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Dresdner Journal : 26.06.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189006265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-06
- Tag 1890-06-26
-
Monat
1890-06
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 26.06.1890
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N«145 Donnerstag, den 26. Juni, abends. 1880. v«»oU»pr«l»r kür vr»»äa» viortoljLürliet» > SO ?k, d«i ä«o X»i»»r1. <ivat»oi»«o ko«t»a»t»1too viorttl- MirUoü 3 »o„ort»»Id 6« äsottekss L«cd«« tritt?o,t- ooö 8t«iapoI»u»<:t»Io8 Nu»». Liorolv« ltowweru: 10 kk. LLlivväkxanboxvdlllireu» ktlr 6s» L»um «ioor ^s,p»IteoeL 2«U« Uoioor Lclirilt 30 kt. votor ,,kul^s«oät" äi» 2«i1o iw kt. ü«i Udottoo- ooä 2i§«rviLtt Svttpr. Aukxrkl»^ krsedvtsvur DL^Uol» mit Amu»»I»iL0 äsr 8oo»- a. »dooäi. koroiprood-AvieLIu»«: Ur. 12VK. DresdnerÄnrnal. Für die Gesamtleitung verantwortlich r ^ofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. Lommi»»iooLr 6«, vreiäoor ^ounml«; A»»d«r» >«rU» Vi»» N—«l Lr«U»« rr«»k1«r» ». ».! ^aarenÄ«,« <S 1 oA/kr, >«rU»-wi«-U»»d»r, kr»U L,tp«1,-»r»Lb1«N ». ». »Loeb«: L««k. L/o««,' ?»r1» L«»äo» I»rllL »r»ottvn ».». : Da«-« F <7o, N«rU»: /«ratttienciant, Ir««I»n: ^«,,1 La-at-,' U«m«r«r: 0. üc-ir«?«r, L»U« «.».: Larct <S 6». Ner»u»U«d«r» Lüm^l. Lrpoäitioo äe, vro«äi>«r Zounmtt. vroiäeo, 2viQK«r»tr. LV. k«rLsprsvN--u»otütt««: Ur. 128b. Westessungen ^»uf da- „Dre-dner Journal" für da- nächste Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts: bei den betreffenden Postanstalten zum Preise von 3 M. König!. Expedition -es Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Dresden, 26. Juni. Se. Majestät der König Haben Allergnädigst geruht, nachstehend aufgeführte Personal-Veränderungen in der Armee zu genehmigen. A. Ernennungen, Leforderungen, Versetzungen Die Beförderung des Premierlieutenants der Re serve Freiherr von Streit des 8. Infanterie-Regi ments „Prinz Johann Georg" Nr. 107 zum Haupt mann; die Beförderung der Sekondlieutenants der Reserve Wienhold, Bilsing und Hirschfeld de- 5. Infanterie-Regiments „Prinz Friedrich August" Nr. 104, vr. Gäbler und vr. Körner des Schützen- (Füsilier-) Regiments „Prinz Georg" Nr. 108 zu Premierlieutenants; die Beförderung des Premier lieutenants der Kavallerie 1. Aufgebots Bohland des Landwehr-Bezirks Wurzen, zum Rittmeister; die Be förderung der Sekondlieutenants der Infanterie 1. Aufgebots Weber und Kretschmann des Land wehr-Bezirks II. Leipzig, der Sekondlieutenants der Jäger l. Aufgebots Zechel und Schi ege des Land wehr-Bezirks I. Leipzig und Tittel des Landwehr- Bezirks I. Dresden, sowie des Sekondlieutenants der Kavallerie 1. Aufgebots Meuser des Landwehr-Bezirks Plauen zu Premierlieutenants; die Beförderung des Assistenzartes 2. Klasse im 3. Infanterie-Regi mente Nr. 102 „Prinz-Regent Luitpold von Bayern" Tost- löwe, der Assistenzärzte 2. Klasse der Reserve vr. Langer des Landwehr-Bezirks Bautzen und vr. Hart mann des Landwehr-Bezirks II. Chemnitz zu Assistenz ärzten 1. Klasse; die Beförderung des Unterarztes im 10. Jnfanterie-Regimente Nr. 131 Rall, der Unter ärzte der Reserve Vr. Ponndorf de- Landwrhi BezerS» Bautzen, Höfer des Landwehr-Bezirks Zwickau, Wasserfall und vr. Boettiger des Landwehr- Bezirks I. Leipzig, vr. Gebser des Landwehr-Bezirks Wurzen, vr. Schmidt und vr. Wagner des Land wehr-Bezirk- I. Dresden zu Assistenzärzten 2. Klasse. v. Äbschit-sbrwilligungen. Die Stellung zur Disposition des Majors und Bataillons-Kommandeurs im 9. Infanterie Regimente Nr. 133 von Winckler, in Genehmigung seines Ab schiedsgesuches, mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Uniform des 1. (Leib-) Grenadier-Regiments Nr. 100 mit den vorgeschriebenen Abzeichen; die erbetene Verabschiedung der nachgenann ten Offiziere des Beurlaubtenstandes aus Allerhöchsten Kriegsdiensten als: des Hauptmanns der Infanterie 1. Aufgebots Heine des Landwehr-Bezirks II. Leipzig mit der Erlaubniß zum Tragen der Landwehr-Armee- Uniform , des Hauptmanns des Trains 1. Aufgebots Winkler des Landwehr-Bezirks Glauchau mit der Er laubniß zum Forttrageu der bisherigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, des Sekondlieutenants der Infanterie 1. Aufgebots Stübiug des Landwehr- Bezirks II. Leipzig, des Sekondlieutenants der Feld- Artillerie 1. Aufgebots Beckert des Landwehr-Bezirks I. Leipzig und des Sekondlieutenants der Kavallerie 2. Aufgebots Scheven des Landwehr-Bezirks Zittau. Feuilleton. Spätsommer.*) Erzählung von G. Franke. Über deu wurzeldurchzogenen Waldboden schritten zwei Männer im Jagdrock. Eine weiß und braun gefleckte Vorstebhündin lief, die Nase in der Luft und bei jedem Windhauch nach allen Seiten witternd, vor ihnen her. Ab und zu wandte sie den feinen Kopf mit den braunen, Hellen Augen iu ihrem Herrn zu rück, als wolle sie nach seinen Befehlen fragen. Es war noch früher Morgen. Im Schatten hing der Tau in bunten Perlen an den Gräsern. Würziger Duft von dem lichtgrüncn Laube, mit dem kräftigen Harzgeruch vereinzelt stehender Tannen vermischt, durch drang ringS die Luft. Der Thymian überzog in weiten roten Horsten ganze Strecken des Bodens. Allerlei geflügeltes, summendes, saugendes Volk taumelte trunken darüber hin. Goldenes Licht und bläuliche Schatten, heitere Stille, durch die nur ab und zu ein verlorener Vogel laut klang Aus der Heimlichkeit der Büsche wisperte das zeternde, zirpende Begehren der jungen Brut. Die Alten hatten ihre Hausstandssorgen. Die Schnäbel voll Atzung, daß Raupen und Würmer wie ein Bärt chen zu beiden Seiten daran herabhingen, huschten sie eilig und unermüdlich, die Nimmersatten Mäuler zu füllen *) Nachdruck mUer?agt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Büchsenmacher Freyer deS Garde - Reiter- RegimentS anläßlich seine- UebertrittS in den Ruhe stand das Albrechtskreuz zu verleihen. Bekanntmachung. Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß ge bracht, daß die Verwaltung der Agentur der AlterS- rentenbank zu Dittersdorf bei Zschopau von dem Lotteriecollecteur Karl Friedrich Aurich daselbst auf die dasige Haltestelle der StaatS-Eisenbahnen übergegangen ist. Dresden, den 24. Juni 1890. Finanzministerium. von Thümmel. Wolf Nichtamtlicher Teil. Telegraphische WachrichLen. Kiel, 26. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ 1 Se. Majestät der Kaiser wohnte heute vormittag auf der StationSjacht der Segelregatta deS Marine- regattavereinS bei, an welchem 67 Segelboote teunahmen. 18 Boote starteten um den Kaiser preis. Bern, 26. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Ständerat genehmigte den NiederlaffuvgSvertrag mit Deutschland, gleich dem BundeSrate einstimmig. Rom, 26. Juni. (Tel. d. Dresdn. Jour.i.) In Favara (Provinz Girgenti) fand am Johannis- tage zwischen etwa 3006 Arbeiter» einer Schwefel- grübe, welche streikten, und der Polizei ein Hand gemenge statt. Drei Gendarmen und ein Unter- lieutenant wurden verwundet. Die Arbeiter zün deten den Büraerklub an. 50 Männer und Krauen wurden verhaftet. Washington, 25. Juni. (W. T. B.) DaS Repräsentantenhaus lehnte sämtliche vom Senate zu der Silberbill angenommene Amendement-, einschließlich desjenigen über die freie Ausprägung von Silber, ab. Lie Bill wird nunmehr an den Senat zurückaehen mit dem Anträge, ein au- MkMiedern der Kammer und deS Senat- be stehendes Komitee zur weiteren Beratung der Frage zu ernennen. Dresden, 26. Juni. Politische Zwangslagen. Bekanntlich lauten die Äußerungen des fran zösischen Ministers des Äußern, Ribot, über das deutsch-englische Abkommen in der franzö sischen Deputiertenkammer folgendermaßen: „Wir haben den Brief des Lord Salisbury an den englischen Bot schafter in Berlin, Sir Edward Malet, gelesen, in dem es heißt, Großbritannien gedenke, sein Protektorat auf Sansibar auszudehnen. Hr. Deloncle fragt mich, ob England dies ohne die Zustimmung Frankreichs thun könne. Er weiß aber schon, daß Art. 34 des Schluß protokolls der Berliner Konferenz alle europäischen Signatarmächte, welche ihr Protektorat auf irgend einen Punkt des afrikanischen Kontinents ausdehnen wollen, verpflichtet, die übrigen Signatarmächte davon in Kenntnis zu setzen, damit sie ihre Einwände erheben oder vorkommenden Falls ihre Rechte geltend machen können. England wird sich dieser Verpflichtung nm so weniger entziehen, als es im Jahre 1862 eine Er klärung unterzeichnete, durch die Frankreich nnd Eng land sich verpflichteten, die Unabhängigkeit des Sul- Jn dem Schweigen des Morgens tönten laut und lebensvoll die Stimmen der Männer Kein Wunder, daß die breite Brust des Jüngeren so vollklingende, urkräftige Laute hergab. War doch die reckenhafte Ge stalt wie aus Erz gefügt. Wie ein Häuptling aus sagendunkler germanischer Vorzeit schritt er durch den lichten Wald, in dem weder AuerochS, noch Bär, noch Eber seinen Kampfesmnt herausforderten. Wer ihm begegnete, vergaß wohl im Anstaunen dieser schlanken und doch von strotzender Kraft schwel lenden Glieder, bis hinauf zu sehen in das Antlitz des stattlichen Waldgesellen. Doch wer einmal dahin gelangt, fand, was die Gestalt versprochen: ein blondes Haupt von reinen Verhältnissen, ans dem die blauen, feurigen Augen mit dem Blick großmütiger Milde — dem schönsten Zeichen überlegener Kraft — leuch teten. Um Kinn und Mund lag diese starre, trotziae Kraft selbst; doch für gewöhnlich täuschte ein ernst freundlicher Ausdruck über die schlummernde Gewalt. In diesem Augenblick aber sah der Recke grimmig drein, als wolle er eine Handvoll Widersacher wie ein Bünbel dürren Reisigs zerbrechen. Der alte, graue Forstwart, mit dem er nun seit mehreren Tagen durch sein neues Reich, den unermeß lich weiten, grünen Wald, geschweift, er hatte nicht zu viel, ja kaum genug gesagt von dem heillosen Zustande desselben. Überall Vernachlässigung der Kulturen, Verwüstung der jungen Schläge! Überall die Spuren achtloser vandalischer Füße und Fäuste! Er kam eben vom Seeberae. Als er dort oben im ersten Frühjahr einmal als Gast de- verstorbenen Oberförsters gejagt, wie hoffnungsvoll hatte der junge fünfjährige Tannen schlag gestanden! Seitdem waren die Beeren reif ge- tans von Sansibar beiderseitig zu achten, und Deutsch land im Jahre 1885 dieser Erklärung beitrat. ES versteht sich also von selbst, daß England, nicht daran denkt, sein Protektorat auf Sansibar auSzudeh- ncn, ohne Frankreich zu benachrichtigen und sich mit ihm zu verständigen. Die Regierung hat zur Stunde noch keine Mitteilung Englands erhalten. Ich nehme daher an, daß weder Hr. Deloncle noch ein anderes Mitglied der Kammer gegenwärtig eine Diskussion veranlassen will, welche verfrüht wäre. Nicht auf der Tribüne kann mit einer fremden Regierung eine Unter haltung eingeleitet werden, in der wir allerdings unsere Rechte verteidigen, aber zugleich die höflichsten Formen und Begehungen wahren wollen." An diese taktvolle Antwort anknüpfend weist ein niit den Pariser Verhältnissen bewährter Berichterstatter der „W.-Ztg." sehr treffend darauf hin, daß in Bezug auf die Sansibaranaelegenheit die französische Regierung die durch den deutsch-englischen Vertrag angeregten Fragen ungleich nüchterner auffaßt, als der Journalist und der diplomatische Spezialist des Parlaments. Hieran ließ sich allerdings von vornherein nicht zweifeln. Das auswärtige Amt, das nicht nach Gefühlsimpulsen, son dern nach verständiger Erwägung im Hinblick auf sach liche Ziele handeln muß, konnte sich nicht der üblen Laune hingeben, die allerdings ja in Frankreich jetzt allgemein und auch erklärlich ist. Es wird wahrschein lich nur die Stellung, die Frankreich durch den Ver trag von 1862 als Garantiemacht für die Unabhängig keit von Sansibar einnimmt und in der es durch den Beitritt Deutschlands im Jahre 1885 bestätigt worden ist, nach Kräften benutzen, um irgend ein Vorteilchen in Ägypten oder auch nur in Neufundland herauszu drücken, wenn England auf der Ergreifung des Pro tektorats über Sansibar besteht. Das wäre immerhin etwas, wenn auch wenig im Vergleich zu den wesent lichen Vorteilen, welche Frankreich durch seine Re vanchepolitik seit 19 Jahren verscherzt hat. Die letztere ist in der That der Grund der französischen Enttäuschungen, und da sie die Lieblingspolitik der Nation ist, schmerzen ihre Folgen doppelt. Die deutsche Regierung war, um das rachsüchtige Nachbarvolk zu beschwichtigen, zu weitgehender Unterstützung franzö sischer Pläne bereit, sofern dieselben sich abseits von den Reichslanden, womöglich auf überseeische Gebiete rich teten. In diesem Sinne erhielten die Franzosen die Zusicherung deutschen diplomatischen Einflusses zur Aufrichtung ihres Protektorats in Tunesien — eines Protektorats, das einer Besitzergreifung deS reichen und strategisch wichtigen Landes gleichkommt. Aus dem gleichen Grunde gewährte die deutsche Regierung ihre Fürsprache, als die Franzosen mit ihrer Tonkin expedition in der Klemme saßen. Das war zu Ferrys Zeiten. Später drehte sich der Wind. Man glaubt gewöhnlich, daß dies durch Ferrys Sturz geschehen sei, doch hätte auch dieser Staatsmann, der unrechter weise als Freund eines dauernd guten Einvernehmens mit Deutschland galt, dieselben Bahnen beschritten, auf denen später Freycinet, Flourens und Goblet wan delten. Seine vertrauliche Antwort auf die Frage, ob er sich wirklich mit Deutschland einlassen wollte, ist charakteristisch, „O'est un coup äe cllapeau" erklärte er. Er zog vor Bismarck „nur den Hut", um etwas zu erlangen. Das verpflichtete ihn zu nichts und hat ihn thatsächlich nie verhindert, die Patriotenliga mit Mitteln auszustatten und ruhig den chauvinistischen Exzeßen gegen Deutsche zuzuschauen, die zu seiner Zeit so häufig wie nie zuvor und niemals wieder in Paris vorkamen. Vom Jahre 1885 an bewegte sich die französische Politik mit beschleunig tem Tempo in der Richtung auf ein Bündnis nnt Rußland. Die deutschen Avancen waren umsonst ge wesen, und das war schade für Frankreich jedenfalls, für^uns vielleicht nnd wohl auch für ganz Europa. worden und unzählige Füße in Holzschuhen, in grobem und feinem Lederzeug hatten sich die Vernichtung der fröhlich cmporstrebenden Stämmchen angelegen sein lassen. Um elende Pilze, Beeren, dürres Holz die Forst auf lange Jahre verschändet! „Vogt!" sagte der junge Oberförster ingrimmig, „sie sollen's schon gewahr werden, daß ein anderer jetzt das Regiment hat! Wie mit Blitzen will ich dreinschlagen, fass' ich einmal so einen — einen —! Die Prachtforst, Vogt, nnd die Wildbahn! Des Försters liebste Hege und Pflege! Heiliger Hubertus! Das Herz könnt' einem bluten! „Ich weiß noch, als ich früher einmal hier war. Zehn Jahre oder mehr mag's wohl schon sein. Ich war ein blutjunger Forsteleve und steckte tief in der grauen Theorie. Wenn man da so vor sich hin ging und an kein Wild dachte, plötzlich knackte es heimlich in den Büschen — und dann das eilige Huschen da und dort! Wenn man Geduld hatte und vorsichtig gegen den Wind ging, so konnte man manchen Sprung Rehe zwischen den Stangen sehen. Und in den Dickungen lockten die Ricken und die Kälbchen fiepten Sie wußten wohl, sie waren sicher, wenn auch manch braver Bock dran glauben mußte. — Doch heutzutag'! Zählen könnt' man ja die paar Stücken Rehwild! Alles niedergeknallt, Ricke und Schmalreh gemeuchelt! Aber wenn ich sie treffe, Vogt, die Wilddiebe, zwei' beinig und vierbeinig! Sie sollen an mich denken!" Der Alte sah den Zornigen bedächtig von der Seite an. Er hält' vor diesen Augen kein schlecht Ge wissen haben mögen. So einer hatte gefehlt, nm den langjährigen Schlendrian wieder gutzumachen. Seit die schön gelegene Waldstad» sich als Bade- Wir haben mit den Franzosen so starke und nahe liegende Interessen gemeinsam, wie mit kinem anderen Lande außer Österreich. Gai» Europa hätte bei einer wenn auch nur zeitweiligen Beilegung der RüstungS- konkurrenz zwischen nns und unserem lieben Erbfeind Erleichterung gesunden; ein unermeßlicher Vorteil für die ganze Kultur wäre aus dem Zusammenstehen der gesitteten Westmächte erwachsen. Frankreich hatte seiner seits bei seinen überseeischen Unternehmungen freie Hand und sicheren Rückhalt verlangt Es ist anzu nehmen, daß die Engländer sich jetzt in Ägypten nicht gar wohl und geborgen fühlen würden, wenn eS so gekommen wäre, wie eS ja thatsächlich nicht gekommen ist und bei dem Revanchetrieb, der die Franzosen für alles andere blind macht, kommen mußte. Daß Frank reich, indem es die Politik der Unversöhnlichkeit gegen Deutschland und der Koketterie mit Rußland betrieb, zugleich die Möglichkeit eines Einvernehmens mit Eng land ausschloß, lag in der Natur der Dinge, da Eng land von einer Schwächung des friedcnhaltenden deut schen Einflusses keinen Vorteil und von einer Stärkung der russisch - französischen Wacht vollends schwere Verluste zu erwarten hat. Deshalb waren auch die Gerüchte einer englisch französisch-russischen Tripel allianz, die im Jahre 1888 gelegentlich der Reise Lord Churchills über St. Petersburg und Paris auf tauchten, völlig sinn- und haltlos. Jetzt beginnen die Franzosen, das Fazit ihrer Politik zu ziehen. Daß es dabei an Ärger nicht fehlt, ist natürlich. DaS russisch-französische Einvernehmen hat allein für den fernliegenden Fall eines europäischen Krieges einen Wert, der überdies höchst problematischer Natur ist. Inzwischen wirkt es nur schädlich auf die französische Politik, indem sie die Franzosen isoliert. Es ist bitter, andere zuareifen zu sehen, wenn man selbst die Hände gebunden hat, doppelt bitter, wenn man am alten Erbfehler der Gallier, der Eifer sucht, leidet, dreifach bitter, wenn man durch eigene Fehler zur Rolle des gierigen Zuschauers verur teilt ist. Tages geschichte. * Bcrlin, 25. Juni. Se. Majestät der Kaiser besichtigte heute mittag in Kiel das nene Panzerfahr zeug „Siegfried". Gegen ^2 Uhr, nach der Familien tafel, begab sich der Monarch in Begleitung Ihrer Majestät der Kaiserin sowie deS Prinzen und der Prinzessin Heinrich nach Holtenau zur Besichtigung der Arbeiten am Nordostseekanal bei Achterwehr. - — Die Beschlüsse des Reichstags in zweiter Lesung zu dem in der Kommission festgestellten Ge setzentwurf über die Gewerbegerichte liegen nunmehr in authentischer Form vor. Sie sind weder mannigfaltig noch einschneidend. Im großen ganzen hat das Plenum sich den Wünschen seiner Kommission angeschlossen. In den Abschnitt über die Errichtung und Zusammen setzung der Gewerbegerichte ist al- neu die Borschrift euigefügt, daß die Genehmigung des Ortsstatuts, womit die Errichtung der Gewerbegerichte sür den Bezirk einer Gemeinde erfolgt, nur verfügt werden dürfe, wenn dessen Bestimmungen mit den Gesetzen in Widerspruch stehen. Sodann ist eine kleine Ein schränkung der Zuständigkeit der Gewerbcgcrichte vorgenommen. Streitigkeiten über eine Konventionalstrafe, welche für den Fall bedungen ist, daß der Arbeiter nach Beendigung des Ar beitSverhältnisseS ein solches bei anderen Arbeitgebern eingeht oder rin eigenes Geschäft errichtet, sollen nicht zur Zuständig keit der Gewerbegcrichte gehören. Die Berechtigung zur Teil nähme an den Wahlen ist insofern etwas ausgedehnt worden, als die auch in der Kommission angenommene Voraussetzung des vorherigen Aufenthalts von zwei Jahren innerhalb de» Bezirks des Gewerbegerichts auf ein Jahr ermäßigt ist. Schließ lich soll, wer das Amt eines Beisitzers sechs Jahre versehen hat, berechtigt sein, während d» nächsten sechs Jahre die Uebcrnahme des Amtes abzuiehnen. Von den drei im Ab schnitt über das Verfahren bewirkten Änderungen wäre ledig lich zu erwähnen, daß der KommissionSbeschluß, wonach das vrt aufgethan, waren die neumodischen Dutzendvillen mit ihren Holzveranden und der nie fehlenden spiegeln den Kugel im Garten wie die Pilze aufgeschossen. Leise und allmählich hatten sie sich vorgedrängt bis tief in die keusche Heimlichkeit des Waldes. Achtlos tummelten sich die Fremden mit Kindern und Hun den in den wohlgepflegten Schlägen. Die Einheimi schen samt den Bewohnern der nächsten Dörfer wur den immer dreister nnd verwegener in ihren Raub- ziigen, da sie keine strenge Hand über sich fühlten. Denn der alte Oberförster — .Herzensgut war er ja!" versicherte der Forstwart, der lange bequeme Tage bei ihm gehabt und sein Wohlwollen genossen — er hatte es unverantwortlich gehen lassen! Der junge Heißsporn verbiß ein über das andere Mal einen kräftigen Fluch Der schöne Gotteswald! Sünde und Schande war's, ein anvertrautes Gut so verhunzen zu lassen! „Die Hunde sind die schlimmsten, Herr Ober förster!" warf der Alte auf dessen letzte Bemerkung ein. „Pintscher und Möpse und Doggen und wie das nichtsnutzige Viehzeug all heißt, taugt zur Jagd, wie der Esel zum Schulmeister! Aber den Hasensatz und auch mal einen alten Lampe abwürgen, oder ein Kitzchen, das versteht das Lumpenvolk! Hat mir manch mal in der Faust gejuckt, wenn ich so einen herum - pürschen sah, die Nase am Boden. Thät' ihm gern eins auf den Pelz gebrannt haben! Aber beileibe nicht! Hätt' bös Blut gegeben! Der Herr Oberförster — 'ne Seele von Mensch! — war gut Freund mit der ganzen Stadt. Mocht' keinen kränken. War ja auch schon alt, an die Siebzig Da will der Mensch gern seine Ruh' haben und ärgert sich auch nicht mehr,
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