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Unterhaltung und Geschäftsverkehr. .4L 14. Mittwoch, den 14. Januar. 1857. Erscheint täglich Morgens 7 Uhr. Inserate die Spaltenzeile oder deren Raum'zu S Pf. werden bis Abends 7 Uhr (Sonntags von 11—2 Uhr) angenommen. 1. Abonnementpreis ä Vierteljahr 1 Thlr., (monatlich 29 Zeilen unentgeldliche Inserate); 2. Abonnementpreis » Vierteljahr 15 Ngr. bei unentgeldlicher Lieferung in's Haus. — Für auswärts durch die Post s Vierteljahr 19 Ngr — Einzelne Nummern 1 Ngr. Expedition: Johannes-Allee Nr. 6, sowie auch Waiscnhausstraße 6 pt. Local- und Provinrial-Nachrichten. Dresden, den 14. Januar. Der vormalige Oberceremonienmeister, Geheime rath und Kammerherr Preuß in Dresden hac zur Unter stützung hilfsbedürftiger adeliger Fräuleins, besonders Töch ter verdienter höherer Staatsdiener in Sachsen eine Stif tung unter der Benennung „Preuß'sche Marienstiftung" gegründet. Er hat dieser Stiftung sein ganzes Vermögen gewidmet, und schon jetzt bei seinen Lebzeiten sein auf der Gewandhausstraße gelegenes, seit einer Reihe von Jahren von dem K. Preuß. und von dem K. K. Oesterr. Ge sandten bewohntes Haus- und Gartengrundstück dem Cul- tusministerium für diese Stiftung in Verwaltung überge ben. Die Stiftung soll, wenn nach des Stifters Tode die ihm auf Lebenszeit zu gewährende Rente dem Fonds der Stiftung verbleibt und nach einem von ihm vorge schriebenen Plane durch Ansammlung der Fonds neben dem gedachten Grundstücke die erforderliche Revenue ge währen wird, einer Stiftshofmeisterin und einer Anzahl Stiftsfräuleins freie Wohnung und eine, ihren Lebensun terhalt bei einfacher Lebensweise sichernve, jährliche Rente gewähren. Auf Einfachheit des Lebens weist auch eine besonders vorgeschriebene Kleidung hin, welcher jedoch durch ein goldnes Kreuz ein Schmuck beigegeben sein wird. Wenn nach dem Hinscheiden des großherzigen Stifters die Zeit zur allmaligen Entwickelung der Anstalt kommen wird, jo wird die Verwaltung an einen Stiftsverweser, welchen der Stifter testamentarisch zu ernennen sich Vorbehalten hat, übergehen; dieser hat dann I. M. der Königin, deren Protection die Stiftung untergeben ist, die zur Aufnahme geeignet scheinenden Fräuleins vorzuschlagen. Für jetzt hat I. M. die verw. Königin die Stiftung unter ihren Schutz genommen; künftighin soll die jedesmalige regierende Kö nigin um Uebernahme der Schutzherrlichkeit gebeten werden. Mit dem 1. Jan. d. I. ist diese Stiftung insoweit ins Leben getreten, als das erste Stiftsfräulein eine Seiten verwandte des Stifters, welches auk Lebenszeit desselben das einzige bleibt, in den Genuß der erwähnten Vortheile gefetzt worden ist. In Anerkennung der Verdienstlichkeit dieser patriotischen Schöpfung hat Se. M. der König dem Geheimenrathe Preuß das Comthurkreuz 1. El. des Ve» dienstordens verliehen. — Vergangenen Sommer wurde in hiesigen und aus wärtigen Blättern die Existenz einer Mormonengemeinde zu Dresden behauptet. Im „Dr. I." vom 20. Aug. v. I. wurde jener Zeitungsnachricht widersprochen. Hierauf wurde in der „S. Dorfz." vom 22. Aug. behauptet, es sei Thatsache, daß zwei hiesige Lehrer, Mäser und Schön- seld, sich der Secte der Mormonen angeschlossen, und von unterrichteterSeite werde versichert, daß Mäser relig.Versamm- lungen abgehalten habe; auch solle derselbe in seiner neuen Heimath am Salzsee zum „Apostel" ausersehen sein u. s. w. Die „Köln. Ztg." ließ sich unterm 22. Aug. aus Dres den schreiben: „Es ist auffallend, daß dem „Dr. I." ver borgen bleibt, was hier Tausende von Menschen wissen rc." Die „S. C. Ztg." druckte diesen Artikel ab und veröffent lichte auch eine Zuschrift von Karl Mäser, der sich aus London als „Aeltesten der Kirche Jesu Christi der Heili gen der letzten Tage" unterzeichnet habe. Auch ein Corre- spondent der „Oberlausitzer Stadt- und Landzeitung" widersprach der Versicherung des „Dr. I." Da die ge nauesten Nachforschungen und selbst die polizeiliche Haus suchung zu keiner auch nur entfernten Bestätigung jener Behauptungen führten, wurden die betreffenden Redacteure ! zu Angabe ihrer Gewährsmänner veranlaßt. Der Re- ! dacteur der „S. Dorfztg." erklärte, der Artikel sei von ihm selbst verfaßt und der Stoff dazu ihm durch Hörensagen zugekommen. Bei anderweiter Befragung nannte er Den jenigen, welchen er über die Mormonen hier habe sprechen hören, dieser erklärte aber, daß jene Acußerung nur auf Gerüchten beruht habe: einen Grund zu dem Glauben, daß hier Mormonen existiren und von denselben Versamm lungen abgehalten worden seien, habe er nicht. Der Re- dacteur der „Oberl. Stadt- und Landz." benannte als sei nen Correspondenten einen Dresdner Schiiftsteller, welcher die Urheberschaft des betreffenden Aufsatzes ablehnte. Von der Red. der „Köln. Ztg." wurde als der Dresdner