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pulsnitzerMcdendlan Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach. H-uMatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde. Ohorn, Oberftcina, Niedersteina Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf. Geschäftsstelle: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 26S. Druck uud Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz. Nummer 88, Donnerstag, den 27. Jnli 1S22. 74. Jahrgang Amtlicher Teil. Bekanntmachung über Vorführungen van Lichtspielen. In Ausführung des Lichtspirlaesctzes vom 12. Mai 1920 (ReiEsgesetzdlatt S. 9S3) ordnen die Awtsbauptwannschaft nach Gehör des Bezirksausschusses sowie die unterzeichneten Stadtlöte nach Gehör der Stadtverordneten unter Aushebung der Bekannntmachung vom 7. Januar 1921 (Kamenzer Taxeblatt »ow 11. Januar 1921 — Pulsnitzer Wochenblatt vom 11. Januar 1921 Nr. Sj folgendes an: § 1 Bildstreifen, ihr Titel und verbindender Text in Wort und Schrift dürfen in öffent lichen Schaustellungen nur vorgeführt werden, wenn sie auf Grund des Lichtspielgesetzes von den amtlichen Prüsungsstellrn zugelassen sind, kiner öffentlichen Vorführung sind Vorfüh rungen in Vereinen und geschlossenen Gesellfchasten gleichgestellt. Der Ortspolizeibehörde steht die Befugnis zu, nachzuprüfen, ob die Bildstreifen durch die Rcichsprüsungsstellen tatsöchlich zugelassen find, und die Bsrlegung der Zulaffunas- bescheinigungen vor Spielbeginn zu fordern; auch Kann die Erteilung der Genehmigung zur Abhaltung von Iugendomstcllungen (8 4) von der vorherigen Anmeldung oder Einreichung eines Programms abhängig gemacht werden. In JugendoorsteLungen dürfen nur solche Bildstreifen vorgeführt werden, die von den Neichsprüfungsstellen ausdrücklich für JugendvorsteUungen geprüft und zugelaffen worden find. 8 2. Bildstreifen über Tagesereignisse und Bildstreifen, die lediglich Landschaften dar stellen, find van der Ortspvlizeibehöide, sokern kein Versagungsgrund im Sinne der §§ 1 und » des LichtspielgssebLs gegeben ist, ,ür ihren Bezirk selbständig zugelasssn, ohne datz es einer Entscheidung der Prüsungsstellrn bedarf. Die Prüfung derartiger Bildstreifen ist rechtzeitig bei der Vrtsvolizeibrhörde zu beantragen und dieser bleibt es unbenommen, vor der Zulassung eine Vorsührung der Bild- streifen zu fordern. 8 » Oefsentliche Ankündigungen unter Bezeichnung wie »Nur für Männer", »Cabaret", »Nur für Erwachsene" und ähnliche find verboten. Die zur Vorführung von Bildstreifen gehörige Reklame an den Geschäftsräumen und öffentlichen Anschlagstellen und dis Reklame durch Verteilung von Druckschriften bedarf, soweit sie nicht bereits von drr Prüsungsstclle genehmigt worden ist, der Genehmigung der Ortspostzeibehörde. Die Reklamen find rechtzeitig vor ihrer Veröffentlichung der Ortspolizei, behörde vorzulegen. Dieser bleibt es überlassen, bis vorgelegten Reklamsstücke zum Beweis der Vorlegung abzustempeln. 8 4. Kinder unter 8 Ihren dürfen zu Lichtspielvorstellungen nicht zugelassrn werden. Kinder vom vollendeten 6. Lebenjahre an und Jugendliche unter 18 Jahren dürfen nur in Jugendvorstellungen zugelassen werden, für die die folgenden Bestimmungen gelten: -) Die Vorstellungen find an den Eingängen und der Kaffs deutlich als Jugend- Vorstellungen zu bezeichnen. Dasselbe gilt für alle der sonstigen öffentlichen Ankündigungen. d) Ein« Jugendvorstellung darf dis Dauer von einer Stunde nicht überschreiten. Zwischen den Vorführungen der einzelnen Bildstreifen müssen jedesmal Pausen von mindestens fünf Minuten liegen. c) Die einzelnen Zuschauer dürfen nur für dis Dauer der Vorführung eines Programms in dem Schaustellungsraum verbleiben. s) Die Iugendvorstellungen müssen abends 7 Uhr beendet sein. Die Veranstalter von Lichtspielen haben darüber zu wachen, daß Jugendliche nicht entgegen den vorstehenden Bestimmungen zum Besuche allgemeiner Vorstellungen zugelassen werden. In Zweifelsjällen müssen ste die Eintretenden nach ihrem Alter fragen. 8 S. Die Veranstalter von Lichtspielen haben bei Vorstellungen, die nur für Erwachsene bestimmt find, als» bet allen Vorführungen außer Iugendvorstellungen, am Eingang oder an der Kasse sichtbare Plakate anzubringen, des Inhalts, daß Personen unter 18 Jahren der Zutritt zu dielen Vorstellungen gesetzlich verboten ist. 8 s. Muflkeinlagen, Gesangs- und deklamatorische Vortröge gelegentlich der Vorstellung »on Bildstreifen, sofern diese nicht als textliche Darbietung zu einem Bildstreifen sich dar stellen, bedürfen der vorherigen Genehmigung gemäß 88 32, 33» der Gew.-Ordnung, die bei der Ortspolizeibehörde rechtzeitig zu beantragen ist. ' Einer gleichen Genehmigung bedürfen die Vorführungen zu Opern, Operetten, wenn ste nicht als verbindender Text, sondern als ein« selbständige Vorstellung anzusehen find. 8 7. Der Ortspolizribchörde steht das Recht zu, einen mit schriftlichem Ausweis ver sehenen Polizeiüeamtrn zu jeder Lichtspieldorführung zu entsenden. Diesem ist freier Eintritt zu gewähren. Octspolizribehörde im Sinne dieser Bekanntmachung ist in den Städten mit reoi- vierter Städteordnung der Stadtrat, in den übrigen Orten die Gemeindebehörde. 8 ». Das Rauchen in Lichtspielhäusern ist untersagt. 8 9. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften werden, soweit nicht die Strafbestim mungen des Lichtspielgesetzes oder andere Strafgesetze Anwendung finden, mit Geldstrafe bis 1800 Mark »der mit Hast bis zu 14 Tagen bestraft. ' 8 10. Die Verordnung des Ministeriums des Innern vom 24. Nosember 1906 — Gesetz- und Verordnungsblatt S. 3»1 — über die feuerpolizeiliche Prüfung der Ktnematographsn, wird durch die vorstehende Bekanntmachung nicht berührt. Kamen z und P u lsn itz, am 23. Juli 1922. Die Amtshauptmannschaft. Der Mat der Stadt Kamenz. Der Mat der Stadt Pulsnitz. Das Wichtigste. Am Sonntag, den 30. Juli finden in mehr als 200 Städten Deutschlands anläßlich der achten Mitterkehr des Tages der Kriegserklärung große Kunbgebungm für den Weltfrieden unter der Parele „Nie 'wieder Krieg!" statt. Die Lebensmittel-Preise sind im Juni gegenüber dem Mai um 28,5 Prozent gestiegen. Der diesjährige mitteldeutsche Gewerbetag findet nach Beschluß des Gcsamtvorstandes in Weimar am 2., 3. »nd 4. September statt. Wie die „TU." erfährt, ist als Sitz des Reichsverwaltungszerichts- hofcs nunmehr endgültig Stuttgart bestimmt werden." Durch die gcstmi veröffentlichte N-lverordnunz, durchweiche Bayern den Swatsgcrichtshof ablchnt, ist die Krise zwischen der bayri schen nn» der Aeichsrcgierung weiter verschärft worden. Der bayrische Landtag hat in seiner Mehrheit die Politik des Mini sterpräsidenten Grafen Lerchenfeld gebilligt. Das Reichskabinett ist der Ansicht, daß die bayrische Notverordnung mit der ReichS- verfafsnng unvereinbar ist. Möglicherweise wird der Reichstag einberufen. Die Gewerkschaften kündigen -n, die Reichsregierung in ihren Maßnahmen gegen Bayern mit allen „gewerkschaftlichen Machtmitteln" zu unterstützen. Deutschland hat bisher an England auf Grund des Friedensvertra ges fast 1 Milliarde Goldmark gezahlt. Im Kreise Goldau werden von den Polen alle Leute, die für Deutschlund optiert haben, gezwungen, bis Jahresschluß ihr Be sitztum zu »erlassen. Zur Balancierung des deutschen Budgets u. a. soll das Garantie komitee eine Erhöhung der indirekten Steuern fordern. Der unabhängige Reichstagsalgeordnete Dr. Breitscheid traf in Paris ein. Er wird am Jahrestage der Ermordung James bei der Gedenkfeier.das Mort ergreifen. . An Stelle des verstorbenen Reichstazsabgeordneten Heinrich Ricke tritt Frau Elise Barthels-Hildesheim in den Reichstag ein. Achtzehn an Oesterreichs Sanierung interessierte Staate» haben die Stundung ihrer Forderungen auf 20 Jahre beschlossen. Aach der „Boss. Ztg." soll der ehemalige Oberbefehlshaber der russischen Armee Großfürst Nikolai Nikolajewitsch, der sich bis her in Italien aufhielt, nach Gayern übergesicdelt sein, wo sich auch andere führende Persönlichkeiten der russischen Reaktion aufhalten. Die „Ruß Preß" berichtet, daß in Minsk nach dem Vorbilde des letzten Judenpogroms in Wilna Judenverfolgungen stattgefun den haben, die damit endeten, daß die jüdischen Geschäfte aus geplündert wurden. Es gab dabei mehrere Tote und Verwundete. Die Behörden verhafteten weit über 100 Personen. In China wohnen nach der neuesten Volkszählung 43S Millionen Menschen. Nach Ansicht der Vertreter der amerikanischen Hilfsorganisation ist die Hungersnot in Rußland so gut wie zu Ende. Ein Rettungsblick nach innen. Ein voller Vierteljahr ist der RetchStchz in die Ferien gegangen, dar deutsche Volk kann daher jetzt einmal seinen Blick »on der inneren Politik hinweg- lenken und nach den Bedingungen suchen, durch welche ein wirklicher Wiederaufbau de- deutschen Wirtschast»- leben» erreicht werden kann. Wir w»llen dabei nicht verkennen, daß der entsetzliche Friedensvertrag das Haupthindernis sür den raschen Wrederaufbau Deutsch« land» ist, und daß die erstrebte Gestundung der Repa- rationSzahlunge» und die noch immer erhoffte inter- uattonal« Anleihe schon »ine ganz wesentliche Besserung der wirtschaftlichen Lage Deutschlands mit sich bringen können. Aber non diesen erhoffte» Vergünstigungen an Deutschland dürfen wir nicht allein eine Besserung unserer wirtschaftlichen Lage erwarten, sondern wir müssen die Ainge in- Auge fassen, wie st« nun «in- ma! liegen, und danach unsere lSrzenmaßregeln auch wirklich treffen. So führt Deutschland jetzt »och immer gewaltig« Meng«» englischer Kohlen ein, und ebenso große Mengen Zucker und furchtbar teueren auslän. bischen Zement. Ek «uß da aber doch gesagt werben, daß eine einzige Stunde Asberschicht in den deutschen Sohlrnbergwerken genügen würde, um die Einfuhr englischer Kohlen unnötig zu machen. Kerner könnte eine bessere Belieferung der deutschen Landwirtschaft mit künstlichen Düngemitteln und zumal mit künst lichem Stickstoff unseren Zuckerrübenbau so fördern daß wir wieder genügend Zucker haben könnten. E» wäre sogar möglich, daß Deutschland wieder Zucker in großen Mengen an dar Ausland verkaufen und Sei de« jetzigen Stande des Markkurses gegen 50 Milli, arden Mark aus dem «»»lande jährlich hereinbringen könnt«. E» läßt sich auch «u»r«chnen, daß eine größere Produktion in den deutsche» Kohlenbergwerken fast jede deutsche Produktion erhöhen würde. Nun muß bekanntlich Deutschland jetzt auch «ine wahnstnnige Summe dafür bezahlen, um einige Millionen Zentner Setrride au» de« Ausland« zu erhalten. Auch dies« Einfuhr kann überflüssig gemacht werden, wenn die deutsche Landwirtschaft mit rund 5»0000 Tonnen künstlichem Stickstoff und 10 Millionen Doppelzentnern Kali uud etwa »00 000 Tonnen PhoSphorsäure beliefert werden »trde, denn dann könnte die gesamte land wirtschaftliche Produktion Deutschland» um etwa 2» Prozent gesteigert werden und die Einfuhr landwirt- wirtschaftlicher Produkte fast unnötig gemacht werde«. So hat es also da» deutsche Volk dank seiner Arbeit», tttchtigkeit seine» Ersindungtgeiste» und seiner große« technische« Leistungen trotz aller Schwierigkeiten immer noch in d«r Hand, durch eigen« Einsicht und Kraft sein schwere» Schicksal zu wildern. Wir dürfen un» bei der Erreichung diese» Ziele» aber den Blick nicht durch politische Leidenschaft«« und schwere innere Käwpfe verdunkeln kaffen, sondern wir müssen erkennen, daß die Hebung unserer Produktion keine Parteisachr, son dern eine Angelegenheit de» ganzen deutsHen Volke» ist. vertliche «nd sächsisch» Angelegenheit»«. Pulsnitz. (Städtisches Elektrizitäts werk — Aktiengesellschaft.) Zn der nicht-