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Hchimburger TaaMll und Der Abonnementspreis betrügt Vierteljahr- 7BZWM-" W,ltzenburger Anzeiger. - Inseraten für die nächster- Inserate pro Zeile 10 Pf., unter . LL "LmÄ bls Mittags 12 Uhr Eingesandt 20 Pf. des vorhergehenden Tages. —— Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Sonntag, den 5. Zum 1881 128 Fürst Handel darüber Wickelung der Industrie in den wichtigsten Zwei gen in dem letztverflossenen Halbjahre vom 1. October v. I. bis 1. April d. I. sich gehoben hat oder zurückgegangen ist. Zu diesem Zwecke sind die preußischen Landrathämter rc. zu einer eingehenden Darstellung der einschlägigen Verhältnisse veranlaßt; namentlich sollen von ihnen, soweit thunlich, sum marische ziffermäßige Angaben über die Zahl der in den einzelnen Industriezweigen beschäftigten Ar beiter, den Umfang der Production, Menge des verbrauchten Rohmaterials, Absatz der Waaren, die Preise, Gesammthöhe der gezahlten Löhne und der gleichen gemacht werden. In dem betreffenden Er lasse ist empfohlen, die einzelnen Industriezweige soweit wie möglich nach Gruppen geordnet darzu stellen: als Eisenindustrie, Glasindustrie, Textil industrie, Papierfabrikation, Zuckersabrikation, Bren nereien, Brauereien und Spritfabrikation, Tabak- und Cigarrenindustrie. Die betreffenden Behörden haben hiernach die industriellen Verhältnisse in ihren Be zirken in den angegebenen Richtungen sorgfältig zu prüfen und sollen sobald wie thunlich darüber berichten. Das Tabaksmonopol dürfte, wie weit das auch augenblicklich bestritten werden mag, doch wohl schon den nächsten Reichstag beschäftigen. Nachdem die bezüglichen Arbeiten eine Weile in den Hinter grund getreten waren, sind sie jetzt, der „Magdeb. Ztg." zufolge in aller Stille wieder ausgenommen worden. Man sichtet das vorhandene, bekanntlich überreiche Material und fordert über zweifelhafte Punkte Berichte ein und dergleichen mehr. Alles dies stützt sich auf die in leitenden Kreisen offen ausgesprochene Erwartung einer der Regierung ganz und gar gefügigen Majorität im nächsten Reichstage. Im Reichsamt des Innern beschäftigt man sich Frankreich. Im französischen Senat legte am 3. d. Wad dington den Bericht der Commission, welche Ab lehnung der Wiederherstellung der Listen wahl beantragt, vor. Der Bericht weist auf die Gefahr der Listenwahl hin, welche einen irgend welchen Prätendenten herbeiführen könne und welchem zu widerstehen die Kammer und der Senat gar nicht vermöchten, weil er der Erwählte der Nation wäre. Die Berathung findet Donnerstag statt. Rußland. Recht eigenthümlich muß es gegenwärtig am russischen Hofe zugehen, wenn anders man einem Bericht des „Hamb. Corr." aus Petersburg Glau ben schenken darf. Derselbe schreibt nämlich: Vor einigen Tagen wurde die sehr angesehene einfluß reiche Hofdame Nelidowa (ein Nelidow ist Ge sandter in Athen) zur Oberhofmeisterin beschieden und ihr im Namen des erzürnten Zars befohlen, sofort ihre Effecten zusammenzunehmen, falls sie nicht eine Erholungsreise nach hohem Norden anzutreten ^Waldenburg, 4. Juni 1881. Bismarck s Denkschrift über den Ausfuhrhandel. Die kürzlich erwähnte, dem Reichstag zugegangene Denkschrift des Reichskanzlers über den deutschen Ausfuhrhandel nach Ostasien, Australien und der Südsee verdient, ausführlicher wiedergegeben zu werden. Die Denkschrift führt aus, daß die Be mühungen der deutschen Industrie, ständige Absatz märkte für ihre Erzeugnisse in überseeischen Landern zu gewinnen, bisher im Vergleich zu den concur- rirenden Bestrebungen anderer Nationen keme be friedigenden Erfolge erzielt haben, und daß ohne gewisse positive Maßregeln eine reichhaltige Hebung des deutschen Handels weder für China noch für Australien zu erwarten sein werde. Eine Beseit^ gung der vorhandenen Mißstände könne nur durch die Begründung von Commissionshäusern für den Export in den deutschen Hafenplätzen, Vermittelung des Geldumsatzes durch Begründung einer Bank (wobei der Gedanke angeregt wird, daß in Er mangelung einer deutschen Privatbank die „See handlung" ihre Thätigkeit nach dieser Richtung hin ausdehnen könnte), Herstellung einer regelmäßigen Dampfverbindung, sowohl wie nach China wie nach Australien bewirkt werden. Letztere Linie könnte nach den Südseeinseln fortgesetzt werden. Bei diesem Anlaß wird der Schaden, welcher aus der Ablehnung der Samoavorlage erwachsen ist, in folgenden Worten geschildert: „Durch die Zah lungseinstellung der Godefroyschen Firma in Ham burg und durch die Ablehnung der Vorlage, betref fend die Unterstützung einer internationalen Handelsgesellschaft für die Südseeinseln im Reichs tage, hat das politische Ansehen Deutschlands in den Südseeinseln einen schweren Stoß erlitten. Das unter der Initiative der genannten Firma be gonnene Unternehmen, durch Erwerb von Grund besitz, Anlage von Plantagen, Errichtung von Handelsstationen in den verschiedenen Gruppen der Sttdseeinseln eine feste Basis für den dortigen deut schen Handel zu gewinnen, ist ins Stocken gerathen; Positionen, welche schon gewonnen waren, haben wieder aufgegeben werden müssen, und der einst demonirende Einfluß Deutschlands bei den einzel nen Häuptlingen, welche durch Geldinteressen mit dem Hamburger Hause verbunden waren, ist an einer Stelle verloren gegangen. Als Deutsch land es unternahm, auf der gewonnenen kom merziellen Grundlage durch regelmäßige Statio- nirung von Kriegsschiffen, Anlage von Kohlen- stalionen, Abschluß von Handelsverträgen und son stigen Uebereinkünften, sowie durch Ausbreitung des Consularmesens die Beziehungen in der Südsee zu sichern und weiter nutzbar zu machen, mußten sich diejenigen europäischen Mächte, welche dort bereits festen Fuß gefaßt hatten, zu einer Vertagung weite rer Annexionspläne entschließen. Diese Pläne sind wieder ausgenommen worden, seitdem der Reichstag durch Verweigerung der erforderlichen Unterstützung Sur Fortführung des von der Godefroy'schen Firma degonnenen kaufmännischen und nationalen Unter nehmens die Südseepolitik der Negierung desa- vomrt hat." Durch Einrichtung einer Dampferlinie nach den «"dsee-Jnseln würde Deutschland zeigen, daß es nicht gewillt ist, die Stellung dort aufzugeben, welche der deutsche Handel dort seit vielen Jahren mit Ehren behauptet hat, daß es englische und franzö sische Concurrenz nicht fürchtet, vielmehr entschlossen ist, mit gleichen Mitteln, wie die anderen Nationen, seine kaufmännischen Etablissements in der Südsee zu unterstützen. Das Erscheinen regelmäßig eintref fender deutscher Dampfer in Tonga und Apia würde außerdem dazu beitragen, das Ansehen des Reichs gegenüber den dortigen Herrschern zu kräftigen. Für diese Dampferlinie bedürfe es aber, wird weiter ausgeführt, einer Staatssubvention. Nach einem Hinweis auf die Thatsache, daß an dere Nationen sich beeilen, Dampferverbindungen mit Australien einzurichten, heißt es schließlich: „Es erscheint demnach hohe Zeit, wenn Deutschland die in Australien und in der Südsee vertretenen deutschen Interessen stärken will, dieses durch Her stellung einer directen Verbindung zu thun; das heute noch offene Feld zur Begründung eines solchen Verkehrs wird, wenn Deutschland die Gelegenheit ungenützt vorbeigehen läßt, bald von den Linien anderer Nationen eingenommen sein." bereits mit der Vorlage bezüglich einer Arbeiter- Altersversorgung. Es sollen die Vorarbeiten die ersten Stadien bereits hinter sich haben und es ist gar nicht unmöglich, daß man schon bis zu den Wahlen Näheres darüber zu berichten weiß. Präsident Ackermann hat in Gemeinschaft mit Freiherrn v. Hertling (Centrum) und Stumm (Reichspartei) zur dritten Lesung des Jnnungsge- gesetzes die Wiederaufnahme der wichtigen Bestim mung, wonach in gewissen, auf dem Gebiete des Lehrlingswesens segensreich thätig gewesenen Innungs-Bezirken die Aufsichtsbehörde Nichtinnungs mitgliedern das Halten von Lehrlingen untersagen kann, beantragt. Ohne diese Bestimmung verliert bekanntlich das ganze Jnnungsgesetz ganz bedentend an Werth und steht zu hoffen, daß diesmal die Reichspartei geschlossen dafür stimmen wird, womit die Mehrheit gesichert wäre. Dem Bundesrathe soll demnächst eine Vorlage wegen Einziehung der Reichskassenscheine zu 5 und 20 Mk. zugehen. Ob die Ersetzung derselben durch Kassenscheine zu 50 Mk. oder durch Silber münzen erfolgen soll, darüber lauten die Angaben verschieden. Die Socialisten Vahlteich und Fritzsche haben Deutschland und Europa Valet gesagt. Sie sind nach Amerika gegangen, um sich dort dauernd nieder zulassen. In dem bekannten Gotteslästerungsprozeß gegen die „Berl. Börsen-Ztg." (in einem Weih- nachtsartikel waren die Ochsen des Feldes in eine anstößige Beziehung zur Geburt Christi gebracht worden) wurden am 3. d. der Redacteur des genannten Blattes Or. Th. Konewka und der Ver fasser des quest. Artikels Max Schönau zu je vier Wochen Gefängniß verurtheilt. Oesterreich. Den zahlreichen Bränden, welche in der letzten Zeit in Tirol stattfanden, sollen, wie der „Bohemia" von dort gemeldet wird, socialdemokratische Motive zu Grunde liegen. Vor Kurzem wurde ein Brand stifter, der Nationalität nach ein Italiener, auf frischer That ertappt, und man hofft dadurch das verbrecherische Treiben, durch welches die Bevölkerung seit einiger Zeit beunruhigt wird, endlich aufdecken zu können. *Waldenburg, 4. Juni 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Bismarck als preußischer Minister für und Gewerbe wünscht ein sicheres Urtheil zu gewinnen, in welchem Maße die Ent- Bekanntmachung. Di- List- d„ ten zur Einsichtnahme an Rathsexpeditionsstelle bereit liegt, und etwaige Ein sprüche dagegen rechtzeitig hier anzubringen sind. Waldenburg, am 3. Juni 1881. Der Stadtrath. Cunradh.