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Ottendorfer Zeitung II —« Bezugspreis: vierteljährlich l.20 Mark fx-i r«« Haus. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich i Mk. Einzelne Nummer >o pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. -- Ü Unterüaktung8- unä Anzeigeökatt y l--'"-- II rlnzeiFbApeeN: Lür dir kleinspoltige Ävrp»»-Keile ob« deren Raum w Pfg. — Im Reklametistl für dir kleinspalttge Petit-Heile ss pfg. Anzeigenannahme bi,Uhr mittag«. l»- Sellageg^ühr nach vvetndarmH. ^kit Wychmtüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel «nö Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dnick und Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Grsß-Vkrilla. verantwortlich für di« Redaktion h. Rühl« in Groß-GkMa. Nummer 7 Freitag, den f5. Januar W5. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Der deutsche Generalstab meldet: (W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz. In der Gegend ron Nienport fand ein heftiger Artilleriekampf statt, der die Räumung der feindlichen Schützengräben bet Palingsbrug (Vorort von Nieuport) zur Folge hatte. Die feindlichen Angriffe am Kanal von La Bassäe sind endgültig abgewiesen. Französische Angriffe auf La Boisselle und die Höhe Nouvron wurden zurückqeschlagen. Dem gestrigen erfolglosen französischen An griffe auf die Höhe von Crouy folgte ein deutscher Gegenangriff, der mit einer voll ständigen Niederlage der Franzosen und einer Säuberung der Höhen nordöstlich Cusfies und nördlich Crouy endigte. Unsere Märker setzten sich in d-n Besitz von zwei französischen Stellungen, machten 1700 Gefangene und eroberten vier Ge schütze und mehrere Maschinengewehre. Französischer Sappenangrtfi in der Gegend südlich St. Mihiel ist erfolgreich abgewiesen. Unsere Truppen setzten sich in den Besitz der Höhen nördlich und nordöstlich Nomeny. In den Vogesen ist die Lage unverändert. Oestlicher Kriegsschauplatz. Die Lage im Osten änderte sich gestern nicht. Oberste Heeresleitung. — Rasch hat sich das Blatt gewendet: In ihrem Bericht vom Montag meldeten die Franzosen nicht unbedeutende Erfolge im Raume von Soissons, noch am Dienstag abends 11 Uhr besagte ihr Bericht, daß die Deutschen zwar Gegenangriffe unter nehmen, eine Entscheidung aber noch nicht gefallen sei. Und wenige Stunden später kann der deutsche Generalstab eine voll ständige Niederlage der Franzosen aus den seit Tagen hartumkämpften Höhen nördlich von Soissons zwischen den Orten Crouy und CuffieS melden. Deutsche Tapferkeit und deutsche Ausdauer tragen schließlich doch den Erfolg über all die verzweifelten Anstrengungen des Feindes davon, der in richtiger Erkenntnis der Bedeutung dieses Frontabschnittes gerade hie: unterEinsetzung bedeutender Kräfte durchbrechen wollte. — Ueber den Kampf um die I'isne- stellungen schreiben die „Leipz. N Nachr.": Während in ganz Flandern zurzeit nur ArtilUriekämpfe statlfinden, da die Ueber- schwemmungen andere Unternehmungen nahezu unmöglich machen, werden besonders im Raume von Soissons die beiderseitigen Jnfanterieangrtffe fortgesetzt. Hier be haupten die Franzosen nicht unbedeutende Erfolge errungeu zu haben und stellenweise bis in die zweite Verteidigungslinie vor gedrungen zu sein. Diesem Vorteil steht aber der deutsche Erfolg bei Crouy gegen über, wo die Franzosen blutig abgewiesen wurden. Bei Perthes liegen die Verhältnisse ähnlich. Auch hier gelang es dem Feinde nicht, einen anfänglichen Gewinn fort zusetzen, vielmehr erlitt er schwere Verluste. In den Argonnen sind dagegen unsere Waffen weiter im entschiedenen Vorteil, Unsere Offensive schreitet hier unter stetigem Bodengewtnn vorwärts. Und die schweren Verluste der Gegner sind ein Beweis dafür daß seine Lage die bei weitem ungünstigere geworden ist. An der übrigen Front ist es nur zu unbedeutenden Gefechten ge- ^mmen, In den Vogesen scheint dichter Schneefall vorerst alle Operationen unter- dunden zu haben. Die allgemeine Lage ist unverändert, es ist nicht abzusehen, wenn ein entscheidender Umschwung erfolgt. Denn auch auf der Gegenseite scheint man trotz aller Offensivgelüste sparsam mit dem Mrnschenmatertal zu werden und nicht das ganze Spiel auf etue Karte sitzen zu wollen. Aus Amsterdam wird berichtet: Die Versuche Englands, Deutschland aus zuhungern, scheinen dazu führen zu sollen, )aß England selbst von einem ernsten Nahrungsmittelmangel bedroht wird. Die Weizeneinfuhr nach England ist, wie die englischen Blätter selbst zugeben, außer ordentlich eingeschränkt und die Weizen preise sind infolgedessen im starken Steigen Gegriffen. Wie bereits berichtet, ist der Weizeopreis, der vor einem Jahre ngefähr 30 Mark betrug, jetzt auf 46 Mark ge stiegen Die Regierung ist bestrebt, der Beunruhigung, die infolge des Steigens der Weizenpreise immer weitere Kreise er faßt hat, dadurch entgegenzutreten, daß sie durch Reuter folgende Meldung verbreiten läßt: Offiziell wird berichtet, daß im Pendschak, die sehr fruchtbare nordwestliche Provinz Indiens, eine sehr große Getreide ernte erwartet wird. Das mit Getreide bebaute Gebiet umfaßt rund 13 Millionen Hektar. Falls das Weiter gut ist, können die Verbündeten, soweit sie die Herrschaft zur See behalten, so ruhig sein, wie im tiefsten Frieden. Soweit die von Reuter dem englischen Publikum verabreichte Be ruhigungspille. Ihr Wert wird durch den Zusatz „falls das Wetter gut ist" usw. schon auf das richtige Maß herabgedrückt. Uebrtgens zeigen außer den Weizenpreisen die Preise für Fische eine beträchtliche Steigerung, die je nach der Qualität bis 100 Prozent höher sind als vor einigen Wochen. Auch Kohlen sind seit Sonnabend beträchtlich im Steigen begriffen. — Folgender von der Firma A. Walte u. Ko. in Tientsin am 25. November 1914 nach Bremen abgesandter Brief wurde den Bremer Nachrichten zum Abdruck zur Ver fügung zugestellt: Sie werden erfreut sein zu hören, daß alle unsere Bekannten mit heiler Haut aus Tsingtau herausgekommen sind und sich jetzt in Japan befinden. Verwundet sind . . . Non einem unserer Angestellten hatte ich schon ein Telegramm aus Japan. Es sind keine bekannten Tientsiner gefallen, wie ich gestern von Aerzten hörte, die freigelassen sind. Die Beschießung in den letzten Tagen muß kolossal gewesen sein. Die Herren Eng länder haben sich kaum an der Belagerung beteiligt und sind auch von den Japanern gänzlich ignoriert worden, da sie beim Ern- marjch von diesen nicht mit zvgelassen worden sind, sondern draußen haben warten müssen, bis die Uebergabe erledigt war. Die Uebergabe erfolgte erst, nachdem oie Japaner schon in den Siraßen von Tsingtau waren. Die Deutschen haben nicht mehr als 600 Tote und Verwundete gehabt und haben sich anscheinend sein geschlagen. Die Japaner haben immerfort nach weiteren Soldaten gesucht, da st? nicht glauben wollten, daß schließlich 3500 Mann sich zur Uebergabe meldeten. Sie glaubten, es müßten mindestens 10 000 Mann gewesen sein. An Munition haben sie nichts er beutet. Die Artilleriewunitian war gänz lich verschossen. Die sämtlichen Geschütze sind kurz vor der Uebergabe gesprengt und die sämtlichen Gewehre verbrannt worden. In der Gouvernementskasse sollen 67 Cents gewesen sein, während die D. A. B. ihre sämtlichen Noten kurz vor der Uebergabe verbrannt hat. DaS Silber war schon längst vorher herausgeschafft worden. Der Hafen ist zum großen Teil zerstört und der Eingang durch mehrere Dampfer, die ge sprengt wurden, blockiert. Auch sind die Kanonenboote sowie die österreichische Kaiserin Elisabeth im Hafen versenkt, so daß die „gelben Briten" nicht viel Kriegs material gekriegt haben. Die Stadt selbst jat ziemlich gelitten, es soll kaum ein )aus unbeschädige sein. Oertliches und Sächsisches. Gttendorf-Vkrilla, j2. Januar MS. — Die Erhöhung des Karioffelzusatzes zum Roggenbrot. Durch die letzre Bundesrats- vermdnung ist der Karloffeizusatz zum Roggen- rol von 5 aus 10v/g herouigejetzt worden. )wse Maßregel Hal sich als notwendig erwiesen aus zwei verschieden Gründen. Als durch die erste Verordnung deS Bundesrates der Kartoffelzusatz auf mindestens 5°/g festgesetzt wurde, geschah dies in der Erwartung, daß da? Publikum uus eigenem Antriebe im Jmenss unserer Lebensmittelversorgung durch Streckung der Getreidevorräte sehr bald zum Herbrauch des L-BroteS mit dem höheren Kartoffelzusatz übergehen würde, nachdem sich herausgestellt hatte, daß Brot mit Kartoffel- zusotz mcht nur wohlschmeckend, sondern auch gut bekömmlich ist. Ebenso rechnet man damit daß die Bäcker in ihren eigenen Jnlereffe L Brot in großem Umfange Herstellen würden, Heide Erwartungen sind jedoch enttäuscht worden. In der Mehrzahl der Bäckereien war auch lange nach dem Inkrafttreten der Verordnung L-Brot überhaupt nicht zu lausen und in einer ganzen Reihe von Orten ist wlches niemals hergestellt worden. Die Bäcker behaupten vielfach, daß die Verbraucher das L-Brot überhaupt nicht verlangen, und daß außerdem Trockenkarioffeln schwer zu erhalten >e>en. Es mußten iwolgedessen, um das erstrebte Ziel zu erreichen, Zwangsmaßnahmen getroffen werden. Außerdem aber war bei einem Kartoffelzusatz zum Roggenbrot von nur bo/g eine nahrungSmittelchemische Beaus- sichtigung nicht möglich, während ein Mindest- zufatz von 10°/o durch eine Untersuchung festgesteüt werden kann. Um einen etwaigen Mangel an Trockenkartoffeln zu begegnen, ist den Bäckern gestattet, auch gequetschte oder geriebene Kartoffeln zu verwenden. Man hat edoch nicht mit einem Zusatz von 10°/° Trockenkartoffeln entsprechenden Mindestsatz von 40 o/« Gewichtstetlen vorgefchrteben, sondern nur 30°/o um zu verhindern, daß bei unzureichender Erprobung des Back- verfahrens das Brot nicht voll durchgebacken wird. — Brotvergeudung durch Schulkinder. Eine Brotverschwendung durch Schulkinder findet trotz aller Sorge um die Ernährung des Volles immer noch statt. Man hat be obachtet, daß viele Schüler als Frühstück Brvtstücke mitbekommen, die selbst der gesunde Appetit eines Tagelöhners nicht bewältigen könnte. Bet Beendigung der Pause wird deshalb häufig der Rest des Brotes weggeworfen Es geschieht dies besonders von den kleineren Schülern. Man hat berechnet, das durch diese Vergeudung täglich in jeder Klasse mindestens ein halbes Pfund Brot verloren geht. Das würde in einer mittleren Stadt mit 200 Schulklassen 50 Kilo täglich, also 6 Zentner in einer Woche ausmachen. Auch zu Haufe wird manches Stück Brot von den Kindern vergeudet. Kommt das Kind nach Haufe, und das Essen ist noch nicht fertig io erhält eS von manchen Müttern ein Stüc Brot, das nicht immer aufgegessen wird. Einzelne Schulverwaltungen haben sich jetzt auch dieser Gelegenheit, Brot zu sparen, an genommen und ihren Lehrern empfohlen, au jede Unsitte zu achten. Sie sollen auch in dieser Beziehung aufklärend und belehrend ruf die Schulkinder und deren Eltern ein wirken. Der Ernst der Zeit verlangt, mit dem Brot sparsam umzugehen. Pflicht der Eltern 't cs, ihre Kinder dazu anzuhalten; sie sollten ch aber zunächst selbst davor hüten, den Binder zu viel zu geben. — Verfüttert kein Brotgetreide, denn daS ist laut Verordnung des deutschen Bundes rats verboten und Zuwiderhandelnde werden mit Geldstrafe bis zu 1500 Mark bestraft. Dieses Verbot betr. das Verfüttern von Brot getreide und Mehl wird in Viehhaltungen in >enen bisher das Verfüttern von Roggen zur Mästung üblich war, vielfach nicht unerhebliche Erschwerungen verursachen, zumal auch Futter gerste und Kleie knapp und teuer sind. Trotz- >em müssen sich die Viehbesitzer im vater ländischen Interesse in die schwierige Lage chicken, und bedenken, das es für ein erfolg reiches Durchhalten des gegenwärtigen Krieges namentlich für den Fall einer längeren Kriegs dauer in erster Linie notwendig ist, die Brot« Versorgung zu sichern. Das Sprichwort: „Man muß sich mit Brot behelfen, bis man Fleisch bekommt" wird jetzt zur ernsten Wahrheit. Wer widas das Verbot Brot getreide und Brotmehl verfüttert, versündigt ich am Vaterland! Dieser Mahnruf möge in alle beteiligten Bevölkerungskreise dringen und von ihnen beherzigt werden. Denn der wichtige Zweck des Verfütterungsverbot läßt sich nur erreichen, wenn die Viehhalter nicht allein wegen der für Zuwiderhandlungen zu erwartenden Strafe, sondern auch vor allem aus eignen vaterländischen Pflichtgefühl daS Verbot befolgen. Radeberg. Ein recht bedauerliches Unglück ereignete sich heute früh gegen 7 Uhr bei Ablösung der Militärbahnpoften an der Löwenbrücke. Der Reservist Otto Fritzsch wollte seinen Kameraden ablösen und ging über die Gleise der Bahn. Im gleichen Augenblick kam der Arnsdorf—Dresdner Zug und ehe sich Fritzsch in Sicherheit bringen konnte wurde er von der Maschine ersaßt und zur Seite geschleudert und blieb mit sehr schweren Kopfverletzungen, Gehirnerschütterung und inneren Verletzungen liegen. Der Lokomotivführer bremste sofort und brachte auch bald den Zug zum Stehen. Fr. wurde nach dem Bahnhof Radeberg gebracht und von hier in das Stadlkrankenhaus überführt. Wie man ermitteln konnte, ist Fritzsch von Zivclberuf Bäcker, 25 Jahre alt und bereits im Felde gewesen. Möge dem Bedauerns« werten eine volle baldige Genesung beschicken sein. Arnsdorf. Ein bedauerlicher Unfall ereignete sich am Sonnabeng auf dem hiesigen Bahnhofe. Dem Weichenwärter, Herrn König wurde der rechte Arm abgefahren. Den Unglücklichen. brachte man im Siechkorbe nach dem hiesigen Lazarett. Großröhrsdorf. Gestern vormittags brach im Dachraum des alten Fabrikgebäudes der Firma F. A. Schurig Feuer aus, welches sich alsbald über die daselbst befindlichen Lagerräume ausdehnte und den Dachstuhl vernichtete. Anch das 1. Stockwerk in welchen Webstühle aufgestellt sind, wurde in Mitleiden schaft gezogen uud teilweise stark beschädigt. Der Tätigkeit der Feuerwehren gelang es, trotz schwieriger Verhältnisse, daß Feuer einzu schränken. Das neue Fabrikgebäude ist voll ständig unversehrt geblieben. Die EntstehungS- ist unbekannt. Deutschendorf. Der Krieg hat hier eine rege Beschäftigung gebracht, sodaß es fast gar keine Arbeitslosen gibt. In den Holzwaren- und Zigarrensabrtken gibt es so viel Aufträge daß diese kaum bewältigt werden können. Kirchennachrichten. Donnerstag, den 14. Januar 1915. Ottendorf-Okrilla. Abends r/,8 Uhr Kkisgsbetstunde«