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1785/86 für die musikalischen „Akademien" der Fastenzeit geschrieben, von der geistigen Atmosphäre geprägt sind, die die gleichzeitige Arbeit an „Figaros Hochzeit" umgibt. Diese Zeit der Entstehung, eine Zeit glücklichen Schaffens, in der Mozart große künstlerische und sogar auch einige materielle Erfolge ver zeichnen konnte, scheint gerade in dem lie benswürdig-heiteren, anmutig verspielten A- Dur-Konzert unmittelbare Widerspiegelung gefunden zu haben. Die hier vorherrschende lichte, liebliche Grundstimmung wird bereits durch eine entsprechende Instrumentation un terstützt: Trompeten und Pauken fehlen, statt der herberen Oboen werden die weicher klin genden Klarinetten eingesetzt. Aber trotzdem ’ind auch in diesem Werk, das durch seine Einfachheit und leichte Eingängigkeit dem Pu blikum ganz besonders entgegenkommt, Töne zarter Wehmut und Melancholie nicht zu über hören. Ein festlich-heiteres, gelöstes Musizieren von größter Klarheit und Schönheit, bezaubernder Leichtigkeit und Eleganz — nur gelegentlich von Andeutungen einer ernsteren Stimmung ein wenig getrübt — bestimmt den Charakter des 1. Satzes (Allegro). Der kurze langsame Mittelsatz in fis-Moll mit seinem elegischen Siciliano-Thema bildet einen ausgesprochenen Kontrast zu den beiden Ecksätzen: schmerzli che Klage, ja Resignation spricht aus der er greifenden, verinnerlichten Haltung dieses wunderbar innigen, tiefempfundenen Musik stückes. Im Finalrondo (Allegro assai) domi nieren dann wieder sonnigste Heiterkeit, lie benswürdige Ausgelassenheit — alle Bedräng nis der Seele wird gelöst und überwunden. Von zahllosen geistreich-witzigen Einfällen nur so funkelnd, beschließt der graziöse, helle Satz in virtuoser Brillanz das Konzert. Als Anton Bruckner im Jahre 1856, 31 Jahre alt, nach 10 Jahren Aufenthalt in St. Florian als Domorganist nach Linz berufen wurde, war er sich seiner hohen Berufung noch nicht bewußt. Was er bis dahin kompo niert hatte, war erst Vorbereitung, war Schul arbeit, war Tasten und Suchen und zeigte nur gelegentlich Ansätze zur eigenen Note. Und es schien, als schrecke der junge Komponist ängstlich zurück, mit solchen großen Schritten voranzukommen, lieber verfiel er, der allzu bescheiden lernen und nichts als lernen wollte, wieder in den vorsichtigen Schülerschritt. Das war zunächst auch in Linz so, wo er ja nun endlich den rechten Lehrer gefunden hatte, den berühmten „Fugenschmied" Simon Fech ter, bei dem er mit solchem Fanatismus in die Schule ging, daß er ihn mahnen mußte, „sich mehr zu schonen und sich die nötige Ruhe zu gönnen". Er predigte tauben Ohren. Bruckner lernte und ließ sich prüfen, immer und immer wieder, und nicht nur bei Fechter. In Otto Kitzler, dem aus Dresden stammenden Thea terkapellmeister, fand er den Führer zu Richard Wagner, der ihm die „Tannhäuser"-Partitur zum Studium vorsetzte, und der ihn mit einer „Tannhäuser"-Aufführung im Februar 1863 völ lig verzauberte. Und nun geschah das Wun der von Linz. Wie ein mühsam gebändigter Fluß, wenn das Stauwehr gebrochen ist, mit um so größerer Gewalt, mit um so größerer Wildheit davonstürmt, so machte sich jetzt die lange aufgespeicherte schöpferische Kraft in Bruckner Bahn, alle Dämme niederreißend, und es entstanden die beiden ersten vollgül tigen Werke, die beiden ersten, die Bruckner selbst als seiner würdig bezeichnete: die Messe in d-Moll für Soli, Chor und großes Orchester und die 1. Sinfonie c-Moll (1856/66). Es ist wie ein Wunder, daß gleich diese erste den Typ der Brucknerschen Sinfonie in Voll endung ausprägt. Vierzig Jahre hatte Bruck ner gewartet, bis er die Feder ansetzte zu die sem Werk. Was an Sinfonischem vorher ge schaffen war, zählte nicht. Nicht die f-Moll- Sinfonie, die als unmittelbare Frucht der Stu dien bei Kitzler von ihrem Schöpfer selbst als „Schularbeit" bezeichnet wurde, nicht die in d-Moll aus den Jahren 1863/64, die Bruckner trotz bedeutender Gedanken später als „un gültig", als „nur ein Versuch" ablehnte und deshalb als die „Nullte" in sein Gesamtschaf fen einreihte. Nun aber kommt die c-Moll-Sinfonie und braust wie ein Gewittersturm ins Land — er weiß es wohl, der junge Meister, was er da mit tut: „So kühn und keck bin ich nie mehr gewesen, . . . der ganzen Welt warf ich den Fehdehandschuh hin, so habe ich nie mehr komponiert". Mit diesem Werk hat Bruckner, so hat es Stradal trefflich formuliert, „den Speer weiter in die Zukunft geworfen als selbst Wagner." Im ersten Satz erleben wir die neue, die Brucknersche Sonatenhauptsatz-Form, die die bisher nur gelegentlich angewandte The- men-Trinität an Stelle des klassischen Themen- Dualismus zur Regel macht, wobei man die Brucknerschen Themen als Themengruppe, also als etwas Zusammengesetztes, auffassen muß. Die drei Themen der ersten Sinfonie, das über den pochenden tiefen Streichern in den ersten Violinen einsetzende Hauptthema, das als Duett der beiden Violinen beginnende warm blütige Gesangsthema und das dritte, in den Posaunen erklingende „Monumentalthema", bilden gewissermaßen das Schema aller spä teren Sinfoniethemen, die nur die Variationen dieser ersten zu sein scheinen. Im zweiten Satz kündigt sich der Meister der Adagios an, das Scherzo ist, wie später so oft, ausgegangen vom bäuerischen Tanzboden, greift aber schon hinüber ins Reich der Gespenster und Dämo nen, das Finale geht auf den ersten Satz zu rück - auch das ein typisch Brucknerscher Sin foniezug, der sich wiederholen wird. Die erste Sinfonie wurde am 9. Mai 1868 in Linz unter Leitung des Komponisten uraufgeführt und hatte einen gewissen äußeren Erfolg. Daß mit ihm ein neuer sinfonischer Tag angebrochen war, hatte niemand erkannt. VORANKÜNDIGUNG: Sonnabend, den 30. Januar 1982, 20.00 Uhr (Anrecht A 1) Sonntag, den 31. Januar 1982, 20.00 Uhr (Anrecht A 2) Festsaal des Kulturpalastes Dresden Einführungsvorträge jeweils 19.00 Uhr, Dr. habil. Dieter Härtwig 6. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Herbert Kegel Solisten: Jitka Kovarikovä, CSSR, Sopran Ulrik Cold, Dänemark, Baß Chor: Philharmonischer Chor Dresden Einstudierung Matthias Geissler Werke von Schubert, Brahms und Schostakowitsch Programmblätter der Dresdner Philharmoniker Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Die Einführung in Bruckners 1. Sinfonie stammt von Prof. Dr. K. Laux Spielzeit 1981 82 — Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Druck: GGV, Prod.-Stätte Pirna 111-25-12 ItG 009-1-82 EVP 0,25 M 5. PHILHARMONISCHES KONZERT 1981/82