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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910922017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891092201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891092201
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-22
-
Monat
1891-09
-
Jahr
1891
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Abmmemeutspreis in der Hanptexprdition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen ab geholt: vierteiiayrlichX4,bO, bei zwrtnialiger täglicher Zustellung ins Haus b.ö(1 Durch di« Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteliährlich S.—. Direct« tägliche Srenzbandjendung ins Ausland: monatlich 9.—. Di« Morgen-Ausgabe erscheint täglich 6 Uhr, di« Abeud-ÄuSgabe Wochentag« b Uhr. Lediclion und Lrpe-itioa: AshamieSgasst 8. Di« Expedition ist nnunterbrocheu ge« »ffnet von früh 8 bis Abend« 7 Uhr. Filiale«: Vit« »le»«'s S-rttm. (Alfred Hatz»), UniversitätSstrah« I« Louis Lösche, Sacharin custr. 14, pari, und KönigSplatz 7. Druck und Verlag von L. Pol» in Leipzig. Morgen-Ausgabe. und Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. InsertionsPreiS Morgen-Ausgabe: die tlgrspaltene Petit- zeile20/>Z, Reclamen unter dem Redactions« strich (4 gespalten) üO^. vor den Familien« Nachrichten (ü gespalten) 40-L. Abend-Ausgabe: die 6gespaltene Petitzeile 40 Reclamen unter dem Redocttonsfirich <4 geipalten) l Familieunachrichten and Anzeige» verlorener Gegenstände (Ogejpalten) LO^j. Grührre Lchristrn laut unserem Preis« verzeichnib- Tabellarischer und Zitzernsay »ach höherem Tarif. Lptra-Veilaaen (gesalzt), nur mit d^ Morgen-Ausgabe, ohne Postdesörüerung Stl—, mit Postbejorberuog -<4 Ad—. ^nnahmeschluß für Äuserate: Adend-AuSgabe: Vonnittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: NachiiiiUags 4Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Aunadinestellea j« eine halb« Stande früher. Inserat« fi»d stet» an dt» GzDedtttov zu richten. Dienstag den 22. September 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekannlnmchnng. Aus den Beständen der Leipziger Berufsseuerwebr sollen nach stehende, noch brauchbare Utensilien freihändig verkauft werden: I Schlauchwringmaschine, 8 vierrädrige Requisitenwagcn, 1 zwei rädriger Requisitenwagcn, 0 Schlauchbrücken, 1 GesiiilSbrücke mit Leiter, 1 Rcttungsgurt mit Leine, 1 Gurt mit Schloß, 1 Oberseuer- wehrmannshelm, bl Helme für Spritzenmänner, 4b Helme für frei willige Feuerwehren, 8 lacklederne und 8 lederne Leibriemen, 87 lederne Eteigergurte, 9 Svritzcnmannsgurte, 3 Schwammlaschen, 1 Umhängetasche, 80 Elemeiitengläser, 50 Lhoncplinder, 4 Ranch« apparatc, 2 Lustjchläuchc, b Rcttungssäck«, 5 Ausziehlcinen, 2 Stand laternen mit Statis, 2 Schwcberingc, 4 Räder ohne Achsbuchsen, K Fensterflügel, ü Bilder, 11 Strohkissenüberzüge. Nähere Auskunft ertheilt das Commando der BerufSjenerwehr Leipzig, Fleisch«rplatz 7. Leipzig, den 14. September 1891. Der Math dcr Stadt Leipzig. Id. 4299. Ilr. Georgt. Wirchgeu. Gewölbe-Vermiethung. Das in dem der Stadtaemcinde gehörigen Grundstück Magazin- gaffe Nr. 27 gelegene VerkausSgcwiilbc ist sofort gegen cin- lialdjährige Kündigung oder srft »tS zum SI.Trrcmver 1894 anderwcil zu vermiethen. Miethgejuche werden auf dem Rathhause. 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgegcngenommen, wo über die Vermtethungsbedingnugeu uud auch sonst Auskunft ertheilt wird. Leipzig, den 1b. September 1891. Dcr Math der Stadt Leipzig. I». 4317. I)r. Georgi. Krumdiegel. Diebstahls-Lkkanntmlichung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine Nickel-Vyltudrruhr mit der eingravirten Bezeichnung „Oerinx-bllolekon" und der Abbildung von Häusern aus der Rück seite, sowie mit anhängender Nickcluürkettc, eine Weste von weißem Piqntz mit Perlmuttcrknövfen, ein Paar fast neue Hcrrcn-Halb- schuh mtt Gummizug, 2 weißleinene Latzschürzen, „ö" und „9" gez., ein weißleinenes MaiiNSstrmd, „(1. ^V." gez., nnd rin« lchwarz- und weißgestreiste Lcinwandiackc am 1b. d. M.: 2) 4 Stück weißleinene Betttücher, theils „8. L. , theilS „I,. 2." gezeichnet, ein weißleinener Damast-Bettüberzug I." gez., ein weißleineneS Tischtuch mit demselben Zeichen, rin weiß- leinenes Taseltuch „ft. fl." gez., am 11. d. M.: 3) ein Spazicrstock von gelbem Rohr mit silbernem Griff und darin «ingravirtem Monogramm „ft. L. , am 14. d. M.; 4) ein Hacket und eine Weste von dunklem, roth. und blau- aewürscltem Slosf, sowie mehrere Lrgitiliiationspaptcrc, darunter AiiSmusterungSschciii und Arbeitsbuch, aus „Laut VVillnnmn" lautend, vom II. bis 12. d. M.; ü> ei» Nock und eine Hose von braun- lind schwarzgekästeltem Stoff mit schwarzem Futter und ebensolchen Hornknöpsen und ein Paar Herrcn-Stiefelctten mit Gummizug und einer Reche Knöpfe, am 17. d. M.; 6) ein großer Nuizbaumspiegrl, am 12. d. M.; 7) eine alterthümlich« goldene Brache, «in« Erdbeere in Matt- gold darstellend, am 17. d. M.; 8) ein Sommcrübrrzieher von glattem graublauen Stoff mit einem Henkel mtt d«r Firma „Ilonra Lech», Holle s>. 8. , ain 18. d. M; 9) ein 2 m langes, einzölliges Bleirohr mtt dem Stempel „8t. IV." und Messingschrauben, welche die Zahlen und „4" tragen, vom 14^ bis 15. d. M. Nachts; 10) eine silberne Anker-Reinontotr-Uhr ohne Goldrand, mit Serunde und Monogramm „ll. Ll." auf der Rückseite, sowie mit dem eingekritzelten Zeichen „X. 8.17119" im Jnneni, am19. d. M.; 11) eine silberne <>yIinder-Rrmontoir-Uhr mtt Goldrand, desectem Glas und einer gedrückten Stelle am Rand, an einer aus alten Münzstücken gefertigten kette, vom 20. bis 21. d. M.; 12) eine Kiste mit 12 Flaschen Wein — Marcobrunner — gezeichnet,I. 0. b8b", am 19. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Eriminal-Abiheilung zur Anzeig« zu bringe». Leipzig, den 21. September 1891. Da» Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. B. Produktenbörse zu Leipzig. Dir Wahl von lt Mitgliedern in den behufs Einschätzung der Börsenbesucher zu den Jahresbeiträgen für 1891 zu bestellenden SchätzungSauSschns; findet Dienstag, den 29. September d. I., unmittelbar nach Börsenichluß im Aorstandsztmmrr statt. Nähere- ergiebt der BSrscnansckilag. Leipzig, den 19. Seplcmber 1891. Die Abgeordneten der 2 Abthcilung des BörscnvorktandeS: F. Schmidt. Georg Schroeder. LouiS Steinbrecht. Bleyl, Börsensecretair. S«It »»„ » u »x. Die Ausgabe der »arten für diejenigen Synagogenplätze. welch« die bisherigen Inhaber auch für das kommend« Jahr zu de- halten wünschen, findet Mittwoch, de« 2». und Donnerstag, den 24. September 1891, Nachmittags »4 Uhr. in der Semeindekanzlei (Synaaogengebäude, 1 Treppe) statt. Anüer- weittge »arten werden in diesen Terminen nicht auSgegrben. Die auf Dienstag, den 22. d. M. angetündigte »artcn- ausgabr findet nicht statt. Wir bitten, bei Abholung der Karten di« bisherigen Korten »od die diesjährigen Gemeindesteuerquiltungeu mttzndriugen. Leidig, den 18. September 1891. Der Vorstand der Israelitischen «eligiousgrmeinde zu Leipzig. Die Stimmung ill Frankreich. Eine Meldung au- Paris vom 20. September faßt dir aegenwärtiqe Lage in Frankreich in folgender Weise zu sammen: Obwohl die jüngsten Manöver im Osten Frank- reich» im Ganzen recht ansehnlich«, tbeilweise sogar über raschende Fortschritte der Armee enthüllt batten, so sei die dadurch, sowie durch di« Erfolge auf dem Gebiete der aus wärtigen Politik bervorgerufene selbstbewußte Stimmung der Bevölkerung von keinerlei irgend bedenklichen Kundgebungen begleitet. Der Verfasser der Meldung bat insofern Recht, als die Stimmung in Frankreich noch nicht den Grad von Leidenschaftlichkeit wir im Jahre l870 erreicht bat, als der Ruf „Nach Berlin!" überall ertönte; die Franzosen begnügen sich vaelLnfiz mit nuablässigen Huldigungen für ihr« russischen Freunde, und ein Tbeil der Pariser Bevölkerung benutzt die ersten Aufsübrnngen dcr Oper „Lobengrin" zu deutsch feindlichen Kundgebungen, aber im Ganzen und Großen muß man sagen, daß dcr StlmimingSbericht aus Paris vom 20. September nicht mit der Wahrheit übercinstimmt. Die Behandlung, welche der Unfall des Kaisers auf der „Hobcn- zollcrn" und sein Trinkspruck in Erfurt in dcr französischen Presse gefunden haben, straft den StimmungSbericht Lügen, die Symptome dcr kriegerischen Anwandlungen in Frankreich waren in den letzten Monaten so deutlich, daß sie überall verstanden und richtig beurthcilt worden sind. WaS man zugeben kann, ist, baß die Franzosen noch nie zuvor in gleicher Lage im Laufe von Jahrhunderten einen so dohcn Grad von Mäßigung gezeigt haben, wie in den letzten Jahren, abgesehen von Einzel-Ausschreitungen, welche aber das Land nicht als Ganzes erfaßt baden. Das bat seine triftigen Gründe. Frankreich ist nie zuvor so tief gedemülhigt worden wie im letzten Feldzuge; der Siegesrausch, von welchem die französische Armee im Jabre 1870 befangen war, als sie sich anschicktr, die deutsche Grenze zu überschreiten, bat kaum je eine so schnelle und nachhaltige Abkühlung erfahren. Die Lelire dieses Feldzüge- war zu ein dringlich, als daß sie nicht hätte Folgen baden sollen. Man bat in Frankreich zunächst eingcsehcn, daß man das System ändern müsse, wenn man Aussicht haben solle, im nächsten Feldzüge den Sieg davon zu tragen, und daß die Streitig keiten über die StaatSform beigelegt sein müßten, bevor Frank reich es aufs Neue wagen könne, sich mit seinem deutschen Nachbar zu messen. DaS ist die innere Seite deS Zulunsts- kriegcS. Ta aber Deutschland in dem nächsten Kriege nicht ebne Bundesgenossen sein wird, da ihm Oesterreich-Ungarn und Italien als verbündete Mächte zur Seite stehen werden, so mußte Frankreich auch seinerseits darauf Bedacht nehmen, sich um die ihm offen bleibende BundeSgcnossenschafl Ruß lands zu bewerben, um ein annähernd gleiches Verhältnis; der auf dem Kampfplatz erscheinenden Truppen herzustelleu. Man kann Frankreich ohne Weiteres zugestehen, daß rS große Anstrengungen gemacht hat, um sich von der Niederlage des letzten Krieges zu erholen nnd zu erheben, und daß seine gegenwärtige Hcercsorganisation ihm zu einer Machtstellung verhelfen hat, welche vor zwanzig Jahren kaum für möglich gehalten wurde. Die Durchführung der dreijährigen Dienst zeit unter Nachahmung des deutschen Systems der Reserve und Landwehr in einer bei uns noch nickt erreichten All gemeinheit hat die Zahl dcr französischen Truppen auf eine ganz enorme Höhe gebracht, welche der deutschen Armee trotz bedeutend überlegener Bcvvlkerungszabl nicht zu Gebote steht. Wir lassen die Frage des WerlheS der beidericiligcu Truppen hier ganz außer Betracht, aber vom rein militairifcheu Standpunkte beurtbcilt, ist die Zahl der Truppen bei guter Bewaffnung und sorgfältiger Ausbildung sehr wichtig und ist auch von den mililairischen Autoritäten iu Deutschland nach Gebühr gewürdigt worden. Auch die Beilegung deö Streits zwischen Monarchisten und Republikaner in Frankreich angesichts der gespannten internationalen Lage ist ein sehr beachtcnswertbeS Ereigniß. Der BoulangiSmuS liegt in den letzten Zügen, die Be mühungen eines Laur und Deroulede, ihn zu neuem Leben zu erwecken, sind aussichtslos, und die Bonapartisten und Orleanistcn sind bemüht, in der Armee Unterkunft zu finden, wenn nicht in der eigenen, so doch in der befreundeten russischen. Dem Prinzen LouiS Napoleon ist es gelungen, ein russisches Dragvncrrcgimcnt zu erhalten; Prinz LouiS Philipp von Orleans hat sich vergeblich um die gleiche Ehre bemüht; eS ist sogar den orleanistischcn Prinzen die Bille abgeschlagen worden, den französischen Manövern deizuwolmen. Die Orleanistcn verharren trotzdem in rücksichtsvollem Sckwcigcn und warten dcr Dinge, die da kommen werden, in dcr Hoffnung, im entscheidenden Augenblick doch noch die von ihnen gewünschte Verwendung zu finden. Frankreich ist auch niit seinen auswärtigen Erfolgen zu frieden, denn eS erfreut sich nicht nur dcr BundcSgenoffen- schast Rußlands, sondern eS genießt auch der besonderen Aufmerksamkeit deS Papstes. Beim Empfange der französischen Pilger rühmte dcr Papst den Eifer der Franzosen, die erste Nation zu sein, welche ihm »ach der Encyllika über die sociale Frage Männer dcr Arbeit zusende. Sonderbarer Weise rübml die römische Presse das Streben deS Papstes, jede politische Anspielung zu vermeiden, obwohl man doch kaum deutlicher eine bestimmte Hinneigung zu einer Macht zum Ausdruck bringen kann, wie eS der Papst in seiner An sprache an die französischen Pilger gcthan bat. Die Stimmung in Frankreich läßt sich dabin charakterisircn, daß sie den Tbalsachcn Rechnung trägt und sich innerhalb der Grenzen hält, welche die allgemeine Lage und die von Frankreich übernommenen Verpflichtungen ziehen. Es ist nicht ganz unberechtigt, was dcr Pariser „TimeS"-Corrcspondcnt über die Verbindung Frankreichs mit Rußland sagt; in der Thal ist die Handlungsfreiheit Frankreichs dadurch vcrinträch- tigt; ein Ultimatum Frankreichs an Deutschland, wie eS im Laufe der Schnäbele-Angelegenheit von Boulangcr als KriegS- ministcr beabsichtigt war, ist beute nicht mehr möglich, eS sei denn, nachdem sich Frankreich vorher deS Einverständnisses mit Rußland versickert hätte. Man kann sagen, daß die Art und Weise, in welcher Frankreich feine ganz« .Kraft anstrengt, um seine militairifcke Leistungsfähigkeit auf die höchste Stufe zu bringen, an sich eine fortdauernde Kriegs drohung gegen Deutschland ist. Wenn also nach Erreichung einer Achtung gebietenden militairischen Stellung Frankreich fort und fort auf die Armee als auf die Grundlage seiner politischen Machtstellung hinweist, so liegt darin allein schon eine Herausforderung von einer Bedeutung, die überall em pfunden wird und auf deutscher Seite eine moralische Kraft der Selbstbeherrschung und Zurückhaltung vorauSsetzt, wie sie nur bei einem Volke von den Eigenschaften de- deutschen er probt werden kann. Der Krieg ist das größte Ucbel, welches der modernen Cwilisation bereitet werden könnte, darin stimmen wir mit dem „Journal de« DSbats" überein, aber wir können den Vordersatz nicht billigen, welcher die FriedenSjahre nur im Sinne eines Aufschubes des Krieges würdigt. Der Krieg ist ein so große» Uevel, daß er überhaupt vermieden werden muß. Das kann aber auf dem Wege, welchen Frankreich eiuschlägt, nicht geschehen. Di« öffentliche Meinung Frankreich« betrachtet den Krieg nur in dem Sinne als ein Hebel, als er mit einer Niederlage Frankreichs endet; wenn Frankreich als Sieger aus dem Kampfe hervorgeht, so ist damit nur dem Fortschritt dcr Civiiisation gedient. Wir bezweifeln, daß Frankreich dazu berufen ist, dem Fortschritt in jeder menschlichen Beziehung die Bahn zu ebnen, wir nehmen für uns die Fädigkeit und den Beruf in Anspruch, in Kunst und Wissen schaft mit Frankreich auf gleicher Stufe zu stehen, etwaige llcbcrlcgenhcit dcr einen Nation über die andere sestzustelleu, überlassen wir einem Schiedsrichter. Aber daß Kunst und Wissenschaft nur im Frieden gedeihen können, müssen auch die Franzosen anerkennen. * Leipzig, 22. September. * AuS Berlin wird der „Saale-Zeitung" geschrieben: Auf Befragen an compclentcr Stelle wird uns die Meldung hiesiger Blätter, daß die sogenannte Politische Polizei mit der III. Abtbeilung des Polzeipräsidiums, d. h. der Criminalpolizei verschmolzen werden solle, als in allen Puncten unzutreffend bezeichnet. Thatsachc ist jedoch eine wesentliche Verminderung der der politischen Executive zur Verfügung stehenden Mannschaften * Während, wie wir neulich mitgetheilt haben, der preu ßische Justizminister die Unverfolgbarkeit von Reichs- tagSabgeordnelen auch während langer Vertagung anerkannt hat, ist die Staatsanwaltschaft zu Chemnitz anderer Meinung. Sie hat gegen den socialbemokratischcn Abg. Schmidt-Burgstädt wegen PreßvergchenS Anklage erhoben und die dagegen gerichtete Beschwerde zurückgewiesen. In dem Bescheid des Staatsanwalt« beißt eS: Der Schutz des Artikels 31 der ReichSvcrsassuna kann nicht für eine Zeit in Anspruch genommen werden, während welcher der Reichstag an jeder verfassungsmäßigen Thätigkcit gehindert ist. Un möglich bat dcr Artikel für eine solche Zeit die gänzliche Exemption der ReichstagSmitglieder gegenüber dcr Strafgesetzgebung seysetzen wollen. Dies ergiebt sich auS den Consequenzen, die eine derartige Auslegung des Artikels haben würde. Denn es würde dann ein Rcichstagsabgeordncter, sofern er nicht sogleich oder alsbald auf rischer That ergriffen wird, selbst wegen des schwersten Verbrechen- nicht verfolgt werden können, da wahrend der Zeit einer Vertagung der hier fraglichen Art dt« Genehmigung des Reichstages ab>oiut nicht zu erlangen ist. * Zur Bewegung der Fleischprekse schreibt das frei- innige „Licgnitzcr Tageblatt": „Der Viehhändler Nimptsch ,at am Sonnabend wiederum einen Transport von Sl crbischen Schweinen nach dem Liegnitzer Schlachthofe gebracht. Obgleich die Zahl dcr von ihm hier zugeführten vcrartigcn Scbwcine innerhalb der letzten vier Wockien 255 betrug und dieselben an die Fleischer und Großconsumenten unter den hier üblichen Preisen abgegeben wurden, spürt man in dem Dclailvcrkauf nichts von dieser Billigkeit. —" Und so ist cö fast allerwärtS. Die August-Statistik weist überall ein erhebliches Anziehen dcr Fleischpreise nach, obwohl an Schlachtvieh durchaus kein Mangel ist. * Aus Nordhausen wird uns geschrieben: Unsere, bis auf einen, sämmtlich dem Dcutschfreisum mit Herz uud Hand ergebenen Stadtverordneten haben jüngst einen Antrag des Herrn Albert Träger und Klempnermcister Grote angenommen, in dem Verwahrung dagegen eingelegt wird, daß der Magistrats-Verwallungsbericht von 1891 an die Tbatsache erinnert, daß auch hier ein LocalauSschuß für das Natioual-Denkmal deS Fürsten Bismarck sich gebildet »nd die gesammelten Beiträge an die Ccntralstcllc adgeführl Kat. ES ist die bezügliche Versammlung die letzte gewesen, in welcher der hiesige Führer dcr Dcutlchfreisinnigcn Albert Träger vor seiner gänzlichen Uebersiedclung nach Berlin noch als Nordhausener Stadtverordneter gesprochen Kar. Anstalt sich in leidlichem Andenken bei den hiesigen Politikern zu lasten, hat Herr Träger sich selbst bei dieser Gelegenheit ein herzlich schlechtes nationale« Denkmal mit den von seinem Lieb- lingSorgane, der „Nordhauser Zeitung", freudig reproducirten Worten gesetzt: „Es könnte aber durch die Unterschrift des Magistrats in der Welt die Anschauung entstehen, alS ob der sonst gegen jedweden Druck gerüstete Herr Erste Bürgermeister mit der Uebcrnahme des ProtectoratS über jenes Comits habe nur einem ungestümen Drange dcr Bürgerschaft nachgeben müssen. Nun, m. H., kann doch in Wahrheit dcr Herr Erste Bürgermeister selbst bei der gespanntesten Allsinrrkjamkeit in unserer Stadt von einem derartig ungestümen Drange nichts bemerkt haben. (Sehr richtig.) Denn, m. H., bei aller Anerkennung, die dcr Einzelne für sich den Verdiensten des Fürsten Bismarck zu zollen berechtigt ist, und soweit ich auch ent fernt bin, dem Fürsten Bismarck sein Nationaldenkmal zu mißgönnen, so steht doch fest, daß die Stadt Nordhausea als solche keine Bcranlassung hat zu besonderen Tenkinalserrichtungen für den Monn, dessen wirtdlchaftliche Maßnahmen seine Hauptindustrien, den Tabak und den Branntwein, beständig beunruhigten, der sie mtt Mono- volen bedrohte, und schließlich durch sein Branntweiiisteuergesetz der Stadt eine fo schwere Wunde schlug. (Lebhafte Zustimmung.) Ich meine, m. H„ alle dies» Verdienste um unsere Stadt sichern dem Fürsten Bismarck an sich ein bleibende« Andenken im Herzen Nord hausens, bleibenoer, als alle DcnkroalScomttsS rS vermögen. (Sehr richtig./' Wir lassen hier zur Charakteristik der Gesinnung auch dcr Freunde deS Herrn Träger die iu der Versammlung erklungenen „Beisallsbczeugungen" nach der „Nordh. Ztg." sieben. Wir müssen aber, zumal der einzige nichl-deulsch- freisinnige Stadtverordnete in jener Sitzung fehlte, energisch gegen die Behauptung protestiren, daß Herrn Albert Träger nnd dem Klempnermcister Grote bierselbst ein endgiltigeS Urtheil über die Gesinnung der hiesigen Bürgerschaft gegen den so unendlich hoch verdienten Fürsten Bismarck irgendwie zustche. Herr Träger spricht eben hier immer lediglich im Namen der hiesigen Deutschfreisinnigen, eS giebt aber zum Glück auch in Nordhausen, wie allerwärtS im Deutschen Reiche sehr viele Nicht-Drutschfreisinniae. Die Ausrufe, welche diese nationalliberalen, freiconscrvativen und conservativen Nordhäuser Bewohner den obigen AbschicdSworten de» Nordhäufer Stadtverordneten Träger, wenn sie sie gehört hätten, »»gefügt hätten, wären sicher sckroff mißbilligende gewesen; so freilich haben wir daS eng herzige Gerede de» „Ideals" de« hiesigen DeutschfreisinnS nur mit Abscheu und Bedauern lesen müssen. Der Geist Nordhausens und Albert Träger'- aber sind znw Glück national und himmelweit verschieden! * Gegen den Wunsch de« Handel-minister« hat der öster reichische Mnnsterrath jegliche Eabventumirnng »an In dustriellen, welche die Chicagoer Weltausstellung beschicken- abgelehnk. — Der Handels- und der Ackcrbauminister be gleiten den Kaiser nicht nach Prag. * Die zweite holländische Kammer wird heute Dienstag in die Berathung der auf die Thronrede an die Königin-Regentin zu richtenden Adresse eintreten. Dcr ALreßcnlwurf erklärt eS als eine der hauptsächlichsten Pflichten dcr Kammer, die Umgestaltung des Wahl recht ö auSzuarbciten. Das Budget für Indien weist für daö Finanzjahr 1892 ein Desicil von lO»/,o Millionen Gulden auf, von denen 4 Millionen auf daS Ordinarirun des Etat« kommen. Dcr Verkauf von Kaffee beläuft sich auf 235 000 PicolS rum Werlhc von 48 Cent- für daS halbe Kilo. Zur Wieder herstellung deS Gleichgewichts in den indischen Finanzen wird eine besondere Enquöie angelündigt, welche die Maßnahmen zur Erzielung von Ersparnissen, zur Erhöhung der Ein nahmen und zur wettere» Euttvickelung der Produclivkräfte untersuchen soll. * AuS Paris wird vom 21. September gemeldet: Die Lohengrin-Vorstelluug wird heute Abend wahrscheinlich ohne Störung verlausen. Die getroffenen Polizeimaßregcln sind weniger streng. Die Zeitungen kündigten an, der Groß fürst AlexiS und der Herzog von Leuchtenbcrg würden dcr Vorstellung heute Abend in der Präsiventcnloge beiwohnen. * DaS „Journal de Rouen" veröffentlicht einen Bericht Nebout's, des ehemaligenKarawanen-Cbefs Crampel's, welcher jeden Zweifel an der Ermordung Crampel's »nd dcr Aufreibung seiner Expedition beseitigt. AuS dem Berichte geht hervor, daß der kriegerische Charakter dcr zwischen dem Ubangi-Fluß und dem Tsad-Sce wohnenden Völkerschaften alle Versuche, sich mit beschränkten Mitteln friedlich den Weg zu bahnen, aussichtslos erscheinen kaffe. * Wie der Londoner Correspondent deS „Manchester Guardian" versichert, hat die deutsche Negierung aus persönliche Veranlassung des Kaiser« Wilhelm das An erbieten gemacht, ein deutsches Geschwader solle mit oder ohne britische und französische Schiffe »ach den chine sischen Gewässern segeln, um den diplomatische» Vor stellungen dcr drei Mächte Kraft zu verleihen. Dieser frci- müthige Vorschlag stehe ganz im Einklang mit dcr Neigung des Kaisers Wilhelm, keine Gelegenheit unbenutzt vvrüber- grhen zu lasten, keinen Nachbarn gefällig zu sein. Es wird allgemci» ^ls unerläßlich betrachtet, daß eine solche Kund gebung ersolA. * Vor dem Polizeigericht von Nord-London kam gestern dir Klage de« Socialislen Ferdinand GilleS gegen sdcn Socialisten I>r. Aveling auf tbätlichen Angriff zum AuSlrag. Ter Streit zwischen den Beiden batte sich auS rem internationalen Arbeitercongrcß in Brüssel entwickelt, aus welchem Gilles die internationale Föderation aller Gewerbe und Industrien, vr. Aveling Len Gewcrtvercin dcr GaS- arbciter vertreten hatte. Eine bittere ZcitungSfcbde leitete den actuellcn Kampf ein. In dcr deutschen Presse erschienen Artikel, welche Ilr. Aveling'S Benehmen als Socialist und Arbeiter führer scharf geißelten. I)r. Aveling hielt GilleS für den Verfasser und beschloß, sich an ihm zu rächen. Am 8. September ver schaffte er sich, begleitet von der bekannten Socialistin Frau Luise Kautsky, Eintritt in die Wohnung GilleS', welcher gerade eine Zeitung laS, und versetzt ibm 3—4 mächtige Schläge ins Gesicht. Damit war der Uebcrfall beendet uud jäh, wie er gekommen, trat Ilr. Aveling unter Zurücklassung seines Hutes den Rückzug an und überließ seinen Gegner einsamen Betrachtungen. GilleS hielt anscheinend die BourgoiS- gercchligkett für diesen Fall, welcher am Ende auch im Zu- kunftSstaat noch Vorkommen dürste, ausreichend und ging zum Kadi. Am 18. September standen beide Parteien vor den Schranken. Der Richter meinte, vr. Aveling solle um Verzeihung bitten, so sei die Sache erledigt. Da er das nicht wollte, so wurde er um 63 sli gebüßt. * Der englische UnterstaatSsccrctair deS Auswärtigen Sir JameS Fcrgusson hat den Posten als Generalpostwcisler angenommen. * Nach einer Meldung der „Niforma" gestattete in Rom der Minister deS Innern auf Ansuchen der Klerikalen, daß die dem internationalen Vereine der katholischen Jugend angchörenden Pilger am 30. d. M. im Daotesaal in Siom einen Congreß abhaltcn. * AuS allen Städten und Ortschaften Italiens langen Depeschen an, welche besagen, daß der Jahrestag der Befreiung Roms Heuer m Folge der politischen Lage und der Anwesenheit der Pilger in stürm, welche man mehrfach als eine Herausforderung auffaßt, mit größerer Pracht und Enthusiasmus als sonst gefeiert wird. Ter Syudicus, der Rath dcr Stadt und eine Armeecommission wird sich um 2 Upr officiell zum Grabe Victor Emanuel'S im Pantheon begeben und daselbst Kränze niederlegeu. Die Abordnung bezieht sich alsdann zur Porta Pia. Es wird bedauert, daß die radicalcn Vereine, obwohl sie ringelnden worden sind, sich auzuschließen, beabsichtigen allem zur Porta Pia zu gehen. * Die spanische Regierung hat dem chilenischen Consnl die Nachricht zukommen lassen, daß sie die chilenische provi sorische Regierung anerkennt. * Einer Konstaotinopler Depesche des „Standard" vom Sonntag zufolge gestalten sich die Verhältnisse in Ae men immer schwieriger. Nach eben eingeiroffener Nachricht'nahmen die Insurgenten Sana, die Hauvtstadl dcr Prvvinz, ein. — Im Aufträge des GroßvczicrS hielt der Local-Gcsund- heitSrath eine außerordentliche Sitzung ab, um über die Maßregeln zu berathcn, welch« zu ergreifen seien, um die in der von der Cholera beimgesuchten Provinz Hcdjaz stationirten Truppen in den insurgirten District Hemen senden zu können, welcher bisher von dieser fürchterlichen Plage frei- gebliebrn ist. Nach einer weiteren Meldung dürften der türkischen Regierung neue Schwierigkeiten erwachsen, da die armenischen Kurden christlich« Bewohner massakrirt haben. * DaS Packetboot „Amazone" bringt auS Tamatave die Meldung, die Regierung von MadagaScar habe die Anerkennung des von Frankreich dem amerikanischen Consnl Campbell rrtherlten Exequaturs verweigert. Die Regierung der verriniaken Staaten Hab« daraus Wähler, Campbell'S Nachfolger, "beauftragt, da« Exequatur direct bei der HowaS- Regirrnng aachzustxhea.
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