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Großenhainer und Mit Hoher Concession gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. 99. Sonnabend, den 11. December 1847, An meine liebe Kirchengemeinde. Vertrauend auf viel bewährte Achtung und Liebe, darf ich wohl einmal das Ungewö^iliche mir erlauben. Ich thue dieß, indem ich hierdurch die herzliche Bitte an > ganze lic e Krrch- eabrt in Stadt und Dörfern richte, daß am morgenden Sonntage ein ^eoes, dem cv nur irgend möglich wird, Mann und Weib, Herr und Diener, Jüngling und Jungfrau, an dem ^rühqottesdicnste Theil nehmen und der da von mir zu haltenden predigt ein besonders williges Ohr leihen möge. Der Pastor, "'^Superintendent Sonderbares Testament. Ein in Danzig neulich verstorbener Sonder ling setzte folgende sonderbare Clauseln in sein Testament: „Es ist mein bestimmter Wille, daß bei Regulirung meines Nachlasses eine jede gerichtliche Einmischung vermieden werde, so weit dieses nach den gesetzlichen Bestimmungen zulässig ist. Sollte dennoch ein Eonflict mit der Justiz nicht zu vermeiden sein, so soll der jenige hochgelehrte Herr, welcher Seitens der selben in dieser Angelegenheit ernannt wird, meine schärfste Brille erhalten. Er wird schon wissen, warum! Mein Begräbniß soll einfach in den frühen Morgen - oder späten Abendstun den statlhaben und dazu nicht ein Pfennig mehr, als was die Sterbecasse gewähren wird, — etwa 50 bis 70 Thlr., verwandt werden. — Unter allen Narrheiten, mit denen der gebrech liche Mensch so reichlich ausgestattet ist, scheinen mir Prunk und Eitelkeit, die sich noch bis über Las Grab geltend machen, die kläglichsten. Ich lege es aber denjenigen, die mein Begräbniß besorgen, auss Bestimmteste an Herz und Seele, meine Lunge durchstechen zu lassen, ehe die Beerdigung vor sich geht, denn fürs Erwachen im Grabe allen Respect. — Der Chirurg, wel cher die Operation vollzieht, soll einen Louisd'or erhalten. Ich bitte meine Nachbleibenden, mein Grab völlig ebnen zu lassen und in dessen Mitte einen recht schönen, möglichst starken Baum zu pflanzen." Vermischtes. Als unter Königin Anna von England die erst neuerlich aufgehobenen Korngesetze beantragt werden sollten, bat Sir Thomas Hanmer, damals Sprecher im Unlerhause, bei der Königin um Erlaubnis, sich auf sein Landgut zurück ziehen zu dürfen. Auf die Frage, warum er das an der Schwelle einer so wichtigen Ver handlung thun wolle, antwortete er: daß er sich genöthigt sehe, seine Felder für den Hanf bau vorzurichtcn. — «Für den Hanfbau?» antwortete die Königin, «wozu das?» — «Weil, halten Eure Majestät zu Gnaden», erklärte Sir Thomas, « Eurer Majestät Minister das Brod des Volkes besteuern wollen, und meines Erachtens es besser ist, das Volk zu hängen, als es auszuhungcrn. Und die Köni gin? Sie dankte dem Sir Thomas, reichte ihm die Hand, nannte ihn einen braven Mann und — bestätigte die Korngcsetze. In einem Feuilleton, «Die Gefangenschaft des Trompeter Escofsier» betitelt, welches aller dings sehr romantisch gehalten ist, erzählt das Journal ckss Vedats folgende merkwürdige Ge schichte: Ein Mann, Namens Lanternier, wohnte mit Frau und Tochter in einem Dorfe Adel Ibrahim. Sie wurden eines Morgens von den Arabern überfallen und gefangen weggesührt. Lanternier starb vor Elend und -Hunger im Gefängniß zu Miliana. Zwei Monate vor sei nem Tode hatte Abd-el-Kader die Frau und Tochter Lanternier's nebst einer Anzahl wilder Thiere dem Kaiser von Marokko zum Geschenk gemacht. Der Sohn desselben verliebte sich in das junge, angeblich sehr hübsche Mädchen, so .^r sie zur gesetzlichen Frau nahm. L>omit 'Ü üc lbht die wirkliche Gemahlin des Thron- > die Mutter, welche die Kühe, die Toch- ter, welche die Schafe hütete, sind gegenwärtig Prinzessinnen. »