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Dresdner Journal : 09.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189702094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-02
- Tag 1897-02-09
-
Monat
1897-02
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 09.02.1897
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1897. Dienstag, den 9. Februar, abends. Amtlicher Teil. Tre-Ven, 3. Februar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Kirchendiener Karl Gottlieb Scheere in Dittersbach das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem in Ruhestand getretenen Stationsassistenten II. Klasse bei der Staatseisenbahnverwaltung Rein hardt in Priestewitz das AlbrechtSkreuz zu verleihen. Sruevuungeu» Versetzungen rr. im öffentlichen Dienste. repartemeut der Justiz 1 Prädizirungen «er- liehen worden ist: den Referendaren beim ObrrlandeSgerichte 0r. Reichardt, beim Landgerichte Chemnitz Ackermann und Oberreit, beim Landgerichte Dresden vr. Nestler, Stoß und Hoiinger, beim Landgerichte Freiberg Kothe, beim Landgerichte Leipzig Neumann, beim Landgerichte Zwickau I)r. Demmrich nach der Bestimmung unter V der Verordnung vom ro Februar 1867 der AmtSname „Assessor", dem Diener bei der Kanzlei des Justizministeriums Frommhold das Prä dikat „Kanzlist". 2 Beamten-Etat. ») Ter in den zeitweiligen Ruhe stand versetzt gewesene LandgcrichtSdirektor beim Landgerichte Leipzig 0r. Wilke ist nach der Bestimmung §51' des Gesetzes vom 20. März 188V, das Dienstverhältniß der Richter beir, in den dauernden Ruhestand versetzt worden. Weiter sind in den Ruhestand versetzt worden: der Aktuar beim Land gerichte Leipzig Benedix, die Diener beim Landgerichte Dresden Standfuß, beim Amtsgerichte Stollberg WeiSflog bi Auf Ansuchen sind entlassen worden: die Assessoren und Hülssrichter dein, Landgerichte Leipzig I»r Hase, beim Amtsgerichte Augustusburg Barthel, die Assessoren beim Obcrlandesgerichle vr Rudolph, beim Landgerichte Chemnitz Ackermann, bei der Staatsanwalt schäft beim Landgerichte Plauen Knackfuß, der Sekretär beim Amtsgerichte Dresden Fischer, die Altnare beim Amtsgerichte Dresden Uhlmann und Werner. c Ten Vorbereitungsdienst bei Justizbehörden baden aufgegeben: die Referendare beim Landgerichte Leipzig Binding, vr. Berges und Vr. Zenker, bei der Staats anwaltschaft beim Landgerichte Chemnitz vr. Hollack, bei der Staatsan-valtschast beim Landgerichte Dresden Vr. Kaiser, beim Amtsgerichte Adorf Retckc, beim Amtsgerichte Chemnitz Donnerhack, beim Amtsgerichte Döhlen Kaumann, beim Amtsgerichte Leipzig Trautmann, beim Amtsgerichte Penig Kirbach, beim Amtsgerichte Plauen Imhof, beim Amts gerechte Reichenbach Laue, beim Amtsgerichte Wurzen von Watzdorf. (l Verstorben sind: der OberiandesgerichtSrath Oberjustiz ralh Wittich am 28. Dezember 1896, der Sekretär beim Amts gerichte Dresden Wüstner am 2«.Januar 1897. e, Zum Vorbereitungsdienste bei Justizbehörden sind zugelassen worden: die Referendare Schuricht beim Oberlandesgerichte, vr. Hantzsche beim Landgerichte Dresden, vr Houget und vr Wegelin beim Landgerichte Leipzig, vr. Gerlach und vr Heerklotz bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Bautzen, Büscher, Dietrich, Höring, Kretzschmar, Möckel, vr. Müller, vr. Obenaus und Willenberg bei der Staatsanwaltschast beim Landgerichte Chemnitz, Blüher, vr. Grahl, Martin, vr. Richter und vr. Wolf bei der Staatsanwaltschast beim Landgerichte Dresden, Müller bei der Staatsanwaltschast beim Landgerichte Freiberg. Adler, Denecke, vr. Döge, Keil und Kneschke bei der Staatsanwaltschast beim Landgerichte Leipzig, Franke bei der Staatsanwaltschast beim Landgerichte Plauen, Sachse uud Steyer bei der Staatsanwaltschast beim Landgerichte Zwickau, die Rechtskandidaten Schwabe beim Amtsgerichte Chemnitz, Frhr von Bernewitz, Förster und Küttner beim Amtsgerichte Dresden, Täschner beim Amtsgerichte Freiberg, Bräcklci», Bücking, Fingerling, Henschel, Lange und Voigt beim Amtsgerichte Leipzig, Dietrich beim Amtsgerichte Limbach, Christer beim Amtsgerichte Reichenbach, Börner beim Amtsgerichte Sayda, Eächtling beim Amtsgerichte Zittau. s, An gestellt worden ist: der zeither probeweise als Diener verwendete Militäranwärter Otto als Diener beim Oderlandesgerichte g. Zu Expedienten sind ernannt worden: die Lohn- schreivcr Dittrich beim Landgerichte Chemnitz, Michler bei der Staatsanwaltschast beim Landgerichte Dresden, Ufert und Weber bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Leipzig, Weigand beim Amtsgerichte Chemnitz. Strohbach beini Amtsgerichte Dresden, Steglich und Wunderwald beim Amtsgerichte Leipzig, Schramm beim Amtsgerichte Stollberg, Härtel beim Amtsgerichte Zittau d) Befördert worden sind, die Expedienten bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Plauen Heckel, beim Amtsgerichte Burgstädt Pohlig, beim Amtsgerichte Chemnitz Olzschrr und Schellenberg, beim Amtsgerichte Dresden Hahn und Wiedemann, beim Amtsgerichte Plauen Feiler, Geipel und Rolle, beim Amtsgerichte Riesa Sänger, beim Amtsgerichte Stollberg Winkler, beim Amtsgerichte Zittau Beyer zu Aktuaren bei diesen Behörden Departement »er Finanzen. Bei der Post Bei. waltung ist ernannt worden: Singer, zeither Ober-Post- directionSsecretär, al- Postkassirer in Zwickau. nichtamtlicher Teil. Die Ttudentenuuruhen in Italien. DaS italienische Universitätsleben bietet zur Zeit ein sehr betrübendes Bild. Ein Teil der Hochschulen ist infolge der jüngsten Studentenausschreitungen ge schlossen, einigen andern Universitäten droht dasselbe Schicksal und in den übrigen schickt sich die Studenten schaft an, freiwillig in die Ferien zu gehen. Dem „Zug der Zeit" Folge leistend, der nun einmal die Auflehnung gegen jede Autorität bedeutet, hat auch die Heranwachsende Intelligenz in Italien, ebenso wie es im vorigen Jahre die russische und vor wenigen Wochen die griechische Studentenschaft gethan hat, den Universitätsbehörden den Gehorsam gekündigt. Die jugendlichen Adepten der hohen Wissenschaften fühlen den unbesiegbaren Drang in sich, in der Ver teidigung ihrer, „von der gegenwärtigen Regierung bedrohten und zum Teil auch schon mit Füßen ge tretenen" akademischen Rechte und Privilegien sich „als politisch gereifte Freiheitskämpfer" zu bewähren, und haben mit der Illusion der Jugend ohne Be denken den ungleichen Kampf mit den öffentlichen Sicherheitsorganen aufgenommen. Neben dem allgemeinen krankhaften Streben der lernenden Jugend, zunächst innerhalb der Hörsäle der Hochschulen und dann auch im öffentlichen Leben ihren übermäßig und vorzeitig entwickelten Thätig- keitsdrang in Thaten umzusetzen, kommen als Gründe für die jüngsten Studentenunruhen noch besondere Verhältnisse in Betracht. Mehr als anderswo stehen in Italien die jugendlichen Musensöhne im Dienste des politischen und sozialistischen Radikalismus. Es ist daher begreiflich, mit welchen Gefühlen sie der bevorstehenden Üniversitätsreform entgegensehen, durch welche nicht allein die Zahl der 17 staatlichen und 4 „freien" Universitäten beträchtlich vermindert, son dern auch, unter Aufrechterhaltung des auf den italie nischen Hochschulen eingeführten Zwanges zum Kollegiumbesuch der Möglichkeit des Mißbrauches der akademischen Freiheiten zu polnischen Zwecken durch besondere Maßregeln entgegengewirkt werden sollte. Da bei den Professoren der italienischen Hochschulen in den letzten Jahren — im Gegensätze zu manchen anderen Ländern — die früheren radikalen Anschau ungen gemäßigteren Grundsätzen Platz gemacht haben, schienen die Aussichten für die Durchführung der ge planten Reform besonders günstig. Die sozia listischen Hetzer hielten es daher für ihre Pflicht, die Universitätsjugend durch das an sie herantretende Gespenst der „reaktionären" Reform zu Demonstra tionen aufzureizen. Es gelang ihnen, zunächst die Studentenschaft auf der ältesten und berühmtesten italie nischen Hochschule, in Bologna, wo die sozialistisch-radikale Strömung am stärksten vertreten ist, anläßlich der An Wesenheit des Unterrichtsministers zu Demonstrationen zu verleiten, die jedoch durch die feste Haltung des Lehr körpers und durch energisches Eingreisen der herbei geholten Polizei rasch unterdrückt wurden. Über die Ent heiligung der als sacrosanct geltenden ältesten ulma mater durch die „rohe" Hermandad erhoben nun überall die Verfechter der akademischen Rechte ein großes Ge ¬ schrei. Der Zeitungslärm über dieses „ruchlose Attentat" verbreitete sich wie ein Lauffeuer in ganz Italien, und es hat nunmehr die Studentenschaft auf fast allen übrigen Universitäten in mehr oder weniger offenen Aufruhr gebracht. Die Hörsäle der größten Universitäten in Neapel und Rom haben sich in Haupt quartiere der gegen die Universitätsbehörden und die von ihnen zu ihrem Schutze herbeigerufene Polizei operierenden Studentenscharen umgewandelt, und nun mehr haben auch die Hochschüler in Messina und die kleinen Universitäten von Siena, Macerata und Ferrara „zu den Waffen" gegriffen und so die mit der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung be trauten Obrigkeiten gezwungen, über die empörten Bildungsstätten eine Art Belagerungszustand zu ver hängen. Auf den übrigen Hochschulen hat man sich vorläufig mit mehr oder weniger energischen Solida ritätskundgebungen mit den aufrührerischen „Brüdern" in Bologna, Nom und Neapel begnügt, aber doch seine Bereitschaft zur Bethätigung dieser Gesinnungs- gemeinschast unverhohlen zum Ausdruck gebracht. Es ist fraglos, daß die italienische Regierung schon in den nächsten Tagen vollständig die Lage auf den im Aufruhr befindlichen Hochschulen beherrschen wird. Aber die größte Aufmerksamkeit wird sie der Studentenbewegung auch dann auf jeden Fall zu wenden müssen. In Frankreich hat man angesichts der durch die jünasten Erklärungen des englischen Schatzsekretärs geschaffenen Lage that- fächlich zunächst den Kopf verloren Man schäumt vor Wut gegen die Engländer und möchte gar zu gern ihnen an den Leib; aber wie wäre das möglich, ohne den starren Blick vom „Loch in den Vogesen" abzu wenden? Und das darf man doch bei Leibe nicht! Nie und nimmermehr wäre es mit der „nationalen Ehre" vereinbar. Ganz bezeichnend für den franzö fischen Charakter ist es, daß man in solchen unange nehmen Lagen nicht in sich geht, sondern zunächst nach einem Sündenbock sucht. Diesmal ist es der russische Freund selbst, gegen den sich die französischen Klagen richten. Deutlich geht dies aus der nach stehenden interessanten Zusammenstellung französischer Preßstimmen hervor, die sich in der „Vossischen Zeitung" findet: Die ägyptische und kretensische Angelegenheit beunruhigen hier weit mehr, als aus den äußerst zurückhaltenden ZeitungS- betrachtunacn hervorgeht; die dürftigen Preßstimmen geben keine Vorstellung von der wirklichen Stimmung. Die Offen heit. mit der England seine Absichten auf Ägypten jetzt zugesleht und die französischen Ansprüche zuiückweist, erregt einen Grimm, der um so tiefer ist, als er sich feiner Ohn macht bewußt ist. „Figaro" spricht offen aus, daß Frank reich jetzt nur übrig bliebe, England den Krieg zu er klären, da aber kein Franzose bereit sei, um Ägyptens willen Krieg zu führen, so müsse man Englands Übermut schweigend dulden und sich gestehen, daß Frankreich eine, schwere diplomatische Niederlage erlitten habe. Von allen Seiten wird Deloncle, der heule von Hanotaux über die ägyptische F aze Rechenschaft verlangen will, und den übrigen Abgeordneten, die an der Erörterung reilzunehmen gedenken dringend geraten, vorsichtig zu sein und der Welt nicht das lächerliche Schauspiel eines nutzlosen und darum unwürdigen und lächerlichen Wutausbruchs zu bieten. Wegen Krems herrscht schwere Be sorgnis. Man vermutet, daß Griechenland mit Öster reich und England geheime Abmachungen getroffen habe, da man sonst die Kühnheit nicht erklären könnte, mit der es fein Geschwader nach Kanea geichickt hat. Die Beweg ung überraschte um so mehr, als man sich wegen der herkömm lichen Freundschaft gerade Griechenlands völlig sicher gefühlt hatte. Hat König Georg während seines jüngsten Wiener Aufenthaltes mit Österreich wirklich Sonderabmachungen verein bart, so bedeutet dies auch das Ende der europäischen Einigkeit in Konstantinopel Gehen aber die sechs Botschafter nicht ge schloffen vor, so bleiben ihre Vorstellungen beim Sultan Wirkung- los, und die türkische Krise rst nicht zu beschwören. Angesichts dieser drohenden Lage erhebt sich der allgemeine Ruf: Wo vleibt Rußland und wozu dient das russisch-französische Einvernehmen? De Lanesian rät geradezu eine unmittelbare Verständigung an Rouanet in der „Lanicrne" klagt, das - Ruffenbündnis babe zu nichis gedient, als einer rückschrittlichen Regierung der Kammer gegenüber künstliches Ansehen zu geben Drumont in her „Libre Parole" macht Rußland allein für die Ereignisse verantwortlich, die sich in der Türkei entrollen würden, und die ernsteren Blätter verraten durch leise betrübie Anspielungen ihre Enttäuschung und Gedrücktheit ..GauloiS" hofft noch, Marquis Reverseaux werde als CourcelS Nachfolger nach London gehen, und hofft, ihm, dem ehemaligen Vertreter Frankreichs in Ägypten, werde eine Verständigung über das Nilland leichter werden. Auch an den gestrigen Worten des Ministers Hanotaux in der Deputiertenkammer, die an anderer Stelle zu lesen sind, wird sich der französische Nationalstolz nicht aufrichten können. Auch diese Rede ist ein offenbares Verlegenheitsprodukt. Lagesgeschichk. Dresden, 9. Februar. Se. Majestät der König unternahmen heute vormittag in Begleitung des Kammerherrn v. Wuthenau und des Flügeladjutanten Majors Frhrn. v. d. Bussche Streithorst einen Jagd- auSflug ins Fifchhäufer Revier und kehrten nachmittags inS Residenzfchloß zurück. Hoffräulein v Borries hat am heutigen Tage den Dienst bei Ihrer Majestät der Königin übernommen. Dresden» 9. Februar. Heute nachmittag nm 5 Uhr findet bei Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Georg im Palais Zinzendorsstraße eine größere Tafel zu 30 Gedecken statt. Zu der Tafel sind nachgenannte Herren mit Einladungen beehrt worden: Ihre Excel- lenzen der Königl. Preußische außerordentliche Ge sandte und bevollmächtigte Minister Graf v Dönhoff, Staatsminister v. Metzsch, General der Kavallerie ü la. suite des Gardereiterregiments Generaladjutant v. Carlowitz, General der Infanterie z. D. v. Reyher, Generallieutenant a. T. Obcrstallmeister v. Ehrenstein und Generallieutcnant, Generaladjutant v Treitschke; ferner der Präsident des Evangelisch - lutherischen Landeskonsistoriums v. Zahn, der Präsident des Oberlandesgerichts Werner, Hofmarschall v Carlowitz Hartitzsch, die Ministerialdirektoren Geh. Räte Meusel und Or. Diller, Königl. Leibarzt Geh. Rat l)r. Fiedler, geh Kriegsrat Huth, Oberst und Generalstabschef v. Broizem, Oberst Sachse, Oberstlieutenant und Ab teilungschcf im Kriegsministerium Franke, geh. Hofrat Prof. vr. Schilling, geh. Regierungsrat Amtshaupt mann vr. Schmidt, Major und Flügeladjutant v. Larisch, Justizrat Ober und Korpsauditeur vr. Lehmann, Major Gadegast, Kammerjunker v. Schönberg-Thammenhain, sowie die Professoren und Mitglieder des Akademischen Rate» Pauwels und Preller. Deutsches Reich. "Berlin Se Majestät der Kaiser empfingen gestern früh den Staatssekretär des Auswärtigen Amt», Staats minister Frhrn. Marschall v. Bieberstein zum Vortrage, hörten hierauf den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirkt. Geh. Rats vr. v Lucanus und nahmen sodann die Marinevorträge entgegen. Abends nahmen Se. Majestät an einem Diner beim Finanzministcr Vr. v. Miquel teil - Der bisherige Ministerialdirektor im Königl Preußi schen Landwirtschaftsministerium Wirkt. Geh. Oberregierungs- Rat Sterneberg ist zum Unter sta atssekretär in diesem Ministerium ernannt worden — Zu dem parlamentarischen Diner, welches gestern abend beim Finanzminister Vr v. Miquel stattfanv, hatten u. a. Einladungen erhalten der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, Staatssekretär vr. v Boctticher, die inaktiven Staatsminister v Puttkamer und Graf zu Eulenburg, Prinz Arenberg, Vr. Hammacher, v. Zedlitz, Graf Lim burg und andere Parlamentarier — Von sachverständiger Seite wird der „Allgemeinen Marine-Handels-Correspondenz" über den Bau der beiden Schlachtschiffe I. Klasse „Kaiser Friedrich III." und „Ersatz Friedrich der Große" folgendes ge schrieben: Durch die Einstellung der beiden Schlachtschiffe wird die deutsche Rcichsslotte einen Zuwachs erhalten, welcher von überaus großer prinzipieller Bedeutung ist Die Armierung der Schiffe ist eine ganz besonders mäch tige zu nennen, nicht sowohl hinsichtlich des Kalibers der Kunst und Wissenschaft. Internationale Kunstausstellungen. Im November vorigen Jahres hat Prof. Werner Schuch (Dresden) in der Zeitschrift „Die Zukunft" einen Aussatz veröffentlicht, wann er in sachlicher, lebendiger Darstellung auf die schädlichen Folgen der internationalen Kunstausstellungen für unsere deutsche Kunst hinweist. Dieser Aufsatz ist jetzt in Broschürcnform erschienen und in weitere Kreise verbreitet worden. Da uns die Aus führungen des Fachmannes wohlbegründet und also be achtenswert erscheinen, geben wir den Lesern von ihrem wesentlichen Inhalte Kenntnis Um Mißdeutungen vor zubeugen, bemerken wir, daß uns eine Animosität gegen die in Dresden bevorstehende Internationale Ausstellung, wie sie aus der Berücksichtigung der Broschüre von empfindlicher oder übelwollender Seite her gefolgert werden konnte, selbstverständlich durchaus fern liegt. Wir können München und Berlin keineswegs ein Privileg zu der artigen Unternehmungen einräumen, wir halten vielmehr, von dem Prinzip ganz abgesehen, Dresden für wohl befähigt, hierin mit den genannten Städten in Wettbewerb zu treten; wir hoffen auch, daß unsere einheimische Kunst, in der wir die kräftigen gesunden Elemente so wenig wie die Auswüchse zu verkennen glauben, in diesem Kampfe eine ehrenvolle Position behaupten werde, und sehen der Veranstaltung als der ersten bei uns mit großem Inter esse entgegen Das vermag uns aber nicht zu hindern, den unter nationalen Gesichtspunkt gestellten, reiflich durchdachten und gut gemeinten Darlegungen eines Sach verständigen im Grundsatz beizustimmen und sie hiermit der Erwägung der Kunstfreunde zu unterbreiten Der Verfasser geht davon aus, daß der Kunst der Malerei in Deutschland, abgesehen von dem kurzen Gold regen der sogenannten Gründeriayre, im Vergleich zu der anderer Länder, namentlich Englands und Frankreichs, von jeher nur knappe Mittel zugeflossen seien, die sich in neuester Zeit noch so sehr verringert hätten, daß in Künstlerkreisen große Besorgnisse herrschten, bei welcher Thatsache man sich, in Anbetracht einer blühenden Industrie und eines zunehmenden Wohlstandes, ja Luxus in Deutschland, nicht mit der sonst stehenden Klage über „schlechte Zeiten" abfinden lassen könne. Und nicht allein der heimische Markt verhalte sich der deutschen Kunst gegen über ablehnend, sondern seit einiger Zeit auch das Aus land. Dabei stehe die deutsche Malerei, abgesehen von einigen fremdem Einfluß zuzuschreibendcn ungesunden Aus wüchsen der neuesten Zeit, mindestens auf gleicher Höhe mit der anderer Nationen, ja überrage viele davon Die mißliche Lage unserer Künstler sei vielmehr durch die in München wie in Berlin sich seit geraumer Zeit jährlich wiederholenden internationalen Kunstausstellungen mit ihren Folgewirkungen im Verein mit dem ebenso verständnislosen wie unpatriotischen Verhalten eines großen Teils der deutschen Kunstpresse verschuldet worden. Der Verfasser verwahrt sich dann gegen die Annahme, daß er ein prin zipieller Gegner der internationalen Kunstausstellungen an und für sich sei; er halte sie, wenn sie von allen Kunst treibenden Nationen im Wechsel veranstaltet und in einem Lande nur in längeren Zwischenpausen wiederholt würden, gerade durch die Möglichkeit de» sich bietenden Vergleiches für außerordentlich fördernd und lehrreich und erachte aus schließlich ihre jährliche Wiederkehr in demselben Lande als nachteilig für die Kunst und die Künstler dieses Lande«. Ferner schickt er voraus, daß er bei seinen Erörterungen denjenigen Teil der Kunstpreise im Auge habe, der da« Fehlen künstlerischer Sachkenntnis dadurch verdecken zu können glaube, daß er mit der Unzufriedenheit über die Leistungen der heimischen Kunst die Bewunderung der fremden verbinde Darauf führt er folgende» au«: Meinen Informationen gemäß sei festgestellt, daß München Vas zweifelhafte Vervienft für sich m Anspruch nehmen darf, mit der jährlichen Abhaltung von „Inter nationalen" zuerst vorgegangcn zu sein. Seit dem Jahre 1888 werden dort jährlich sogenannte Ausstellungen von „internationalem Charakter" veranstaltet, die in ihrer äußeren Erscheinung sich in nichts, in ihrer inneren Organisation höchstens durch ein bescheidenes Maß der zur Verteilung gelangenden Medaillen von den offiziellen „Internationalen" unterscheiden Verleitet durch das an scheinend glänzende Verkaufsresultat der internationalen Kunstausstellung des Jahres l888, wo im ganzen für 1 070 000 M Kunstwerke, darunter von deutschen Aus stellern für 590 940 M, verkauft wurden, glaubte man, durch jährliche Wiederholung solcher und ähnlicher Aus stellungen auch für die Folge annähernd gleich hohe Re sultate erzielen und damit eine dauernde Hebung des Münchener Kunstmarktes erreichen zu können Hierbei ließ man jedoch in erster Reihe die Erwägung außer acht, daß die internationalen Kunstausstellungen, sonst ein sel tenes, viele Besucher nach München ziehendes Ereignis, bei jährlicher Wiederholung sehr an Zugkraft verlieren mußten Daß dies in der That geschehen ist, hat der finanzielle Erfolg seither erwiesen, denn das Verkaufs resultat für deutsche Werke schwankte bei den folgenden Ausstellungen bis zum Jahre 1895 zwischen 200 000 und 300 000 M , ging also bis weit unter die Hälfte (gegen 590 940 M des Jahres 1888) herab und unter scheidet sich nur wenig oder gar nicht von dem der gewöhn lichen nationalen Ausstellungen der früheren Jahre Doch dieser Mißerfolg ist kaum erwähnenswert neben dem Riesen schaden, der zunächst dem Münchener, in zweiter Linie aber dem gesamten deutschen Kunstmarkle durch diese jähr lichen „Jnternationialen" in München zugefügt worden ist Es ist doch wahrlich leicht verständlich und hätte vorauSgesehen werden müssen, daß die ausländischen Künstler, die in der höflichsten Weise jährlich zu den Münchener Ausstellungen herangezogen und überreichlich mit goldenen Medaillen ausgezeichnet wurden, deren Werke die schönsten Säle und Plätze erhielten und eine Menge Käufer fanden, nur leichter Mühe bedurften, um nun auch außerhalb dieser „Internationalen" auf dem täglichen Kunstmarkt Münchens (und für die Folge auch anderer deutschen Städte) reichen Absatz zu finden, der deutschen Kunst aber damit eine täglich sich steigernde, ja geradezu unerträgliche Konkurrenz zu schaffen. Die Konkurrenz des Auslandes hat aber um so leichteres Spiel in Deutschland gehabt, als, wie schon angedeutet, die deutsche Presse die heimische Kunst gegen die fremde herabzusetzen beliebt und damit so manchen Käufer veranlaßt, sein Augenmerk auf das Ausland zu richten Dem fraglichen Plus von einigen tausend Mark bei den jeweiligen „Internationalen" stehen Verluste von Millionen für den deutschen Künstler auf dem täglichen Kunstmarkte gegenüber. Gerade in diesem Markte aber, in den Verkäufen außerhalb der großen jährlichen Kunstausstellungen, liegt der Schwerpunkt der Einnahmen des Malers; die perma nenten oder periodischen Ausstellungen der Kunstvereine, besonders die der Kunsthändler, die Bestellungen und Käufe dieser Händler und der Kunstliebhaber im Atelier machen das „Geschäft" und bringen dem von seiner Kunst lebenden Maler die Mittel zur Existenz. Wie wenig nach der Richtung hin die „Internationalen" thun, muß sofort ein leuchten, wenn wir einmal das Verkaufsresultat einer Münchener „Internationalen", so weit e» für dortige Künstler in Betracht kommt, der Kopfzahl dieser Künstler, den Durch schnitt rechnend, gegenüberstellen. Nehmen wir dabei nur tausend Künstler an, bei dem Verkaufsresultat ein der Wirklichkeit entsprechendes Minimum von 200 000 M und ein Maximum von 400000 M , so entfallen auf den Kops der Münchener Künstler 200 oder höchsten« 400 M, d. h. eine so geringe Summe, daß von ihr nicht einmal die Atelierunkoften annähernd gedeckt werden können Die übrigen Mittel, die die Leben»führung er fordert, muß der Künstler also außerhalb der einmal im Dresdner Pe»«»»»ret«: M Dresden vierteljährlich: ,Werk 50 Ps., bei den Kaiser - ttch hatsche» Postanstalten vtnttljLhrlich SMark; außer halb de« Deutschen Reiche- Post- »ad Stempelzuschlaa Einzeln« Nummern: 10 Ps Erscheine«: Töglich mit Ausnahme der Sona- and Feiertage abend- Feraspr.-Aaschluß: Rr. 1295 ÄtNUMl AukLnbigungSgebühr,«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps. Unter „Eingesandt" dir Zeile bo Pf. Bei Tabellen- und Ziffer: p entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Zwmgerstr. 20. Fernspr.-Anschluß: Nr 1LSL
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