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Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithnk in Dippoldiswalde. Jn,erale, welche bei d« ' bedeutenden Auslage bet Blattes eine sehr wirk > same Verbreitung findet^ «erden mit 10 Pfg. di« Spaltenteile oder vere» Raum berechnet. — La« bellarische und complicirt» Inserate mit entsprechen« , dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell«» Theile, die Spaltenzril« A> Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Die „Weißeritz-Zeltung" > erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer» 1V Psa. — Alle Postan- staltell, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Nr. 16. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 4. Februar. In der am vorigen Freitage stattgefundenen Versammlung des Gewerbe - Vereins mackte der Vorsitzende, anläßlich deS von der Gehe-Stiftung in Dresden übersandten Katalogs ihrer Bibliothek, zunächst Mittheilungen über die durch letztwillige Bestimmung des 1883 in Dresden ver storbenen Großkaufmanns Franz Ludwig Gehe ins Leben getretene Stiftung, welche den Zweck hat, Allen, welche sich gemeinnütziger Thätigkeit in irgend einer Weise widmen wollen, Gelegenheit zu geeigneter Vorbildung zu bieten, sodann aber auch Denen, die dies in hervorragender Weise gethan haben, so daß sie dabei an der Wahrnehmung eigener Interessen ge hindert worden sind, eine anständige Versorgung im Alter zu verschaffen. Der erste Zweck soll besonders durch eine Bibliothek und Vorträge, zumeist über volks- wirthschastliche Gegenstände, erreicht werden. Der Katalog (Volkswirthschast) legt Zeugniß ab von der bereits jetzt erreichten Fülle des Büchermaterials, das in einem Jedermann offenstehenden Lesezimmer zur Benutzung dargeboten oder unter gewissen, leicht zu erfüllenden Bedingungen auch nach Hause geliehen wird. Das zu dem erwähnten Zwecke bestimmte Ver- mächtniß beträgt 2 Mill. Mark. - Hierauf hielt Herr Schneidermeister Heinrich 8on. einen sehr klaren und .anschaulichen Vortrag über „Unwesen im Gewerbe und Handel", ein gewiß sehr zeitgemäßer Besprechungs gegenstand. Ausgehend von der Entstehung des Ge werbes im Alterthume, seiner Entwickelung im Mittel- alter, fand der Vortragende schon hier Gelegenheit, an längst bestandene Uebelstände zu erinnern, deren Zahl aber in neuerer Zeit sich wesentlich vermehrt habe. Die unbeschränkte Gewerbesreiheit, der Wegfall jedes Befähigungsnachweises, die Abschaffung der Legiti mationspapiere, die fast rechtlose Stellung des Arbeit gebers gegenüber dem Gewerbsgehilfen, die Fabrikation von Ramsch- und Schundwaare, deren Vertrieb durch 10-, 20- und 50-Pfennig-Bazare, Kolporteure, Ab zahlungsgeschäfte u. s. w., die erbärmliche Bezahlung namentlich der Arbeiterinnen in Konfektionsgeschäften u. a. sand hier Erwähnung. Als Beweis legte Herr Heinrich eine Arbeitshose vor, für deren Anfertigung die Arbeiterin I I Pfennige erhalte. Der Verkaufs preis von 2 M. 50 Pf. sei viel zu hoch. Zwei zu sammen arbeitende Mädchen könnten täglich etwa 12 bis 14 derartige Hosen Herstellen, so daß im günstigsten Falle der Arbeitslohn für eine Arbeiterin 77 Pfennige beträgt. Dem Unwesen zu begegnen, haben sich aufs Neue Jnnungsverbände aufgethan, man gründe Fachschulen, man bekümmere sich mehr um die Fort bildungsschulen, es sei ein Verein entstanden, der sich die Bekämpfung des erwähnten Unwesens zur Auf gabe mache. Es sei Pflicht der Gewerbevereine, der artige Bestrebungen zu unterstützen. — Der Vorsitzende wünscht, daß der Vortrag nochmals gehalten und öffentlich zum Besuche desselben eingeladen werden soll, da er geeignet sei, das große Publikum über einen wahren Krebsschaden aufzuklären; Herr Heinrich er klärte sich damit einverstanden. — Am Donnerstag Nachmittag gegen 4 Uhr wurde die 14 jährige Anna Wolf aus Großölsa in der Dippoldiswaldaer Haide von zwei daselbst lagernden Vagabunden angesallen und bis in die Nähe der Bar- barakapelle verfolgt, wo dieselben von der Verfolgung abstanden. — Der hiesige Spar- und Vorschuß-Verein hatte im Monat Januar eine Gesammteinnahme von 59,907 M. 20 Pf., worunter 18,728 M. 21 Pf. zu rückgezahlte Vorschüsse, und eine Gesammtausgabe von 46,504 M. 25 Pf., worunter 12,233 gegebene Vor schüsse. Schmiedeberg. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat Januar in 205 Posten 11,889 M. 82 Pf. eingelegt, dagegen in 75 Posten 7555 M. 40 Pf. Dienstag, den 5. Februar 1889. zurückgezahlt, überhaupt 11,949 Mark 23 Pf. einge nommen und 7565 M. 90 Pf. ausgegeben. Pretzschendorf. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat Februar 79 Einzahlungen im Betrage von 6230 M. 39 Pf, gemacht, dagegen erfolgten 62 Rück zahlungen im Betrage von 8612 M. 28 Pf. Die Ge- sammt - Einnahme in diesem Monat betrug 7214 M. 47 Pf. in 116 Kaffenposten, die Ausgabe 8917 M. 78 Pf. in 66 Posten. -s- Frauenstein, I. Februar. Behufs Richtig stellung sei hierdurch den Bewohnern Frauensteins und Umgegend mitgetheilt, daß das Concert vom Gesang verein „Liedertafel" zum Besten armer und würdiger hiesiger Konfirmanden den 10. Februar nicht im Gast hause zum goldenen Löwen, sondern im Gasthause zum goldenen Stern abgehalten wird. Am 31. Dez. vor. Js. wurde beschlossen, das Concert den 27. Ja nuar im goldnen Stern abzuhalten. Wegen der Ge burtstagsfeier Sr. Maj. des Deutschen Kaisers wurde es jedoch bis auf den 10. Februar verschoben. 4 Poffendorf. Der orkanähnliche Sturm, wel cher in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag tobte, hat den Dächern der Häuser hier und da Schaden zu gefügt. Am andern Morgen konnte man die herab getriebenen Ziegelstücken umher liegen sehen. — Herr Musikdirektor Trenkler aus Dresden wird am 15. dss. Mtsr mit seiner Kapelle im Saale des Starke'schen Gasthofes hier concertiren, worauf wir unser musikliebendes Publikum schon heute aufmerk sam machen. — Bei der hiesigen Tagesverpklegung für mittellose Reisende wurden vergangenen Monat Januar 127 Marken ü 20 Pfg. ausgegeben. Die Gesammt ausgabe betrug 25 M. 40 Pfg. 4 Kreischa. Vergangenen Donnerstag Vormittag ging das Pferd des Herrn Braumeister Göhler, welches vor einen Flaschenwagen gespannt war, mit demselben durch und jagte in rasendem Galopp die Dorsstraße entlang. Infolge des heftigen Anpralles des Wagens an zwei Telegraphenstangen wurde derselbe, sowie auch die daraufstehenden Bierflaschen theilweise zertrümmert, während Stangen und Leitung unbrauchbar wurden. Kutscher und Pferd blieben unverletzt. "O Kreischa. In hiesiger Parochie, welche außer Kreischa die Ortschaften Gombsen, Hermsdorf, Kautzsch, Lungkwitz, Saida, Wittgensdorf und das Rittergut Zscheckwitz umfaßt, haben im Vorjahre (1888) 134 Geburten stattgefunden. Denselben stehen nur 88 Sterbesälle gegenüber. Die Zahl der Eheschließungen beträgt 20. Freiberg. Die Jahresliste der Hauptgeschwo renen für das Schwurgericht beim hiesigen königl. Landgericht auf das Jahr 1889 enthält folgende Namen: aus dem Amtsgerichtsbezirk Frauenstein: Kaufmann Wilhelm Eduard Richter, Frauenstein, Ober förster Wilhelm Röder, Nechenberg. Oberförster Paul Magnus Bruhm, Nassau. Kaufmann Karl Friedrich Kästner, Pretzschendorf. Brauereibesitzer Emil Ryssel, Frauenstein. Gemeindevorstand Karl August Neichelt, Hennersdorf; aus dem Amtsgerichtsbezirk Dippoldis walde: Rentier Karl Wilhelm Benndorf, Dippoldis walde. Rittergutspachter Robert Behring, Lungkwitz. Rittergutsbesitzer und Hauptmann z. D. Guido Fried rich, Theisewitz. Kgl. Förster Karl Gleichmann, Beer walde. Fabrikbesitzer Friedr. Oskar Gaudich, Kreischa. Mühlenbesitzer Karl Heinrich Hille, Dippoldiswalde. Gutsbesitzer und Gemeindevorstand Moritz Hartmann, Höckendorf. Freigutspachter Hugo Alfred Kretzschmar, Cunnersdorf bei Glashütte. Vorwerksbesitzer und Ge- metnderathsmitglied Heinrich Ernst Löwe, Ruppendorf. Mühlenbesitzer und Gemeindeältester Karl Chrtstlieb Nitzsche, Kipsdorf. Erbgerichtsbesitzer Robert Naumann, Reinholdshain. Rittergutsbesitzer Maximilian Nitzsche, Reinhardtsgrimma. Rittergutsbesitzer Franz Hermann Oehmichen, Berreuth. Rittergutsbesitzer Wilh. Eduard 55. Jahrgang. - Otto, Naundorf. Gutsbesitzer und Gemeindeältester August Hermann OrguS, Reinhardtsgrimma. Guts besitzer und Gemeindevorstand Ernst Richter, Beer walde. Gutsbesitzer und Gemeindevorstand Ernst Adolf Seifert, Kreischa. Rittergutsbesitzer Edmund Rudolph Schreiber-Bischoff, Kleincarsdorf. Erbgerichtsbesitzer Gustav Hermann Thomas, BorlaS; aus dem Amts gerichtsbezirk Tharandt: Professor Oskar Lehmann, Professor Johann Philipp Neumeister, Kunstmühlen besitzer Theodor Wilhelm Treiber und Rittmeister a. D. Otto von Jäckel in Tharandt. Rittmeister d. Res. Freiherr von Milkau, Großopitz. Direktor Ludwig Larner, Hainsberg. Oberförster Heinrich Schumann, Spechtshausen. Obersteiger und Friedensrichter Anton Clemens Schubert, Mohorn. Lohgerbermeister Emil Hermann Lotze, Tharandt. Kalkwerkbesitzer Fran- Ludwig Krumbiegel, Braunsdorf. Fabrikdirektor Ed mund Zürbig, Rabenau. Gemeindeältester Johann Karl Eduard Töpfer, Dorfhain. Aus dem Vogtlande. Einer eigenthümlichen Sitte begegnet man um die jetzige Zeit in einigen Orten an der reußischen Grenze, als auch im nahen Reußenlande selbst. In der Woche, in welcher Licht meß fällt, wird von den jungen Mädchen, welche den Winter über eine „Rockenstube" halten — das sind gesellige, abendliche Vereinigungen, wobei sie emsig spinnen — das „Schaabrucken" oder „Zündamt", ein eigenartiges Fest veranstaltet. Dasselbe dauert drei Tage. Da schafft jedes der Mädchen, die sich zu einer „Rockenstube" vereinigt haben, drei „weizene Kuchen" herbei, jedes muß alle Tage Liter gute Milch mitbringen. Vorher wurde von ihnen zusammen gelegt zu Kaffee, Zucker, Pflaumen, Brod und Rind fleisch. Nachmittags erscheinen dann die Burschen des Dorfes und das Tanzen beginnt, wobei entweder Musikanten ausspielen oder, wenn diese zu theuer, eine Ziehharmonika den ländlichen Reigen begleiten muß. Nach 10 Uhr beginnt das „Zündamt", bestehend in Essen und Trinken nach Herzenslust. Auch ein Kar- nevalsoergnügen! — „Zündamt" hat seinen Namen wohl daher, daß eines der Mädchen die zusammen gebrannten Schleißenlichter durch neue ersetzen mußte. Roßwein. Die Bemühungen der hiesigen Stadt um Erlangung einer Garnison scheinen von Erfolg gekrönt werden zu sollen. Eine Vermehrung der deut schen Artillerie steht außer Frage und dürfte sich der Reichstag hiermit bald zu beschäftigen haben. Geht die Vorlage durch, so erhält Roßwein 3 Batterien Ar tillerie als Garnison. Zittau. In einer unlängst stattgefundenen Sitzung des Bezirksausschusses der Amtshauptmannschast Zittau äußerte man sich gutachtlich über eine Vorlage der Kreishauptmannschaft, die Zusammenlegung der Kirch weih feste auf einen Tag betreffend. Die Mehrheit entschied sich gegen die Vorlage, doch wollte man eine Beschränkung der Schützenfeste, bez. Verlegung der selben, auf das Pfingstfest oder die Kirmeß befür worten. Zur Hebung des Familienlebens, als bestes Mittel gegen Ueberhandnahme der Vergnügungssucht, empfahl man, Lohnuuszahlung am Freitag, Einrich tung von Wochenmärkten in den Jndustrteorten, Unter stützung von Volksbibliotheken, Ausbildung der jungen Mädchen im Nähen, Kochen, Waschen rc., und beschloß in diesem Sinne zu wirken. Colbitz. Zu den bereits hier bestehenden Stein gut- und Steinzeugfabriken wird nächstes Frühjahr in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs eine weitere um fangreiche Steinzeugfabrik erbaut werden. Die in - der Nähe der Stadt liegenden aushaltenden Thon- und Braunkohlenlager sind der Entwickelung dieser Branchen hier vortheilhaft. Dem Vernehmen nach ist auch die Anlage eines weiteren industriellen Etablisse ments unter Zuhilfenahme der bedeutenden Wasser kraft der Mulde in hiesiger Flur in Aussicht genommen. Leipzig. Die Rüschenfabrikation gehört un-