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Rabemuer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspret« einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Ml. Zeitung siir Wmi», Meesdorf, Inserate kosten die Sp altenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für all« Zeitungen. Klein- und Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cobmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikalionskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 72. »«rnsprech-r: Amt »eube« 114. Sonnabend, den 20. Juni 1908. Fernsprecher: Amt D-Ub-U 114. ZI, Jahrgang. Nur Nab uns fern. Rabenau, dm 19. Juni. — Die Schwüle und Hitze der letzten Tage brachten uns am Mittwoch gegen abend eine Anzahl Gewitter, die mit großer Heftigkeit aus- traten. Verschiedentlich hat das Gewitter Scha den an Feld- und Gartenfrüchten augerichtet. Verschiedene Blitzeinschläge find zu beobachten Mesen. In Seifersdorf schlug der Blitz eine zum Gute des Herrn Kröher gehörige »rldscheune, die bald m Hellen Flammen stand M total niederbrannte. In der Scheune be findliches Stroh und Heu sowie andere Ge rätschaften sind mitverbrannt. Von einem kurz vorher eingebrachten Wagen mit Heu wurde die Deichset durch den Blitz zertrümmert. Je doch konnten Wagen und Heu geborgen werden. Der Kalamitose soll versichert haben, — In HintergerSdorf schlug der Blitz in die Scheune des Herrn Funke und äscherte sie ein. In Potschappel traf ein kalter Schlag das Nichtersche Haus in der Eoschtttzer Straße, °h'ie nennenswerten Schaden zu hinterlassen. Der prächtige alte Baumbestand des Klg. Großen Gartens in Dresden gleicht fast Vnem Schlachtfelde. Auf der Elbe halte» sich dort eben die beiden Dampfer „Bodenbach" u. „Bastei" begegnet, als ein Blitzstrahl den auf ^genanntem Schiffe befindlichen ersten Steuer- >»anu Hempel traf. Ec fiel, tödlich in den Kopf getroffen, von seinem erhöhten Platz Her od. Andere Personen kamen nicht zu Schaden. — Das gern besuchte Restaurant zum ^erchenberg feierte am letzten Mittwoch Irin 25jährigeS B-stehen. — Für die nächste Sitzungsperiode des Schwurgerichts Dresden wurde u. a. der Berg- orbeiler Schulze in Groß bürgk als Ge schworener ausgelost. — Der Einbrecher, der in Bannewitz Wid anderen Orten der Umgebung verschiedene schwere Diebstähle in Baukantinen usw. in Unierter Weise ansgcführt hat, ist ain letzten Sonntag in Dresden festgcnommen worden. ist der 1877 in Deuben geborene Kut scher u. Soldat 2. Klaffe Ernst Artur Ranisch, welcher die ihm zur Last gelegten und weitere Einbrüche, darunter auch einen in Potschappel, swgtstanden hat. Sein Genosse ist der 1869 w Deplieroda geborene Arbeiter Karl Heinrich Ächterskh. Letzterer ist »och flüchtig. — In dem Konkursverfahren über das Vermöge» des Fahrradhättdlers Ernst Paul Viols in Großölsa wird infolge eines dvm Geineinschuldner gemachten Vorschlags zu ü»em Zwangsvergleiche Vergleichstermin aus ve» 7. Juli 1908, nachm. halb 4 Uhr, vor dun Amtsgericht Dippoldiswalde anberaumt. — Ueber das Vermöge» des Scha»twirts w'd Malers Richard.Lavendt i» Kipsdorf sti das Konkursverfahren eröffnet worden. . — Der Jungviehweide Wendischkars- d ° r s wurde während der Pftngsifeiertage von Auswärtige» ganz besonderes Jnterreffe durch Zahlreichen Besuch entgegengebracht, auch sind Besuche mehrerer landwirtschaftlicher Ver- z. B. Reinhardtsgrimma, Hennersdorf, Großölsa re., in Aussicht gestellt. Das ziemlich "wsangreiche Weideterrain ist vollständig eben und geschloffen, zum Teil auch von Wald "wsäumt und gewährt, besonders von der Kratze aus, dem Beobachter einen interessanten Anblick. Zurzeit sind zii ka 100 Weidetiere inkl. vfr Fohle» untergebracht. Die Weide hat 3 Schntz- outten, die den Tieren bei ungünstiger Witterung chünkunst gewähren, außerdem sind Tränken twgerichtet worden, welche die Tiere genügend mt köstlichem Wasser versorgen. -- Nach dem statistischen Jahrbuch für Achsen hatte der 6. sächsische Reichstagswahl- "is Dresden-Land am 3. Dezember ^67 100 681, am 1. Dezember 1905 304447 Emwohner. Die Dresduer Geschäftswelt hat mit gemischten Gefühlen die Kunde vernommen, der Besitzer des Hotels „Stadt Peters ¬ burg" am Neumarkt, Espenrein, mit Hinter lassung von 50 OOO Mk. Schulden „abgcreist" sein soll. — Auf Veranlassung ihres Ehemannes des Möbcltransporteurs Gustav Adolf Bor mann aus Obe rPest erwitz entwendete die Arbeiterin Emilie Klara Borinan» geb. Reppert am 23 März eiaem Steinmetzen, mit dem sie Bekanntschaft gemacht hatte, ein Portemonnaie mit 25 bis 30 Mark Inhalt. Der Ehemann hat sich überdies gewohnheils- und gewerbs mäßig in Dresden, Cop tz und Lommatzsch von Kontrollierten aushalten lassen. DaS Urteil lautet gegen den Mamr auf 1 Jahr 10 Monate Gefängnis, 5 Jahre Ehrverlust und Zulässigkeit der Polizeiaufsicht, gegen die Frau auf 10 Monate Gefängnis und 2 Jahre Ehr verlust. Der wegen Anstiftung zum Diebstahl mitangeklagte Bauarbeiter Paul Karl Richard Liebold aus Zwickau wird freigesprochen. — Ueber die in Niederwartha erfolgte Ver haftung des in Weistropp wohnhaften Tischlergesellen Fr. Große, über die wir bereits berichtet haben, erfährt man, daß es um jenen Mörder sich handelt, der 1884 mit einem Kom plizen gleichen Alters de» Kaufmamislehrling Koch meuchlerisch erschoß. Koch, der im Be- sitze von Geldmitteln war, wurde von den bei de» damals 18 jährige» Trschlerlehrlingen in den Tännichtgrund gelockt und von Große mit einem Revolver niedergeschossen. Beide, Täter und Mithelfer, beraubten alsdann den Koch der Uhr und Barschaft. Dieser jedoch kam zu sich und vermochte bis ins Dorf zu kriechen, wo er, ehe er verschied, seinen Mörder nam haft machte. Große ward zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt, auch der Helfershelfer verbüßte eine längere Freiheitsstrafe. Nach 19 jähriger Verbüßung seiner Strafzeit wurde er auf freien Fuß gesetzt und ist seit einem Vierteljahr in Weistropp verheiratet. Es scheint sich um Sittlichkeitsdelikte zu handeln, die mit dem Selbstmord des dem Ehepaar zur Pflege überlassenen 12 jährigen Mädchens in Verbindung stehe». — Der Prozeß gegen den früheren Rechts anwalt Seiler aus Burgstädt wurde vor dem Landgericht Chemnitz verhandelt. Seiler, dessen Flucht im März 1908 großes Aufsehen erregte, ist 1876 in Sahda geboren, studierte in Leipzig und begann 1904 seine Rechtsan waltslausbahn in Burgstädt mit etwa 6000 Mark Schulde». Trotzdem führte er ei» großes Haus, so daß er als vermögend galt. Die Anklage wirft ihm vor, daß er innerhalb zweier Jahre als Konkursverwalter in drei Konkursen 36 000 Mk. unterschlagen habe. Dessen war der Angeklagte in vollem Um fange geständig. Nach seiner Flucht wurde über sei» Vermöge» das Konkursverfahren er öffnet; für die zahlreichen Gläubiger ist keine Aussicht auf Befriedigung vorhanden. Dem Anträge des Staatsanwalts entsprechend, wurde S. wegen Unterschlagung, Untreue und be trügerischen Bankerotts zu 3 Jahren Gefäng nis und fünfjährige», Ehrverlust verurteilt. Er erklärte sich zur Ammhme der Strafe bereit, auf die ihm der größte Teil der er littene» Untersuchungshaft angerechnet wurde. — Dem ernsten Dienst der hohen edle» Kunst sind die Tage des 14. Clbgausänger- festes in Kötzsch enbroda vom 19. bis 21. Juli geweiht, doch hat der Vergnügungs- ausschuß nach dem Grundsatz: Saure Wochen, frohe Feste! auch dafür gesorgt, daß Erholungs stunden nicht fehlen. Er veranstaltet am Sonn tag abend einen große» Kommers, in den, Männerchöce und Instrumentalmusik abwechsel» mit Ansprache» u»d allgemeinen Liedern. Gleich dem Festball am nächsten Tage, an dem auch die ältesten Sänger das Tanzbein zu schwingen berechtigt und verpflichtet sind — ein echter Sänger bleibt ewig jung! — findet der Kom mers in den weiten Räumen der Festhalle statt. Alle Sänger an einem Orte vereinigt, nicht mehr wie früher in 3, 4 Sälen ver zettelt, sollten da die Wogen der Begeisterung nicht besonders hoch branden ? Um dem vielleicht nicht ganz freien Kopfe Erquickung und Be freiung von schlimmem Weh zu schaffen, wandern am Montag früh die lieben Gäste unter der Führung wegekundiger Herre» durch die schattige» Gründe, hin am rauschenden Bächlein, durch den schweigenden Forst, vorüber am träumenden Weiher nach dem altberühmten Jagdschloß Moritzburg, oder sie schauen leuch tenden Blickes von der Friedensburg oder vom Spitzhaus oder endlich von Liebenecke und Österberg herab auf das herrliche Tal, das zu ihren Füßen sich dehnt, ein Garte» Eden, durchflossen vom breite» E.bstrom. Da zu heiter», klarblauc» Himmel, warmen, Hellen Sonnenschein — wahrlich, dann muß jedem SängerSmann das Herz aufgehen, und auS voller Brust wird er's hinausjubeln in die Weite: O, Welt, wie bist du wunderschön! — Die kürzlich in Waltersdorfer Flur von einem Kohlenwerke vorgenommenen Bohrungen nach Kohle sollen ein sehr günstiges Resultat ergeben haben. Wie verlautet, beab sichtigt deshalb die betreffende Gesellschaft, aus den Grundstücken am sog. „Läuseberg" kom menden Herbst einen Tagebau zu errichten. — Kleine Notizen. — In der Aschen grube des Gehöfts der Dampfmühle Alt mügeln bei Oschatz zogen sich zwei Knaben schwere Verbrennungen zu. Sie waren nach einem Bade in der Döllnitz am Ufer entlang gelaufen, um das Wasserrad zu besehen. Da bei geriet der Knabe Ballhause in die offene und mit heißer Asche gefüllte Aschengrube und zog sich an den Beinen, dem Unterleibe und an einer Hand so schwere Verletzungen zu, daß er ihnen nach großen Schmerzen später erlag. Sein Kamerad, der ihn aus der Grube ziehen wollte, erlitt an den Füßen gleichfalls schwere Braudverletzuugen. — Verschwunden ist auS Sebnitz der in einer Webfabrik be schäftigte und dort geborene Werksührer Emil Wunderlich. Ec sollte sich an einen 12jähr. Mädchen kurz vor dem Schützeneinzuge am dritte» Pfingstfeiertage auf dem Schützeuhause sittlich vergangen haben. — Die Einnahmen bei de» Sächsischen Staatsbahnen betrugen im Monat Mai 12 160 500 Mark oder 837 500 Mk. weniger gegen den gleichen Monat des Vorjahres. Hiervon entfielen 4 285 100 M- (— 686 500M) auf den Personenverkehr und 7 865 400 M. (—151000 M.) auf den Güterverkehr. — Drei aus Sachsen gebürtige See leute befinden sich unter den vier Opfern des Bootsunglücks in Kiel: die Torpedomaate Alfred Hahn aus Zwickau, Otto Köhler aus Leubnitz (Kreis Zwickau) und Walter Schaefer aus Großenhain. — Eine unsinnige Wette gingen in einem Restaurant in Reichenbach zwei Männer ein. Der eine wollte in 1'/, Stunde nicht weniger als 72 (?!) Stück hartgekochte Eier vertilgen und dazu 14 Viertelliter Rum, sowie ein Glas Lagerbier trinken. Dem Viel—effer ist die Wette glänzend gelungen. Ec soll „un belästigt" von dannen gezogen sein. Muß der einen Magen haben. Dresden. In einem Verhandlungssaale des Amtsgerichts trug sich ein aufregender Vor gang zu. Die 23 Jahre alte Friseuse Anna Schmidt sollte sich wegen Unterschlagung ver antworten. Sie schrie und tobte aber auf der Anklagebank und gebärdete sich wie rasend, als der als Zeuge vernommene Bräutigam gegen sie Bekundungen machte; sie nannte ihn eine» Lügner, der sie und andere Mädchen elend gemacht und körperlich mißhandelt habe. Als die Angeklagte immer aufs neue zu toben be gann, erhielt sie S Tage Haft wegen Un gebühr vor Gericht. Als ihr Bräutigam bei ihr vorüber ging, versetzte sie ihm eine schallende Ohrfeige. Die Verhandlung selbst wurde ver tagt. — Ein Laternenwärter fand früh 4 Uhr vor dem Hause Dinaustraße Nr. 1 eine» schwer verletzten älteren Mann vor, einen Weichen wärter a- D- Graus lind trug ihn mit Hilfe eines Lokomitivheizers in seine in demselben Hause im 2. Stockwerk befindliche Wohnung. Die angestellten polizeilichen Erhebungen er gaben, daß der seit Jahren an Asthma leidende Verunglückte, um sich etwas Erleichterung zu verschaffen, an das geöffnete Fenster gestellt und dabei infolge Schwächeanfalles aus diesem auf den Fußweg gefallen war. Im Friedrich- stä dter Krankenhaus ist er seinen Verletzungen erlegen. — Im Gerichtsgebäude an der Elisenstraße in Dresden meldete sich eine junge Frau zwecks Abbüßung einer zweitägigen Gefängnis strafe. Sie erschien jedoch nicht allein, sondern brachte zum größte» Erstaune» dec Beamten einen Kinderwagen mit, der einen Säugling barg. Es blieb nichts anderes übrig, als Mutter, Kind und Kinderwagen zusammen in die Zelle aufzunehmen. Hoffentlich wird dem jungen Erdenbürger seine erste Freiheitsstrafe nicht schaden. — Die Wahl des Bürgermeisters Dr. Dittrich zum Oberbürgermeister der Stadt Leipzig gilt als gesichert. — Betreffs des Leichenfundes in der Pleiße in Leipzig habe» die weiteren Un- lersuchrmge» »eue Bahnen eingeschlagen, und es sind Verhaftungen vorgenommen worden, die großes Aufsehen Hervorrufen. Bereits seit Montag ist die Schwester der getöteten Emma Heine, die in der Kronprinzstr. 62 beim prak tischen Arzt Dr. Bahrmann Dienstmädchen ist und die Hausmannsfrau desselben Hauses, Frau Poser, verhaftet. — Beim Obstpflücken auf Straßen- bäumen ereignen sich noch sehr viele Unfälle, die in der Hauptsache auf Nichtbefolgung der UnsallverhütungSvorschriflen zurückzufühnn sind. Nach den Vorschriften der Bcrufsgenossenschaft dürfen zum Abernten der Baumfrüchte nur solche Leitern verwendet werden, die in gutem und brauchbarem Zustande sich befinden rind am Fuße mit eisernen Spitzen beschlagen sind. Auch ist jede Leiter sofort nach dem Anlegen mit wenigstens zwei, mit eisernen Spitzen be schlagenen Streifen von entsprechender Länge zu stützen. Den Betliebsunternehmern und Pächtern vo» Obstnutzungen ist die genaueste Einhaltung der UnfaLverhülungsvorschriften aufgegeben und ihnen zur Pflicht gemacht worden, die beim Obstpflücken beschäftigten Arbeiter über jene Unfallverhütungsvorschriflen zu belehren und zur Befolgung anzuhalten. — Bei Grimma stürzte an den Abhängen des Muldendammes das Geschirr des Guts besitzers Döge aus Höfgen in die angeschwollene Mulde. Geschiriführcr und Pferd konnten mit herbeigeeilter Hilfe gerettet werden. Kirchennachrichten von Rabenau. — Sonntag, d. 21. Jnni, Dom. 1 nach Trin. Vorm, halb 9 Uhr Gottesdienst. Pred. Kand. Herfurth; Predigtt. Psalm 78, 1—7. Nachm. 1 Uhr Kirchentaufc». Abends 8 Uhr JünglingSverei» in der Schule. Geboren: Dem Fabrikarbeiter Gust. A. Uhlig hier am 15. Juni eine Tochter. Dem Stuhlfabrikarbeiter Max Paul Müller hier am 15. Juni ein Sohn. Dem Stuhlbauer Gust. Paul Kade» i» Kleinölsa am 9. Ium eine Tochter. — Getauft: Den 14. d. Fl. Hilda, T. d. Wirlschaftsb. H. O. Baumgart in Kleinölsa. Aufge boten: Simon Langret,Maschinen- arbeiter hier und Bertha Anna Oelschlägel aus Obernaundorf. Karl Friedr. Herm. Kern, Postbote hier und Martha Schmieder in Ebersbach; Max Herm. Klemm, Tischler hier und Iva H. Neubert i» Freiberg; Max Al win Göpfert, Stuhlbauer hier und Alma Marie Hunger in Voigtsdorf. Getraut: Herm. Clem. Mai, Stnhl- baucr in Kleinölsa und Alma Hedwig Wolf in Kleinölsa. Kirchennachrichten von Somsdorf. Am 1. Sonntag nach Tritt. Gottesdienst mit Prediglvorlesung. Nachm. 2 Uhr kirchliche Unterredung.