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Nummer 30 — 26. Jahrgang Smol wöch. Bezugspreis für Februar 3,00 ^ einschs. Beitellgelo Anze^enpreise: Die Igesp. Petitzeile 80^. Stellengesuche 20 Die Petitreklamezeile. 89 Milli meter breit, l Ollertengebllhren für Selbstabholer 20 .Z. bei UebersenSung durch die Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 10 Sonnta«s.Nr. IS L. Geschäftl. Teil: Friedrich Nieser in Dresden« >0r alle Zwecks in allen Preislagen im üinisliittcliSst v. vk«n!ittllll>8 Dresdea-^.». Lclireivergssse 4, nScbst cl ^llmarkt .«** 0« ^,0 »v»' ,s ^ Sonntag, 6. Februar 1927 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v Anzeigenausträg«» ». Leistung o Schadenersatz. Für undeutl. u. S. Fern, ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Ver« antwortung. Unverlangt eingesandte u. m RUckportai nicht versehene Manuskripte werd. nicht aufbewahrt., Sprechstunde oer Redaktion 2—3 Uhr nachmittag»; Hauptschriftleit.: Dr. Joseph Albert. Dresden Schokolade» Konfitüren » Kaffee/Tee » »Seschenkartikel» Kranz Steiner NresdrnTk, Alaunstraße 4Z und 4L ik vleschafrsftille, Druck und »verlas! Saionla- vuchdruckerei ViinbH.. Dresden A. I, Pollerllrotz« 17» irernrus 21013. Postscheckkonto Dresden I47S7. Bankkonto: Dresdner Bans, Dresden. Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen VolkSzettung DreSden-AItstadt 1, Potielslraste 17. Fernrnt 20711 und ri0I2. Papskworke und Polittk Von F r i e d r i ch Nt u ck e r m a u n S. I. Es sind in jüngster Zeit iir Rom vom Heiligen Vater Worte gesprochen worden, die auch in der politischen Welt ejn starkes Echo geweckt haben. Es gilt das nicht nur von den Aeußerungen des Papstes selber, sondern auch von denen der päpstlichen Nuntien und Diplomaten. Die große Welt knüpft an solche Papstmorte ihre Betrach tungen an und legt sie meistens rein politisch aus. zumal sich nicht leugnen läßt, daß sie sich in der politischen Sphäre mächtig auswirken. In Wirklichkeit geht es aber hier eher um alles andere als um Politik. Das zeigt schon der Charakter der betreffenden Aeußerungen, die allesamt der B e f r i e d i g u n g E u r o- pas dienen. Mischte sich einmal ein starkes Lob für Mus solini hinein, so konnte man dies erstens deuten als eine wirkliche Anerkennung für einen Mann, der tatsächlich eine vorläufige Ordnung geschaffen hat. dann aber auch als eine Art captatio bonevolentiae, die dem Diktator dle nachfolgende., ernsten Mahnungen schmackhafter ma chen kann. Tatsächlich haben die Mahnungen, doch end lich mit allen Gewalttätigkeiten Schluß zu machen, ihren großen Nutzen gehabt. Mussolini hat bald darauf ein Rundschreiben an die Präfekten des Königreiches Ita lien erlassen, das zweifellos eines seiner wichtigsten bisherigen Negierungsdekrete darstellt. Es heißt darin, daß der Staat nun stark genug sei, um jeder Ungerech tigkeit die Stirne bieten zu können. Die Zeit der Re pressalien, der Demolierungen und der Gewalttätigkeiten sei endgültig vorüber. Namentlich sei Vertretern frem der Mächte gegenüber strengste Disziplin zu wahren. Der tiefe Sinn dieser päpstlichen Aeußerungen, die kräftig ins politische Gebiet hinüberwirken, war ersichtlich der Schutz der öffentlichen Ordnung und das Ideal des Frie dens und der Verständigung. Von hoher Warte aus sieht der Heilige Vater die Völker Europas bedroht, genau so, wie er sie einst durch die Horden der Türken bedroht sah. Und wie in jenen Jahrhunderten das Papsttum Europa seine heiligsten Güter gewahrt hat, so übernimmt es heute das gleiche. Will man hier von Politik spre chen, dann ist es eine Politik, die iveit über dem Niveau von Partei-, Landes- und Großmachtspolitik im Sinne der größten kulturellen Ueberlieferungen, die es in Euro pa und in der ganzen Welt gibt. Noch mehr. Mag das Evangelium theoretisch zu die ser und jener Form im Staatsleben der Völker das Ver hältnis der Indifferenz haben, so sind doch zu bestimmten Zeiten bestimmte Strömungen der Ausbreitung der Reli gion mehr oder weniger günstig. Wenn nun der Heilige Vater dafür eintritt, daß jegliches Unrecht und jegliche blinde Gewalt, sei es von dieser, sei es von jener Seite, vom Uebel seien, und daß von allen Völkern die Grund sätze der Ordnung, auf denen der Friede ruht, anerkannt werden müßten, so liegt die innere Berechtigung für solche Aeußerungen in seiner Verantwortlichkeit für die Herde Christi selber. Es kann die Religion sich nicht entfalten und sich namentlich in ihren kulturellen Auswirkungen nicht betätigen, wenn der Waffenlärm in Europa nicht zur Ruhe kommt. Es kann die Liebe des Evangeliums nicht recht blühen, wenn die Völker einander ständig has sen und bekriegen. Es kann eine Offenbarung, die die Natur voraussetzt, nicht Wurzel fassen in einem Geschlech ts, das in seinem Staatsleben naturfeindliche Systeme dul det. Und so erfüllt Rom. indem es heute zum Frieden mahnt, seine christliche Sendung. Nichts hat dies zu tun mit politischem Ehrgeiz, nichts mit politischer Macht, nichts mit Eroberungsgelüsten und der gleichen. Roms Worte an die politische Welt sind Worte eines Imperiums, das nicht von dieser Welt, aber dennoch in ihre Lebensbedingungen hineingestellt ist. Wir können noch iveitergehen. Es blitzt in diesen päpstlichen Worten nicht nur etwas von der moralischen Macht auf, die Rom jederzeit durch alle Jahrhunderte der europäischen Geschichte ausgeübt hat, es offenbart sich in ihnen auch der Geist der Religion Christi selber. Leben nämlich alle Christen wirklich nach den Lehren des Evan geliums, dann muß in ihnen, insofer ' ' Christen sind, der heiße Wunsch auftauchen, die chi 'e Gemeinschaft allüberall zu fördern und zu stärken. D-^-christliche Ge meinschaft ist ihrer innersten Natur nach eine Gemein schaft des Rechtes und eine Gemeinschaft der Liebe. Durch- Vv» Plutarco Quematovilla. Die folgende» Ausführungen, die aus der Feder eines der bekanntesten Advokaten Mexikos stam men. geben ein anschauliches Bild von den politi schen Zuständen, wie sie sich in Mexiko unter dem bolschewistischen Diktator Calles herausgebildet haben, gleichzeitig aber auch eine Erklärung oafür, ivie es möglich ist, daß in dem zu 90 Prozent katholischen Lande von einer kleinen frei maurerischen Clique ein Kampf gegen die Kirche geführt werden kann. Der Theorie nach ist die Verfassung Mexikos dieselbe wie die der Vereinigten Staaten, dieselbe Machtverteilung. das gleiche Ueberwachungs- und Ausgleichssqstem. Man hat eine geschriebene Verfassung, die für ihre Umformung und Verbesserung selbst sorgt. Sie hat einen Präsidenten der TU-ger §er Exekutivgewalt ist, eine» Bundeskvngrest. ser zwei su-p,merv umsaizr, uns einen Vundesgerichtshof. Man behauptet, es herrsche völlige Unabhän gigkeit zwischen diesen drei Trägern der Staatsautoritüt: die Exekutivgewalt habe die Entscheidung des Gesetzes und des Ge richtshofes zu berücksichtige». Man hat daher oft behauptet, Mexiko sei auf oem besten Wege zu einem „Governemenr bq Iudges", wie man es in Amerika nennt. Aber so ist es nur in der Thwrie. Tie Tatsachen sagen etwas ganz anderes. Es gibt nur eine Macht, den Präsidenten der Republik, den Träger der Bundesexecutive, der mit Gewalt oder List die ganze Staatsgewalt an sich gerissen hat. Nur ein Wille herrscht, der Wille des Präsidenten, oer mit brutaler Ge walt. ohne Rücksicht auf Recht und Gesetz sich anderen anfzwingt. Er kümmert sich nicht um die Gerichtshöfe. Wir haben Beispiele, daß die Entscheidung des höchsten Gerichtshofes in ganz krassem Widerspruch stand mit allen vorausgegangenen Verhören und Verhandlungen. Und watnm? Nur weil der Präsident angedeu tet hatte, daß einer seiner Freunds die Entscheidung wünsche. Eine solche sklavische Unterwürfigkeit des Gerichtshofes, wie man sie hier sieht, macht natürlich jede unparteiische Rechtspre chung unmöglich. Die gesetzgebende Körperschaft. Die gesetzgebende Gemalt ist zum größten Teil in Händen von völlig ungebildeten Menschen. Den meisten von ihnen fehlt es an allem, was mexikanische Bildung und Wissenschaft be deutet. Einige sprechen nicht einmal fehlerfrei spanisch und be dienen sich der Sprache des gemeinen Volkesi Ihr einziges Ziel ist. ihren Platz im Kongreß zu behalten, auf diese Weise zu einem monatlichen Gehalt zu kommen, geschäftliche Beziehungen «n- knüpfen zu können, zum Beispiel von den Regierungsstellen Konzessionen einwholen und sie dann an Gesel'sclwften «bzu- gebcn. Gegenwärtig sind die Volksvertreter und die Senatoren lauter ungebildete Menschen, die ihr gutes Geld erhalten, wenn sie Calles zu Diensten sind. Von Gesetzgebung haben sie keine Ahnung. Aus notdürftigen Uebersestungen srencher Anarchisten haben sie sich einige Schlagwörter zusammengesucht. Politische Parteien. In Mexiko gibt es keine politischen Parteien. Diese kön nen auch nicht existieren, da sie ja nur eine uneingeschränkte Diktatur hindern und nnmöglich machen winden, die immer zügelloser wird. Der Name Partei gilt »nr für jene Banden, die die bolschewistischen Ideale des Diktators ans ihre Fahne schrieben, und das nur, um seine Gunst zu gewinnen, ein öfsent- jiches Amt zu bekommen, und bei Verträgen ihr Schäfchen ins Trockene zu bringen . . . Wirkliche Paricieu und Wahlen kann es nicht geben, und jene Kruppen, die so heißen, haben nichts von dem. was sonst Parteien in demokratischen Ländern, wo noch Gesetz und Recht herrscht, kennzeichnet. Das W.ih'sqsicm. Die Wahleii gehen so vor sich: Die Kandidaten suchen in ösfenllichen Versammlungen die Vortrefflichkeit ihres politischen Humbugs dazulun. Es kommt ihnen nur darauf an. der Ein bildung des Diktators zu schmeicheln. In den letzten Jahren standen alle diese Versammlungen im Zeiö>en des Bolschewismus, dessen Theorien bis znin Himmel erhoben wurden. Und doch zielen sie nur aus Zerstörung von Recht. Gerechtigkeit und Ord nung. Mexikos Bevölkerung ist infolge all der Lügenivirtschaft und Betrügereien in öffentlichen Dingen so oft getäuscht morden, daß kein Bürger, der etwas auf sich hält, eine politische Versamm lung mehr besucht. Besucht ein Bürger regelmäßig diese Ver sammlungen. oann ist es klar, daß er nur die Sklavenlivree des Diktators sich zu verschaffen sucht. Natürlich hat die Regierung nicht das geringste Interesse, daß die Wahlen auch wirklich frei stattsinüen. Eine Schranke roher Gewalt schließt den vornrteils- frev» Bürger von vornherein aus. Die Wahlurne wird durch Polizcibeamte und Regierungsleute bewacht. Wenn ein unab hängiger Bürger es fertig bringt, ins Wahllokal zu kommen, dann hat er plötzlich keine Wahlberechtigung, oder es ist kein Wahi'ettcl da. oder wenn alles nichts hilft, wird sein Stimm zettel hinter seinem Rücken vcrnlchlet. Daher auch oft die be rühmte „Einstimmigkeit" bei oen mexikanischen Wahlen .... Die DepuNe^lrnUiiiUUirr. Die Abgeordneten sind in allem nur Werkzeuge des Dikta tors. Sie bilden zwei Hauptparteien. die sich gegenseitig die Gunst des Führers streitig machen. All ihre Leidenschaften und ihre furchtbare Unkenntnis kommen dabei an den Tag. Keine Partei ist besser als die andere. Doch ihre Streitigkeiten sind ernster Rasur und geben zu schrecklichen Betrügereien Anlaß . . Der Senat. Die Senatoren sind meist die Exgouvernenre der Staaten und einige von den unzähligen Generälen, die der Präsident er nennt. Aber sie sind gerade so wie die Abgeordneten nur Pup pen in Eastes' Hano, unwissend und ungebildet. Ter Senat macht zwar nicht denselben niederschmetternden Eindruck der Barbarei, wie das Abgeordnetenhaus, denn seine Mitglicdcrzahl ist geringer und kann deskalb nicht so viel Lärm macken. Revolver werden hier darum auch weniger gebraucht als bei den Abgeordneten. Das sind ole beiden Kammern. Sind sie znsammcngetre- ten. so schickt der Diktator seine Gesetzcsvorschlägc hin. um sie abstempeln zu lassen und zur Ausführung zu bringen. Dann und wann zeigt sich ein unbedeutender Widerstand bei einem Miigliede der Partei, die im Kampfe um die Fnhrersclxift verlor. Mit Geld und anderen Mitteln sucht der Innenminister ihn oann zu gewinnen. Kann man so seine Zustimmung oder wenigstens seine S'limmcnlhallung nicht erreichen, dann wird ihm ein kräf tiges Gericht Drohungen ausgctischt. Bleibt er auch dann noch fest, wohl wegen einiger persönlicher Interessen, dann wird der Unglückliche das Opfer eines ins-enierten Straßcnkampses oder öffentlichen Mordes. Dieses crsolgrcick gehandhabte Svstcm setzt den Diktator in oen Stand, die bedingungslose Z-q'Ummnng der Kammern für alle seine Unternehmungen zu bekommen. Sein Wille ist Gesetz. Gibt cs denn überhaupt Wahlen in Mexiko? Nein, wir haben keine Wahlen, und wir können auch keine haben, solange die Diktatur herrscht. Wir können ja auch keine politischen Parteien haben, da es keine freie Gerichisbarkeit gibt zum Schutze des Wählers. Betrug und rohe Gewalt halten uns fest in Ketten der Sklaverei. Wenn an Stelle des allgemeinen Wahlrechts nur eine be schränkte Anzahl bestimmter Leute wählen dürften, dann hüllen die anderen vielleicht mehr Aussicht, gegen den Diktator austrelen zu können, der ja. wenn nötig, jetzt mit erdichtete» Mehrheiten von Hunderttausenden ans die Zeitungsleser Amerikas den Ein druck unbeschränkter Unterstützung durch das Volk machen kann. Wir haben überhaupt kein Wahlrecht, salangc ein schlechtes Wahl- snstem mit so erschwerenden Bedingungen besteh!. Besonders gilt dies für viele von uns. die Religion und Familie zu schützen haben. ^ Der Bolschewismus Moskaus herrscht unumschränkt ln Alerg ko. Der Minister des össentlichrn Unterrichts ließ Millionen von Flugschriften drucke» und verteilen, die zur Geburten beschränkung aussordern, die Priester «».'»greisen usm. In den amtlichen Druckereien des Ministeriums druckt man die Blicker und Flugschriften der Lage! Ich brauche mich nicht weiter mit dem gottlosen Inhalt dieser Bücher abzugeben. Wenn ich wollte, könnte ich noch viel erzählen von all den Bestechungen der R-ch- ler und der unbegrenzten Macht der Ungerechtigkeit und des Be truges, die leider an unseren Gerichtshöfen herrscht. dringt der Geist dieser gewaltigen Organisation der Kirche das Innerste des Menschen, so werden diese Menschen Heilige sein, und Heilige f ü h r e n nicht in ehr Krieg miteinander. Mag das Getöse der Massen noch so groß sein, die Glocken unserer Kirche werden immer Glocken des Friedens sein. Mag Bruderhaß selbst ein Volk politisch bedrohen, die Worte des Evange liums werden immer Worte sogar der Feindes liebe sein. Die Religion Christi selber spricht jene erhabenen Worte, die wir heute von Rom hören, und die umgestaltende Kraft der Lehre Christi ist in ihnen leben dig. Das Gottesreich soll kommen, und indem es kommt, wird es von selbst dem Reiche der Weit von seinem Lichte, von seiner Gnade und von seiner Fruchtbarkeit mitgeben. Es ist nun an den Katholiken, der Welt zu zeigen, daß sie die Stimme ihres Hirten verstehen. In allen Län dern ist der Katholizismus in einer äußerst schwierigen Lage, eng eingepreßt zwischen dem Sozialismus aus der