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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. Preis für da« Vierteljahr Ihaler. . Iasertion». Sebthren für den Raum "I einer gespaltenen Zeile i Reu,röschen. ^238 Mittwoch, den 14. October. Erscheint mit «»»nahm» der Sonn, und Festtage tügltch Abend» und ist durch alle Postaustalten »u beziehen. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Da e- nicht selten vorgekommen ist, daß in Kaiserlich französische Militairdienst« getretene nicht französische Unter khanen, welche auf ihr Ansuchen ihre Entlassung und die nöthigr Legitimation zur Rückreise in ihre Heimath erlangt haben, sich nicht im Besitze der hierzu erforderlichen Mittel befinden und daher genöthigt sind, zur Fortsetzung ihrer Reise Unterstützungen zu erbitten, so hat daS Kaiserlich französische Ministerium de- Krieg-, um dieser die militairische Uniform compromittirenden Unzuträglichkeit vorzubeugen, beschlossen, daß künftighin nur solche Individuen der fraglichen Art, welche sich über ausreichende Mittel zur Rückkehr in ihr Va terland auSzuweisen vermögen, die Entlassung aus dem Kai serlichen Militairdienste erhalten sollen. Eine Ausnahme von dieser Bestimmung soll nur hin sichtlich derjenigen Individuen eintretrn, deren Entlassung auf Grund bei ihrem Engagement vorgekommener Ungesetz lichkeiten oder Unregelmäßigkeiten, oder auf Grund bereit« vor dem Engagement vorhanden gewesener Dienstunfähigkeit zu erfolgen hat. Nachdem die Kaiserlich französische Regierung von diesem Beschlüsse mit dem Bemerken, daß das Generalgouvernement von Algerien demgemäß mit Instruction versehen worden sei, anher Mittheilung gemacht hat, so wird Vorstehend,- für diejenigen, welche etwa ein Interesse daran haben, hier mit bekannt gemacht. Dresden, am 28. September 1857. Ministerium des Innern. Frhr. von Beust. Jäppelt. Dresden, 8. Oktober. Se. Majestät der König haben dem Vorsitzenden der hiesigen StaatSeisenbahn-Direction, Geheimen Finanz-Rath von Tschirschky di, Erlaubniß zu Annahme und zum Tragen d,S von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich ihm verliehenen Commandrurkreuzr- de- kaiser lichen Franz Josef-Orden- allrrgnädigst zu ertheilrn geruht. Nichtamtlicher LHeil. Hebersicht. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Exequien. DaS Befinden der Erbgioßherzogin von ToScana. — Leipzig und Bautzen. Landtags wahlen. — Berlin: DaS Befinden d,S König-. Eine Verordnung der Donancommission. — Pot-dam: Thell- nahme an dem Befinden deS Königs. — Dirschau: Er öffnung der Weichsel- und Nogatbrücken. — Hannover: Rückkehr der königl- Familie. — Weimar: Eisenbahn- conferenz. — Koburg: Vermischte- — Frankfurt: Confer,nz deutscher Privatbanken. Flauheit der Börse. Städtische Wahlen. — Pari-: Drcrete bezüglich der Professoren am College - de - France- Vermischte-. — Brüssel: Der „Nord" über die engt Nation. — Lon don: Vom Hofe. Falsche Vorspiegelungen bei den Wer bungen. Lord Canning'S Stellung. — Kopenhagen: Vom Reichstage- Die Reis« des König-. Die nikobari- schen Inseln. Die schwedische Marine. — Bukarest: Eröffnung de« Diwan«. — Jassy: Herr Basily und die Deputaten d,S Diwan«. Feuilleton. Literatur. Das in diesem Blatte in einer Chemnitzer Corre- spondenz bereit- erwähnte „Johannes-Album" (heraus- gegeben vom Bürgermeister Müller in Chemnitz) liegt unS vor, und verfehlen wir nicht, die Aufmerksamkeit unsrer Leser auf daS vortreffliche Buch hinzuleiten. Im Jahre I8LL ist in Chem nitz eine originelle, wohlthätige Anstalt zur Rettung für ver wahrloste oder der Gefahr der Verwahrlosung preiSgegrbene Kinder gegründet worden. „Diese Stiftung beabsichtigt, auf einem eignen, geschloffenen GrundstückScompler nach und nach eine Anzahl kleiner Familienwohnungen zu erbauen, in selbige zur Kindererziehung geeignete Familien aufzunehmen und diesen die verwahrlosten Kinder zur Bildung und Besserung zu über geben, da- Ganze aber durch eigne Aufsicht überwachen zu lassen." Man will für diese Anstalt, die den Namen Sr. Majestät unter allerhöchster Genehmigung adoptirt hat und sich Jo han neum nennt, auch eine besondere Kapelle errichten. Zur Vermehrung deS bis jetzt geringen Fonds der Stiftung hat deren VerwaltungSvirector, Bürgermeister F. Müller in Chemnitz, die deutsche Literatur in Anspruch genommen und eine wahrhaft reiche Ernte von Beiträgen eingesammelt. Nicht nur de» wohl, thätigen Zwecke« halber — daS 670 Seiten starke, in zwei Theilr zerfallende Werk kostet nur 2H Thaler —, nein, auch de» In- halt» wegen empfiehlt sich da- „JohanneS-Album" zum Ankauf (durch die Starke'sche Buchhandlung in Chemnitz zu beziehen). Der erste Lheil giebt eine reiche Sammlung von Original- ge dichten. Wir finden hier die Namen Moritz Arndt, Ana- stafiuS Grün, Adolph Bube, Castelli, Ludw. Aug. Frankl, Emanuel Geibel, Friedrich Halm, Julius Hammer, JustinuS Local- und Provinzialaugelegeuheiten. Dresden: Vermischt,». — Leipzig: Ritterschaftliche Wahlen zur FriedenSrichtercommission. — Roßwein. Mission-fest. Feuilleton. Inserate. Tageökaleuder. Börsennachrichten. » « i l a g e. Oeffeutliche Gerichttverhandlungen. (Dresden. Leipzig.) Feuilleton. Wahlmännerverzeichniß zur Dresdner Landtagöwahl. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Berlin, DienStag, 13. October, Morgens Uhr. Se. Majestät der König hat den größten Theil der Nacht in ruhigem, durch Blutwallungen nicht unter brochenem Schlafe vollbracht. Allerhöchstderselbe fühlt Sich infolge dessen heute Morgen weniger müde. -Paris, Dienstag, 13. October. Die Bank von Frankreich hat gestern Abend den Wechseldiskont und Vorschußzinsfuß von S'h auf erhöht. Marquis de Moustier reist heute auf seinen Po sten nach Berlin, Graf v. Rayneval nach St. Pe tersburg ab. London, Montag, 12. October. Die Bank von England hat heute den DiSconto auf 1 A> erhöht. Dresden, 13. Oktober. Heute Vormittag um 11 Uhr fanden in der hiesigen katholischen Hofkirche die Exequien für die hochselige Prinzessin Marie königl- Hoheit statt. Am Ende de- Mittelschiffs vor dem Hauptaltare war ein prächti ger Katafalk errichtet, mit sächsischen Wappenschildern ge schmückt und von zahlreichen Kerzen umstrahlt. Der Haupt altar, dessen Altarbild, die Tribunen und da- Chor der Kirche waren schwarz verhangen und trugen da- sächsische Wappen schild abwechselnd mit einem A. Ihr« königlichen Majestä ten, sowie die ganz« königl,chr Familie wohnten dem Gottes dienste in Ihren Oratorien bi- zu Ende bei. Auf den Tri bunen hatten sich die Mitglieder de« diplomatischen CorpS, die höchsten Staats- und Hofbeamten, hohe Militär«, Ver treter der städtischen Behörden, den Oberbürgermeister an der Spitze, sowie eine große Anzahl von Offizieren Platz genom men, während das Schiff der Kirche ebenfalls vollständig mit Andächtigen gefüllt war. Die Messe wurde von dem hoch würdigen Herrn Bischof Forwerk relebrirt; da« Requiem, wel che- durch die königliche musikalische Kapelle zur Ausführung kam, war eine Compositiön de- königl. ersten Kapellmeister- Reißiger. Dresden, 13. Dctober. Au- Florenz ist unteren 12. d. M. folgende befriedigende Nachricht eingegangen: „Ihre k. k. Hoheit die Erbgroßhrrzogin hat ruhig geschlafen und der Au-schlag fängt an, sich abzuschuppen." -o- Leipzig, 12. Oktober. Im Saale der ersten Bür gerschule wurde heute unter Versitz d,S Herrn Kammerherrn Freiherrn v. Friesen von der Ritterschaft deS Leipziger Kreise« zum Behufe der Landtagswahl ein KreiSconvrnt abq,halten, bei welchem Herr OberappellationSrath v. König auf Nosch- kowitz als Abgeordneter für die Zweite Kammer und als dessen Stellvertreter Herr Dietze auf Pomsen gewählt wurde. Bautzen, 10. Oktober. Bei der gestern in Kamenz statt gefundenen Landtagswahl wurde der Schönfärber und Stadt rath Christian Gottfried Hoffmann zu Kamenz zum Abgeord- i —. Kerner, Hermann Lingg, Adolph Peter«, Leopold Schrfer, Georg Scheurlin, Julius Sturm, Nepomuk Vogl u. A. m. So dann haben sogar Dichter fremder Zungen der Bitte entsprochen, Beiträge dem „JohanneS-Album" zuzusenden. Den Schluß deS ersten TheileS bilden (mit deutscher Uebersetzung) lateinische, arabische, italienische, englische, böhmische, schwedische, wendische und ungarische Gedichte. — Der zweite Theil enthält Origi nalbeiträge in Prosa. Sogar fürstliche Federn find hier thätig gewesen: Amalie Alexandra, Prinzessin und Herzogin in Bayern, und Amalie, Prinzessin von Schleswig-Holstein- Sonderburg-Augustenburg, eröffnen den Reigen. Von den übrigen Spendern nennen wir: Geh. Rath CaruS in Dresden, Staatsminister v. Falkenstein daselbst, Prof. Fortlage in Jena, Prof. Jakob Grimm in Berlin, Heinrich König in Hanau, Di rector Kraukling in Dresden, wirkl. Geh. Rath vr. v. Langenn daselbst, Nieritz, v. Raumer, Varnhagen van Ense, Ziegler u. s. f. Unter den Gedichten deS ersten TheileS heben wir al- be- merkenSwerth hervor: „Im Schlitten" von Anastafiu« Grün, „FroilaS" von A. Bube, „Goethe und Beethoven" von Frankl, „Deutsch und fremd" von Geibel, „Frühe« Leben" von I. Ham mer, „Kraft der Liebe" von Heydrich, „Der Zigeuner" von E. Kauffer, „DaS Mädchen im Garten" von Justinu« Kerner, „Elsen und Zwerge" von H. Lingg, „FrühlingSruf" von Georg Scheurlin. Altmeister Arndt hat den Gesängen de« ersten Lheile« rin schöne«, auf König Johann von Sachsen bezügliche« Wort vorauSgesandt: Herrlich strahlt da« Gold der Krone, Die auf edlem Scheitel fitzt, Wenn e« vom rrhab'nen Throne Milden Glanze« niedrrblitzt. neten de« 19. städtischen Wahlbezirks und der Advocat Ernst Gustav Adolph Jacob in Bautzen zum Stellvertreter gewählt. ü. Berlin, 12. Oktober. Der Andrang des Publicum- zu dem Hofmarschallamt, um dort Einsicht in die Bulletin üb,r daS Befinden Sr. Majestät des König« zu nehmen, war heute am bedeutendsten. E« ist in dieser Beziehung die durch die heutigen Abendblätter veröffentlichte Anordnung des Herrn Polizeipräsidenten, wonach die Bulletin- über, und Alle-, waS sich auf die Krankheit deS König- bezieht, in den Bureaux aller Polizei-Reviere ausliegen werden, sehr zweck mäßig. Die heute am Montag nicht erscheinenden Morgen blätter haben diesen Vormittag Extrablätter ausgeqeben, welche daS, Ihnen gestern Abend gesandte Bulletin und da neueste von heute Morgen (gestern ebenfalls telegraphisch mitgetheilte) enthalten- — Privatnachrichten, welche mir von durchaus zuverlässiger Quelle au- Potsdam zugehen, bestä tigen, daß das Befinden d,S König- am gestrigen Tage die erfreuliche Aussicht bot, die Krankheit, wenn nicht Störungen rinträten, in ganz kurzer Zeit zu heben. — Für diese An nahm, spricht auch der Umstand, daß von Seiten der Minister Anstalten zur Geburtstagsfeier d,S König- (15- Oct.) ge troffen werden. So ist Alles für dir übliche Feier in der Aula der Universität vorbereitet, ferner haben die einzelnen Minister bereits die Einladungen zu den Diner- erlassen, welche sie ihren Beamten zur Feier des 15 Octobers alljähr lich geben. — Heute Vormittag fand im Staat-ministerium eine Constilsitzung statt. — Sämmtliche Aerzte, welche den König behandeln, schlafen in Sanssouci- Ihre Majestät die Königin und Se. k. H. der Prinz von Preußen sind be ständig in der Nähe de« König«. Der Ministerpräsident hat ebenfalls eine Wohnung in Potsdam bezogen. Der Tele graph benachrichtigt fortdauernd die Höfe von Wien, St. Peters burg rc. von dem Verlauf der Krankheit Sr. Majestät- Der zur ärztlichen Assistenz von hier au« b,schieden, Oberarzt der Charitö, vr. Abel, hat bei früher« Reisen de- König-, na mentlich bei Höchstdessen Aufenthalt in PutbuS, gleiche Dienste geleistet. Der vr. Weiß, RegimentSarzt des ersten GardeulanrnregimentS und Leibarzt Sr.k. H. des Prinzen Karl, war ursprünglich für den abwesenden vr. Grimm eingetreten, setzt indessen nach dessen Wiedereintritt die Assistenz fort. Ihre k. H. die Prinzessin von Preußen, welche gestern in Potsdam erwartet wurde, ist, wie mir mitgetheilt wird, wegen Unwohlseins gestern noch nicht daselbst eingetroffen. — In Stettin wurde da- Stadltheater ganz geschlossen, aber diese Maßregel später wieder zurückgenommen. Nachschrift. Abend- 10 Uhr. DaS neueste Bulletin erschien soeben im k. Hofmarschallamt. Dasselbe lautet: „Se. Maj. der König haben während des heutigen Tages sich einige Male eine-, wenn auch nur kurz dauernden doch ruhigen Schlafe- zu erfreuen gehabt. Erscheinungen von Blutan drang nach dem Kopfe sind seit heute Morgen nicht wieder eingetreten. Sanssouci, 12. October, Abends 8 Uhr. Gez. Vr. Schönltin. vr. Grimm, vr. Weiß." — Die europäische Donaucommission hat auf Grund de- Art. 16 des Pariser Vertrage« unter dem 10. Juni d. I. eine „provisorische Verordnung über dir Hafenpolizei in Su lina" erlassen, welche der heutige „St.-A." mittheilt. Potsdam, 11. Oktober. (A.) Die innigste Liebe und Theilnahme, die im ganzen Lande sich zeigt, tritt hier in der Stadt, der Se. Majestät der Köniz Seine Gnade besonder« zugewendet hat, stärker hervor; in allen Ständen die ängst lichste Besorgniß, überall rührende- Forschen nach dem augen blicklichen Zustande Sr. Majestät; Alle- eilt nach Sanssouci, um die dort au-g,legten Bulletin- rinzusehen und sich zu überzeugen, inwieweit der Hoffnung Raum zu geben ist. Tausende von Unterschriften bedecken die dortigen Listen al« Aber wahrlich nicht geringer Funkelt goldner KönigSglanz, Flicht der Musen zarter Finger D'rum noch ihren Lorbeerkranz. Fragst Du, WaS die Worte meinen Von dem Gold und von dem Grün, Schau', wo beide doppelt scheinen, Schau' sie Johann'S Stirn »mblüh'n. Bon den oben genannten Gedichten lassen wir hier folgen Deutsch und Fremd von E. Geibel. Wenn Wald und Haide junge- Grün gewinnen, DaS Veilchen schüchtern au« dem Grase sieht, Die Wolken segeln und die Bäche rinnen Und hoch der wilde Schwan im Blauen zieht: Da wacht dem Deutschen in Gemüth und Sinnen Alljährlich auf der alten Sehnsucht Lied; Ein leis' Erinnern fühlt er in ihm wogen, Daß einst sein Stamm von fern in» Land gezogen. Und wieder mücht' er wandern, schweifen wieder Nach traumverheiß'nem Glück auf fernen Au'n, Bald nordwärts, wo, umschwirrt vom Seegesieder, Aus'« Meer basalt'ne Pfeilergrotten schau'n, Gen Mittag nun, wo sanft in'S Thal hernieder Um Lorberrwipfel sonn'ge Lüfte blau'n, Um über'« Grab versunk'ner Heldrnzeiten Den blühenden Teppich Ross und Rebe breiten. Da« zog den Angelsachsen über'« Meer, Da« ließ, ob blutig auch um solch' Gelüsten