht an den Gedanken ge wöhnen, daß der geniale Stratege, dessen kühne und großartige Schlachtenentwürfe die preußisch-deutschen Waffen in drei Feldzügen zu herrlichen Siegen geführt und wodurch er mit zu den großen Männern gehört, die sich um das Einigungswerk der deutschen Nation verdient gemacht, nun nicht mehr an der Spitze des deutschen Heeres stehen wird und daß eine jüngere Kraft an seine Stelle getreten ist. Aber die 88 Lebens jahre, auf welche Graf Moltke nunmehr blickt, lassen es vollkommen gerechtfertigt erscheinen, wenn jetzt der greise Schlachtenbenker aus dem aktiven Dienst scheidet und wenn irgend Jemand den wohlerworbensten An spruch auf Ruhe besitzt, so ist es „unser Moltke". Indessen wird Graf Moltke auch ferner noch in einer gewissen Berührung mit der Armee bleiben, und seine Ernennung zum Präsidenten der Landesvertheidigungs- kommission kann als ein Zeichen betrachtet werden, daß der bewährte Rath des genialen Feldherrn der Armee in wichtigen Fragen des deutschen Kriegswesens auch weiterhin erhalten bleiben wird. Daß aber das bisherige Amt des Feldmarschalls auch unter seinem Nachfolger sich in guten Händen befindet, daß dieser das Werk seines großen Vorgängers in echt Moltke- schem Geiste fortführen wird, dafür bWt dessen ganze Persönlichkeit. Denn der neue Generalstabschef ist ein Schüler Moltkes und ja schon seit Langem zu Lessen Nachfolger bestimmt, wie er überhaupt schon in den letzten Jahren der tatsächliche Leiter des General- stabeS war. Geboren im Jahre 1832, nahm Graf Waldersee schon als Major am böhmischen Feldzuge Mit Auszeichnung Theil und bekundete im deutsch französischen Kriege als Generalstabschef für die Armee- abtheilung des GroßherzogS von Mecklenburg großes strategisches Talent. Nach Beendigung des Krieges fungirte Graf Waldersee einige Zeit als deutscher Ge schäftsträger in Paris, bald trat er jedoch wieder in den rein praktischen Militärdienst zurück und in dem Sonnabend, den 18. August 1888 selben hat er sich so trefflich bewährt, daß er wie kein Zweiter zu der neuen wichtigen Stellung, die ihm das Vertrauen seines kaiserlichen Herrn nunmehr über tragen, geeignet erscheint. Mit Freude und Zuver sicht darf daher die deutsche Armee diesen hervorragen den, stets bewährten General auf dem bedeutsamen Posten, den bisher ein Moltke bekleidet, begrüßen er wird sicherlich in den glänzenden Traditionen des großen Schweigers fortfahren! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Regulirungsbau derBrau- hofstraße, mit dem auch eine-nicht unwesentliche Verbreiterung derselben in ihrem oberen Theile ver bunden ist, schreitet rüstig vorwärts und dürfte in Bälde vollendet sein, so daß die Straße dem Verkehr wieder völlig übergeben werden kann. — Das Schulgebäude der Deutschen Müller schule wird am 24. September feierlich eingeweiht und der Benutzung übergeben werden. — Die Notiz über die diesjährige Abhaltung des Bergfestes in Altenberg entnahmen wir dem daselbst erscheinenden „Boten vom Geising"; jetzt meldet der selbe, daß der Tag des Festes durchaus noch nicht be stimmt und festgesetzt sei. — Die besten Erfolge der Ferienkolonien an den Kindern hatten die Orte Frauenstein II und Groß sedlitz bei den Mädchen und Holzhau bei den Knaben aufzuweisen. — Die 3. Klasse der 113. sächsischen Landes- Lotterie wird am 3. und 4. September gezogen, und Hal die Erneuerung der Loose bis zum 25. Au gust zu erfolgen. — Die bei der diesjährigem Aushebung zur Ersatz reserve bestimmten Mannschaften haben in den nächsten Tagen zu einer lOwöchigen Waffenübung einzutreffen. Anläßlich dessen ist darauf aufmerksam zu machen, daß Rekruten, Ersatzreservisten, Dispositionsurlauber, Re servisten und Landwehrleute, welche von ihrem Aufent haltsorte direkt zu ihrem Truppentheil oder zum Land wehr-Bataillons-Stabsquartier bez. ersten Sammel punkt einberufen werden, auf Marschgebührnisse An spruch haben, welche ihnen durch die Gemeindebehörde ausgezahlt werden. Werden die Marschgebührnisse nicht vor Antritt des Marsches zum Gestellungsort er hoben, so geht der Anspruch darauf verloren. Die Zahlung der Marschgelder hat gegen Quittung der Empfänger, welche sich durch Vorlegung der Ordre auszuweisen haben — jedoch nicht früher als 24 Stun den vor dem nothwendigen Abgänge zum Gestellungs orte — zu erfolgen. Jeder Einberufene hat vom Aufenthaltsorte ab zunächst 20 km unentgeltlich zurück zulegen, für jede, wenn auch erst angefangene 20 km, um welche der Aufenthaltsort vom Gestellungs orte weiter als 20 km liegt, wird ein Pauschbetrag von 1 Mark gezahlt. — Mit der bekannten Ausdehnung des Flaschen biergeschäfts ist mehr und mehr auch ein starker Flaschen-Mißbrauch zur Geltung gekommen. Wie viele solcher Beispiele ließen sich tagtäglich feststellen, wenn man in den späteren Nachmittagsstunden in einem frequenten Material- oder Produktengeschäft Stellung nehmen wollte; wie viele Leute kommen da und verlangen Essig, Oel, Petroleum und sonstige Flüssigkeiten, und stellen zum Einfüllen dieser Flüssig keiten eine Flasche hin, auf welcher groß eingeprägt steht: „Unverkäuflich. Eigenthum der Brauerei N. N." Ist das nicht eine widerrechtliche Anmaßung, eine widerrechtliche Benutzung, und weil die Flasche für Bier fernerweit unbrauchbar geworden ist, eine beab sichtigte Sachbeschädigung fremden Eigenthums? Ja, es ,st sogar ein Doppeloergehen, denn Derjenige, welcher überhaupt derartige Flüssigkeiten in eine solche, nnt dem Namen des EigenthümerS versehene Flasche 54. Jahrgang. auffüllt, macht sich noch obendrein der Hehlerei, der Beihilfe zu solchem Vergehen schuldig, weil er ganz bestimmt wissen muß, daß er die betreffende Brauerei, deren Namen auf der ihm vorstehenden Flasche steht, nicht vor sich hat. Andere sammeln diese Flaschen mit Patentverschlüffen heimlich zusammen und »ieben fremde Biere darauf ab; Andere zerschlagen dieselben muthwillig rc. rc. Es hat dabei nicht an Warnungen gefehlt; Viele wollen eben aber erst dann gescheidt werden, wenn zur Statuirung von Exempeln gericht liche Vorladungen am Platze sind. SeiferSdorf. Vorigen Sonntag feierte der hie sige Turnverein „Frohsinn" das Fest seines zehn jährigen Bestehens. — Nach Empfang der erschienenen eingeladenen Gäste ging es an die fröhliche und frische Turnarbeit, wobei gezeigt wurde, daß die Leistungen des Jubelvereins recht ansehnliche und respektvolle waren. Ein fröhlicher Ball hielt die heitere Turner schaar noch lange beisammen. Dem strebsamen Ver eine „Frohsinn" aber rufen wir ein „Blühe fort" aus vollem Herzen zu! Altenberg. Am II. August wurde auf hiesigem Marktplatze die in den sechziger Jahren stehende Frau Albert durch einen Wagen, den der Führer selbst zog und den er nicht erhalten konnte, überfahren und erlitt dadurch einen Bruch des Schultergelenkes und einer Hand. MügliHthal. Die nunmehr nahezu vollendete Spezialvermeffung der Müglitzthalbahn läßt es angezeigt erscheinen, die an der neuen Bahn bele senen Verkehrsstellen, wie solche die von dem hohen Landtage genehmigte Vorlage ausführt, nochmals zu erwähnen. Bahnhöfe erhalten von Mügeln ab zu nächst Dohna (an der Gamiger Straße), Weesenstein (am rechten Müglitzufer, unmittelbar vor dem Otte), Glashütte (am rechten Ufer, gegenüber der Straßen abzweigung nach der oberen Stadt), Lauenstein (bei der Einmündung des Rothen Wassers in die Müglitz) und endlich Geising (an der Altenberger Straße). — Verkehrsstellen werden außerdem angelegt gegenüber der Jonasmühle für Burkhardtswalde, am Mühlbach- Maxencr Wege für Hässlich, Mühlbach und Maxen, für Schlottwitz dicht an der Maschinenfabrik, ferner bei Bärenhecke und bei der Einmündung des Dorf- Bärensteiner Weges für beide Bärenstein. Die Vor lage betont ausdrücklich, daß nach Befinden noch einige Personenhaltestellen eingerichtet werden können. Dresden. Unser sächsisches Staatsbahnnetz erfährt eine immer größere Erweiterung. Zu den jetzt im Betriebe befindlichen Strecken in der Länge von 2406 Kilometern kommen in den nächsten drei Jahren weitere 187,» Kilometer neuer Bahnen, die im Bau befindlich, bez. bereits zum Bau genehmigt sind. Es sind dies die Linien: I. Stollberg-Zwönitz 16., Kilom., 2. Leipzig-Plagwitz 6 Kilom., 3. Anna- berg"Schwarzenberg 24,i Kilom., 4. Mügeln-Nerchau 24., Kilom., 5. Schönfeld-Geyer 9,, Kilom., 6. Grün- städtel-Hammer-Rittersgrün 9,i Kilom., 7. Mügeln- Geising 36 Kilom., 8. Berthelsdorf-Großhartmanns dorf I2,i Kilom., 9. Brand-Langenau 4,, Kilom., 10. Freiberg-Halsbrücke 6,i Kilom., 11. Großpostwitz- Cunewalve 8,» Kilom., 12. Kamenz-Elstra 7,» Kilom., 13. Bautzen-Königswartha 18,» Kilom., 14. Schlettau- Crottendorf 5,, Kilom. — Die Betheiligung an dem Geuckeschen Extra zuge, der am 15. August von Dresden abgehen sollte, war wohl in Folge des Endes der Schulferien und weil durch kombinirbare und sonstige Rundreisebillets dem Bedürfniß des Publikums entgegengekommen wird, eine solch schwache, daß die 116 Theilnehmer mit einem fahrplanmäßigen Zuge nach Reichenbach befördert wur- dcn, von wo sie dann im Verein mit den Leipziger Therlnehmern im Extrazuge weiter fuhren. — Im Königreiche Sachsen sind im Monat Juli laufenden Wahres 31 (4 zündend- und 27 kalte) Blitz-