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Ottendorfer Zeitung ,, a Bezugspreis: virrirljährüch l.20 Mark frei krs kfsns. Zu der Geschäftsstelle abgeholt viertel- Mrlich, Mk. Einzelne Nummer ,o pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag «d Sonnabenb Nachmittag. a Unterkaktungs- unä Änzeigeökatt M bi« Nftift^M-e «,rp«.M« Mr deren Xanm t» -fg. — Im RektSWM ftir dir kleinspelttgr PM.HM r« rlnzeigenennatzme bt,;» Wsr mNW». NO^ ^Wß^W^WkWW« Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage ^Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,Handel and Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Ventsche Made". Dneck «b Verlag van Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß Vkrilla. verantwortlich für di. Redaktion H. Rühl, in «reß-G-Ma. Nummer 75 Freitag, den 25. Juni W5. sq. Jahrgang AmÜic! er Teil. Nacheichung 1915. Die Nacheichung der Maße, Gewichte, Wagen und Meßwerkzeuge, die im öffentlichen Verkehr verwendet werden, findet vienrtag, Sen ö- Zull vorm. »o—ir Uhr uns nachm r—o Uhr Mr Ottensork unü Mittwoch, Nen 7. Zull vorm. s - ,o Uhr Mr MorltzUorf im Gasthof zum schwarzen Rotz statt. Alle Handels und Gewerbetreibenden, sowie Laudwirte, welche eichungspflichtige Gegenstände im öffentlichen Verkehr benutzen, werden hiermit aufgesordert, diese in reinlichem Zustande in der angegebenen Zeit im Eichungszimmer des Gasthofs dem Eichungsbeamten vorzulegen. Die Landwirte werden ganz besonders darauf hingewiesen, ihre Milchgefäße und Wagen eichen zu lassen, da nach diesem strenge Kontrolle stattfindet. Auch Besitzer von Viehwagen haben ihre Gewichte eichen zu lassen und es dem Eichungsbeamten zu melden Die Nacheichungsgebühren sind sofort zu bezahlen. Sollte nach Beendigung der Eichung bei einem Handel- oder Gewerbetreibenden oder Landwirt, Eichungsgegenstände, die den Nacheichili,gsstempel nicht tragen, demnach nicht zur Nacheichung vorgelegt worden sind, vorgefunden werden, wird außer der Be strafung der Betreffenden noch die Nacheichung oder Einziehung der ungeeichten Maße, Gewichte, Wagen veranlaßt werden. Otienvorf-Moritzdorf, am 24. Juni 19 l5 — Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — Erfolge auf der ganzen Westfront, von oben bis unten I Zunächst wurde an der Küste die Festung Dünkirchen e-neut beschossen und zwar, allem Anschein nach, sehr wirkungs voll. Bei dieser Gelegenheit fielen auch einige donnernde Grüße ad für die Truppen ansammlungen bei den Orlen Bergues, etwa 10 Kilometer südlich von Dünkirchen, Honv- schoote, ungefähr 20 Kilometer westlich von Bergues, Furnes, einige 20 Kilometer west lich von Dünkirchen, und Eassel, an der Bahnlinie Dünkirchen—Lille, an 30 Kilometer südlich von Dünkirchen gelegen. Ferner wurden feindliche Angriffe bei Givenchy am Kanal von La Bassse und bei Neuville, wie der Heeresbericht sagt, schon im Keune erstickt. Durchbruchaversuche der Franzosen auf den Maashöhen blieben erfolglos und endeten mit empfindlichen Verlusten für den Feind. Dabei fielen uns 280 Gefangene uno etliches Kriegsmaterial, u. a. 7 Maichmengewehre in die Hände. In den Vogesen gelang es uns die am Westabhang nördlich Saint Dis ge legene Höhe 631 bei Bau oe Sapr zu nehmen und damit eine wichtige Stellung, um die schon seit Monaten erbittert gekämpft wurde, in unseren Besitz zu bringen. Em kleiner Erfolg, dessen sich die Belgier bei Saint Georges, südöstlich Nieuport, rühmten, wird als glatte Erfindung des französischen General- stabs festgenagelt. Der letzte französische amt liche Bericht ist wieder der übliche sieges- bewußte Singsang, der in schreiendem Gegen satz steht zu den Aeußerungen ernfter fcan- zönscher Kritiker, die wie Hervö die gegen wärtige Lage Framreichs in sehr düfterein Lichte sehen. — Ueber die Zurückeroberung von Lemberg wird berichtet: Nachdem die Armee Mackensen den Feind am Dienstag im Norden erneut geschlagen hatte, und nachdem am Mittwoch früh die Südforts, der während der Be setzungszeit neugejchaffenen starken Be festigungen erobert worden waren, haben die Russen in der Mittagsstunde die galizische Hauptstadt geräumt. NM dem Glockenschlag 12 zogen die Spitzen dec verbündeten Armeen in das von zehnmonatiger Fremdherrfchaft befreite Lemberg ein, von der Bevölkerung mit unbeschreiblichem Jubel begrüßt und mu Blumen überschüttet, unter endlosen Hoch rufen auf Oefierreich-Ungarn und Deutschland dem jeder besonders Dank zum Ausdruck bringen möchte. AeußerUch hat diese Stadt nicht besonders gelitten. Nur im Westen wütet ein ungeheurer Brand, da die Ruffen vor ihrem Abzüge den Bahnhof und alle be nachbarten Fabriken, Petroleum- und Benzin lager in Brand gesteckt haben. Während der letzten drei Tage halte die Bevölkerung be sonders schwer zu leiden. Alle Männer von 18 bis 50 Jahren wurden festgenommen. Wer sich nicht rechtzeitig verstecken konnte, wurde von den Ruffen mitgeschleppt. — Die Niederlage der Russen vor Lemberg zwingt sie, den Teil Galiziens zwischen San und Weichsel aufzugeben, dessen Nordecke an dem Zusammenfluß der beiden Ströme liegt. Hier hatten sich die Russen bisher noch süd lich vom San gehalten. Jetzt räumen sie auch hier das Feld, weil sie sonst in Gefahr ueraten, von der schon auf russischem Gebiet stehenden Armee des Erzherzogs Josef Ferdinand von ihrer Rückzugslinie abgeschnitten zu werden. Auch im Berglande von Kielce in Südpolen, wo im Höhengebiete der Lysa Gora die Armeeabteilung von Woyrsch gegen die Russen kämpfte, treten diese jetzt den Rückzug an. Ueberall das gleiche Bild. Und es läßt sich heute noch nicht einmal ermessen welche weiteren glänzenden Früchte uns der Siegeslauf unserer Truppen durch Galizien tragen wird. — Sämtliche Wiener Blätter begrüßen mit freudigster Genugtuung die Eroberung von Lemberg und betonen deren moralische, politische und militärische Bedeutung. Sie geben übereinstimmend der Ueberzeugung Ausdruck, daß die Besetzung Lembergs nicht nur das Ende der russischen Herrschaft in Galizien, sondern auch den vollständigen Niederbruch der russischen Armee bedeute und den endgültigen Sieg der verbündeten Armeen deren Kraft ungebrochen sei, gewährleiste. — Der Sonderberichterstatter des Berliner Tageblattes berichtet aus dem K. K. Kriegs pressequartier: Das seit dein 2. Mai über alle Erwartung rasche Vordringen der ver bündeten Truppen hat mehr als übertriebene Nachrichten von Widerstandsunsähigkeit des Gegners zur Folge gehabt, die der Wahrheit ganz entschieden widersprechen müssen. Einen tapfer, zähe und verzweifelt widerstehenden Gegner haben unsere Truppen den Boden zu entreißen. Die ihn unterschätzenden Gerüchte entspringen vermutlich der Tatsache, daß die russische Artillerie im Verlaufe der letzten Wochen namhafte Verluste zu erleiden hatte. So wurde aus Gefangenenaussagen ermittelt daß neuestens Batteriekommandanten für den Verlust eines jeden Geschützes persönlich verantwortlich gemacht werden. Es soll wiederholt vorgekommen sein, daß die russische Artillerie noch vor der Entscheidung den Feuerkampf aufgab und den Rückzng angetrelen hat. Einzelne Divisionen sollen nicht mehr als drei bis sechs Batterien besitzen. — Die „Franks. Ztg." meldet: Es ver lautet zuverlässig, daß der Justizminister Schtschgolowitow und sein Gehilfe, sowie mehrere andere höhere Vertreter der Staats gewalt die Frage der Verlegung der russischen Hauptstadt von Petersburg in eine andere Stadt Rußlands angeregt habe. Man be absichtigt jedoch nicht, Moskau zur Hauptstadt zu erheben, sondern wünsche eine Stadt in der Krim oder Kiew zur Metropole zu erheben. Oertliches und Sächsisches. Gttendorf-Vkrilla, 2H» Juni Ws. — An Stelledes an weiterer Ausführung verhinderten Gemeindevorstandes a. D. Höntzsch in Langebrück ist als Vertrauens mann für die Vermittelung des Bezugs von Futtermittel, für die Gemeinden Ottendon-Moritzdorf, Groß- und Klein, okrilla, Cunnersdorf bet Medingen und Hermsdorf der Privatus und frühere Guts besitzer und Gemeindeälteste August Ferdinand Schneider in Ottendorf-Okrilla Radeburger Straße 107 5 bestellt werden. — Der Bezirksausschuß der Königlichen ?mtshaupimannschaft Dresden-Neustadt hielt gestern unter Vorsitz des Geheimen Regierungsrals Dr. v. Hübel seine 4 Sitzung ab. Genehmigt bez. befürwortet wurde das Gesuch des Ernst Küttner in Ottendorf-Moritzdorf um Erlaubnis zum Beherbergen. Ferner wurde genehmigt die Erweiterung der Gasanstalt.zu Klotzsche, und zwar bedingungsweise. Die Gemeinde- steuerordnnng für Grünberg wurde bestätigt und dabei der Amtshauptmannschaft die Ermächtigung erteilt, in allen solchen Fällen die entgültige redaktionelle Fassung vorzunehmen. Ebenso wurden bestätigt die Gemeindesteuerordnung Schönborn. An Wegebauunterstützungen aus Staatsmitteln ivurden für 1915 an die Gemeinden Boxdori, Dobritz, Oberpoyritz, Hermsdorf, Reichenberg zusammen 22 500 Mark auswarsen. Die ungewöhnliche Höhe wurde Mit der in diesem Jahre geschwächten Finanzkcafl der Gemeinden begründet. — Am Juni ... Es ist der Tag Johannis des Täufers. Stille Sommer zeit, durchwoben von Rosenduft, und überhaupt, die Natur hat ihr schönstes Gewand angelegt, - und der Mensch läßt sich so gern vom bunten, schmucken Johanniszauber umfangen. Freilich, es ist auch etwas Wehmütiges dabei. ^ommer-Sonnenwende I Leise, allmählich aber ganz sicher wird nun das Tageslicht abnehmen. Am Johannistage geht man auf die Friedhöfe und gedenkt der lieben Menschen, die vor uns den Weg zum stillen seligen Lande antralen, der Menschen, die mit und um uns waren, und die wir unter Tränen ziehen lassen mußten. Und nun dieser besondere Johannistag 1915! Noch dröhnt die Zett vom Brausen des Weltkrieges. Lausenden sank die Lebenssonne da draußen für imm-r dahin. Sie starben fürs liebe deutsche Vaterland. Der Schmerz um sie wird verklärt durch ernstfrendigen Stolz ob ihres Heldentums. Immerhin, der persönliche Trennungsschmerz ist etwas schweres. Möge ihm der Segen des Johannistages eine besondere Wethe sein — Nach einer Mitteilung der öster reichischen Postverwaltung sind bis auf weiteres Privaipakete nach Orten der Bezirkshauptmannschaft Ampezzo, Borgs, Bozen, Brixen Bruneck, Cavalese, Cles, Lienz, Meran, Mezolombardo, Primiero, Riva, Rovereto, Schlanders, Tione und Trient — ausgenommen die Orte Bozen, "rixen, Bruneck, Lienz, Meran und schlanders — nicht zulässig, den Privat paketen nach den genannten 6 Orten dürfen schriftliche Mitteilungen nicht beigeschlossen werden. Geldbriefe nach Orten der genannten Bezirkshauptmann schaften dürfen ebenfalls schriftliche Mitteilungen nicht enthalten. — Riesengewinne im Viehhandel. Kürzlich fand in Breslau ein Prozeß seinen Austrag, der Bedeutung für ganz Deutsch land hat. Angeklagte war der Obermeister der Breslauer Fleischerinnung, Neugebauer wegen Beleidigung, weil er einem Zetlungs- berichterstatter die Festsetzung von Höchst preisen als wünschenswert erklärt halte mit der Begründung, daß dann die Händler nicht mehr in die Lage kommen würden, beim Auftrieb auf den Markt wucherische Preise zu verlängert, die häufig für den Käufer unerfüllbar seien. Daraufhin ver klagten ihn im Auftrag des Vereins zur Wahrung der Interessen des Viehhandels für Schlesien und Posen vier Viehhändler wegen Beleidigung. Im Prozeß, der übrigens mit der Freisprechung des Angeklagten, dem jede Absicht der Be leidigung ferngelegen halte, endete wurden folgende Händlergewinne fesigestellt: ein Händler verdiente an9 Schweinen^zusammen 800 Mark; ein Händler verdiente an einem einzigen Schwein 175 Mark; ein Händler verdiente an einem Bullen 300 Mark. Diese Zahlen sind höchst lehrreich für alle diejenigen, die immer nur von den Riesen- gewinnen der der Landwirtschaft sprechen und sie für die teueren Preise verantwortlich machen. Belgiens Schuld. Seit den großen Augusttagen, da eine neue und vielleicht die größte Epoche der Weltgeschichte anhub, hat die Presse der femdlichen Länder und leider auch ein Teil der neutralen Zeitungen mit einem waren Feuereifer und einer Skrupellosigkeit fondergleichen der Welt den Glauben aufzuzwingen versucht, daß das friedliche Belgien von Deutschland brutal überfallen worden sei und völlig schuldlos alle Schrecken des jKrteges habe erdulden müssen. Die zahllosen gehässigen Anwürfe tonnte Deutschland bisher im Bewußtsein seines guten Rechtes und guten Gewissens mit würde ertragen, aber selbstverständlich nützlen unsere Feino e das längere Schweigen auf ihre Anschuldigungen dahin aus, daß sie der Welt beweisen wollten, Deutschland gestehe damit seine Schuld und finde aus Furcht vor der Wahrheit kerne Worte der Widerlegung. Nun, die Furcht vor dec Wahrheit war bisher eine yervocstehende Eigenart unserer Feinde deutschem Wesen ist sie fremd. Aber die inenre Ursache dieses längeren Schweigens cur amtlichen Stellen haben unsere Gegner geflissentlich übersehen, nämlich die deutsche Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit unserer Regierung, die erst dann ihre Stimme erhebt, wenn sie unwiderlegliche Beweise für die Richtigkeit ihrer Angaben hat. Deren Beibringung eifordert natürlich Viet Zeit und unsägliche Mühe. Aber im (Fortsetzung aus der vierten Sette).