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Großenhainer UnterhaltunW- L Anzeigtblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zv Großenhain nnd Radeburg. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. ?L.48. Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Abonnement vierteljährlich 1 Mark. Sonnabend den 2V. April. Inserate werden bis früh U Ubr für die nächste Nummer angenommen. 1878. Bekanntmachung. Die am 1. April 1878 fälligen Brandversicherungsbeiträge Md uael> G/2 Pf- von jeder Beitragseinheit längstens bis zum 2V. April 1878 an die Stadthauptcasse zu bezahlen. Großenhain, am 30. März 1878. Der Stadtralh. i I. V.: Vogel, Stdtr. Gr. Bekanntmachnng. Die Expedition des unterzeichneten Standesamts ist zum zweiten Osterfeiertag Montag den 22. April a. c. von 10—12 Uhr Vormittags geöffnet und werden in dieser Zeit nur Anzeigen von Sterbefällen entgegengenommen. Großenhain, den 18. April 1878. Das Königliche Standesamt. Vogel. Bekanntmachung. Nachdem wahrzunehmen gewesen, daß hiesige Gast und Schankwirthe in ihren Schaukstätten und bez. bei ösfentlichen Tanzvergnügungen auf den Tanzsälen das Aufliegen von Bindern, Schulknaben, Lehrlingen, Fortbildungsschülcrn und anderen halbwüchsigen Burschen ohne Begleitung erwachsener Personen, denen sie angehören, gestatten, ingleichen auch öffentliche Unterstützung genießende Personen und solche Leute, von denen, ihrer sich äußerlich kuudgebenden Persönlichkeit nacb, sich vermuthen läßt, daß sie dem Müssiggänge obliegen und vom Bettelugehen oder anderem unrechtmäßigen Erwerbe leben, in ihren Sck'anklokalitäten dulden und bez. das Anstiegen, Zechen und Spielen solcher Personen gestatten, so nehmen wir Veranlassung, die bctheiligten Wirthe auf dieses Ungebührniß mit dem Bemerken aufmerksam zu machen, daß diejenigen Wirthe, welche die ihnen ertheilte Schankerlaubniß :e. in der gedachten Weise mißbrauchen, nach ßK 134 und 135 der Armenordnung für das Königreich Sacksen vom 22. Set ober 1840 mit 15 bis 60 Mark Geld- oder verhältnißmäßiger Haststrafe und im ferneren Wiederholungsfälle zugleich mit Einziehung der Schankertaubttiß und Schließung der Schankstätte zu bestrafe» sind und bez. auch in künftighin etwa vorkommenden Fällen unnachsicktlich werden bestraft werden. Radeburg, am 15. April 1^78. Der Stadtralh. Hinkel. Ostern. Q, sel'gcr Ostermorgen, cn deinem Strahlenkleid Will ich mich froh ergehen, abwerfend alles Md. Tu fcndest allerorten von Thürmen nah nnd fern Mir süßen Gruß entgegen, ein Trosteswort vom Herrn! Die zarten Frühlingskeime, vom Sturm so lang geschreckt, Sie hören froh dein Grüßen, das sie zum Leben weckt. ES hat des Winters Härte ihr Hoffen nicht geraubt, Darum mit heitrem Muthe erbeben sie ihr Haupt. Im Wintersturin verhaute der Vögel munt'rer Sang, Die sroh zu uns geeilet mit sehnsuchtsvollem Drang', Doch schwand irr trüben Stunden ihr Muth, ihr Glaube nicht, Sie trauten deiner Stimme und hofften auf dein Licht! Es öffnet still beseligt nach Winters Noth lind Qual Den Kelch die zarte Blüthe dein warmen Frühlingsstrahl, Es grüßen voller Jubel, als wäre nichts gescheh'n, Die muntren Vögel alle des Lenzes leises Weh'n. Drum von des Lenzes Blüthen und Stimmen allerwärtS Laß du dich nicht beschämen, geprüftes Menschenherz! DaS-Lied, das laut in Tönen des Jubels zu dir spricht, Der Blumen froheS Leuchten, 0 Herz, verstehst du's nicht? Dir leuchtet eine Sonne, die nimmer untcrgeht. Die, wenn auch ost verdunkelt, stets siegend aufersteht; Es wartet deiner lächelnd ein Lenz, der nie erbleicht, Der dir, besteht dein Glaube, stets neue Wonnen zeigt. Drum mag in diesem Leben dich wessen auch der Schmerz So herb', als sollt'st du brechen, du armes Menschenherz, Mag auch ins Grab, ins tiefe, ein Theil von dir entfliehn Und Deinem Lebensborne die schönste Kraft entziehn — O, laß vorn Qstermorgen zum Trost gesagt dir sein: DaS Leben währet ewig, der Tod, er ist nur Schein. Der Blumen, Lieder wecket zur lichten Frühlingszeit, Der hält auch unserm Glücke ein ewig Heim bereit! Merbetrachtmuz. Die Osterzell, uns aus alter Ueberlieferung unseres eigenen VolkSthums und aus frommem christlichem Brauche in gleicher Weise eine geweihte Zeit, ladet wie von selber zn einer Erhebung aus dem Gedränge der Tagesereignisse und dem Geräusch der Taaesströmungen ein. Es soll eine Zeit des Friedens sein, während deren aller Streit rubt und statt seiner die Gemeinsamkeit mit Allen, die gleichen Glaubens mit nns sind, versöhnliche Gesinnungen in unseren Herzen erklingen läßt. Fassen wir in diesem Sinne zu- ! sammen, was unseren Genossen, die mit nns das Osterfest ! feiern, gemeinsam ist, was könnte es anders sein, als der heiße Wunsch, daß für die näheren und entfernteren Glaubeusverwandtcn, auf welchen bis jetzt nocb die Herr schäft der „Ungläubigen" meist hart und nicht selten mit unerträglichem Drucke lastet, endlich die Zeit der Auf erstehung kommen möge. Unser Ehristenthttm ist nicht jenes ausschließliche, welches außerhalb seiner nichts der Wertbsebätzung würdig hält; für uns ist das Ehristenthttm die nach unserer Anschauung . derzeitig höchste Form des Menschenthums und eben darum vereinbar, ja pflichtgemäß verbunden mit der beebsten Achtung vor jedem im Geiste der Humanität sich bewegenden Streben. Sind unsere Svmpatbien mit den christlichen Völkerschaften im osmanischen Reiche zunächst auch durch die nähere Verwandtschaft des «Naudens an geregt, so wachsen daraus doch keine Forderungen empor, welche darauf hinziclen, an Stelle der Herrschaft des Islam nuil ili jenen Landen den Druck irgend einer orthodoxen Kirche, am meisten jenen die Geister ertödtenden Eäsaro papismuö zu setzen, welcher auf Rußland mit bleierner Schwere lastet. Wir können unsere Forderung dahin zusammenfassen, daß für die christlichen Völkerschaften im osmanischen Reiche eine Zeit der Auferstehung kommen möge, aus der sie zu gleich innerlich geläutert und höheren Aufgaben zugewendet hervorgehen mögen. Nicht blos darf diese Auferstehung in der Erhebung zu größerer Selbstständigkeit nach außen hin bestehen, sie muß, wenn sie nickt am Besten Mangel leiden soll, zugleich eine innere Erhebung sein, welche die Seelen läutert von den rohen, unduldsamen An schauungen, die sich als Bodensatz einer langen trüben Zeit darin niedergeschlagen haben. Das Ehristenthnm darf von ihnen nickt als ein zur Beherrschung, ja zur Bedrückung Andersgläubiger berechtigendes Privilegium hockgehalten werden; es muß ihnen das Herz empfänglich macken für eine, Alles, was Menschenantlitz trägt, umfassende Liebe. Unter den christlichen Völkerschaften im Orient, denen gewiß, soweit nickt ein anderes eigenes Interesse entgegen steht, ein Jeder die Erlangung staatlicher Selbstständigkeit wünscht, würden zunächst wenigstens nock Anders gläubige in großer Zahl leben und ihnen gegenüber muß, wenn nickt Bedrücker und Bedrückte ihre Rollen einfach wechseln sollen, eine Duldsamkeit geübt werden, zu der das nun zur Herrschaft gelangte Bekenntuiß sich nicht so leicht entschließen möchte. So möge denn das Osterfest auf sie, die bisher in geistiger und physischer Unterdrückung schmachteten, ja auf alle Menschen des weiten Erdenrundes im milden Sinne der Versöhnung wirken. Denn wo das Her; den Mitmenschen achtet und liebt, da wird man alsbald erkennen, daß auch im gewöhnlichen Werktagsleben zu jeder Arbeit, die der Eine verrichtet, der Andere redlich mithilft, daß sie Beide untrennbar auf einander angewiesen sind und Einer ohne den Andern schlechterdings gar nichts vermag. Aus dieser Erkenntnis; aber muß sich daun auch die weitere Einsicht ergeben, daß Ziemer sieb als Knecht des Andern fühlen kann, daß sie vielmehr wie zwei ebenbürtige Unternehmer nicht nur den Ertrag ihrer Anstrengungen ehrlich mit einander theilen, sondern auch die Genüsse der Erholungszeit einander neidlos gönnen sollen. Liegt dem Feste, das wir feiern, nicht der philosophische Gedanke zu Grunde, daß auch die härteste Noth und Be eräugniß den Menschengeist nicht völlig unterjochen kann, daß er, wenn er nur will, sich selbst aus tiesstem Elend frei lind herrlich aufzuschwingen nnd selbst dem allmächtigen Tode fiegesgewiß entgcgeuzutreten vermag? Tie Idee der Auferstehung bleibt todt und unfruchtbar für Alle, die in der Erzählung der Evangelisten nur ein längst vergangenes historisches Ereigniß sehen und, wenn es hoch kommt, ihr ganzes Leben mit der Hoffnung hinbringen, daß nach dem Tode fick auch an ihnen jenes Wunder bewähren werde; diese Idee wird nur lebendig und segensreich für uns, wenn wir sic im Leben betbätigen. Ja, der «Nist feiert seine Auferstehung jedesmal, wenn er fick aufricktet aus der engen Wcrktagsthätigkeit und emporsteigt zu den freien Höhen des Gedankens, nm dort aus dem urewigen Ouell des unenolicken Weltgeistes Labung nnd Erfrischung zu schöpfen. Denn mit diesem Tranke dnrckströmt ihn die Ahnung, das «Gefühl, das Bewußtsein, daß er im innersten Wesen Ems ist mit dem «Niste, der das All kurckdringt, ewig nnd unendlich wie dieser, und darum frei und erhaben über all' der Armseligkeit der kleinlichen Lebensnoth un antaftbar in sich selbst ruht. Tagesmichnchten. 73/8 Grostenhain, am 18. April. Ein ungläubiges oder doch mindestens bedenkliches Kopfschütteln war überall zu bemerken, als vor einiger Zeit die Idee Verbreitung fand, daß der Saal des Hotels zum Gesellsckaftshause zu einem Musentempel auf Zeit umgestaltet werden solle, weil man allgemein Zweifel darein setzte, ob auch die Räumlichkeiten groß genug wären, um so viel Zuschauerplätze zu gewinnen, daß die Kosten der Anlage gedeckt werden könnten. Nach dem jedoch die Idee ihre Verwirklichung gefunden hat und nackdem der Bühnenbau sowohl, als der Bau deS Zu- sckauerraumeö vollendet ist, wird jeder Zweifler die Ueber- zeugung gewinnen, daß der improvisirte Theaterbau im GcsellschaftShausc sich zn seinem großen Vorthcile von dem Raume unterscheidet, der seit Jahrzehnten dem hiesigen kunstliebenden Publikum für das Theater genügen mußte. Trotzdem daß die Bühne eine weit größere nnd vortheil- haftere Anlage als im alten Theaterlocale gefunden hat, ist es bei der ziveckmäßigen Raumverwendung gelungen, 90 Plätze für das Parquet, 100 Plätze für den ersten, 150 Plätze für den zweiten Platz, 30 Plätze für drei Seiten logen zu gewinnen, sodaß, die obere Galerie noch ungerechnet, 370 bequeme und komfortable Plätze — inögesammt Stuhl- ! Plätze — eingerichtet worden sind, die ohne Ausnahme i einen vollen, durch nichts gestörten Ueberblick über die Bühne bieten. Von überraschender Wirkung ist auch der imposante, die ganze Saalhöhe deckende Bühnenbau mit der überaus gelungenen, von Herrn Witte in Elbing i ausgeführten Malerei des Vorhanges und des Prosceniums. i ES ist in der That ein nicht zu unterschätzendes Opfer, , welches Herr Hotelier Steyer, der den ganzen Bau und j die Malerei für eigene Rechnung hat attsführen lassen, ! dein Unternehmen gebracht hat. Steht nnn anch Herr ! Theaterdireetor Hohl von seinem früheren Auftreten her ! hier noch im besten Andenken, und hat derselbe während ! seines Aufenthaltes in der Zeit vor Weihnachten in Oschatz ! die ehrendsten Anerkennungen gefunden, so darf wohl er- ! wartet werden, daß dies Alles im Verein mit der vorzüg lichen Zusammensetzung seiner zahlreichen Künstlertruppe ! zu einem reckt fleißigen Theaterbesuche während des nur ! kurz bemessenen hiesigen Aufenthalts mitwirken werde. — Die Eröffnung des neueingcrichteten Theaters in > den Räumen unseres Gesellscbaftshauseü findet laut An kündigung nächsten Sonntag, den 1. Osterfeiertag, statt nnd wird der Reigen mit Fest-Prolog und Moser's „Veilchensresser", einem der gediegensten Werke des gefeierten Autors, eröffnet; dem reiht fick am 2. Feiertage Laube's großartiges Werk „Graf Essex oder: Krone und Schaffst" und am Dienstag große Festvorstellung zur Geburtstags feier Sr. Majestät des Königs Albert: Festspiel, worauf Scribe's feines Lustspiel „Damenkrieg" folgt, an. — Wir können nickt nmbin, all' diese gewählten Vorstellungen unsern Lesern auf das Wärmste zu empfehlen. Grostenhain. Am Geburtstage Sr. Majestät des Königs werden die Dienststunden bei im Königreiche Sach sen gelegenen Postanstaltcn in gleicher Weise beschränkt, wie am Geburtstage Sr. Majestät des Deutschen Kaisers. Es werden also bei dem hiesigen Kaiserlichen Postamte am 23. x'lpril Postsendungen nur in dell Stunden von 7 bis '9 Uhr Vormittags, von 11—1 Uhr Mittags und von 4 bis 7 Uhr Nachmittags, Telegramme dagegen von früh 7 Uhr bis "Abends '9 Uhr jederzeit, zur Beförderung angenommen und ausgegeben. Lachsen. Das „ Dr. I." bestätigt, daß Ihre Majestät j die Kasterm "Augusta die Sitzungen des TelegirteucongresseS ; deutscher Franenvereine, welchen Ihre Majestät die Königin