Suche löschen...
Dresdner Journal : 05.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188707055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870705
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870705
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-05
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 05.07.1887
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
» ) r l r ) e r , Sep- eigend. ». Pastor Schleiz. Paul »llehrer cheodor chffarth Llaus- chrimpf matz in opfer in cker in ike mit ft. Fer- . Helene er Fritz i Beyer l Ober» Ernst. LouiS . Adele :r Paul ruft in .1 Frl- iakonuS chmann it Frl. ii. nn Ehr. n" bei Winter mar in riedrich rer und rivatuS reSden m eine verehrt. . Frl. »reSden. n eine . Becker ZV 152 vernxsprels» l« ss»»« S«at»«b»a Lalob,: ^Lbrliob: . . . . 1S Ilurll. ^Mdrliebr 4 bv k^. Lioretoe k^uouuoim: 10 kL Sui»«rb»lb 仫 ckontooben lisieb« tritt?o«^ uoä 8t«mp«I,u,cllL^ biueu. ^nkaocktxunxsxekilkren r k'ür 6sn kaum einer ueepultsnsn 2«ils kleiner 8obrikt 20?k. Onter „Lln^eeunckt" «li« /eile 50 kk. Lei tubsllon- urzä 2iüsrn»utt «ntspr. ^uteoblu^. Lrnokelnen: UGliob mit ^uenubwe cker 8onn- unck lUiortu^O ubenä». ?srneprecd -Xnsobluee: kir. 1295. Dienstag, den 5. Juli, abends. 1887. DresdnerMumal. Für die Gefmntleittmg verantwortlich: Dtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. r»> nnrNtirte« Leenxlttettae, Oommi-aionLr ä« vraxtnee ^ournul», N»»b«rU - I«rU» -Vl« - >r»«I»» rruulktNrt «. ». i Sna»«not«»n aS ^o-iar,' I«rttu-Vt«»-L»»durM- ?r»U-l^ti»t, rrunbtNrt ». M.-IN»«»«»: Lsaei M««,' e»rt, <S 6o.,- Lerlln: InvatesiaMiont/ SSrUt»: S. LkSU«'» Lunnoror: v. -8c^ai«lsr, Lull, ». I: /. Laeat F 6o. L««i^«d«r r TÜLi^l. Lrpockitioa äe» vreocknee ^onrnntt, vroockon, 2drin8«r»tr. X). kermLpr»oI»-Xi»»oUn—- Nr. 1295. tlichtamtlicher Teil. GecegvcrphiscHe WcrcHrncHten. Leipzig, 5. Juli, mittag-. (Priat-Tel.d.DreSdv. Journ) LandeSverratSprozeß. Da- Zeugenverhör wurde heute fortgesetzt. Der frühere Kompagnon GrebertS, Zeuge Lauffenburger, hat gesehen, da- K lein öfter», Erebert wenigsten- einmal FestungS- pläne u. s. w. gezeichnet hat, Grrbert namentlich die Panzerthürme von Straßburg. Zeuge nimmt frühere weitergehende Beschuldigungen zurück. Richtig sei eS, daß er die Korrespondenz zwischen Klein und Fleureville vermittelt habe. Zeuge Ließfeld hat durch Lauffenburger von der deutsch feindlichen Thätigkeit Klein- und GrebertS Kennt nis erhalten. Die weiteren Zeugenaussagen find weniger belangreich. — Der Zeuge Haas, welch.r verdächtig erschien, den Zeugen Horn zu falschen Aussagen verleitet zu haben, hat sich heute er- häugt. Lemberg, 5. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Kronprinz, welcher heute von hier abgereist ist, wurde auf der Fahrt vom StattHalterpalaiS bis zum Bahnhofe von der Volksmenge evthufia- stisch b,grüßt. Auf dem Bahnhofe halten sich die Spitzen ter Zivil- und Militärbehörden eivgefun- den. Der Kronprinz dankte dem LandMarschall und dem S tadtpräfidenten wiederholt für den Herz- lichen Empfang, der ihm unvergeßlich sein werde. Buda-Pest, 5. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) AuS Zaszbereny wird gemeldet: Während deS Unterrichts berittener Pioniere explodierte eine Dynamitpatrone. Wie verlautet find vier Offi ziere und 1k Mann getötet, IS schwer verwundet worden. Die Zahl der Verunglückten ist jedoch noch nicht festgestellt. Paris, 4. Juli, abends. (W. T. B.) Pelletan und Lagurrre (Intransigenten) hatten heute eine Konferenz mit dem Minister deS Auswärtigen, FlourenS, in betreff der Anwesenheit deS päpst lichen NuntiuS auf der Soiree MackauS, deS Führers der Rechten. FlourenS verteidigte den Nuntius, dessen Haltung er keineswegs für in korrekt ansehe. Pelletan und Lagurrre teilten daS Resultat der Konferenz der äußersten Linken mit. Letztere wird morgen darüber Beschluß fassen, ob daS Kabinett über die allgemeine Politik zu iuter pellieren sei. Paris, 5. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS „Journal des DöbatS" verzeichnet ein Gerücht, wonach Italien den Durchzug seiner Truppen durch den Suezkanal benutzen wolle, um an der Besetzung Ägyptens teilzunehmen. Eia solches Vorgehen dürfte Verwickelungen, vielleicht sogar Gefahren im Gefolge haben. Italien biete keine Garantie für seine Unparteilichkeit. Die einzige Macht, deren beständige Anwesenheit im Suez kanale einstimmig gulgeheißen werden könnte, sei Spanien, w lches durch seinen eigenen Willen und durch seine geographische Lage in Wahrheit neu tral sei und niemals die geringste Abficht gezeigt habe, sich in europäische Händel zu mischen. London, 4. Juli, abends. (W. T. B ) DaS Oberhaus nahm nach Zuständiger Debatte die irische Bodengesetzbill in dritter Lesung an. DaS Unterhaus nahm nach mehrstündiger De batte mit 146 gegen 85 Stimmen den von dem ersten Lord deS Schatzes, Smith, eingebrachten Antrag an, nach welchem die Regierungsvorlagen während deS ResteS der Session den Vorrang vor anderen Geschäften haben sollen. Die dritte Lesung der irischen StrafrechtSdill jwurde auf Dresden, 5. Juli. Frankreich und seine Rechtsansprüche auf die heiligen Orte. Frankreich hat das Schutzrecht über die Christen deS Orients als ein Erbteil seiner mittelalterlichen Politik überkommen. Bekanntlich waren eS die fran zösischen Könige, welche unermüdet an dem Gedanken der Kreuzzüge festhielten und die Ungläubigen in Syrien, Ägypten und Tunis noch immer bekämpften, als sich im übrigen Europa der Glaubenseifer schon längst abgekühlt hatte. Nachdem auch die letzten Er oberungen der Kreuzfahrer verloren gegangen waren und alle Aussicht schwand, in absehbarer Zeit die heiligen Stätten den Ungläubigen zu entreißen, wollten die Kapetinger wenigstens das formale Recht auf die Krone Palästinas ihrem Hause und Lande wahren, sie brachten deshalb den Titel eines Königs von Je rusalem an ihr Geschlecht. Bei der planvollen Politik, welche die Kapetinger durchgängig trieben, mochten sie wohl voraussehen, daß sich im Laufe der Jahrhunderte Gelegenheit bieten würde, an die moralischen Rechte politische zu knüpfen. Diese Voraussetzung hat sich trefflich bewährt. Durch eine Reihe von Verträgen vom 16. bis in das 18. Jahrhundert hinein, sogenann ten „Kapitulationen', erwarb sich Frankreich von der Pforte wertvolle Vorrechte und, gestützt auf sein Amt als Schützer der Kirche im Orient, hat eS die abend ländischen Staaten leicht vermocht, diese Vorrechte an zuerkennen. Die letzte dieser Kapitulationen, aus dem Jahre 1740, umfaßt 85 Artikel in vier Abschnitten. Die Artikel 3^ und 33 wahren den fränkischen Geist lichen der Kirche zum heiligen Grabe ihre Rechte und stellten die Wallfahrer umer den Schutz Frankreichs. Dasselbe war mit den Kaufleuten in den Städten der Levante der Fall und auch fremde Nationen, z. B. Schweizer, nahmen den französischen Schutz in An spruch. Diese seine bevorzugte Stellung im Oriente hat sich Frankreich rechtlich bis auf den heutigen Tag zu wahren verstanden. Wie das „Deutsche Tageblatt" erwähnt, gab in der 12. Sitzung des Berliner Kon gresses vom 8. Juli 1878 der Botschafter der Re publik die Erklärung ab, daß Frankreich seine Teil nahme an dem Kongresse von der erneuten ausdrück lichen Anerkennung seiner in den heiligen Orten er worbenen Rechte feiten der Vertragsmächte abhängig mache. Infolge dieser Erklärung erhielt der Art. 62 folgende Fassung: „Da die hohe Pforte den Willen kundgegeben, das Prinzip der Religionsfreiheit in ausgedehntestem Maße aufrecht zu halten, so nehmen die kontrahierenden Mächte Akt von dieser freiwilligen Erklärung. In keinem Teile des ottomanischen Reiches kann der Religionsunterschied irgend wem als Grund des Aus schlusses oder der Unfähigkeit, von den bürgerlichen und politischen Rechten Gebrauch zu machen, zu öffent lichen Ämtern, Funktionen oder Ehrenrechten zugelassen DonuerStag vertagt, die irische Lodengesetzttll in erster Lesung angenommen und die zweite Lesung auf Montag angesetzt. St. Petersburg, 5. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der britische Kommissar Oberst Ridge- way ist hierher zurückgekehrt. Die afahanische Grenzkommisfion nimmt nunmehr ihre Arbeiten wieder auf. Nach den Informationen der „Deut schen St. Petersburger Zeitung" wäre ein baldiger befriedigender Abschluß zu erwarten. Konstantinopel, 5. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Bizepräse» deS StaatSrateS Mah mud Pascha wurde zur Beschwichtigung der Be wegung in Ereta dorthin entsendet. zu werden oder Handwerke oder Industrien zu be treiben, entgegengehalten werden Alle ohne Unter schied der Religion können vor den Gerichten al« Zeugen auftreten. Die Freiheit und die äußerliche Au-Übung aller Kulten sind allen »ugesickert und es darf weder der hierarchischen Organisation oer verschie denen Gemeinden, noch ihren Beziehungen zu ihren geist lichen Oberen irgend eine Einschränkung auferlegt werden. Die Geistlichen, Wallfahrer und Mönche aller Nattonen, welche in der europäischen oder asiatifchen Türkei reisen, genießen dieselben Rechte, Vorteile und Privilegien. — Den diplomatischen Agenten und Konsuln der Mächte in der Türkei ist da- Reckt de- offiziellen Schutzgewährens zuaestanden, sowohl m Bezug auf die oben erwähnten Personen, alt betreffs ihrer religiösen, Wohlthättgkeits- oder an deren Anstalten in den heiligen Orten und ander-wo. — Die von Frankreich erworbenen Rechte sind autdrücklich Vorbehalten, und es ist wohlverstan den, daß der 8t»tu» gao in den heiligen Orten keiner lei Veränderungen erleiden darf. Die Mönche des Berge- Atho- bleiben, welchem Lande sie auch ent stammen mögen, im Besitze ihrer Grundstücke und bis herigen Vorteile und genießen, ohne irgend welche Ausnahme, eine vollständige Gleichheit der Rechte und Prärogativen." Trotzdem der Berliner Kongreß also die bevorzugte Stellung Frankreich- im Orient formell anerkannte, ist e- doch jedem Einsichligen klar, daß die ehemals wichtigen Privilegien desselben heute völlig gegen standslos geworden sind. Jeder moderne Staat nimmt den Schutz seiner Bürger, welche nach dem heiligen Orten wallfahren oder im Orte Handel trecken, selbst in die Hand. Selbst die Schweizer, welche vertrags mäßig noch unter dem Schutze Frankreichs stehen, wenden sich mit Beschwerden an ihren, den schweizeri schen, Konsul und nicht an den französischen. Denn die Pforte untersucht heute wohlbegründete Klagen auch ohne daß ein kriegerischer Staat hinter den Be schwerdeführern steht. Zudem hat Frankreich zu keiner Zeit die schmählichsten Vergewaltigungen der Christen im Orient hindern können, wie die periodisch wieder- kehrenden Christenmetzeleien in Syrien bezeugen. Vielmehr gewinnt es den Anschein, als ob Frank reich nur deshalb so eifersüchtig seine Schutzrechte im Orient bewache, um gewünschten Falles nn bequemes Mittel in der Hand zu haben, die orientalische Frage in Fluß zu bringen und dabei im Trüben zu fischen. Diese Ansicht wird trefflich illustriert durch die Ent stehungsgeschichte deS KrimkriegeS, wie sie das „Deutsche Tageblatt" berichtet. „Was eigentlich", so fragt das erwähnte Blatt", war der ursprüngliche Anlaß des Streite- zwischen Frankreich und Rußland? Tin Stern au» der NativitätSarotte war verschwunden. In dieser Grotte befinden sich nämlich zwei „Aller heiligste", die Stelle, wo Jesu» Christu» geboren wurde und die, wo die Krippe stand. Die Griechen hatten zuletzt da» erste, die Lateiner da» zweite dieser Aller- heiltgsten im Besitze, über der Stelle des Geburts ortes hatte man einen silbernen Stern angebracht, welchen die Lateiner stet» als ihr Eigentum bean spruchten, auch nachdem ihnen der Besitz dieses Aller heiligsten verloren gegangen war. Die lateinische In schrift: „Lio äe Virgin« Ilaria 3s8u»-6bristus natu« „t", welche sich auf diesem Stern befand, war in der That ein Beweis dafür, daß der Geburtsort einst den Lateinern angehört hatte. Denn die Griechen waren stets darauf bedacht, lateinische Inschriften zu beseitigen, sobald sie in den Besitz eines Wallfahrts ortes gelangten. Dieser Stern verschwand am 1. No vember 1847, die Lateiner beschuldigten die Griechen offen des Diebstahls, die Griechen anworteten, die Lateiner hätten sich selbst bestohlen, um nur Vor würfe gegen die Griechen erheben zu können, und nun Feuilleton. Ein treue» Herz. Line Geschichte au» dem wendischen Bolte von Heinrich Penn. (Fortsetzung.) Die ganze Verachtung, welche er gegen das herzlose, egoistische Weib gefühlt, trat ihm aufs neue vor die Seele, als er dieses Schreiben laS, in dem er wieder die Bestätigung für die Nichtswürdig keit jener Person fand, welche die Freundin und den Geliebten dem elenden Gelbe zuliebe verraten und jetzt um desselben Mammons willen wieder ihrer Cha rakterlosigkeit die Krone aufsetzte. Im ersten Augenblicke wollte er den Brief zer reißen, doch besann er sich eines anderen. An eine Antwort dachte er allerdings nicht, allein er hatte mit Anka noch nicht von Luise gesprochen. Es dünkte ihm aber, er müsse es dennoch thun. Und dieser Brief sollte als Beweis gelten, daß ihn kein Anerbieten und keine Bitte mehr abzubringen vermöge von seinem festen Entschlusse, seinen ersten Bund mit Anka zu er neuern. — — — — — „Ich muß einmal mit Dir allein reden," sagte Tine, als er nach einigen Tagen Anka begegnete. „ Wir beide haben schon allein zu viel gesprochen", entgegnete sie. „Du mußt mich anhören." „Nun, wenn ich muß, so komme morgen nach- mittag. sJndeS sage ich Dir gleich, daß eS über flüssig ist." Er kam dennoch, sie war in der That allein. Sie begrüßte ihn, wie sie jeden andern begrüßt hätte; nur schien es ihm, als seien ihre Wangen höher gerötet, als sonst. Er zeigte auf das Fenster, wo früher die Blumen standen und sagte: „Siehst Du, das ist noch derselbe Rosmarin, dessen Topf Dein Vater damals zerbrach, al- wir beide uns zum ersten Mal darüber aussprachen, daß Du die Meine würdest." „Dieser ist's?" fragte sie, errötete noch mehr, nahm den Topf vom Fenster und stellte ihn auf den Tisch, auf welchem ein Messer lag. „Anka", bat er weich und wollte sie an der Hand fassen. Sie zog dieselbe rasch zurück und sah ihn ernst an. „Nicht alsol Vernünftig, wie es einem Vetter ziemt, sage, was Du wünfchest, da- andere aber lasse." Er wagte eS nicht, ihr zu nahen. Tr blieb auf dem Stuhle sitzen und sagte traurig: „ES ist Dir also ganz unmöglich, mir zu ver geben? Ist es Dir ganz unmöglich, mir Gelegenheit zu bieten, mit treuer Liebe zu sühnen, was ich Dir zu Leid gethan? O Anka, wenn ich Dir sagen könnte, wie ich erst jetzt Deinen Wert zu erkennen und zu würdigen vermag, wie ich Dein —" „Still, still", so schnitt sie ihm das Wort ab. „Antworte mir auf da-, wa» ich Dich fragen werde. Aber ich verlange volle Wahrheit." „Sie soll Dir werden, ich gelobe Dir'S." „Ohne Gelöbnis I Sage mir, wer ist schuld, daß Du jetzt bei mir bist, oder wenn Du nullst, wer hat das veranlaßt, Du, oder — oder meine frühere Freundin? Wer hat Eurem Bunde ein Ende ge macht?" „Allerdings sie, aber ich habe . . ." „Also siel WarteI — Die Wahrheit Kast Du ge sprochen, da» ist aufrichtig. Siehst Du, ich weiß die» schon alles. Dennoch ist eS mir lieb, daß auch Du mir die» bestätigt hast, Du, der zu mir kommt, nach dem sie Deiner überdrüssig wurde und mit Dir ver fahren, wie früher Du mit mir. Jetzt, erst jetzt glaubst Du, daß ich wieder gut für Dich wäre? Mehrere Male hast Du mir gesagt, daß wir verwandt sind; schon deshalb solltest Du mich nicht so sehr ver achten, daß Du mir vor Augen kommst und mir zeigst, ich sei Dir nur eine Aushilfe, die man jetzt nimmt, dann wegwirft, dann aber wieder aufhebt. O nein, mein lieber Vetter, Du irrst Dich, o, ich bin nicht mehr jene» arme Wesen, welche» Du einstens fandest, Du selbst hast mich ander» gemacht. Thränen traten ihr in» Auge, aber nicht Thränen der Liebe und Freude, sondern des Zornes, der be leidigten weiblichen Würde. TineS Gesicht war wie mit Blut übergossen. Al» besänne er sich erst jetzt auf den Brief Luisen», zog er denselben hervor. „Du irrst Dich", sagte er, „wenn Du glaubst, daß ich mich wieder zu D»r wende, weil sie mich ver- schn alu Ich bitte Dich, ließ diesen Brief und über- zeuge Dich." ,Zch will keinen Brief von Dir", sagte da» Mädchen. „Er ist nicht von mir. Ich bitte Dich, lie» nur die», damit Du Dich überzeugst, daß Du mir nn- Tagesgeschichte. Dresden, 3. Juli. Der König!. Gesandte am K. S. Hofe zu Wien, Kammerherr v. Helldorff, hat einen ihm verwilligten zweimonatigen Urlaub an getreten. * Berlin, 4. Juli. Heute abend um 1411 Uhr erfolgte die Abreise Sr. Majestät des Kaisers nach Ems. Schon mehrere Stunden vor der festgesetzten Zeit der Abreise Sr. Majestät hatte sich eine unabseh bare Volksmenge vor dem Kaiserl. PalaiS, Unter den Linden, in der Tiergartenstraße und auf dem Pots damer Platz eingefunden, um dem greisen Landesherrn noch ein Lebewohl zuzuwinlen und sich durch persön lichen Augenschein von der völligen Genesung zu über- . zeugen. Immer zahlreicher wurde der Kreis der den Monarchen Erwartenden, und als endlich kurz vor St 10 Uhr der offene Wagen des Kaisers das PalaiS verließ und das tausendstimmige Hurrah der dort Ver- ammelten zuerst ertönte, da pflanzte eS sich brausend ort und fand auf dem ganzen Wege ein vieltausend- acheS Echo. Namentlich war der brausende Jubel auf >em Potsdamer Platze geradezu erstaunlich, und auf aller Antlitz la- man die freudige Überraschung über das rüstige und frische Aussehen Sr. Majestät. Auf dem Perron hatten sich inzwischen die Herren des zahl reichen Gefolge» versammelt. Desgleichen waren auf dem Perron die hohen Militär- und Zivilbeamten der Reichshauptstadt erschienen. Wenige Minuten vor 10 Uhr betrat Se. Majestät, aus dem Kaiserl. Warlesalon kommend, den Perron, wo Sr. Majestät von der Gräfin v. Perponcher ein kostbarer Rosenstrauß überreicht wurde. Nachdem der Kaiser für diese Auf merksamkeit huldvoll gedankt, noch einige Worte mit den zur Verabschiedung auf dem Perron erschienenen Herren gewechfelt und einige derselben in herzlicher Weise begrüßt hatte, begab sich Se. Majestät in den Salonwagen worauf der lAug sich in Bewegung setzte. Möge der greise Monarch in den Badeorten, die der selbe in diesem Sommer zu seiner Kräftigung aufsucht, letztere voll und ganz finden. Prinz Wilhelm traf gestern, von Bonn kom mend, zum Besuch Ihrer Majestät der Kaiserin in Koblenz ein und nahm im Königl. Residenzschlosse Wohnung. Wie die „Nordd. Allg. Ztg." erfährt, wer den der Prinz und die Prinzessin Wilhelm Se. Maje stät den Kaiser morgen in Bad Ems begrüßen und dann nach Potsdam zurückkehren. Der japanische Prinz Komatsu No Miya, welcher sich zu den Jubiläumsfestlichkeiten von hier nach London begeben hatte, ist am Sonnabend von recht thust. Antworte mir dann, was Du willst, nur lies." Sie nahm das Schreiben und laß e-. „Siehst Du nun", sagte er, „daß Du nicht das Recht hast, zu urteilen, wie Du gethan. Siehst Du nun, daß Du die einzige bist, zu welcher mich mein Herz zieht. Und wenn nicht sie allein, nein wenn mich die ganze Welt auf den Knieen bäte." ,Halt, halt", unterbrach ihn das Mädchen mit einer Entschiedenheit, welche niemand erwartet hätte, der ihre frühere Sanftmut gekannt. „Was hast Du ihr auf diesen Brief geantwortet?" „Nichts." „Nichts? Warum? Jeder Mensch ist einer Ant wort wert." „Sie nichtI" „Deshalb nicht, weil sie unbeständigen Charakters und was noch alles ist, nicht wahr?" ,Za, auch deshalb, aber auch. . ." „Warte I Siehst Du, Du verachtest sie, weil sie sich von Dir gewendet, und antwortest ihr nicht, wenn sie Dich um Antwort bittet. Zu mir aber kommst Du und wünschest, daß ich anders handeln soll, als Du gethan? Giebst Du mir nicht selbst den Finger zeig, wie ich Dir antworten soll? So antworte ich Dir denn auch, ein für allemal, für allemal, merke Dir das und sprich mir nie mehr davon" Die- sagend stand sie auf, nahm da- Messer vom Tische, zerschnitt mit einer rafchen Handbewegung daS Stämmchen deS Rosmarin-, daß der kleine grüne Wipfel auf den Boden fiel. „Siehst Du", rief sie mit gehobener Stimme, „so hast Du unsern Bund zerschnitten. Mache, daß dieser begannen die beiderseitigen Reklamationen. Die Pforte schlug vor, einfach einen andern anzubringen; dagegen sträubten sich aber beide Partein und hieraus ent brannte der langjährige Prozeß, welcher in der Vor geschichte de- KrimknegeS seine Rolle spielte, denn Frankreich verteidigte in den heiligen Orten die ganze katholische Christenheit und forderte so viel von dem Sultan, daß der Kaiser Nikolaus sich darein mischte und den Fürsten Menzikoff nach Konstantinopel sandte. Der Verlauf dieser Zänkereien ist bekannt und wir möchten bei dieser Gelegenheit nur beiläufig eine» Ausspruches Erwähnung thun, der Fuad Pascha in den Mund gelegt wird: „Frankreich macht nicht »um ersten Male aus dieser Frage eine diplomatische An gelegenheit. Die erste Republik, also eine atheistische Regierung, nahm mit ebenso großer Wärme die In teressen der Lateiner wahr, wie der Sehr christliche König Dieselbe Republik, welche nicht nur die Priester, sondern Gott selbst au- Frankreich verbannte, erhob durch ihren Vertreter in Konstantinopel Forde rungen zu Gunsten der Jesuiten und der Vorrechte bezüglich der heiligen Orte."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite