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Erscheint M Wochentag früh §Uhr. Inserate wer- da di« Nachmittag« Z Uhr si!r die »Schst- kischeinende Nummer angmommen. Freiberger Anzeiger -L- gespaltene Zeile oder > deren Raum mit 8 Tageblatt. Amtsblatt -es Königl. Bezirksgerichts zu Freibergs sowie -er Königl. Gerichtsamter und -er Sta-trathe zu Freibergs Say-a und Brand. 135 Mittwoch, den 16. Juni. 1858. Tagesgeschichte. Freiberg. Oeffentliche Gerichtsverhandlung den 25. Juni Bormittags 9. Uhr. Hauptverhandlung in der Untersuchung »Iber den Hüttenarbeiter Johann Gottfried Weber auS Naun dorf, wegen Diebstahls. Dresden, 14. Juni. (D. I.) Die Gewitter, welche in diesen Tagen unser Land überzogen, haben an verschiedenen Orten Unfälle herbeigeführt. So melden uns Berichte, daß am II. d. M. Nachmittags in der Gegend von Reichenbach und Lengenfeld durch circa 2 Loth schwere Schloßen die Fluren bedeutend beschädigt worden sind. Am 12. d. M. erschlug Nach mittags ein Blitz die 32 Jahr alte Ehefrau des Tuchmacherge sellen Voigt in Gablenz bei Crimmttzschau und betäubte eines ihrer 4 Kinder, einen sechsjährigen Knaben. Ferner schlug ein Blitz in Crimmitzschau neben dem Bahnhofe in einen Neubau und tödtete dabet einen Mann, den 38 Jahr alten Handarbeiter Keit, verletzte auch dabei einen 17jährigen Maurer- lehrling an den Beinen. Am Abend desselben Tages schlug ein Blitzstrahl ebenda in ein HauS, zündete zwar nicht, betäubte aber einen Tuchmachermeister. In Konstappel bei Meißen entzündete Mittags ein Blitz die Scheune des Gemeindevvrstan- deS Merbitz und ward dadurch dessen Gut in Asche gelegt. Des gleichen wurde auch in Pinne Witz der größere Theil eines Gutes durch Blitzstrahl entzündet und eingeäschert. Ebenso ward in Kleindittmannsdorf bei Pulsnitz auf gleiche Weise ein Gut in Flammen gesetzt und vernichtet. Chemnitz, 12. Juni. Gestern stürzte sich der Schneider- gchlle Landrock mit seinen Kindern, zwei Knaben im Alter von 8 und 5 Jahren, in den Chemnitzfluß, um den Tod zu finden. Dir beiden Knaben half-n sich selbst wieder aus dem Wasser, nährend der Vater ertrank. Häuslicher Unfriede und ein ge- s wM überspanntes Wesen scheinen die That veranlaßt zu haben. Wien. Auf dem am 9. Juni Abends von hier abge- gaugenen Eilzuge der Südbahn hat sich ein bedauerlicher Un fall zugetragen. Unter den Passagieren befand sich, bis Baden eingeschrieben, der Feldkaplan der Arciercn - Leibgarde Hr. St. Er war eingeschlasen. Als er erwachte, hatte der Zug sich eben i wieder in Bewegung gesetzt, nm aus dem Bahnhofe in Baden weiter zu fahren; um nicht unfreiwillig über Baden hinaus zu . missen, sprang er, da der Zug noch sehr langsam fuhr, aus i dem Wagen, aber so unglücklich, daß er gegen ein kleines i Brückengeländer schlug und unter die Schienen zurückgeschleudert wurde. Der ganze Train ging über ihn hinweg und der Körper wurde als vollständig zermalmte Leiche wieder aufgefunden. Paris, 12. Juni. Der „Moniteur" bringt in seinen j letzten Nummern wieder mehrere Berichte über die Reisen der ! Marschälle. Marschall Baraguey d'Hilliers theilte bei seiner Anwesenheit in Nantes mehrere St. Helena-Medaillen aus. Eine derselben empfing eine gewisse Jeanne Louise Antonini vom 7tt. Linienregiment, welche, wie die „Union Kretonne" erzählt, 10 Jahre in der Marine und 15 Jahre in der Linie gedient, sich hier wie dort durch Tapferkeit hervorgethan und S Wunden erhalten hatte. Bei der Ueberreichung der Medaille sagte der Marschall zu ihr: „Es sind die Frauen, welche fast immer das Beispiel des größten Muthes geben. Nicht der Rock ist es, der den Mann macht!" Von Nantes hat der Marschall seine Rundreise in die Bretagne fortgesetzt. Marschall Magnan hielt unterdeß Inspektion zu Caen. — DaS unter den Trümmern deS „Grand Cynde" noch mehrere Tage fortglim- mrnde Feuer ist endlich durch einen tüchtigen Regenguß, der die Bemühungen der Pompiers unterstützte, vollends gelöscht worden. Bei dem sofort in Angriff genommenen Wegräumen des Schuttes hat man bereits eine Menge Feldstücke, die Kaffe aber noch nicht gefunden. Für die CommlS der zerstörten Hand lung ist in allen Modemagazinen eine Subseription eröffnet worden. — Vor dem Pariser Civiltribunal wir jetzt ein in teressanter Rechtsfall verhandelt. Mlle. Sarah Felix, die Schwe ster der Rachel, hatte die Letztere auf dem Todtenbette durch Herrn Crette photographiren lassen und daS Bild Herrn Ghemar zum Retouchiren übergeben, sich jedoch die Nichtmittheilung von Nachbildungen an andere Personen ausdrücklich bedungen. Nichtsdestoweniger fand sie bald darauf bei Gouptl ein Bild, das nach einer solchen von Mme. O'Connel gefertigt war, und ist deshalb klagbar geworden. DaS Gerücht hat, nachdem^ die Vorträae der Parteien angehört, die Fällung deS UrthelS 8 Tage spater angesetzt. London, 12. Juni. Laut parlamentarischem AuSwei« be* lief sich die englische Nationalschuld am 31. März 1857 auf 780,119,000 Pfd. St. und trug jährlich 23,410,000 Pfd. St. Interessen; am selben Datum d. I. betrug sie 779,225,000 Pf. St. mit 23,383,000 Pf. St. Interessen. Aus Belgrad, 7. Juni, ist in Wien die Nachricht einge gangen, daß der dortige englische Generalkonsul Graf Fonblanque, als er an jenem Tage um die Mittagszeit auf dem GlattS der Festung prvmentrte, von einem türkischen Soldaten angefallen, durch Steinwürfe verletzt und mit Säbelhieben schwer verwundet wurde. Der Generalkonsul liegt infolge dieses brutalen Atten tats schwer darnieder, so daß an seinem Aufkommen gezwei felt wird. — Heute haben hier einige türkische Nizamsoldaten die Wohnung des engl. ConsulS angegriffen. Die serbischen Wachen haben die Nizams zurückgeschlagen. Die türkische und serbische Bevölkerung sind beide in großer Aufregung, und daS serbische Militär fährt fort, das englische Konsulat zu schützen. Ostindien. AuS London wird der „D. A. Z." vom 1V. Juni berichtet: „Eine neue Ueberlandpost mit Nachrichten auS Indien, die bis zum 10. Mai, und auS China, die bis zum 23. April reichen, wird mittels einer magern Privatdepesche auS Alexandrien telegraphirt. Ein kleiner Sieg und eine kleine Niederlage sind die zwei hervorstechendsten Begebenheiten am Kriegsschauplätze. Ersterer betrifft die gegen Calpee ziehende Colonne Sir Hugh Rose'S, der am 30. April bei Bul Sir Konch auf den Feind stieß und ihm eine Niederlage bereitete, welche den Rebellen 400 Todte kostete. Es scheint eine irrige Voraussetzung zu sein, daß diese feindliche Abtheilung daS Dina- pore-Corps von Calpee oder daS Gwalior-Contingent war und sich zurückzog, um „in Calpee eine neue Ausstellung zu machen". Ohne Zweifel ist diese Bande eine jener zahlreichen flüchtigen Scharen gewesen, die sich gegen Calpee ziehen und dort einen ernsten Kamps mit den königlichen Truppen bestehen wollen. Beweis dafür ist, daß Nena Sahib mit der ganzen Cavalerie Bareilly verließ und den Ganges zu überschreiten versuchte, um sich mit seinem Bruder in Calpee zu vereinigen. Die vor unS liegende Depesche fügt etwas boshaft hinzu, daß dieses Ma növer den Zweck zu haben scheint, Nena Sahib eine Hinter- thür zur Flucht nach Centralindien offen zn lassen. Die kleine Niederlage betrifft ein Detachement Europäer und GhorkaS, welche zur Unterdrückung der Revolte unter den Bergstämmen in Assum abgeschickt, von dort jedoch mit Verlust zurückgeschlage» wurden. AuS Audh erfahren wir, daß der neue politische Agend der Kalkutta-Regierung, Hr. Montgommery, sein Bestes thut, um dort zu pacificiren, wo bisher die Pacification möglich war.