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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.10.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191110017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19111001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19111001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-01
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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Niederlande, Nor- Bezug-Preis Mr Lrlprta und Lior»«« durch «nser» Träger und Evedtleurr Im al täglich in» Kau» gebracht: i» PI. monatig L7U Mt. »teaeitäbrl. Bet unIrrnLtlialen ». An- natzareßellen abaeholt: 7S Pt. «aaatü, r^S «l. okrteltährl. Durch die Polt: tnnrrdalb Deutlchland» und der deutichen Kolonien virrteljähri. ».litt VIk., monatl. ILtRii. ausjchl. Postdeslellgeld. Ferner tu Belgien, Dänemark, den Donaustaaten, Italien, Lurembura, Niederlande, Nor wegen. Österreich. Ungarn, Nutzland, Schweden, Schweig u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« <b«lchält»ftell« de» Blatte» erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt «rlcheint 2 mal täglich. Sonn- u. Feiertag» nur morgens. Abonnement».Annahm«: Johanni»,»li« 8, det unirren Trägern, Filialen. Spediteuren »ud Annahmestellen, iowie Pollämtern und Briesträgern. Sin,«loerkaus,preis 10 Ps. MpIM TagtblM (14 692 (R^t.«,chUch) . s *"92 lRechl.-lchl-HI Handelszertung. Amtsblatt des Rates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen Preis für Inserat« au» Leipzig und Umgebung dir tlpaltige Petitzetl« L Ps-die Neklamr- zrtl« 1 ML von a«»wärt» M Pf^ Reklamen U20 Mk. Inierat» von Behörden im amt lichen Teil di« Petitzeilr SO Ps Geschäftran,eigen mit Platzvorschrtste» im Preis« erhöht Rabatt nach Tarii Beilagegebühr Gesamt auslag« 5 Mk. p lausend erkl. Postgebühr. Teilbeilag« Höher. Festerteilte Aufträge können nicht zurück gezogen werden <rllr da» Erschein«» an bestimmten Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: Johanni»,»»« bet sämtlichen Filialen u. allen Annoncen» Lzpeditionen de» In- und Ausland«». Druck und Verla, ooa Fischer ch Kürst«« Inhaber Paul «ürfteu. Redaktion und Geschäst»ft«ü«: Iohannisgass« 8. Haupt-Filiale Dresden: Eeeltrage 4, l iTeleohon 4821L Nr. 272. Sonntag, aen !. Dkmber isii. t0S. IsillyriNg. Der Ausbruch der KeUrdseligcheitrrr. Te'it der Nacht voiu 26. s,uiu 27. Sept. ist weniger Gerechtigkeit in der Welt. „Die Königliche Regierung sieht sich nicht mehr in der Lage, jetzt Verhandlungen anzuscfilieszen"; — „'die italienische Negierung ist entschlossen, zu einer Besetzung von Tripolis und Ehreuika zu schrei ten. diese Lösung ist die einzige, die für Italien in betracht komm'" — der Marchese biMaii Giu liano hat seinen Namen unter diese Tatze gestellt und ein König nu:> dem Hause Savoyen hat die Verantwortung vor oer Geschichte übernommen. Das Ultimatum vom 27. Sech, spricht (um es für italienische Gemüter deutlich zu sagend die Sprache des Oesterreichs, daS die italienischen Patrioten des tl). Jahrhundert auf den Tod haßten. Vier Jahrzehnte des Besitzes und der Macht haben das Italien der -Sehnsucht und der Hingabe zu einem Italien der Härte und der Selbstsucht gewandelt, das über Streben und Ehre eines anderen Volkes sich hiuwegsetzt. Man hat gesagt, die Heuchelei sei die Verbeugung, die das Laster vor der Tugend mache; auch an einer solchen Verbeugung Hal es gemangelt. Gerne freilich wird inan glauben, daß die italienischen Staatsmänner jeden Vorwand ergriffen hätten, wenn er nur dargeboten worden wäre. Gewiß: auch auf italienischer Seite ist Stre ben, Sehnsucht und Ehre vorhanden. Man wünscht wie andere Länder die Ausbreitung, man träumt den sonnigen Traum eines Italiens jen seits des Mittelländischen Meeres, und das Ehr gefühl verlangt, das; die afrikanische Scharte aus gewetzt werde. Wir haben Verständnis dafür, weil wir die objektivste Nation der Welt sind und bleiben wollen. Doch der Traum kann leicht zur Täuschung werden und das Ehrgefühl ist mißleitet, das von einem harmlosen Dritten die Genugtuung für eine Schlappe fordert, die ein anderer bereitet hat. Italien nähert sich dem gallischen Geiste, der seit Ludwig XIV., wenn nicht länger, Ruhm und Machtzuwachs auf Kosten der Nächsten sordert; jenem Geiste, dessen Gefährlich keit sich einem Bismarck aufdrängtc, obwohl er sich die Finger wund geschrieben, um seine po litischen Freunde zu überzeugen, daß Frankreich so gut bündnisfähig sei wie ein anderer Staat. Unser italienischer Käme rad ch a t uns verlassen; er ist aus Dahnen gegan gen, auf die wir ihm nicht folgen können. M glückliche Jahre hat das deutsche Volk hinter sich. Freilich: während diese Jahre ge lebt wurden, dachten wir nicht, daß sie als glück lich zu preisen wären. Sie waren voll Jdn! und Streit, und ost erscholl die Klage, die Zu stände seien nicht zum Aushalten. Aber so ist es ja awch im MnzMeven: wenn tue Hano'oes Schicksals uns anpackt, dann verschwinden die Kleinigkeiten des Alltags, die uns beschwerten, und der Erinnerung erscheint die stillere Vergan genheit als die Zeit des Glücks und Friedens. Die Hand des Schicksals hat auch uns berührt, da das Verhältnis zu Frankreich einen Waffen gang als möglich erscheinen ließ. Das Volk emp fand wieder, daß es höhere Gewalten gibt, als der eigene Willen und der eigene Lebensplan, daß wir als eine geschichtliche Gemeinschaft des Geistes und des Fleisches von den thronenden Schicksals mächten auf Wege gestoßen werden können, an die wenige Stunden vorher von uns noch kei ner dachte. Und das deutsche Volk als Ganzes ist dem Fingerzeige nicht ausgewichen; cs hat den Wink angenommen und war bereit, freudig bereit, dem Schicksalsrufe zu folgen. Freilich gab es ja auch einige Deutsche, die eine „Stellung über den Parteien" einnehmen wollten. Sie ivären aber von den Ereignissen mitgcrissen worden. Dabei handelte es sich um unsere, der Deut schen, Angelegenheit. Deutschland als Jndivi- duum unter den Staaten kam in Betracht. Heute sind wir als Mitglied der Völker fa ul iltetn Mitleidens chaftgezogcn. Un trennbar verbunden ist noch heute das Geschick der „romanisch-germanische» Völker", iu Heren Geschichte einst Ranke forschte. Die Kette eines politischen Vcrteidigungsbunbes schließt uns an Italien. Achtung und Freundschaft verbindet uns mit dessen Gegner, der Türkei. Nicht mehr, wie vor 100 und mehr Jahren, können wir mit Be hagen zusehen, wie drunten, weit in der Türkei, die Völker aufeinander schlagen. Als Einzel macht und als Glied der europäischen Völker familie werden wir von den Ereignissen berührt. An ihnen, nicht an uns wird es liegen, ob wir mit in den Strudel gezogen werden. Diese Ereignisse aber treffen uns bei der uralt-deutschen Beschäftigung des inneren Haders, sie treffen uns während des Zwiespaltes zwischen der Führung nuferer äußeren Geschäfte uud einem großen Teil der besonders patriotisch gesinnten. Bevölkerung. Wir wollen nicht eine nerven schwache Ausgleichung eutgegenstehender lieber- zeugungcn empfehlen, aber wie wir den Sedante.g als das Fest deutscher Brüderlichkeit begangen haben, so soll uns auch der eherne Schritt der Ereignisse mahnen, das Verbindende und da-.' Gemeinsame fester zu knüpfen. Die Sprache des 27. Sept. ziemt der» Volke Schillers und Kants nicht; sie ziemt auch dem Volke Bismarcks und Noons nicht. Dem Stärkeren würde die übrige Welt die Sprache der Gewalt nicht hingehen lassen, die man dem nicht ganz so starken Italien verstattet. Brauchte unsere Negierung solche Worte, so bätten wir die koalierte M-clt gegen uns. Aber die innere Einheit wollen wir zu errin gen suchen. Das wäre ein Machtzuwachs, den uns die Außenwelt nicht streitig machen könnte! Der TnMNrckmlÄ. (Von unserm römischen Mitarbeiter.) Rom, 29. September. Wer die Freudenausbrüche des italienischen Voltes über das Ultimatum der Negierung beobachtet, muß zu der Ueberzeugung kommen, daß keine Mach: der Welt mehr imstande märe, Italien zur Umkehr von dem tripolitanischen Abenteuer zu bewegen. Ein derartiger Krad von Kriegslüsternheit hat für den unbeteiligten Dritten nur noch etwas P a c b o l o g i s ch e s an sich. Wollte Giolitti, der Ministerpräsident. Viktor «S-nanuel, der König, irgendein Abgeordneter tn diesem Augenblick für eine friedliche Verständigung mit der Türkei plädieren, er riskierte einen Sturm der Entrüstung, der ihn von seinem Posten, aus Amt und Würden fortfegen könnte. Nur den Vertretern der äußersten Linken gestattet man gnädiglich, anderer Meinung zu sein. Aber mit gewissen Einschränkungen. Das sollte der Mailänder „Secolo" erfahren, ein großes Blatt, das in dem Bestreben, der Demokratie zu dienen, sich unterfangen hatte, der außerhalb Italiens allgemein geteilten Ausfassung Ausdruck zu geben, daß das Ultimatum nach Form und Inhalt zum minde stens sehr stark von den bisherigen Gepflogenheiten der Diplomaten zivilisierter Staaten abweiche. Es fanden in Mailand und Rom förmliche Autodaf 6 s mit dem bisher sehr populären Blatt statt. Es regnete Proteste über Proteste, und ich habe die feste Ueberzeugung, der „Secolo" wird semen „Irrtum" alsbald bereuen und es in Zukunft unter lassen, gegen die öffentliche Meinung anzurennen. Diese ist einfach unbelehrbar und für Vernunftariinde nicht mehr zu haben. Allzulange hat man die Krieys- lust angestachelt. Die Geister, die man rief, die wird man jetzt nicht so leichten Kaufes los. Seit genau sechs Wochen war der Krieg gepredigt worden. Die Presse in ihrer übergroßen Mehrheit, allen voran die vom Vatikan gespeiste und mit deutschen Pcterspfennigen unterhaltene Presse, hatte es tagaus- tagein gepredigt, daß Italien nur noch durch den ungeschmälerten Besitz von Tripolis glücklich werden könne. In allen Tonarten war zum Kreuzzug gegen die Ungläubigen aufgefordert worden. Volk und Volksvertreter waren bis auf wenige Aus nahmen in dem „Jetzt oder nie!" einig. Ich glaube Herrn BarrLre, dem franzö sischen Botschafter am Quirinal, nicht unrecht zu tun, wenn ich ihn für diese ungezügelte Kriegsbegeisterung der Italiener in erster Linie ver antwortlich mache. Er dirigiert wie kaum ein zweiter in Italien dieitalienischePresse. Man muß diesen gewandten Träger der französischen Wünsche lange Zeit beobachtet haben, um zu wißen, in wie hohem Grade er Einfluß auf die Presse und die dieser näherstehenden Deputierten hat. Ich möchte folgendes Faktum feststellen: Zwischen dem 1. Juli — dem Tage der Entsendung des „Panther" nach Agadir — und dem 15. August verhielt sich die italienische Preße auffallend neutral oder auch un freundlich Frankreich gegenüber. Da kam Herr Barröre nach Paris und hatte keine vielbesprochenen Konferenzen just zu der Zeit, als auch Herr Cambon aus Berlin nach Paris kam. Genau mit Abschluß dieser Konferenzen Hub in Italien der Schrei: Auf nach Tripolis! an. Könnte Herr Darrc-re seine Hände in Unschuld waschen? Eins aber muß man den Kriegshetzern laßen: der Zeitpunkt zum Drauflos schlagen war gut gewählt. Es fragt sich nur noch, o b dieReuenichtnochnachfolgt. Von Schwierig keiten in der Kriegführung will man nichts hören, nichts lesen. Man befindet sich im Rausch, im Deli rium. Die Ernüchterung aber kann fürchterlich werden. . « . O Wie stehts vor Tripolis? Die Nachrichten aus Tripolis lauten widerspruchs voll. Während wir im Abendblatt von einer bereits erfolgten Landung italienischer Truppen berichteten, liegen jetzt Nachrichten vor, nach denen die Landungs versuche durch die Türken vereitelt worden sein sollen. Angeblich ist sogar ein italienisches Kriegsschiff ge strandet; auch soll da» Bombardement noch nicht be- gönnen haben. Auffällig ist. daß zu den für Italien ungünstigen Gerüchten noch keine offiziellen Nach richten aus Rom vorliegen. Wir verzeichnen folgende Drahtmeldungen: Konstantinopel. 30. September. (Lia. Drahtmeld.) Nach einer hierher gelangte« Meldung Achmed Fcwsts. der in Tripoli, angelangt ist. haben die Italiener bei dem versuche, pi laude«, z» ei Var» rassen mit Mannschaften »erlare«. Konstantinopel, 3V. September. Wir hier ver lautet. soll ein italienisches Kriegsschiff bei Tripolis gestrandet sein. Nom, :ro. September. (Eig. Drahtmeld.) Wie „Meßagero" aus guter Quelle zu wissen behnuplet, könnte nach den internationalen Abmachungen ein Bombardement von Tripolis erst 2 4 Stunden nach der Aufforderung zur Uebergabe erfolgen. Diese Aufforderung sei gestern durch den Torpedobootszerstörsr. Gnribaldini" übermittelt worden. Die 24 Stunden würden b cute abend 6 Uhr a b l a u f e n. Bis dahin würden also die Fcindseliglciten nicht beginnen. Das Scca.esccst. bei Prevcsa. Ueber das Seegefecht bei Prevesa, dem Hafenort des südlichen türkischen Epirus, über das wir bereits in der gestrigen Abendnuminer berichteten, liegen jetzt folgende ausführliche Meldungen vor. die er i kennen lassen, daß die Türkei dort tatsächlich eine Schlappe erlitten hat: Konstantinopek, 3V. September-. (Eia. Dra^t- m.ldung.j Ueber den Kampf bei Prevesa bc richtet das Wiener K. K. Telcgr.-Korr.-Bureau: Ein italienisches Kriegsschiff griff gestern mittag zwei türkische Torpedo boote an, von denen eines getroffen wurde und strandete, während bas andere entkam. Die Mannschaft des gestrandeten Torpedoboots wurde gerettet. Nom, 2V. September. („Agencia Ste?ani".j Aus den Nachrichten, die in den letzten Togen im Marineministcrium eingelaufen sind, ergab sich, daß die türkischen Torpedoboote sich bei Prevesa versammelten, mit dem ojsenbaren Ziel, in das Adriatische Meer einzulaufen, die italienischen Hanvelsschissc zu beschlagnahmen, die s osfenlicgcndcn Städte zu beunruhigen und ge-' gebenenfalls Transporte zu stören. Infolgedessen wurden Maßnahmen getroffen, um diese Absichten zu durchkreuzen. Der Herzog der Abruzzen schickte l hierüber an den Marineministsr nachstehendes ; Telegramm ab: Ich bin heute, am 29. September, vor Prevesa eingetroffen und nahm mit meinem Kreuzer hier Ausstellung. Um 3 Uhr meldeten die Befehlshaber der Kleinen Geschwader durch Funkspruch, daß zwei türkische Torpedoboote Prevesa nacheinander paßierten. Das eine Geschwader machte Jagd auf das eine Torpedoboot, das gegen Norden zu entfliehen versuchte. Nachdem nur wenige Kanonenschüsse gewechselt waren, fuhr dos türkische Torpedoboot auf das Land los, wo es zerschellte. An Bord brach ein Brand aus, der das Boot vollständig unbrauchbar machte. Das zweite Torpedo boot, gegen das sich zwei Torpedobootszerstörer wendeten, kehrte sofort nach Prevesa zurück und blieb unversehrt. Ich habe den Komman danten telegraphisch meine Freude über die Durch führung bekanntgegebrn. Wie ein Berliner Blatt hört, wird non türkischer Seite behauptet, daß die Zerstörung eines türtiichcu Torpedoboots durch einen italienischen Kreuzer im Hafen von Prevesa ls/2 Stunden vor Ablauf der Ultimatumfrift, somit vor Beginn des Kriegs zustandes, stattgefunden habe. Beschießung von Prevesa. * Konstantinopel, 30. September (12 Uhr ::«> Min. früh). Ein aus russischer Quelle stammenoes Gerücht will wißen, daß heute nacht die Italiener Prevesa beschossen hätten, dessen Fort geantwortet und drei italienische Schiffe zerstört (?) habe. (Lrregrrng tn Konitairrinopcl mV in Talomli. kO. Konstantinopel, 30. Trpt mbcr. (E T.) Die Nachricht von der Kricase-klärnng hat hier ungeheure Hrregnug hervor gerufen. Urber- ,.ll ans Plätzen und in den Straßen, in den Klubs und iu Sen Cafes sammelu sich lebhaft diskutie rende Mcuschengruppen. Sic den Ausbruch des Krieges bespreche» uud Italien völlige Vernichtung androhrn Auf Ser brande Nne de Pera bewegte sich gestern nacht eine nnnbrrsehbarc Mensche,«mässe nuter vorautrilt von Hodschas. Sie Sen hei ligen Krieg predigen. Die italienische Botschaft hat seit gestern nicht mehr die Ulagge gebikzt. Das Botschaftsgebäude ist von Kavallerie besetzt. Tie Läden der italienischen Kaufleute ,n den Basaren sind geschloßen. Viele Italiener verlassen fluchtartig die Stadt. Vor dem Kriegsministerium sammelt sich eine große "«enscheninafie an. Eine Abteilung Kavallerie wurde brauskragt, die Menge zu zerstreuen. Saloniki, 30. Seotember. (E. D.) Das italie nische Postamt ist beute wie gewöhnlich ge öffnet, jedoch steht türkische Polizei vor dem Post amt und verhindert die Austeilung und Entgegen, nähme von Postsachen. Die Erregung ist infolge von Alarmnachrichten von der albanischen Küste außerordentlich gesteigert. Zur Abreise des italienischen Geschäftsträgers aus Konstantinopel. Nom, 30. September. (Eig. Drahtbericht.) Die „Agencia Stefani" meldet aus Konstantinopel: Der Geschäftsträger der italienischen Botschaft t wird mit dem Personal der Botschaft, sobald er die l Päße empfangen hat. direkt nach Rom abreisen. ! Die italienischen Konsuln in der Türkei er- i hielten die Weisung, da s ottomanische Gebiet zu ; verlassen. DcuZcl'lnud ,ris Sckrutrstaat. Wie das Deutsche Reich auf Bitten Italiens den Schutz der iu der Türkei besindlühen Italiener über nommen hat. so ist auch den in Italien befindlichen Türken deutscher Schutz zugesagt worden: Vcr in, September. <E. D.> Ans Wunsch der türkischen Negierung hat Deutschland den Schutz der türkischen Untertanen in Italien übernommen. Konstantinopel, 30. September. (E D) Hier sind bereits Italiener auf dem deutschen Konsulat erschienen, um den deutsche'! Schutz- schein zu c bitten, La sie von Lastträgern in Galata bedroht feien. Die der l-ruts.: en 'serzieiuu,z. Abgetönter und gcschickiei als . as vom „Wolfj- ) scheu Telcgrapheubnrcau'' nach Nom übcrmitteue Sni.-mnngsbilo ans oeut-chen poli-jschen Kreisen. Las auf italienischer Seite wegen der Parteinahme für Italien natnrgemäß lebhaften Anklang gesunden hat, ist eine Information, die dem B rlnier Vertreter des Londoner ..Daili) Telegr." aus amtlicher Quelle über Deutschlands Haltung zugea-angeil ist. Sie geht t dahin: „Die deutsche Regierung ist entschloßen, eine Politik der Nichteinmischung zu vcrsolgcn, wird jedoch l-emüüt sein, zu verhindern, daß der Konflikt sich ans die nicht unmittelbar l-e ! ros jenen Staate» ausdehnt. Wir haben uns be müht zu verhindern, daß der Streit iu einen be waffneten Konflikt ausartct, und müßen zugrbcn, daß wir darin erfolglos gewcseu (ins. In unserem Fehlschlag liegt jedoch nichts Beschämendes. Auch werden wir dadurch nicht in dem Versuch entmutigt, dasGcbict der Unruhen bis z u m äußer sten ein z u s cb r ä n k s n. Die Haltung der deut- ichen Regierung ist die. strikter Neutralität Wir können weder gegen unseren Alliierten Italien, noch gegen unser» Freund, die Türkei, Stellung nehmen. Jedenfalls steht cs uns nicht an. die Ne gierung .König Viktc"- Emanuels zu kritisieren. Wir begreifen im Gegenteil die Stärke der Argumente, die zu ihren Gunsten ins Feld geführt werden. Tri polis grenzt an »ranwusch.'s Territorium und i Italien fürchtet, daß, w.-nn es länger die Besitz ! ergreifung a.ufschiebt, die iran'ötzsche Republik -h:n darin zuvorkommen werde. Italien bat in wirt- -chafilicher Hinsicht wenig durch die Annektierung zu gewinnen und der von ibm unternommen: j Schritt ist rein n 0 l i t i s ch e r Natur. Es würde eine sehr ernste Sache für Italien sein, roenn es plötzlich -in anderes Biserla gerade gegenüber sei ner eigenen Küste erblickt. Qbwobl wir die Gründe Italiens in ihrem Grunde würdigen, können wir doch Len Türken uns-re Smnvathien nicht versagen. « die durch diesen harten Schlag in einem Augenblick betroffen werden, wo sie im Begrüj ^chen, die In stitutionen ibres Lautes 'n re orinieren und es aus eine festere Grundlage zu stellen." Keine Einberufung der italienischen Parlamente. Nom. 30. September. 'E. D.) „Povolo Ro mano" spricht sich entschieden gegen das Ver langen der «oriclistijchen Kammergruppe aus, daß das Parlament sofort einbcrusen werde, da augenblicklich jede Kammerdebatte über das T ripolisunternehmcn den nationalen Interessen schaden würde. Ein türkischer Appell an die Mächte. Konstantinopel, ,'iO. September. E. D.> Der Ministerrat bleibt im Palais versammelt. Die Pforte richtet einen Appell an die Mächte, in dem sie ihre peinliche Uebermschung über das Vor gehen Italiens ausspricht und sich an die friedlichen und Humanitären Gefühle der Mächte wendet, damit ein unnützes Blutvergießen verhindert werde Hoffnung aus friedliche Lösung? Der türkische Ministerrat im Palais zu Kon stantinopel dauerte bis zum Sonnabend früh 6 Uhr. Mahmut Schefkct Pascha fuhr um 4 Uhr früh nach Tberapia, um dem deutschen Bot schafter Freiherr von Marschall Bericht zu er statten. In weiten politischen Kreisen hält man immer noch eine friedliche Beilegung der Tripolis- fache für möglich, da man annimmt, Europa werde einen solchen Krieg nicht zulassen. Auch der ita lienische Geschäftsträger in Konstantinopel hat insofern mildere Saiten aufgezogen, als er erklärte, es sei nicht wahr, daß in dem Ultimatum von einer Räumung von Tripoli» die Rede sei. Er sagte: „Wir haben nur erklärt, daß wir zu schleuniger Löiung der Tripolisfraae ge zwungen seien. Auch die Vernichtung der türkischen Flotte, die gegen Griechenland und Rußland ge« lchaffen ist, liegt nicht in unserem Interesse" Be glaubigt ist freilich nicht, ob der italienische Ge schäftsträger sich wirklich wörtlich so ausgedrückt hat. Andererseits ist eine vornehme islamitische Organisation der Vereine der Ulemas in Kon»
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