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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Sibensto», Larlsfelb, hunörhwel, ^UgevlUlt Neuheide,Gberftützengrün,Schönheide, j Schönheiderhammer, Sosa, Unterstützengrün, wildenthal usw. r Berantwortl. Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. -—i-—— 66. Jahrgang. . . --- Erscheint täglich abends mit Ausnahme dar Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seile 12 Pfennige. Im amtlichenTeilediegespaltan« Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 110. Bezugspreis Vierteljahr!. M. 1 .SOeinschließl. des «IUustr. Unterhaltungsblatts' und der humoristischen Beilage „ Seifenblasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Keichspostanstalten. Tel. »Adr.: Amtsblatt. Donnerstag, den 10. Februar IVIS Streichfette betr. ' In Abänderung von Ziffer 1 Absatz 3 der Anordnungen des BezirkSverbandeS der Amtshauptmannschaft Schwarzenberg über den Verkehr mit Butter und Speisefetten aller Art vom 11. Januar 1916 wird bestimmt, daß als Streichfett im Sinne der erwähnten Anordnungen künftig nur streichfähige Margarine, die als Butterersatz Verwendung finden kann (sogen. Tafel- oder Salzmargarine) anzusehen ist. Künftig können daher Schweinefett, Kunstspeisefett und alle sonstigen schmalzartigen Kunsterzeugnisse ohne Buttermarken verkauft werden. Ebenso entfällt künftig die in Ziffer 7 der Anordnungen vorgeschriebene Melde pflicht hinsichtlich der zuletzt genannten Fette. Schwarzenberg, den 8. Februar 1916. Der Bezirlsverüand derKgl. AmtShauptmannschast Schwarzenberg. Die Schwere des Krieges fordert auch von der Jugend tatkräftiges Einsetzen ihrer Kräfte fürs Vaterland. Sie helfe, wo sie helfen kann, vor allem aber meide sie Unrecht, wo es auch lok- ken mag. Sie stähle ihren Körper. Aber im gesunden Körper wohne auch ein gesunder Geist, der Geist der Ordnung, Gesittung und Verantwortlichkeit. Beweise sie, daß deutscher Jugend aus der Gefahr des Vaterlandes nur sittlicher Ernst und ernste Reife erwächst. Aus eigener Kraft, auch wo der Erzieher fehlt, tue sie das Rechte. Hunderte von Deutschen sterben täglich für die deutsche Jugend, oder werden zu Krüppeln, damit sie ungequält und ungeschädigt von den Feinden im gesicherten Daheim sich vorbereiten auf das größere, freiere und mächtigere Deutschland, dessen Erbe sie wird. Womit bereitet sie sich vor? Mit stehlen statt mit arbeiten? mit fluchen statt mit beten ? mit Nachäffung der Erwachsenen statt mit dem Streben nach seelischem und geistigem Ausreisen ? mit na schen und putzen statt mit sparen? mit Unsittlichkeit statt mit Reinigung und Erhebung ? mit Verrohung statt mit Veredelung? mit schwätzen und schmähen statt mit nachdenken und forschen ? Sieht das neue Geschlecht des erhofften größeren, freieren und mächtigeren Deutsch lands so auS? Gewiß nicht! Aber, Bürger der Stadt, ganz ferne der Gefahr, daß unsere Ju gend verwildert, sind wir nicht. Viele Jugenddiebstählc beunruhigen die Einwohner schaft, die Respektlosigkeit vor Gesetz, Alter und Autorität nimmt zu, einzelne Stätten werden immer noch von der unreifen Jugend beiderlei Geschlechts aufgesucht und för dern Liebeleien, die oft genug ausarten. Rücksichtslosigkeiten auf der Straße zeugen von einer sträflichen Frechheit einzelner jugendlicher Personen. Es ist Zeit, daß gegen solches Betragen vorgegangen wird, nicht bloß von der Polizei, der Kirche und Schule, nein! von der gesamten Bürgerschaft, und zwar mit aller Strenge. Wir bitten unsere Bürgerschaft, dieser ernsten, aus der Zeit geborenen und gebo tenen Pflicht nicht auSzuweichen und jeder au seinem Teile mit Ausdauer und Nach drücklichkeit gegen alle Unarten und Vergehen unserer Jugend vorzugehen. Behördliche Unterstützung wird verbürgt, soweit im Uebereifer nicht etwa das Gesetz verletzt wird. Aber auch um umgehende Anzeige von Ungesetzlichkeiten, Unsittlichkeiten und Roh heiten wird gebeten. Die Jugend selbst möge bedenken, daß der freie Mensch nicht aus Furcht vor der Strafe, sondern aus eigenem Antriebe das Gute sucht und recht handelt. Wo Strafe aber not tut, soll sie nicht fehlen, und mit aller Strenge des Gesetzes die haltlose oder aufsässige Jugend zur Vernunft bringen. Eibenstock, den 9. Februar 1916. Der Stadtrat. Hesse. Die religiöse Erziehung von Kindern ans gemisch ten Ehen betreffend. Die unterzeichnete Bezirksschulinspektion weist erneut auf die Bestimmungen in den tztz 6 und 8 des Gesetzes, die Ehe unter Personen evangelischen und katholischen Glaubensbekenntnisses und die religiöse Erziehung der von den Eltern solcher verschie dener Bekenntnisse erzeugten Kinder betr. vom 1. November 1836 hin, wonach Eltern, welche ihre in gemischten Ehen erzeugten Kinder nicht in dem Bekenntnis des Vaters erziehen zu lassen beabsichtigen, eine dahingehende (Erklärung an Gerichtsstelle zu Protokoll persönlich abgeben müssen, bevor die Kinder das 6. Lebensjahr er füllt haben. Da auf die religiöse Erziehung derjenigen Kinder, welche dieses Alter bereits r ber- schrüten haben, der Abschluß, die Aufhebung oder die Veränderung solcher Vereinba rungen ohne Einfluß ist, so werden die Eltern zur Vermeidung von Unzuträglichkeiten auf die Notwendigkeit eines rechtzeitigen Abschlusses des Vertrages noch besonders auf merksam gemacht. Bezirlsschulinspcltion sür Eibenstock, den 8. Februar 1916. Der Stadtrat. Der Wezirksschulinspektor. An unsre Gemeindcglieder. Immer klarer muß sehen, wer sehen will, daß weiten Kreisen auch innerhalb un serer Gemeinde der gewaltige Ernst der Kriegszeit noch nicht zum Bewußtsein gekommen ist. Oberflächlichkeit und Leichtfertigkeit, welche Vergnügen und Genuß nicht entbehren wollen, treten trotz der Not der Zeit vielfach in erschreckender Weise, besonders bei einem großen Teile unserer Heranwachsenden Jugend, zu Tage, lieber Herumtreiben zur Abend zeit, bei welchem bisweilen erschreckende Schamlosigkeit in die Erscheinung treten soll, wird von den verschiedensten Seiten geklagt. Auch das Aufliegcn in öffentlichen Lokalen seitens jugendlicher Personen soll vielfach beobachtet werden. Was unsere schulpflichtige Jugend betrifft, so steht fest, daß bei einem Teile der- selben ein große Verwahrlosigkeit sich zeigt. Rohheiten sind nicht selten, ebenso das Schwinden jedes sittlichen Bewußtseins bei vielen Kindern. In bedauerlichster Weise haben sich die Fälle gemehrt, daß Knaben und Mädchen wegen Verwahrlosung, die namentlich zu Betrug, Diebstahl und Betteln geführt hat, in Fürsorgeerziehung gege ben werden mußten. Ernste Männer sind voll banger Sorge, wenn sie an die Ver wilderung der Jugend denken, auf der die Zukunft unseres Volkes beruht. Leider muß aber auch ausgesprochen werden, daß ein großer Teil unserer erwach senen Gemeindeglieder die Zeit, die wir durchleben müssen, nicht versteht. Gewiß, unsere Zeit ist schwer. Die hohen Preise für alle Lebensbedürfnisse machen sich überall geltend. Es ist eine Folge der Verhältnisse, daß vielfach Beschränkungen eintreten müssen, die Unbequemlichkeiten mit sich bringen und wohl auch unangenehm fühlbar werden. Aber es ist ebenso gewiß, daß weite Kreise so dahin leben, daß erschreckender Leichtsinn und unfaßliche Gedankenlosigkeit darin zu Tage treten. DaS gilt leider insonderheit von einem Teile derjenigen Frauen, die infolge des Kriegsdienstes der Männer mit ihren Kindern sich selbst überlassen sind. Ein Verständnis für die außerordentlichen Verhält nisse und insbesondere für eine ihnen jetzt obliegende Verantwortlichkeit betreffs der Zu kunft ist vielfach nicht vorhanden. Man klagt über die Not der Zeit; aber für Kuchen und Näschereien — und zwar nicht nur für die Kinder ist Geld da. Tie Unterstützun gen, über deren Höhe wir ein Urteil nicht abgeben wollen, sollen zu knapp sein; aber die 5- und 10-Pfenniger fürs Kino fehlen nicht. Ja, es sind Anklagen dahin erhoben worden, daß einzelne Kriegerfrauen einen nicht unwesentlichen Teil der Unterstützungen in Schnaps anlegen. Leider sind Versuche, Näheres festzustellen, gescheitert. Sind sich weiter alle Kriegerfrauen der heiligen Pflichten bewußt, welche die Kriegs zeit für sie gebracht hat? Können alle dem heimkehrenden Gatten frei in die Augen sehen ? Können sie es, wenn er Rechenschaft fordern wird für Sohn und Tochter, de ren Erziehung in ihre Hand gelegt war und die sie behüten und bewahren sollten? Wir wissen freilich, daß der Mutter Arm schwächer ist als der des Vaters und daß — Gott sei es geklagt — die Zuchtlosigkeit der Jugend sich nicht fügen will. Be denkt ihr denn, ihr lieben Jünglinge und Jungfrauen, ihr deutschen Jungen und Mäd chen, gar nicht, was ihr mit leichtfertigem, liederlichem Leben und Treiben anrichtet? Denkt ihr nicht daran, welchen Kummer ihr eueren Vätern und Müttern, die es gut mit euch meinen, bereitet? Denkt ihr nicht daran, wie ihr selbst betreffs euerer Zu kunft euch schadet, wenn ihr ohne Uebcrlegung im Sinncntaumel in den Tag hinein lebt, und wie die bösen Folgen ganz gewiß über euch kommen werden? Denkt ihr nicht an die heiligen Pflichten, die, wie ihrs in der Schule und in der Kirche hört, euch ob liegen und deren Erfüllung von euch verlangt wird? Denkt ihr nicht an daS, was euer Gott von euch will, der auch von euch sich nicht spotten läßt, sondern Rechenschaft fordern wird? Allen, welche so in einer oder der anderen Weise Schuld trageu an dem, worüber wir klagen müssen, legen wir die Mahnung aufs Gewissen, sich zu besinnen und um zukehren, so lange es noch Zell ist. Ihr Gewissen sagt ihnen wohl, worin sie gefehlt haben. Wir wenden uns aber auch an alle Gemeindeglieder, an die, welche mit Trauer vielleicht ebenfalls beobachtet haben, worauf wir Hinweisen, an die, welche bisher gleich- giltig vorübergcgangcn sind. Haben alle darüber nachgedacht, wie sie durch Beeinflus sung der Verhältnisse doch mithelfen könnten, dir Schäden der Kriegszeit zu mildern? War vielleicht eine schlechte Erfahrung bei einem Versuche etwas gutes zu schaffen, der Anlaß, sich um nichts mehr zu kümmern? Gaben wir uns vielleicht zu schnell zufrie den, indem wir sagten: Was geht das mich an? Greifen wir doch ein und fordern wir auch bei den zuständigen Stellen die dringend nötige Abhilfe, soweit sie jetzt nicht zu schaffen ist. Wir haben die Ueberzeugung, daß bei gutem Willen nur eines Teiles unserer Ge meindeglieder Vieles gebessert werden könnte. Freilich muß mit heiligem, aber auch rück sichtslosen Eifer eingegriffen werden. Was treibt uns zu dieser Erklärung? Ewig ivahr bleibt Gottes Wort: Gerechtigkeit erhöhet ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben (Spr. Tal. >4, 34). Eibenstock, im Februar des Kriegsjahres 1916. Die tüeifflichen und der Kirchenvorstand der Kirchgemeinde Eivenstoch. Freitag, den l1. Februar 1916, nachmittags 2 Mr soll im Gasthof „Zum grünen Baum" in Unterstützen grün 1 Sohlen- dnrchnähmaschine an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung öffentlich ver steigert werden. Eibenstock, den 9. Februar 1916. Der iHerichtsvollzielier des Königlichen Amtsgerichts. Sbfia, 8. Februar. (Meldung der Bulgari- Sbfia, 8. Februar. (Meldung der Bulgari- schalls Generals S a w o w und eines kleinen militari- schen Telegraphen Agentur.) Ter Kö n i g ist geitern fchcn Gefolges nach dem deutschen Großen in Ronl-ilun^ n-ä Hauptquartier abgereist, um Kaiser Wil ¬ helm einen Besuch abzustatten. Bon dort wird König Ferdinand von Bulgarien im deutscheu Hauptquartier In Erwiderung des Besuches, welchen Kaiser Wilhelm ihm in Nisch abgestattet, hat sich Zar Fer ¬ dinand jetzt mit seinen obersten Beratern ins deutsche in Begleitung des Ministerpräsidenten Radöslr- <>auptquartier begeben: wow, des Generalissimus Schekow, des Hofmar-