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V o i g t l ä n d i sch e r Anzeiger - 37- Stück. Plaum, Sonnabends den io. September 1814. Alich ein Wort über Sachsen. Sachsen rang nie dahin, großes Aussehen in der Geschichte zu machen, und so viele rühm, bekrönte Männer auch aus seinem Schooße her, vor gegangen find, so wollten sie doch immer nur durch stilles Wirken, durch weise Lehren und durch nützliche, Wahrheiten Gutes stiften. Seine Regenten waren keine Eroberer, kemc Unruhstifter und keine ekelhaften Zwingherrn. Sie hielten treu, was sie versprochen hatten; wollten nicht Unrecht thun den Nachbarstaaten und gründeten auf die Treue der Verträge ihre Ehre und des Volkes Glück. Jetzt kommen aus allen Winkeln Herrschsüchtlrr und Eigen, nützler hervor gekrochen und MM» uns den Vorwurf, wir sepn hinter un^WW^barn in der Gesetzgebung, in der in den Anstalten für das allgemeine fünf ¬ zig Jahre zurück und es gebrek^ms an dem Sinne zu fortschreitender Verbesserung in Staatseinrichtungen. Es ist wahr, Sach« se n thut das Gute langsam; es übereilt nichts; es reißet nichts ein, wo es nicht etwas Besse res an seine Stelle zu setzen weiß; es wiegt bei allem, was es ändert, die Vortheile und Nach- «heile reiflich ab und beobachtet in dem, was es thut, den stillen Gang der Natur, ohne Sprung und ohne Gewalllhätigkeit; es bessert allmählig, was plötzlich abgeändert entweder zur Geißel werden, oder ein Unrecht sepn wür, de, allein trotz dieses langsamen Verbesserns fehlt uns doch weder der Sinn für das Gute und Gerechte, noch die Lust dazu; wir überei len nichts, aber wir unterlassen auch nicht das Seegenbrjngeude. Wir wissen immer, was wir thun, und da wir unsern Zustand genau ken, neu, so suchen wir das Bessere an die Stelle des Hergebrachten zu setzen. Aufsehen wollen wir nicht machen; wir wollen im Stillen wir, ken; wir wollen nicht gelobt sepn; uns ist das Bewußtfeyn genug, immer unsere Pflicht als Menschen und Staatsbürger gethan zu haben. Ob es daher schon den Anschein hat, als wären wir in der Gesetzgebung zurück, so ist dies doch blos Schein. Vieles ist schon geschehen, Man, ches vorbereitet und Anderes wartet nur auf günstigere Zeiten. Also verdienen wir sicherlich die Vorwürfe nicht, die man uns jetzt macht -und die mehr Schadenfreude, als Achtung u», sers Unglücks, zu vcrrathcn scheinen. Van-