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Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. - Inserat« werden mit 8 Pf. für di- Zelle berechnet ch rrnd ln allen Expedition« angenommen. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu veziehen durch all» Postanstal« Weißerih-Zeitung Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann Tagesgeschichte. Dresden, 15. October. In diesen Tagen kam in hiesiger Stadt ein Raub anfall vor. ES. hatte n-mlich ein Hopfenhändler aus Böhmen hier Ge schäfte gemacht und war mit seinen ihm nicht näher bekannten Geschäftsleuten in verschiedene Wirthschaf« ten eingekehrt, wobei er viel Geld in der Brieftasche hatte merken lassen. Etwas angetrunken, geleiteten ihn Abends gegen 10 Uhr seine beiden Begleiter angeblich nach Hause, führten ihn aber in einen ent legenen Winkel der Stadt, warfen ihn hier nieder, raubten ihm die Brieftasche und entflohen, als er um Hilfe rief. Die beiden Verbrecher sind jedoch er mittelt und eingezogen, auch die Brieftasche ist wieder erlangt worden und zwar dadurch, baß der eine der Räuber, an die Folgen denkend, am andern Morgen selbige einem Dienstmädchen deS Hauses, wo der Hop fenhändler wohnte, unter dem Vorwande übergab, letztere habe sie verloren. Johanngeorgenstadt, II. Octbr. In unserer Bergstadt ist ein Berg magazin, welches wohl 30,000 Scheffel fassen kann. Ist dies nun auch bei den im Ganzen ziemlich hohen Getreidepreisen der letzten Jahre jetzt nur soweit ungefüllt, daß etwa 2100 Scheffel Korn vorräthig liegen, so wurde doch ein großer Theil desselben durch die weise Fürsorge der Administration um den billigen Preis von 2'/, Thlr. pro Dresdner Scheffel vor mehrer» Jahren an gekauft, und konnte es daher dermalen den Bergleu ten billiger abgelassen werden, als eS auf dem ge wöhnlichen Wege zu beziehen ist. Durch Vie Ver wendung deS hiesigen königl. Bergamtö ist nun seit dem I. Oct. das Magazin aufgethan worden, und erhalten alle auf den, dem Magazinverbande gehörigen Gruben Angelegten ihren Lohn, statt in Geld, nun in Getraide auSgehändigt, so zwar, daß z. B. ein Häuer, wenn er unverheirathet ist, 5 Metzen, wenn er verheirathct ist, Scheffel, wenn er Kinder hat, für jedes noch nicht aus der. Schule entlassene Kind noch 2 Metzen Korn, dem Vernehmen nach den Schef fel zu 4 Thlr. 14 Ngr. 4 Pf. gerechnet, pro Monat ausgeliefert erhält, eine Veranstaltung, durch welche monatlich an 180 Schfl. gutes Korn zum Verbrauch htnauSgegeben werden. Wien, den 13. October. In wenigen Tagen kann formell der Kriegszustand zwischen Rußland und der Türkei eingetreten sein. Die Pforte hat die Vorstellungen aller europäischen Höfe unbeachtet ge lassen, und Niemand wird ernstlich glauben, der Ober befehlshaber der russischen Truppen in den Donau- fürstenthümern werde der Aufforderung Omer Pascha'S Folge geben, Befehl zur Räumung der Moldau und der Walachei zu ertheilrn. Das in Aussicht stehende KriegSverhältniß ist so eigenthümlicher Art, daß die größere Menge deS PublicumS sich nur mit Mühe die dabei obwaltenden besondern Umstände zu verdeut lichen vermag. — Der Kriegszustand zwischen der Türkei und Rußland wird für längere Zeit ein bloS nomineller blxiben müssen. In den unwegsamen Provinzen auf dem linken wie auf dem rechten Ufer der untern Do nau ist in gegenwärtiger Jahreszeit und bis zu den vorgecücktern Monaten des nächsten Frühjahres die Kriegsführung im Großen durchaus unmöglich. Lähmt dieses zeitweilige Hinderniß alle Kriegsoperationen auf der europäischen Seite, ist cS ferner ausgespro chene Absicht Rußlands wie der Pforte, ihre Armeen die Donau vorerst nicht überschreiten zu lassen, so werden bei dem vorherrschenden guten Willen der vier Mächte die nächsten Monate dazu verwendet werden, eine friedliche Lösung herbeizuführen, da wir von der erprobten Einsicht der beiden Seemächte voraussetzen müssen, daß die Theilnahme, welche sie der Türkei be- thätigen, ihre diplomatische und vermittelnde Stellung nicht beeinträchtigen wird. Wien, 13. October. Se. Maj. haben eine be deutende Reduction deS Armeestandeö anzuordnen ge ruht. Wir erwähnen hier nur das Wesentliche die ser Verordnung. Bei dem I., 2., 4., 10. und II. Corps, bei den Divisionen Roßbach, Fürst Hohenlohe, v. Castiglione des 3. Corps, endlich bei den zu Croa- tien und der Wojwodina gehörigen Infanterieregi menten! wird der Locostand per Jnfanteriecompagnie auf 60, und per Jägercompagnie auf 70 Gemeine reducirt. Ferner wird bei allen diesen Truppen die Mannschaft und die Hälfte der Chargen der Mittel divisionen bei den 3. und 4. Bataillons beurlaubt. — Gei den bereits mit Chargen und Mannschaft auf Urlaub gesetzten Grenzreservebataillonen wirb ferner noch die Hälfte der Compagnieoffiziere reducirt; bei der Kavallerie sind die zweiten Rittmeister zu redu- ciren. Bei den Genietruppen werden die Compagnien auf 120 Gemeine herabgesetzt. Der Stand derPio- . niercompagnien wird aus 148 angesetzt. — Bei der Artillerie werden die Bespannungen der sechs Bat terien der Geschützreserve der ersten Armee aufgelöst. — Die dritte Reservecompagnie VeS Raketencorps wird aufgelöst und die Reservecompagnien des 2. Ar tillerieregiments werden aus den Friedenöstand gesetzt. Diese namentlich im gegenwärtigen Momente vorge- nommeue Reduction ist ein so sprechendes Factum, daß