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Dresdner Journal : 02.08.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186008022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-08
- Tag 1860-08-02
-
Monat
1860-08
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 02.08.1860
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O178 Donnerstag, den 2. August. 1860. 20»»» ar» rat, »reist: litkrlivk: ü rklr. 10 «xr- l» Ni«. 1 „ 10 „ „ „ ljua»tUet» in 0r«,ä«»! 1b t>uww«ru: 1 Axr. lw tritt kost- an» 8t«wp«l»»- »cdl»x iliLru. rastrateapretst: k*Ur 6«o N«uw «iorr »e»p»It«o«o 2«il«: 1 ü^r. v»t«r „Liox«,»out" äl< 2«U«: 2 ttUr. Lrscheiir«: 1A»Uek, mit XuH0»kme cker 8oou- uaä ksiret»^«, ^deuä» klir äea kolxvuäru l'ax. DreMerIonmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »useratraallllahme «»»wart«: IstpitU: k». ö«^»o»r«rri», 6ommi»»ivQ»r ä«» vr«»<1»sr 2ourL»I»; ei»eoä»»«Ib»t: H. Li)»»r»; itltoi»»: L Voor.»»; L«rlm: O»o»iv»'»ede Uuekl»., RrrLurrr«'» Lursau; Lr.w«o: L. 8c»l.vr-rii; kr»ak/urt ». H: Luokt»»o6I»nx; Low: ^voi.r ÜLvt ilL«; kart«: v. r>ö«i»r«l.» <28, rue äe» vou» eutLUs); t». Luul.iv«'» Luebliuuäluux. Herausgeber: Löuigl. Lrp«<titrou <!«» vresüusr 2ouea»l»,' vreucleu, >I»rieo»tr»s«« Xe. 7. Ämtlicher Theil. Dresden, 1. August. St. Königliche Majestät haben dem Oberlandforstmeister Gottlob Franz August Adolph Freihrrrn von Berlepsch die nachgesuchte Versetzung in Ruhestand mit Pension vom I. diese» Monat» an zu bewilligen und da» hierdurch bei dem Finanzministerium zur Erledigung gekommene Referat in Forst- und Floß- sachen dem zeitherigen Oberforstmeister und Floßoberauf- seher, Kammerjunker August Karl von Kirchbach, unter Ernennung zum Geheimen Finanzrath, zu übertragen allergnädigst geruht. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, DienStag, 31. Juli, Abends. Die heu tige „Douauzeitung" sagt in einem Leitartikel un ter Ander«: DaS in Baden Baden Begonnene habe zu Teplitz eine entschiedene Förderung er halten, indem eine feste, ausreichende Grundlage einer gemeinsamen deutschen Politik geschaffen mor den sei. ES seien Bürgschaften erreicht, daß Deutschland in europäischen Angelegenheiten künf tighin daS Gewicht seines eivverständlichen Wol lens und Handelns in die Wagschale der Ent scheidung legen »erde; eS könne die lieberem- stimm««« in den großen politischen Fragen Nie manden beunruhigen, denn Deutschlands Politik, die nicht aggressiv, vielmehr ausschließlich defensiv sei, verbürge den Frieden und daS Gleichgewicht Europas. Paris, DieuStag, 31. Juli,Nachmittags. Eine hier eiugetroffene Depesche auS Neapel meldet, da- zwischen Garibaldi und General Clary ein militärisches Uebereinkommev getroffen worden sei. Die neapolitanische« Truppen halten die Forts von TyrakuS, Agosto und Messina besetzt und haben die Erlaubniß, sich in diesen drei Städten frei zu bewegen. Die Citadelle von Messina wird nicht feuern. Alle Flaggen haben gleiche Rechte. Die Schifffahrt auf der Meerenge von Messina ist frei. Paris, Mittwoch, 1. August. Der „Moni teur" bestätigt den Abschluß eines Waffenstill standes in Stritten. AuS Marseille von gestern wird gemeldet: Die englische Post ist auSgeblieben. Genueser Nachrichten zufolge haben sich 3VVV Christen in die Citadelle von Damaskus geflüchtet, die von Abd-el-KaderS Algeriern bewacht wird. Die Stadt ist im Besitze der Drusen. Die 5V0V Mann starke Garnison rührt sich nicht. London, Mittwoch, 1. August. Die Londoner Blätter veröffentlichen einen Brief deS Kaisers Napoleon an den hiesigen französischen Gesandten Grafen v Perfigny. ES heißt darin: „Sagen Sie Lord Palmerston, daß ich seit dem Frieden von Lillafranca nur einen Gedanken ge habt habe, nämlich eine neue Arra deS Friedens zu inauguriren und mit allen meinen Nachbarn, besonders mit England in gutem Einverständniß zu leben. „Maa wird gegen diese Behauptung den Ein- wand machen: „„Sie «ollen den Frieden, und ver mehren die Streitkräfte Frankreichs? " Ich leugne die letztere Thatsache in jeder Hinsicht. Ich halte die Armee auf einem niedriger« Effectivstavde, alt sie unter LouiS Philipp hatte. „AlS Herr v. Lavalette nach Konstantinopel ab- reiste, gab ich ihm folgende Instructionen: Geben Sie sich alle mögliche Muhe, den 8t»tm zu erhalten. F e uilletou. «.-oftheater. Dienstag, 31. Juli: „Viel Lärm um Nicht»". Lustspiel in drei Acten von Shakespeare, übersetzt vom Grafen W. v. Baudissin. Für die deutsche Bühne eingerichtet von Karl v. Holt«. (Neu einstudirt.) Wahrhaft erquickend wirkte die Auffrischung des in letzter Aezj etwas laß gewordenen Repertoir» durch die heitere Dichtung de» großen Briten, der eben so gut zu lachen wie zu weinen versteht. Bei manchen Fehlern der Com- position, welche die neuere Aesthetik rügen würde, zum Beispiel einer etwa- zu aphoristischen Zeichnung der Charaktere, dem kecken Hinwurf der Handlung und der zuweilen grob motivirten Abwickelung, ist eine solche Fülle von Geist und naturwüchsiger Komik aller Art, vom ergötzlichsten Humor bi» zum derb Possenhaften, ge boten, daß die Wirkung für alle Zeiten gesichert ist, zu mal wenn da» Spiel so unterstützt, wie e» bei der heutigen Aufführung geschehen ist. Da- Interesse concentrirte sich hauptsächlich auf die beide« sich abstoßenden und doch innerlich verwandten und sich liebenden Hauptcharaktere, die Beatrice (Fräulein Ulrich) und Benedict (Herrn Dawison). Fräulein Ulrich entzückte durch den Reiz ihrer äußern Erschei nung sowohl, wie durch die innere Erfassung ihrer schwierigen Aufgabe, — rin Sieg, der um so höher an zuschlagen ist, al» sie mit dieser Rolle ein ganz neue» Terrain betrat. Die schalkhafte Laune und der sprudelnde Witz der Neckerei, ja gewissermaßen da» kecke Heraus« fordern zum Kampfe in sich überhrbendem Bewußtsein gelangen ihr vortrefflich und wirkten um schöner, al» sich damit ein graziöse» und anmuthige» Bewegen, maßvolle Weiblichkeit und geradezu vollendeter Adel der ganzen Haltung verband. An eigentlichem Humor freilich über traf fie Hr. Dawison, dessen außerordentliche Begabung ES liegt im Interesse Frankreich», da- die Türkei so lange al» möglich lebe. Welche» andere Interesse al» da» der Humanität könnte wich also veran lassen, Truppe« nach Syrien zu schicken? „ES ist mir schwer gewesen, mich wegen Mit- telitalieaS mit England zu vrrständigen, weil ich durch den Frieden von Lillafranca gebunden war. WaS Süditalien betrifft, so bin ich frei von Ver bindlichkeiten. Ich verlange nicht» weiter, alt mich mit England über diesen Punkt, wie über andere zu vereinbaren. Ich wünsche, daß Italien zum Frieden komme, gleichviel wie, aber ohne fremde Intervention, und daß meine Truppen Rom verlassen können, ohne die Sicherheit deS Papste» blo» zu stellen." Dresden, 1. August. Ueber die Tepliher Fürstenzusammenkunft spricht sich die Mehrzahl derjenigen Organe der deutschen Presse, welche bisher keine Sympathien für rin Bündniß zwischen Oesterreich und Preußen an den Tag legten, unerwartet günstig aus. Wir haben als Beweis hrcrfür bereits vorgestern einen Artikel der „Preuß. Zeitung" angeführt. Heute liegt uns ein ähnlicher Artikel der „Schlesischen Zeitung" vor, der darin noch weiter geht. Es heißt in demselben: „Teplitz ist nicht nur eine Zusammenkunft zweier Fürsten gewesen, die durch freund schaftliche Begegnung den Völkern ein Unterpfand fried lichen Verkehrs beider Staaten geben sollte; eS war außer dem offenbar auch eine Zusammenkunft mit klar erkann tem politischen Zweck. Daß dieser Zweck erreicht wird, ist freilich nicht unumgänglich nöthig; daß er aber beab sichtigt war, ist eine zweifellose Thatsache, wenn man nicht etwa dem absurden Gedanken Raum geben will, daß der ganze diplomatische Apparat, mit dem sich die beiden Herrscher umgaben, die Audienzen, die sie den respectiven Ministern gegeben, die Conferenzcn, welche diese unter sich gehabt, kurz da» ganze geschäftige Hinundher dazu gedient hätte, um der Welt Sand in die Augen zu streuen. Die einfach« Schilderung, welche der Telegraph von den Vorgängen in Teplitz gegeben, deutet sogar noch mehr an. Was bisher über die Veranlassung der Trplitzer Zusammenkunft bekannt geworden, läßt dieselbe gewisser maßen als eine Inspiration des Kaiser Franz Joseph er scheinen, der von dem Wunsche beseelt war, mit dem Prinz-Regenten zusammenzutreffen und dadurch die Mög lichkeit einer Verständigung herbeizusühren, welche das Wiener Cabinet seit dem Frieden von Villafranca oder, besser gesagt, seit dem Manifest von Larenburg abge schnitten hatte. Aber binnen zehn Tagen — denn so viel Zeit liegt höchstens zwischen der kaiserlichen Einla dung und der Zusammenkunft — konnte die erste nicht allein schon solche Wirkungen gehabt haben, daß man, darauf bauend, in zwölf Stunden alles Ucbrige erledigen konnte. Also es muß zwischen jenen, ihrem eigentlichen Inhalt nach ganz unbekannten Schritten zur Verstän digung, welche Oesterreich gethan hatte, als der Prinz- Regent in Baden davon sprechen konnte, der Einladung nach Teplitz und der Zusammenkunft selbst eine Reihe von Mittelgliedern liegen, welche sich bis jetzt der öffent lichen Kenntniß entzogen haben; es muß etwa» vorbe reitet worden sein, was in Teplitz nur die letzte Sanction zu erhalten brauchte. Das Was wird freilich wohl erst die Zukunft lehren, jedenfalls ist es ein Vertrag,-viel leicht sogar citr Bündniß mit Oesterreich. . . . Ein Bünd niß zwischen Oesterreich und Preußen kann für uns mit Gefahren verknüpft sein, aber nothwcndig und unaus bleiblich ist das nicht der Fall. Gegen alle diese Gefahren muß eS aber für eine verständige preußische Politik einen Ungeheuern Vortheil haben. Es kann nicht blos, cs muß vielmehr die Einheit Deutschlands sichern. E» kann aber noch viel mehr. ES kann einer oder der andern Macht, welche bisher unwillig daS Joch der Na poleonischen Suprematie trägt, die aber nicht genug Ver trauen auf da» kleine Preußen, noch weniger aus daS erschütterte Oesterreich hat, die Zuversicht geben, mit die- gerade sür die ShakeSpeare'schen naturalistischen Cha raktere sich genügend herausgestellt hat. Eine fein distin- guirende Betonung, künstlerische Abwechselung in der Stufenfolge der Satyre, Ironie und deS Humors, ein gewisser spiritueller Hauch, welcher die markige Kraft de» Ausdrucks vergeistigte, und die auf tiefem Verständniß beruhende, äußerst glücklich nüancirte Motivirung deS UeberzangeS vom Ehestandsverächter zum Liebhaber waren die Hauptvorzüge dieser gelungenen Charakteristik. Be sonder» zu rühmen ist auch da» rasche Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren, an welchem sich die übrigen Darsteller, unter denen wir die Herren Heese, Jauner, Walther, Winzer 'und Porth mit Befriedigung sahen, nach Kräften bctheiligten, so daß sich ein wirk sames und fleißiges Ensemble ergab. Herr Raeder führte die derbere Figur des Ambrosius mit ergötzlichster Laune und zuweilen etwas äußerster Lebendigkeit vor. Der Beifall der zahlreich versammelten Zuhörerschaft war ein ungetheilter und wiederholte sich nach jedem Act schluffe wie mitten in der Scene. —k. Die Dresdner Kunstausstellung von 1860. VT') Wir gehen weiter in der Betrachtung deS gesellschaft lichen Genres und wenden uns zunächst den Münchner Malern zu. Unter denselben ist zurrst Karl Spitzweg zu nennen, besten „Schildwache" ((19), voll trockenen Humor», sich durch Feinheit der Färbung auSzeichnet. Der alle, über die Brüstung schauende Knabe, der Sproß de» Zopf- und Gamaschendienstes einer faulen FriedenS- zeit, der neben einem auf morscher Lastette ruhenden Ge schütz« steht, dessen Mündung ebenfalls gelangweilt in da» weite Land hinau-gähnt, ist eine prächtige Charakter- ») «gl. «r. 1S1, >«, 16«, 16», 177 d. »l. ser Einheit der beiden deutschen Großmächte verbunden, jenes Joch abzuschütteln. Und damit wäre viel — viel leicht der Frieden ohne den Krieg gewonnen." Auch in den bekannten Berliner Corresponden- zen, welche verschiedene Zeitungen gleichlautend erhalten, wird dem durch die Trplitzer Zusammenkunft hcrbeige- führten „Umschwünge" bereit» Rechnung getragen. So wird, um hier nur Ein» zu erwähnen, der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" und dem „Hamb. Corr." unterm 30. Juli auS der preußischen Hauptstadt ge schrieben: „Die vertraulichen Eröffnungen deS kaiser lichen Cabinets haben, wie man mit wahrer Freude ver nimmt, befriedigt. Die Schwierigkeiten, mit denen der Kaiserstaat, den thatsächlichen verschiedenen Verhältnissen gegenüber, zu kämpfen hat, weiß man in den hie sigen leitenden Kreisen zu würdigen. Auch er kennt man die Bedeutung des jüngsten Schrittes Oester reichs, durch welchen der verstärkte Reichs rath die wichtigste Befugniß einer verfassungsmäßigen Gewalt erhält, im vollsten Umfange an. Ein großer Schritt zu derjenigen Fortentwickelung im österreichischen Kaiserstaatr, welche das Zusammengehen Preußens und Oesterreichs im hohen Grade erleichtert, ist mithin seitens des lehtern bereits gethan.". Ueber die Ergebnisse von Teplitz erhielt die Wiener „Presse" au» Berlin eine in vieler Beziehung interessante Mittheilung, aus der wir Folgendes herauS- heben, ohne jedoch dadurch eine Garantie für die volle Richtigkeit der darin enthaltenen Angaben zu übernehmen: „ES ist wahr, und der Trplitzer Correspondent der mi nisteriellen „Preuß. Zeitung" hat es bereits mit einiger Bestimmtheit angcdeutet, daß in Teplitz kein Vertrag unterzeichnet, kein formeller Pact und keine Allianz auf Tod und Leben geschlossen wurde; aber die Vereinba rungen, die getroffen wurden, beziehen sich auf bestimmte Eventualitäten, stehen mit den Interessen deS europäischen Gleichgewichts im engsten Zusammenhang und gehen weit hinaus über ein vageS Einverständniß im Allgemeinen. Man hat gesagt, daß Preußen angesichts der in Italien sich vorbereitenden Ereignisse, eine Art Garantie des der zeitigen österreichischen Besitzstandes in Italien übernom men habe, und vergaß ganz, daß eS einer Großmacht, ohne zu abdiciren, nicht möglich wäre, eine solche Ga rantie anzunehmen, vorausgesetzt, daß sie angeboren wor den wäre. Dagegen könnte eS wohl richtig sein, wenn versichert wird, daß in Teplitz die Eventualität eines An griffs auf Venetien in Aussicht genommen wurde und im Hinblick darauf bestimmte Verabredungen getroffen wurden. So lange es die Italiener allein wären, welche im Kampfe gegen Oesterreich ständen, würde Preußen sich in keiner Weise gebunden fühlen, auS seiner beobachten den Stellung hcrauszutrcten. Sollten aber die KriegS- ereignisse eine Wendung nehmen, welche eine abermalige Intervention Frankreichs im italienischen Interesse zur Folge hätte; sollten die Napoleonischen Legionen aber mals von den Alpen herniedcrsteigen, so würde Preußen hierin eine ernste Bedrohung des allgemeinen Gleichge wichts erblicken und sich gedrängt sehen, activ einzugreifcn. Und hier lag die Hauptschwierigkeit. Soll Preußen in solchem Falle Oesterreich decken, so bedarf eS nicht nur der Zusammenraffung seiner Kraft, sondern der Gesammt- kraft von ganz Deutschland, was mit der heutigen KriegS- verfassung des Deutschen Bundes sür Preußen platter dings unmöglich ist. In Teplitz wurde daher ein Com- promiß geschlossen, welcher darauf hinauSläuft, daß im Falle einer abermaligen Intervention Frankreichs in Ita lien gegen Oesterreich die Bundcsarmee an den Rhein rückt, und daß dann der Oberbefehl über die preußisch- deutsche Heeresmacht dem Prinz-Regenten von Preußen persönlich übertragen wird. Die Bedeutung eines solchen Abkommens für die Integrität Oesterreichs, für die Macht stellung Preußens und Deutschlands, sowie für das all gemeine Gleichgewicht, liegt aus der Hand. Wenn Preu ßen auf diese Weise in die Lage versetzt ist, eine Er neuerung der Napoleonischen Intervention in Italien sür einen belli zu erklären, so wird damit Frankreich figur. — Von ergötzlicher Wirkung ist ferner „der be strafte Näscher" (100) von Hans Rhomberg. Ueber der Schulstube, in welcher die Scene spielt, ruht die eigenthümlich ungcmüthliche, dumpfe und schwere Schul- stubcnatmosphäre, und die Jungens, welche wir in der selben vor uns sehen, sind trefflich charakterisirt. Vornan auf dem ersten Platze sitzt, sorgfältig gekämmt und ge striegelt, der Sohn des Gutsherrn, ein Muttersöhnchen mit Buttermilchgcsichtchen, welches das bleichsüchtige An sehen der Frau Mama geerbt hat; daß der kleine Mann dem Stande der Vorrechte angehört, sieht man auch an dem weißen Taschcntuche, daS neben ihm liegt und dessen Gebrauch er hier allein zu kennen scheint. Hinter ihm lehnt sich, schadenfroh feirend über die Keile, die e» seht, der Witzbold und Thunichtgut der Schule vor, ein pfiffig aufgewecktes, naseweise» Bürschchen. Dem un glücklichen Schlachtopfcr des baculschwingenden Schul meisters sieht man es an, daß er zu jenen Pechvögeln gehört, die sich stets erwischen lassen und die jederzeit die dummen Streiche ihrer Kameraden auSbaden müssen. Nur der Schulmeister ist dem Künstler nicht ganz ge lungen und könnte charakteristischer sein. — Ein zweites, ebenfalls vortrefflich auSgeführtcs Bild Rhomberg'» führt un» in eine Schenkstube, wo sich das ganze Dorf ver sammelt hat, um die Productionen eines Akrobaten zu bewundern. Derselbe balancirt eben mit großer Gravi tät eine brennende Papierdüte (vulxo Stranitze) auf seiner Nase. Im Hintergründe begleitet die Frau de» Gaukler» daS Kunststück auf dem Leierkasten, während rin kleines Mädchen im coketten Seiltänzeranzuge mit dem Teller im Publicum hrrumgeht. DaS leise, un ruhige Hin- und Herschwanken der balancirenden Gaukler figur ist frappant wiedergegeben. Da» ganze Bild jedoch, da» etwa- launiger aufgesaßt sein könnte, würde viel leicht auch noch mehr wirken, wenn die Zuschauerschaft zum ersten Male seit der Restauration des Napoleonischen Kaiserreichs ein: Bis hierher und nicht weiter! zugerufen." Der in unserm vorgestrigen Blatte mitgetheilte Ar tikel der „Preuß.Zeitung" wird von der österreichischen Presse mit großer Befriedigung ausgenommen. Die „Ost- Deutsche Post" sagt u. A. darüber: „Es muß in Te- plih etwas Positives, ThatsächlichcS, Bindendes ins Leben getreten sein. Ein bloser Ideenaustausch, eine freund schaftliche Aussöhnung, eine oder die andere Concession in BundeSangelegrnhciten wäre nicht geeignet, so große Hoffnungen und Verheißungen daran zu knüpfen. Der Ton der „Preuß. Zeitung" war bis zu dem Tage zurück haltend, steif, mißtrauisch. Die rasche Umwandlung des selben muß die Voraussetzung erwecken, daß ein wirk liche» Einverständniß erzielt wurde. Wir sind gewohnt, daß die „Preuß. Zeitung" ihre Worte auf die Wagschale legt. Ihr Artikel würde einer Fanfaronadc ähnlich sehen, wenn sie nicht eine feste Grundlage unter ihren Füßen wüßte." . . . „Wir haben — sagt die „Ostd. Post" zum Schluß — seit dem Pariser Frieden von 1856 in unsrer Stellung zu den europäischen Mächten böse Tage verlebt und trübe Erfahrungen gemacht; der Tag von Teplitz ist gewissermaßen wieder der erste schöne Tag, er wurde des halb auch von Allen, die Oesterreich lieben, mit freu digem Herzen begrüßt. Möge er nach allen Seiten hin die Morgenröthe einer schönen und erhebenden Zeit be deuten." Tagesgeschichte. Dresden, 1. August. In Nachstehendem theilen wir die uns zugegangenen Berichte über die Reise Sr. Majestät des Königs mit: D Eibenstock, 30. Juli. Nachdem bereits gestern Nachmittag nach 4 Uhr Se. kaiserliche Hoheit der Groß herzog Leopold von ToScana hier eingetroffen, vom Hrn. Amtshauptmann v. Welck und den Vorständen der hiesigen Behörden begrüßt worden und sich Letztere hatte verstellen las sen, gelangten gegen '^8 Uhr Abends Se. Majestät der König unter allgemeinem, durch lebhafte Hochs ausqedrück- tem Jubel der Bevölkerung einschließlich der an beiden Seiten der Chaussee ausgestellten Schuljugend, wie nicht minder unter dem Spiele eines MusikchoreS und unter dem Ge läute der Kirchenglocken in Begleitung des Herrn Krcis- directors v. Schimpfs von Neustädte! kommend in unsrer festlich geschmückten Stadt an und wurden anr Gasthofe zur „Stadt Leipzig" vom Bürgermeister Funck mit einer kurzen Ansprache, sowie vom Hrn. Amtshauptmann Ritter v. Welck und den Mitgliedern der städtischen und könig lichen Pehörden, sowie den drei Friedensrichtern des Be zirks ehrfurchtsvoll empfangen. Sc. Majestät geruhten, nachdem Allerhöchstdicselbcn Ihren hohen Besuch, den Groß herzog begrüßt, sich die Mitglieder der Behörden und die Friedensrichter des Bezirks vorstellen und die Vorstände der erstern, sowie die letztern zur Tafel zu befehlen, nicht minder ein von den hiesigen Gesangvereinen und der Turnerfeucrwehr vorbereitetes Gesang- und Fackclstäud- chen allergnädigst anzunchmcn, sich auch den Leiter deS Gesanges, Cantor Ludwig, und den Commandirendcn der Turnerfeucrwehr, Kaufmann Schulz, vorstellen zu las sen, endlich die Erlaubniß zur Ausstellung einer Ehren wache durch den Verein vormaliger Militärs sür den heutigen Morgen zu ertheilen. Am heutigen Morgen halb 8 Uhr geruhten Se. Majestät das Nathhans, die Bürgerschule, in welcher Allerhöchstdiesclbcn einige Zeit dem Religionsunterrichte in je einer Klasse der drei Ab teilungen beiwohnten, sowie das Bezirksgericht und Ge richtsamt zu besuchen, in beiden eingehende Einsicht von dem Geschäftsgänge zu nehmen, wie auch das Archiv und Gefangenhaus zu besichtigen, beehrten hierauf, während das Stadtmusikchor von den Anlagen oberhalb des neuen Marktes aus aufspiclte, die Geschäfte von E. G. Dörffel Söhne, Ed. Meichßncr und Fuchs <K Sohn, in welchen sämmtlich eine Zusammenstellung ihrer Fabrikate veran staltet war, sowie den im März 1856 abgebrannten, neu aufgebauten Stadtthcil mit Allcrhöchstihrem Besuche, ge ruhten eine auf der Typirmaschine durch Nadelstich auS etwas gesammelter und lebendiger an der Handlung des Gauklers theilnähme. — Noch sind Bilder von Klein, Adolph Schmidt, Müller und Marr zu nennen. Ludwig v. Hagn, der sich, namentlich als Colorift, durch einige geistreiche Conversationsstücke schnell einen Namen gemacht, wird man durch die kleine, auf der Ausstellung befindliche Arbeit schwer kennen lernen. — Dagegen be kundet ein reizendes, virtuos gemaltes Genrebild von I. Grünewald: „Die Heimkehr" (238) ein bedeuten des koloristisches Talent. Wir machen aus das Bild be sonders aufmerksam, da man dasselbe wegen seines kleinen, anspruchslosen Formates leicht übergehen kann. — Leben dig gezeichnet und gut ausgefaßt ist auch „die Erstürmung des verschanzten Lagers von Famars am 23. Mai 1793" von Wilhelm Emölö (18); nur könnte das Bild in der Färbung und Gesammtwirknng noch besser sein. Man sieht auf demselben Erzherzog Karl das wallonische Re giment Fürst v. Ligne persönlich zum Sturm verführen. Außer Plockhorst, dessen Bild wir bereits besprochen haben, werden die Berliner Genrcmalcr noch in treff licher Weise von G. Reimer vertreten. Derselbe hat zwei Bilder: „Besuch im Atelier" (99) und „Im Vor zimmer" (98) ausgestellt, wovon besonders das letztere den Beschauer fesseln und gefallen wird. Zwei Com- plimentarii, gelungene Personifikationen des bekannten „Bitte ganz gehorsamst", stehen, in dem charakteristischen Rococo - Costüm, in abgemessener und höchst graziöser Ceremoniosität vor einer Thür, deren Schwelle keiner von Beiden, aus gegenseitiger tiefster Hochachtung und Ergebenheit, zuerst zu überschreiten sich erlaubt. Doch scheint es, als wenn jeder der- Herren im Stillen die Ehre deS Vortritt- sich zucrthrilen zu können glaubte und erwarte, daß man ihn zuerst werde rintreten lassen. Die malerische Behandlung hat einen leisen Anflug von der Malerei der Zopfzeit; der Ton ist etwa- matt und
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