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Mittwoch, den 8. Juli 1936 Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Drahtanschrift: „Tageblatt Nr. 157 — 95. Jahrgang Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar ..Wilsdruffer Tageblatt" erscheint werktags nachm. 4 Uhr. Dezugspr. monatl 2RM. frei Haus, bet Postbestellung l,80 RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer lv Rps. Alle Poftanstallcn, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle Wochenblatt für Wilsdruff u. 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Unsere beiden schönen Luftschiffe „Hindenburg" und „Graf Zeppelin" sind in aller Welt bekannt und aner- kannt, sie künden den fremden Völkern den deutschen Friedens-- und Aufbauwillen, mit dem die nationalsozia listische Regierung in Deutschland auf ihre Weise Frie denspolitik treibt, statt sich an den grünen Tisch zu setzen und ebenso endlos wie erfolglos über sogenannte Frie- densmatznahmen zu beraten. Der deutsche Luftverkehr, der sich von Beginn an in den Dienst der friedlichen Völker verständigung gestellt hat, erhielt durch die Luftschiffe eine sehr wesentliche Ergänzung, die wahrscheinlich von ent- scheidender Bedeutung ist. Die planmäßigen Südamerika fahrten, die teils vom Luftschiff, teils mit Hilfe der schwimmenden Stützpunkte durch Flugzeuge durchgeführt werden, haben überall in der Welt nachhaltigen Eindruck hinterlassen und gehören zu den Einrichtungen des Transatlantikverkehrs, die heute nicht mehr fortzudenken sind. Nachdem nun, nach Indienststellung des „Hinden burg", auch die ersten gelungenen Versuchsflüge für die Ueberquerung des Nordatlantik gemacht wurden, recht fertigte sich schon allein vom verkehrstechnischen Stand- punkt gesehen die Anlage eines neuen großen Zentral- slughafens auf deutschem Boden. Das nationalsozialistische Deutschland hat nicht lange gezögert, hier die entsprechen den Maßnahmen zu ergreifen. Der neue Weltluft schiffhafen Rhein-Main bei Frankfurt am Main ist ein neuer wertvoller Beitrag Deutschlands zum inter nationalen Flugverkehr. Von hier ans gehen strahlen förmig die großen Verkehrsfluglinien Mts, hier hat der Einzige planmäßige Lnftschiffverkehr der Welt seinen Kentralpunkt gefunden. Die neue Heimat unserer Luft- ichiffe wurde von vornherein so großzügig angelegt, daß sie auch allen gesteigerten Bedürfnissen der nächsten Zeit genügen wird. Tenn man muß sich klar darüber sein, daß ' hier zielbewußt füi dje Zukunft gebaut worden ist. Neben der schon vorhandenen großen Halle wird in Kürze eine zweite entstehen, das Gelände selbst ist weit läufig genug in der großen Niederung angelegt, daß auch noch für mehr Platz vorhanden ist. Die Verlegung des europäischen Startplatzes der Luft- schiffe von Friedrichshafen hat mehr als nur den einen ge wichtigen Grund. Vor allen Dingen mußte am Bodensee Platz für den Bau weiterer Luftschiffe geschaffen werden. Wie bekannt, hat man bereits vor längeren Wochen den Bau eines neuen großen Luftschiffes in Angriff ge- nommen, das in den Größcnverhältnissen im wesentlichen dem „Hindenburg" entsprechen wird. Darüber hinaus ist es klar, daß für den internationalen Verkehr Frankfurt am Main bedeutend günstiger gelegen ist. Wir müssen bei Betrachtung dieser Dinge den Luftschiffverkehr als eine internationale Angelegenheit ansehen. Denn nur auf eine breite Basis gestellt, kann der Fernverkehr mit Luftschiffen lebensfähig gestaltet werden. Die bisherigen Erfolge unserer Luftschiffe haben bereits in den anderen in Frage kommenden Staaten erfolgreich für die Sache geworben Holland, England und Amerika interessieren sich für den Luftschiffverkehr. Heute ist kaum noch die Nachfrage nach .Passagierplätzen zu bewältigen. Mit jeder Fahrt w-rden es mehr, und gleichzeitig benutzen immer mehr Handels und Industrieunternehmen die Möglichkeit, ihre Sendun gen schnell und sicher über den Ozean zu schicken. Gerade die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, die wan zunächst angezweifclt hatte und die durch die Süd- amerikaflüge des „Graf Zeppelin" längst sprichwörtlich geworden sind, sind es ja, die den Ausschlag bei solchen Erwägungen geben. Wenn sich der internationale LuskWfffverkehr be währen und rentieren soll, so muß er sich auf einige wenige Landeplätze beschränken. Frankfurt am Main liegt nicht uur sehr günstig für den ganzen innerdeutschen Verkehr lman kann beispielsweise mit dem Blitzflugzeug von Berlin aus den Weltluftschiffhafen in nur einer Stunde erreichen), sondern auch für ganz Westeuropa, dessen Län- der vorwiegend für den transatlantischen Flugverkehr in Betracht kommen. Von England, Frankreich, Italien und von dem ganzen mitteleuropäischen Naum aus ist Frank furt leicht zu erreichen. Es ist ein wichtiger Eisenbahn- knotenpunkt, dort kreuzen sich auch die großen Reichs- autobahnstrecken Hamburg—Basel und Saarbrücken- Breslau, so daß jetzt hier nach Anlage des Luftschiffhafens ein Knotenpunkt Europas für alle Verkehrslinien geschaffen worden ist. Selbstverständlich haben für die Auswahl dieses Platzes auch technische Erwägungen gesprochen. Frankfurt liegt 300 Meter tiefer als der Bodensee, so daß hier auch die meteorologischen Voraussetzungen besser sind. Fast von allen Seiten ist der Flughafen durch die vorge lagerten Gebirgszüge gegen starke Winde und die damit verbundenen Niederschläge geschützt. Das spielt besonders beim Luftschiff eine große Rolle, da Start und Landung ungleich schwieriger sind als beim Flugzeug. Die hier MiMärilAe Sicherungen kür aen Nationaltriertag in Paris. Champs Elysöes für Kundgebungen gesperrt. — Angriffe gegen die Polizei. Nach blutigen Straßenkämpfen auf der Pariser Pracht straße Champs Elysees am Sonntag macht der französi schen Regierung der 14. Juli, der Nationalfeiertag des französischen Volkes, schwere Sorgen. Man will möglichst eine Wiederholung solcher Kämpfe, die man für den 14. Juli befürchtet, verhindern. Zn diesem Zweck fand eine M i n i st e r b e s p r e ch u n g statt, an der neben dem Ministerpräsident Blum auch der Innenminister Sa le n g r o und Kriegsminister Daladier teilnahmen. Salengro teilte u. a. mit, daß bei der Straßenschlacht in den Champs Elysees zwei Polizeikommissare und 105 Polizisten verletzt worden seien. 30 Beamte hätten ihren Dienst am Sonntagabend nicht mehr ausüben können und sechs hätten einem Krankenhaus zugeführt werden müssen. Die Regierung werde den Elementen, die sich aus den auf gelösten Verbänden rekrutierten, nicht weiter gestatten, die Zeremonien zu Ehren des Unbekannten Soldaten zu be nutzen, um im Herzen von Paris Szenen und Unordnung zu veranstalten. Man habe daher Maßnahmen getroffen, um neue Unruhen zu ner- hindcrn. Es ist beabsichtigt, der Truppenparade am 14. Juli einen besonderen Glanz zu verleihen, vermut lich, um den Gegnern die militärische Macht gleich sam als Warnung vor Augen zu führen. Die. Re gierung werde aber nicht dulden, daß nachmittags wieder Demonstrationen erfolgen. Die öffentliche Gewalt verbiete 'daher Ansammlungen, welcher Art sie auch seien, ättf dem -Champs Elysee und in den Seitenstraßen. Wie weiter verlautet, wird auch die, Volksfront aus ^Verlangen der Regierung am 14.. Juli nicht die Champs Elysees hinuntermarschieren, sondern vom Rathausplatz in der Stadt zum Republikplatz. An der Truppenparade am 14 .Juli wird bedeutend mehr Militär teilnehmcn als in den letzten Jahren, unter besonderer Berücksichtigung der motorisierten Kräfte, die auch viel Kriegsmaterial vorführen werden. Die Zwischenfälle vom Sonntag fanden ein Nachspiel im Paiscr Stadtrat. Einige rechtsstehende Stadträte grif fen die Regierung an nnd behaupteten, die Polizei sei gegen harmlose Spaziergänger, die nur die Marseillaise gesungen hätten, mit Gewalt vorgegangett. Ein anderer be- klagte sich über die wachsende kommunistische Propaganda unter den Polizisten. Der Polizeipräfekt erklärte demgegenüber, daß die Poli zisten erst eingegriffen hätten, als sie sich wirklichen Kund gebungen gegenübersahen, die verboten seien. Sie seien nur vorgegangen, um Beleidigungen und Ansammlungen zu verhindern, keineswegs aber, weil man die Marseillaise gesungen, oder die Nationalflagge entfaltet hätte. Ltm die öffentliche Sicherheit in Frankreich. Der französische Senat behandelte eine Anfrage, in der die Regierung über die Maßnahmen gefragt wird, die sie ergreifen wolle, um den Betrieb der öffentlichen Dienste, die Arbeitsfreiheit, die Sicherheit der Bürger und die Achtung der republikanischen Einrichtungen zu gewähr leisten. Nach eingehender Aussprache, in der Innenminister Salengro im Namen der Regierung eindeutig erklärte, daß Besetzungen von Fabriken und anderen Betrieben und sonstige Angriffe gegen die öffentliche Ordnung in Zukunft nicht mehr geduldet würden, nahm der Senat mit 230 gegen eine Stimme eine Entschließung an, in der der Senat Kenntnis von den Erklärungen der Regierung nimmt, daß diese die öffentliche Ordnung in voller Ach tung der republikanischen Gesetze sicherstellen wolle. Wie die Pariser Zeitung „Matin" meldet, haben die streikenden Arbeiter der Citroen-Werke in Froncles, nach dem ihre Forderung auf Entfernung mehrerer Ingenieure von der Werkslettung abgelehnt worden war, zwei leitende Direktoren in die Fabrik eingeschlossen, die eigens z«r Regelung des Streitfalles nach Froncles gekommen waren. MiMonenscha-en durch den französischen Streit. Die Volksfrontregierung in Frankreich hat gewisser maßen Bilanz aus den Streikunruhen gezogen. Dabei ergibt sich nach einem halbamtlichen Bericht, daß ein Schaden von vielen Millionen angerichtet worden ist. Die Stadt Boul^gne hat allein einen Schaden von mehreren Millionen Franken erlitten. Aus dem Bericht der Han- delskammer ist ersichtlich, daß allein der Fremdenverkehr zwischen Frankreich und England in den ersten zehn Juni- tagen um 20 v. H. zurückgegangen sei. Auch Waren sind in großer Menge verdorben. So haben einmal 120 000 und ein andermal 270 000 Kilogramm Fische vernichtet werden müssen. Ein Versuch, die Fische unentgeltlich den Krankenhäusern und Hospitälern zu überlassen, ehe sie noch verdarben, ist gescheitert, weil die Streikenden sich weigerten, die Fische vom Kai in die Stadt bringen zu lassen. Die Fische allein haben einen Wert von Millionen Francs gehabt. Sie sind im Meer versenkt worden. Durch das Erlöschen zweier Hochöfen ist ein weiterer Schaden von etwa zwei Millionen entstanden. vorherrschenden Nordost- und Südwestwinde gewährleisten größtmögliche Regelmäßigkeit und Pünktlichkeit bei der Abfertigung der Luftschiffe. Ein weiterer Vorteil ergibt aus der geringeren Höhenlage des neuen Weltluftschiffhafens: Je niedriger der Startplatz gelegen ist, desto besser ist der Auftrieb für Luftschiffe. Praktisch be deutet das, daß ein Luftschiff von der Größe des „Hinden burg' in Frankfurt acht Tonnen Last mehr fortschleppen kann als m Friedrichshafen. S? ist denn in Frankfurt am Main das Herz des deri Ischen und europäischen Luftverkehrs enipanven. Von hier geht der Kraststrom des neuen Deutschland aus, mit dem es seinen Lebenswillen und seine Geltung in der Welt betont. Die Welt ist nur mit Leistun gen zu überzeugen, nicht mit schönen Worten. Wir können diese Leistungen aufweisen und werden sie auch in Zukunft hervorbringen. Der neue Weltluftschiffhafen ist der beste Beweis dafür. Wenn jetzt, nach der Einweihung, als erstes Flugzeug das planmäßige Schnellflugzeug für den Südamerikaverkehr von Frankfurt am Main startet, dann hat eine neue Aera begonnen, in der die Völker durch den Luftverkehr einander nähergebracht werden und viel leicht so mehr Verständnis füreinander finden. Wcltlustschiffhafen Rhein-Main. Hier landen von jetzt an mindestens zweimal in jeder Woche die deutschen Zeppeline, und ständig werden hier die Fluazeuae star ten und landen Von hier aus reisen die Passagiere, die viel leicht noch vor SO Stunden in New Fort oder Rio de Janeiro weilten, hinein ins deutsche Land. 280 Hekt- ar groß ist das riesige Landefeld, auf dem die mächtige Luftschiffhalle mit dem Ankermast steht. (Heinrich Hoff- . INLNst.) . ,