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Voigtländifcher Anzeiger. 47. Stück. Plauen, Sonnabends den 2 5. November 18 r 5» Eine Thatsache, welche beweist, daß es auch in kaltem Himmelsstrichen giftige Thiere giebt. Die ziemlich allgemein herrschende Meie nung, baß giftige Nattern bei uns nicht einheimisch seien/ wird durch nachfolgenden äußerst merkwürdigen tragischen Vorfall voll» kommen widerlegt. DerMunicipalrath Dürst von Altdorf im Königreich Payern, ein Mann von 39 Jahren/ wollte am 28- April i8i3 in Pegleitung eines Freundes nach Nürnberg reisen. Ungefähr halben Wegs, eine Stunde von Fischbach, erblicken die beiden Reisenden eine Natter (Otter) mitten aufdem Waldwege, und da dieselbe nicht aueweichen wollte, so berührte sie Dürsts Begleiter mit seinem Stocke, um sie aus dem Wege zu treiben; allein sie blieb unbeweglich liegen, worauf sie Dürst, der Abmahnung seines Begleiters um geachtet, aufhvb. Die Natter, welche Dürst in seiner rechten Hand hielt, bog sich mit dem Kopf gegen dieselbe, und verwundete ihm das zweit« Glied des Daumens, und hierauf das -ritte Glied des Zeigefingers mit einem tödt- lichen Piß. Nachdem Dürst Verwundung spürte, schüttelte er die Natter ab, und sagte, daß ihn dieselbe gebissen habt, und baß es ihn Nie ein Bienenstich schmerze. Beide Wunden sahen wie Nadelstiche aus und auf jeder der selben war em Tropfen Blut, welches Dürft sofort mit dem Munde aussaugte, während sein Begleiter die abgeschüttelte Natter tödte- le. Beide verwundete Glieder schwollen so gleich auf, und dies bestimmte den sorgsamen Begleiter, kühle Erde auf die Hand zu legen, welche in wenigen Minuten die brennenden Schmerzen linderte, dagegen fing der Mund an zu schwellen. Nachdem beide Reisegefähr ten ungefähr eine Viertelstunde weiter gegan, gen waren, setzte sich Dürst auf einen Baum stamm nieder, versicherte, daß es ihm nicht möglich wäre, weiter zu gehen, und sagte, daß er wohl würde sterben müssen. Dee Kranke mürbe nun nach Fischbach gebracht und sogleich ein reitender Bote um ärztliche Hülfe nach Altdorf fortgeschickt. Der Kranke, dessen Hände schwarz und kalt wurden, dessen Mund und Leib aufschwvll, verlangte mit merklich verfallener Stimme Hülfe. Er ver, langte auf den Abtritt, woselbst er, eineDler- telstunbe verweilend, unter sich/ auch ober sich