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WWWRWÄ Nr. 8l I I Sm-bk^S-n-t-,, 5./«. AM 1941 sI Jah^ Ei« Erwache«. Nach dem Fall von Benghasi wird sich, das englische Volt darüber kjar werden, daß der Traum des Libyenfeldzuges au«, geträumt ist, ja, daß er vielleicht eine Katastrophe werden kann. Dies ist um so peinlicher, als die britische Agitation den Marsch auf Libyen als höchst bedeutungsvoll für den Aus- gang des Krieges bezeichnet hatte. Monatelang hatten die Engländer unter Aufwand kostbarsten Schiffsraumes ein für afr,konische Verhältnisse gewaltiges Heer n Aegypten zu« sammengezogen, das den italienischen Streitkräften in Libyen in jeder Beziehung überlegen war. Truppen aus England, aus Australien, aus Neuseeland, aus Südafrika und den übrigen englischen Kolonien sowie aus Indien waren zu- sammengezogen und wie noch nie vorher ein Kolonialkorps ausgerüstet worden. Als die italienischen Truppen , nach hart- .näckrger Verteidigung zurückgingen, machten dis Engländer daraus eine weltgeschichtliche Entscheidung. Jetzt, nachdem die afrikanische Flanke gesichert sei, würde vom Balkan aus nach Deutschland vorgestoßen werden. Das Mittelmeer sei nun mehr in englischer Hand und es sei nur eine Frage der Zeit, daß Italien um Frieden bitten werde. Inzwischen landete in aller Stille das deutsche Afrika- korps auf afrikanischem Boden, ohne daß die Engländer die Transporte ernstlich stören konnten. Die englische Oeffentlich- keit erfuhr davon nichts. Erst als Agedabia fiel, horchte sie auf, beruhigte sich aber wieder, als erklärt wurde, es handele sich nur um „einen ganz kleinen deutschen Vortrupp". Gestern erfuhren nun die Insulaner durch Reuter, daß beträchtliche deutsche und italienische Panzerstreitkräfte im Angriff seien. Der militärische Mitarbeiter der „Times" versucht der peinlichen Angelegenheit eine harmlose Wendung zu geben, indem er erklärt, England habe offensichtlich seine Fühler in Libyen etwas eingezogen. Zugleich bereitet er aber die englische Oeffentlichkeit auf weitere Rückwärtsbewegungen der Armee Wavells schonend vor. Und „Exchange Telegraph" meldet aus Kairo in der für die englische Berichterstattung in solchen Fällen typischen gewundenen Form: „Man verhehlt nicht, daß es sehr wohl möglich sei, daß die englischen Truppen noch fühlbarer nach rückwärts gezogen werden." Vielleicht hat das der Bericht des Großen Hauptquartiers in Kairo auch schon andeuten wollen, als er von »der „Befolgung unserer Taktik" sprach. Damit kann er ja nur die Taktik von Andalsnes und Dünkirchen gemeint hapen, Hex Londoner Mchrichtendienst .versucht seine geduldigen Hörer, damit. HU trösten, daß die britischen Truppen in Libyen dem Feinoe schwere Verluste zugefügt Haden, ohne sich näher daxM «irp zulassen, wie es denn diesem angeblich so geschwächten Feind möglich war, die Engländer und ihre Hilfsvölker in die Flucht zu schlagen^ : : - ' Im neutralen Ausland erklärt man ganz offen, der , Fall von Benghasi beweise, daß General Wävell Hasard gespielt habe. Wozu der kostspielige Libyen-Feldzug, so fragt man> wenn seine Erfolge sich im entscheidenden Augenblick doch nur als Scheinsiege herausstellen? Diese Frage dürfte sich auch das englische Volk vorlegen. Es ist nicht anzunehmen- daß es darauf eine Antwort erhält. Vf. Borstoß über Bengahfi hinaus. Gesamtverluste des Feindes im März 718 OSO BRT Britischer Hilfskreuzer und ei« Trans porter i« Arbersee versenkt. Berlin, 8. April. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: An der libyschen Küste folgen deutsche italienische motorisierte Verbände und Panzertrnppen tm scharfen Nachdrängen dem nach Norden ausweichenden Feind. In de« frühe» Morgenstunden des 4. April wurde — wie bereits durch Sondermeldung bekanntgegeben — Ben- hhasi, die Hauptstadt der Eyrenaika, genommen. Sturz, kampsflugzeuge des deutschen Fliegerkorps griffen am 8. April in die Srdkämpse um Benghasi ein. Sie bekämpften ostwärts Soluch Panzerkolonnen mit Bomben schweren Kaliber». Hierbei wurden von begleitenden Jägern drei feindliche Hurrieane.Flugzeuge abge- schossen. Unterseeboote griffe» den Seleitzug, aus dem «ach dem Wehrmachtsbericht vom 4. April bereits zehn Schiffe mit 88 OOO BRT. versenkt worden waren, erneut an und vernichteten weitere 48 OVO BRT. Damit find aus diesem Geleitzug, der schwer beladen nach England bestimmt war, 18 Schiffe mit 1Ü6 500 BRT. vernichtet wor- den, während sich der Gesamterfolg auf 1S7116 BRT. erhöht. Ein i« überseeischen Gewässern operierendes Kriegs- schiff hat de« britischen Hilfskreuzer „Voltaire" mit 13 245 BRT. und d,en britischen Trans porter „Britannia"mit87S9BRT. versenkt. Flugzeuge der bewaffneten Aufklärung fügten gestern im Seegebiet um England drei feindlichen Han delsschiffe» durch Bombentreffer schwere Schä den z«. Eines der Schiffe wurde in sinkendem Zustand be- oba«et. Beite« «»griffe «urdea gegen Flugplätze und Hafeuanlage« an der Süd- und Südostküste durchgeführt. Bei einem Vorstoß deutscher Jagdflieger -ege» die britische Insel wurden zwei feindliche Jagdflugzeuge vom Muster Spitfire ohne eigene Verluste abgeschoffen. Ein weiteres Spitfire-Flugzeug verlor der Feind in Luftkämpfen am «anal. In der Nacht zum 5. April richteten sich Angriffe stärkerer «ampffliegerverbände erneut gegen kriegswichtig« Ziele der Hafenstadt Avonmouth am Bristolkanal. Ausgebreitete Brände entstanden. Auch der Hafen von Great Yarmouth wurde erfolgreich bombardiert. Der Feind griff mit wenigen Flugzeugen West- deutschland an. Alle Bomben fielen in freies Gelände, so daß kein Schaden entstand. Versuche des Gegner», in der letzten Nacht einen Hafen im besetzten Gebiet anzugreifen, scheiterten an der deutschen Abwehr. Flakartillerie schoß hierbei drei britische Kampfflugzeuge ab. Der Feind verlor damit in der Zeit vom 1. bis 4. April zusammen 42 Flugzeuge, von denen 15 durch Flakartillerie, Jäger und Kriegsmarine abge- schossen, 27 am Boden zerstört wurde«. Im gleichen Zeitraum ginge« S eigene Flugzeuge «er- lore». Der Handelskrieg gegen England wurde imMonatMSrzmit gutem Erfolg fortgesetzt. Heber- wasserstreitkräfte versenkten im Kanal, im Atlantik und in überseeischen Gewässern 183 600 BRT., Unterseeboote auf den britischen Zufuhrstraßen bis zur «estafrikanischen Küste 325 000 BRT. Von der Luftwaffe wurden im März rund 200 000 BRT. feindlichen Handelsschiffsraumes versenkt, so daß die Gesamtverluste des Feindes an Han delsschiffen im März über 718 000 BRT. betragen. Ferner sind eine große Anzahl feindlicher Handels- schifte Minen zum Opfer gefallen, die von See- streitkrästen und von der Luftwaffe in nahen und fernen Gewässer« gelegt »«rh««. Außerdem' sind feindlich« Han- delsschiffe i« großer Zahl Lurch Bombe« und Miaeutreffer beschädigt worden. Ein Teil von ihnen kann ebenfalls al» verloren gelten. Bestürzung in Loudon. „Sehr schwierig, die Deutschen aufzuhalten, wenn sie einmal beim Siegen sind." Neuqork, 5. April. Der Londoner Vertreter von „New- york Sun" berichtet, daß die Räumung von Benghasi unter der britischen Bevölkerung eine ungeheure Bestürzung ausgewst habe. Man erkenne nun, daß Deutschland, während die Aufmerksamkeit der Welt auf den Balkan konzentriert war, eifrig Maßnahmen getroffen haben, um die Lage in Nord- afrika wiederherzustellen. Außerdem beklage man in englischen Kreisen bitter, daß die britischen Truppen die seinerzeit er- rungenen Vorteile nicht ausgenützt Hütten. Die deutschen Blitzfeldzüge in Polen, Norwegen, Holland, Belgien und Frankreich und die „siegreichen" britischen Rückzüge von An- oalsnes und Dünkirchen sind in der Bevölkerung noch so lebendig, daß man nach dem Bericht der USA.-Zeitung in London bereits niedergeschlagen feststellt, es sei sehr schwierig, die Deutschen aufzuhalten, wenn sie einmal beim Siegen seien. Assopreß zufolge haben sich sogar die Londoner Militärkreise zu dem Geständnis burchgerungen, daß man die Räumung von Benghasi als einen „bedauerlichen Rückschlag" bezeichnen müsse. Die Deutschen seien „vermutlich auf Schiffen" nach Nordafrika ge langt. Damit soll der „meerbeherrschenden" britischen Flotte ein Vorwurf gemacht werden. — AnderLondonerBörse war die Tendenz am Freitag „ziemlich auf der ganzen Linie rückläufig". Reuter führt dies auf das Wochenende zurück, um nicht einaestehen zu müssen, daß die Ereignisse in Nordafrika schuld sind. — Noch bis Mittwochvormittag stellte der englische Nachrichtendienst die Kämpfe in der Wüste als Episoden hin, an denen nur kleine italienisch-deutsche Abteilungen teilge nommen hätten. In wenigen Stunden wuchsen sich dann aber die kleinen Abteilungen schon zu starken Panzerabteilungen und schließlich sogar zu übermächtigen Kräften aus, vor denen die englisch-australischen Streitkräfte hätten zurück- weichen müssen. Benghasi sank nach der großen Bedeutung, die ihm im Augenblick der englischen Besetzung beiaemessen, wurde, als Hafen und Nachschubzentrum zum Rang eines be-1 scheidenen Einschnittes in der Küste hinunter, der nahezu ohne jeden militärischen und strategischen Wert gewesen sei. Reuter erklärt, daß man erst ein Urteil über die Lage abgeben könne, wenn man die Stärke von Mannschaft und Material, mit denen der Vormarsch durchgeführt werde, kenne, sowie das Ausmaß der britischen Verluste. Die italienisch-deutschen Streitkräfte unternähmen ein Wagnis. Es könne sich aber auch um eine Operation großen Stils handeln, die geeignet sei, an die Verteidigung Aegyptens zu mah nen. Reuter mobilisiert schließlich, um die Oeffentlichkeit zu beschwichtigen, den General „Hitze", der selbstverständlich der Verbündete Britanniens ist, genau so wie seinerzeit die fa mosen Generale „Winter" und „Nebel" es sein sollten. Vor de, Räumung alle Lebe»»mitt«lvorrät« vernichtet. In einer englischen Meldung heißt es, daß vor Antritt des Rückzuges alles, was in Benghasi an Lebensmitteln vor ¬ rätig war, zerstört wurde. Die in Benghasi verbliebene Zivil- bevölkerung ist also dem Hunger überantwortet oder die Sorge um ihre Verpflegung dem Feind überlassen worden. Genau so haben sich die Engländer in Holland, Belgien und Nordfrankreich verhalten. Törichte Abschwächungsmanöver. In einem Bericht aus dem Hauptquartier in Kairo heißt es zu dem britischen Rückzug, daß die englische Führung die Taktik angewandt hätte, „ihr eigenes Schlachtfeld zu wählen". Dazu ist zu sagen: Das Schlachtfeld hat die deutsch-italienische Führung bestimmt. Sie hat dem Gegner den Kampf dort aufgezwungen, wo sie ihn ausfechten wollte. Das Gesetz des Handelns wurde von der Führung der Verbündeten dem Engländer diktiert. — Auch die britische Behauptung, die englischen Truppen hätten auf ihrem Rückzug dem Gegner beträchtliche Verluste an Mannschaften und Kampfwagen zu gefügt, ist frei erfunden. Starker Eindruck i« aller Welt. Die Räumung Benghasis durch die Engländer unter dem Druck der vorrückenden deutschen und italienischen Streitkräfte hat in der ganzen Welt größten Eindruck ge macht. Man erkennt allenthalben, daß sich in Nordafrika das Blatt zu wenden beginnt. In Rom verfolgt die gesamte Oeffentlichkeit mit fieberhafter Spannung den Vormarsch. In Madrid stellt die Presse fest, daß auch die größten Optimisten sich einen so schnellen Erfolg der Achsenmächte nicht hätten träumen lassen. In den USA. hat die Nachricht von dem Rückschlag der Engländer besonders starkes Aufsehen erregt. „Herald Tribune" schreibt, die Räumung Benghasis sei ein schwerer Rückschlag. Diejenigen, die vor zwei Monaten die Einnahme bejubelt hätten, könnten jetzt kaum etwas anderes behaupten. „Newyork Times" melden aus London, die Schlappe von Benghasi habe in der englischen Oeffentlichkeit Verlegenheit und Enttäuschung ausgelöst. Die britische Agi tation ist natürlich um Ausflüchte nicht verlegen. Wte es im Londoner Rundfunk hieß, verfolgen die Briten bei ihrem Rück- zug nur die Absicht, bessere und stärkere Positionen zu be- ziehen. Man verstieg sich sogar zu dem Satz: „Warum sollte eine ruhmreiche Armee nicht ein wenig von ihren großen Er oberungen abgeben?" Von erstaunlicher Offenheit ist eine amt- liche Meldung, in der zugegeben wird, daß man die Stärke der feindlichen Streitkräfte unterschätzt habe. Die Räumung Benghasis bedeute einen Rückschlag. Man müsse a» die Warnung des Premiers denken, daß sowohl mit Siegen als auch mit Rückschlägen zu rechnen sei. Am ehrlich sten war der anglo-amerikanische Radiodienst in Schanghai, der die Räumung Benghasis durch die Engländer mit der Be- merkung bekanntgab: „Eine schlimme Nachricht". Matsuoka beim Führer. Berlin, 5. April. Aus seiner Rückreise von Rom nach Tokio traf der japanische Außenminister Matsuoka gestern zu einem zweiten kurzen Besuch hier ein. Er wurde in Gegen wart des Reichsaußenministers vom Führer empfangen. Rom, 5. April. Beim Verlassen Italiens hat der japa- nische Außenminister Telegramme an König Viktor Emanuel sowie an den Duce und den Grafen Ciano gerichtet, die herz lich erwidert wurden. ' Budapest, 5. April. Das Kabinett Bardossy hat, nachdem es den Amtseid in die Hand des Reichsverwesers geleistet hatte, gestern seine erste Sitzung abgehalten. Stockholm, 5. April. In Canberra sind zwei Flugzeuge der australischen Luftwaffe nach einem Zusammenstoß abge- stürzt. Jugoflamie« macht sich zum Kriege bereit. Belgrad, 5. April. Durch Proklamation de» König- Peter ist die gesamte Wehrmacht Jugoslawien» ab 1. April in den g«stand äußerster Bereitschaft versetzt worden. Ein« Veröffentlichung dieser Maßnahme war den jugoslawischen Zeltnngen bisher von der Regierung untersagt worden. „Alle Schwabe« «erde« a«fgehS«gt." Bisher sind 4500 Volksdeutsche, die der übelsten Behänd- lung durch die Serben ausgesetzt waren, in Graz angekommen. Sie wurden durch die NSV. verpflegt und mit Hilfe der Frauenschaft untergebracht. Flüchtlinge, die in Temeschburg ankamen, erklären, daß im Banat sich noch über 2000 Flücht- linge verborgen hielten und daß der serbische Terror unver mindert anhält. Inschriften wie „Wenn England siegt, wer- den alle Schwaben aufgehängt" oder „Die Knochen der Deut schen werden auf dem Balkan bleichen" sind an den Häuser» der Deutschen zu lesen. In mehreren Gemeinden wurden die serbischen Milizverband« verstärkt und die serbischen Zivilisten mit Waffen versehen. Die Angehörigen des halbmilitärischen Verbandes Tschetnik erklären, st« wurden mit den Deutschen noch ärger umgehen als einst die Polen. Die Gemeinde sie- fansfeld wurde von den Tschetniks umzingelt, und den deut schen Einwohnern wird ständig gedroht, sie würden alle niedevgemocht werden^ Da die Rumänen das Vorgehen