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Fernsprecher: ReiihenLmnd, Siegmar, Neustadt und Rabenstein 1907 Sonnabend, den 22. Juni ^2 25 in Erscheint jeden Sonnabend Nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition Meichcnbrand, Pelzmühlcnstraße 47v), sowie von den Herren I. Oebser in Reichcnbrand, Buchhändler Clemens Bahner in Siegmar und Kaufmann Emil Winter Rabenstein entgegengenommen und pro Ispaltige Petitzeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Anzeigen-Annahme bis spätestens Freitags nachm. 5 Uhr. Wochenblatt ... Amt Siegmar Nr. 144. für Schneidet die schönsten Wosen vom Strauche, Meivt dem Wufe der Liebe nicht fern; Kretet mit Wehmutstränen im Ange In den geweißten Harten des Kerrn. Bringt alle Muten — die weißen, roten — Denen, die schlummern in Hravesnacht; Schmückt die grünenden Küget der Koten Weich mit des Sommers knospender Macht. Wie sie schlafen in ewigem Irieden, Wußen nun aus von Knmmer und Leid — Ihnen ist nicht mehr Areude beschieden An der so herrlichen Wosenzeit. Grüßen vom Hrav auch schwellende Krieve, Die ihr mit sorgender Kand gepflegt; — Keilte verlangt die mächtige Lieke, Paß man znm Mühen noch Kränze legt! Johannistag. Kolgt drum des mahnenden Kerzens Drange, Schmückt der Wervtichenen stilles Kaus, Seht, selbst die ärmste Mutter trug lange Wlumen schon ihrem Liebling hinaus. Ilnd bei dem Wiederlegen der Spende Sah sie im Heist das lächelnde Kind; War ihr's, als legten zwei kleine Kände Schmeichelnd um ihren Kats sich geschwind. Stehe auch du still an trauter Stätte, Die dich so oft schon in Kränen sah — Dann bringt dich der Erinnerung Kette Schnell wie im Kluge den Deinen nah! Leise durchrauscht es die Frauerweiden Won dem verlebten köstlichen Kraum, Wnd vom Hlücke vergangener Zeiten Ktüstert's im dunklen Eypreflenöaum. Nachdruck verboten. Wieder lehnst du am Kerzen des Halten, Das dir in alter Kreue erklingt; Kühlst — wie dich fest des Werktärten Schatten Mit der einstigen Liebe umschlingt. Körest wieder des Mütterchens Sprache, Wie sie vor kurzem dein Ohr noch traf; Siehst ihren Mick mit der stummen Krage: „Kerzenskind, bliebst du auch immer brav?" So umschwebt dich mit lieblichem Kosen An dem Johannistag rein und mild, Zu dem Keste der duftenden Wosen Deiner Werstoröenen teures Bild. Weine dich aus! — Dann scheide vom Hrave, Kehre zurück zu des Lebens Schmerz; — Drücke daheim als die beste Kaöe, Was dir noch blieb, recht innig ans Kerz. Karl Emmrich Bekanntmachung. Am 15. Juni a. c. war der II. Termin der diesjährigen Rente fällig und ist spätestens bis zum 29. Juni 1907 an die hiesige Ortssteuereinnahme zu bezahlen. Reichenbrand, am 20. Juni 1907. Der Gemeindevorstand. Vogel. Bekanntmachung. Am 16. Juni er. war der 2. Termin der diesjährigen Rente fällig und ist spätestens bis zum 30. Juni dieses Jahres °n die hiesige Ortssteuereinnahme zu bezahlen. Rabenstein, am 21. Juni 1907. Der Gemeindevorstand. , Wilsdorf. Bekanntmachung. Am 5. Sonntag nach Trin., den 30. Juni, soll in der Parochie Rabenstein durch Herrn Superintendent Fischer Kirchenvisitation gehalten werden. Nach dem Gottesdienste soll eine Be sprechung mit den Hausvätern der Kirchfahrt in Gustav Müllers Restaurations-Saal und nach- Mtags 2 Ahr Katechismusunterredung mit den Konfirmierten der letzten drei Jahre gehalten werden. Es wird dies hiermit den Gemeindegliedern in Rabenstein und Rottluff bekannt gegeben mit dem Herzlichen Ersuchen, ihr kirchliches Interesse durch zahlreiche Teilnahme am Gottesdienst, Hausväter- Besprechung und Unterredung bekunden zu wollen. Rabenstein, am 20. Juni 1907. Der Kirchenvorstand. . Weidauer, Pfarrer. Bekanntmachung. Gefunden wurde: 1 Vorhemdchen mit Kragen. Verloren wurde: 1 Lohnbuch und 1 gold. Medaillon. Zugelaufen: 1 junger, grauer Hund. Rabenstein, am 21. Juni 1907. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Bekanntmachung. Es wird andurch zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß das Proviantamt Chemnitz auch Wiesen- und Feldheu in gut trockenem Zustande von der Wiese weg kauft. Die Anfuhre ist vom Lieferanten und zwar vormittags zu bewirken, jedoch kann Heu, welches länger als eine Nacht auf dem Wagen verbleibt, wegen Schweitzentwickelung nicht abgenommen werden. Rabenstein, am 21. Juni 1907. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Bekanntmachung. Es wird andurch zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß Frau Ida Elsa Martin geb. Merkel in Rabenstein, Kirchstratze 32 wohnhaft, als Leichenfrau für die Parochie Rabenstein in Pflicht ge nommen worden ist. Rabenstein, am 15. Juni 1907. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Bekanntmachung. Am 15. dieses Monats war der 3. Termin der Gemeindeanlagen und des Schulgeldes für das lausende Jahr sällig. Derselbe ist bis spätestens zum 15. Juli 1907 an die hiesige Gemeindekassenverwaltung abzuführen. Es wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß noch Ablauf dieser Frist gegen Säumige das Mahn- bez. Zwangsvollstreckungsverfahren eingeleitet werden wird. Neustadt, am 21. Juni 1907. Der Gemeindevorstand. Geißler. Die Sparkasse zu Neustadt unter Garantie der Gemeinde verzinst Einlagen mit 3 Vs "/o Für Einlagen, welche bis zum 3. eines Monats bewirkt werden, erfolgt Verzinsung für den vollen Monat. Die Sparkasse expediert täglich vormittags von 8—12 Uhr und nachmittags von 2—6 Ahr. Durch die Post eingehende Einlagen werden sofort expediert. Sitzung des Ortsarmenverbandes und Gemeinderates zu Rabenstein am 18. Juni 1907. 1. wird der Anterstützungswohnsitz einer in Chemnitz wohnhaften, durch den Tod ihres Ernährers beraubten Familie anerkannt und die Erstattung der gemachten und zu machenden Verläge zugesichert; 2. erklärt man sich mit der Anterbringung eines Kindes ins Krankenstift Zwickau behufs Operation einverstanden; 3. wird nach angestellten Erörterungen die Regreßnahme an die Kinder einer hilfsbedürftigen Person beschlossen; 4. von der Einrichtung eines Arbeitsnachweises wird zur Zeit inangels Bedürfnisses Abstand genommen; 5. mit den Maßnahmen des Bauausschusses, verschiedene Her- Kchtungen im Armenhause betr., erklärt man sich einverstanden; 6. nachdem noch von verschiedenen Mitteilungen Kenntnis ge nommen worden ist, werden in einer Bausache die aktenkundig ge- Machten Bedingungen gutgeheißen, auch die Erteilung einer Dispen- kation von baurechtlichen Bestimmungen unter bewandten Amständen befürwortet; 7. wird die Bedürfnisfrage zu einem Schankkonzessionsgesuch, Erweiterung der Lokalitäten betr., und zu einem dergleichen, Lber- tragung betr., einstimmig anerkannt; 8. wird den Vorschlägen des Bauausschusses, die Bachbrücke an der Gartenstraße und ein Stück Afermauer an der Talstrabe umzu bauen bez. zu erneuern, zugestimmt; 9. wird über den derzeitigen Stand der Wasserleitungssache Be- ticht'erstattet und die hiernach erforderlichen Maßnahmen zu bewirken beschlossen; 10. auf ein Gesuch wegen Abminderung von Anliegerbeiträgen wird nach den Vorschlägen des Bauausschusses der Beitrag nach den 'n natura sich ergebenden Anliegermetern zu erheben, zugestimmt; 11. willigt man in Freigabe eines Trennstücks bezüglich einer auflastenden Hypothek unter gewissen Bedingungen; 12. wird der Bericht des Bauausschusses über Erweiterung der Straßenbeleuchtung entgegengenommen und die Erweiterung der Be leuchtung bez. Abänderung im Laufe des Jahres beschlossen; 13. in geheimer Abstimmung wird der Ankauf eines Grundstücks zu einem „freien Platz" zur Zeit abgelehnt und nur das zur Fuß weganlage erforderliche Areal zu erwerben in Aussicht genommen; 14. die Vorschläge des Finanzausschusses, die Gehaltsverhältnisse der Gemeindebeamten bez. -Arbeiter betr., finden einstimmig Annahme. 15. wird der Beitrag, ^>en die Sparkasse der Gemeinde für Ver waltung und Miete jährlich zu leisten hat, festgesetzt. Hierauf wurde die Sitzung um 11 Ahr geschlossen. Der Erbe von Riedheim. Roman nach einer Idee von K. Felden von Irene v. Hellmuth. (Fortsetzung) Nachdruck verboten. In diesem Augenblicke wurde heftig die Türe aufgerissen und herein stürmte ein Weib, dem die grauen Haarsträhne um das eingefallene Gesicht flogen, und das einen wenig vertrauensvollen Eindruck machte. Hinter ihr erschien das verstörte Gesicht des Dieners, der ängstlich auf seinen strengen Herrn starrte. „Verzeihen Euer Gnaden", stotterte er. Ich weiß wahr haftig nicht, wie das Weib ins Schloß kam, es ließ sich nicht abweisen, ich wollte es mit Gewalt zurückhalten, doch ich erhielt einen heftigen Stoß, — so daß ich losließ und da" „Schon gut", unterbrach Baron Egon in barschem Ton den Diener, „was will jene Frau von mir?" Sein mürrisches Gesicht verdüsterte sich noch mehr, als er das Weib schärfer ins Auge faßte, das jetzt hochaufatmend vor ihm stand. Saldern hatte auf einem Sessel Platz ge nommen und blickte finster, an der Unterlippe nagend, auf die Eingetretene, indem er murmelte: „So ein freches Gesindel, mir sollte so eine kommen." Die Frau nahm iudeß keine Notiz von ihm, ihre stechen den Augen bohrten sich förmlich in das Gesicht des Alten, der nochmals ungeduldig ausrief: „Also rasch, machen Sie es kurz, — was wollen Sie von mir?" — Die Fremde lachte höhnisch auf. „Mit zwei Worten kann ich das nicht sagen, gnädiger Herr. Sie müssen schon ein wenig Geduld haben, denn ich muß weit in die Vergangenheit zurückgreifen; ich bitte, — hören Sie mich an!" Der Alte wurde aufmerksam und auch in Salderns Gesicht trat ein halb neugieriger Ausdruck. Jeder mochte fühlen, daß es doch etwas Besonderes sein müsse, was die Frau hergeführt. Diese fuhr schnell fort: „Der Herr Baron kennt mich wohl nicht mehr?" Als der Angeredete nur stumm den Kopf schüttelte, nickte sie vor sich hin: „Glaubs wohl, daß ich mich ver ändert habe in den langen Jahren; noch dazu, wo es mir so schlecht ging, daß ich oft nicht wußte, was ich am an dern Tag essen sollte. Ja, ja, ich bin hart gestraft worden, und wenn ich eine Schuld auf mich lud, so habe ich auch gebüßt dafür!" „Machen Sie nicht so lange Reden," fuhr Saldern das Weib an, „kommen Sie zur Sache!" „Laß sie doch", wehrte der Baron, dessen Augen ge spannt an dem Gesicht der Fremden hingen. „Also, gnädiger Herr", fuhr diese fort, ohne den Ein wurf Salderns zu beachten, „ich bin die Marie Burghardt, die vor vielen Jahren hier auf dem Schlosse als Amme des kleine« Barons gedient hat. Sie erinnern sich doch meiner?"