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125 — - — 025 rankenberger Tageblatt 77. Jahrgang 8. November 1918 Freitag »r« vek steicbrilaarler an! aeuilcde Volk Der Reichskanzler erläßt folgenden Aufruf an das deutsche Volk: Präsident Wilson hat heut« auf di« deutsche Note ge antwortet und mitgeteilt, daß seine Verbündeten den 14 Punk ten, in denen «r seine Ariedensbedingungen im Januar dieser Jahres zusammengefaßt hatte, mit Ausnahme der.Freiheit der Meer« zugestimmt haben, und daß die Wasfenstiklstands- bedingungen durch Marschall Foch mitgeteilt werden. Da mit ist die Voraussetzung für Friedens- uno 'Waffenstillstands verhandlungen gleichzeitig geschaffen. Um dem Blutvergießen ein Ende zu machen, ist die deutsche Abordnung zum Abschluß des Waffenstillstandes und zur Aufnahme der Frkedensvcr- handlunge» heute ernannt worden und nach dem Westen abgereist. Die Verhandlungen werden durch Unruhen und disziplin loses Verhallen in ihrem erfolgreichen Verlaus ernstlich ge fährdet. Ueber vier Jahr« hat das deutsche Volk in Einigkeit und Ruhe die schwersten Leiden und Opfer des Krieges getragen. Wenn in der entscheidenden Stunde, in der nur unbedingte Einigkeit des ganzen deutschen Voltes große Gefahren sür seine Zukunft abwenden kann, die inneren Kräfte versagen, jo sind die Folgen nicht abzusehen. Aufrechterhaltung der bisher bewahrt«» Ordnung und freiwillige Manneszucht ist in djeser Entscheidungsstunde Tin« unerläß.iche Forderung, die jede Volksregierung stellen muß. Möge jeoer Staatsbürger sich der hohen Verantwortung bewußt sein, die er in Erfüllung dieser Pflicht seinem Volke gegonübor trägt. Per Reichskanzler Prinz Mar von Baden. Bestellungen auf -ns Tageblatt (für das -Merteljahr 3 Mk. — Pf., für den Monat 1 Mk.,) nehmen alle Ansgabestellcu und Austräger in Stadt und Land, ebenso alle Postanstalten des Deutschen Reiches jederzeit entgegen. wenn sie es nur mit d«r französischen zu tun hätte, dies« tn einigen Wochen zerschmettern. Darauf erwiderte der Ver- ! treter Frankreichs, die Lage habe sich durch die Kavitulation Oesterreichs insoweit geändert, als die Entente mcht mehr ! auf Amerika angewiesen sei, da Italien gegebenenfalls dk Möglichkeit direkter Operationen gegen Deutschland habe. — Dieser Zwischenfall ist nicht ganz „ohne". Kriegsentschädigung in Naturalien ! - k Berlin, 7. 11. Die „Morningpost" erklärt, .daß di« Alliierten Deutschland den Vorschlag machen, es möge einen Teil der Kriegsentschädigung in Naturalien entrichten. Die Kohlenbergwerke Westfalens und der Rheinprvvinz sollen ihre Produkte nach Italien liefern. Eine militärisch« Be setzung Westfalens soll die Ausführung der eingegangenen ver Sollcdemirmar an «ter Äallmante Unruhen in Hamburg r Hamburg, 6. 11. Vor einer Demonstrationsversamm- lung auf dem Hej!ig«ng«istfelde sind aus dem Untersuchungs- gefängnis in der NälA des Hvlstruplatzes 2000 Gefangene befreit worden, und zwar nicht nur Militärpersonen, sondern auch Zivilgesangene. In der Massenversamm.ung auf dem Hciiigengeistselde, an der mehr als 15 000 Personen teil nahmen, erklärt« «in Redner, daß die Urlauber nicht zur Front reifen sollten. Für ihr« Verpflegung werde gesorgt werden. Der Militärbehörde wurde die Forderung unterbreitet, die Kaserne in d«r Bundesstraße auszuliefern, weil von dort aus heute nacht auf di« Menge geschossen wurde. Sodann bewegte sich dre Menschenmenge zum größten Teil durch St. Pauli nach Altona, um dem Stadttommandanten die vom Sol datenrat ausgestellt«» Forderungen zu unterbreiten. Unterwegs würde aus einigen' Häusern von Offizieren geschossen. Sie wurden aus den Häusern herausgeholt und zum Teil schwer verwundet. In St. Pauli und auf dem Steinweg rvurden verschiedene große Läden und Nahrungsmittelgeschäste ge plündert. Bei der Schießerei, die sich infolge des Widerstandes der Offiziere Entspann, wurden zwei Frauen in der Lincoln straße getötet. ' Der Stadtkommandant von Hamburg-Altona und Um gebung empfing «ine Deputation und nahm die sämtlichen Forderungen an, die in d«r Hauptsache sind«: Freilassung a.lcr inhaftierten Militärpersonen, Abschaffung aller Unterschei dungsmerkmale zwischen Offizieren und Mannschaften, Ueber- nähme der Lebensmittelverhei.ung durch de» Svldatenrat. Die Masse zog dann nach den Bezirkskommandos in Hamburg und Altona, um dort die Herausgabe der Papiere der für fahnenflüchtig erklärten Soldaten zu verlangen. Die gegen diese erlassenen Steckbriefe sollen als erstes Zeichen der Vollsherrschaft verbrannt werden. Heute nachmittag setzte N«gen ein. Trotzdem durchflutet eine riesige Menge die Straßen beim St. Georg-, in der Nähe des Hauptbahnhoses und den vom Rathausmarkt nach St. Pauli, nach Mtvna, führenden Hauptverkehrsstraßen. Zu Ruhestörungen' ist «s bis heute noch nicht gekommen. Der Soldatenrat hat sich im Ge- werkschastshaus konstituiert und leitet von dort aus die Be wegung. Es ist überhaupt festgestellt, daß keinerlei Zwang ausgrübl wurde, mitzumachen. Wer nicht freiwillig mitgkng, 8 Nach Zeiner früheren Meldung sollim großen Spiegel saale von Versailles, wo das Deutsche Reich gegründet wurde, der Oberbefehlshaber des Verbandes Deutschland die Wafscnstillstandsbedingungen Mitteilen. Dann liegt eme ge- wisse Theatralik, diesem französische» Wesen immer anhaf tet. Doch das Verlangen nach Frieden ist so groß, daß nebensächliche Punkte ke,in Hindernis sxm dürfen Darauf (Amtlich.) Berkin, 6, November 1918. Die' durch Funkspruch hier eingetroffene Note der Vereinigten Staaten vom 5. 11. 18 lautet in der Uebersetzung: In meiner Not« vom 23. 10. 18 hab« ich Ihnen mit- geieilt, daß der Präsident seinen Notenwechsel den mit den Vereinigten Staaten verbundenen Regierungen übermittelt hat mit dem Anheimstelle», falls diese Regierungen bereit sind, den Frieden zu den angegebenen Bedingungen lind Grundsätzen herbeizuführen, ihre militärischen Ratgeber und die der Vereinigten Staaten zu ersuchen, den gegen Deutsch land verbundenen Regierungen die nötigen Bedingungen eines Waffenstillstandes zu unterbreiten, der di« Interessen der be teiligten Völker in vollem Maße wahrt, und den verbun denen Regierungen die unbeschränkte Macht sichert, die Ein zelheiten des von der deutschen Regierung angenommenen Friedens zu gewährleisten und zu erzwingen, wofern sie «inen Waffenstillstand vom militärischen Standpunkt für möglich halten. Der Präsident hat ein Memorandum der alliierten Regierungen mit Bemerkungen über hissen Noten wechsel erhalten, das folgendermaßen lautet: Die alliierte» Regierungen haben den Notenwechsel zwi schen dem Präsidenten der Vereinigten Staaten und der deut schen Regierung sorgfältig in Erwägung gezogen. Mit den folgenden Einschränkungen erklären sie ihre Bereitschaft zum Friedensschluß mit der deutschen Regierung auf Grund der Friedensbedingungen, die in der Ansprache des Präsidenten an den Kongreß vom 8. Januar 1918, sowie der Grundsätze, die' in seinen späteren Ansprachen niedergelegt sind. Sie müssen jedoch daraus Hinweisen, daß der gewöhnlich sogenannte Begriff der „Freiheit der Meere" verschiedene Auslegung (Bestimmungen?) einschließt, von denen sie einige nicht an- n»hmen können. Sie Müssen sich deshalb über diesen Gegen stand b«i Eintritt in die Friedensverhandlungen volle Frei heit Vorbehalten. Ferner hat d«r Präsident in den in seiner Ansprache an den Kongreß vom 8. Januar 1918 niedergelegten Frie- densbedingungen erklärt, daß die besetzten Gebiete nicht nur geräumt und befreit, sondern auch wieder hergestellt wer den müsse». Die alliierten Regierungen sind der Ansicht, daß über den Sinn dieser Bedingungen kein Zweifel bestehe» darf. Sie verstehen darunter, daß Deutschland für alle durch ferne Angriffe zu Lande, zu Wasser und in der Lust der Zivil bevölkerung der Alliierten und ihrem Eigentum zugesttgten Schäden Ersatz leisten will. Der Präsident hat mich mit der Mitteilung beauftragt, daß er mit den.im letzten Teile des angeführten Memoran dums enthaltenen Auslegungen einverstanden ist. Der Präsident hat mich ferner beauftragt, Sie zu ter- juchen, der deutschen Regierung mitzüteilen, daß Marschall Foch von der Regierung der Vereinigten Staaten und den alliierten Regierungen ermächtigt worden ist, gehörig be glaubigt« Vertreter (?) der deutschen Regierung zu emp fangen und sie von den Waffenstillstandsbedingungen in Kenntnis zu setzen« (Bemerkung: Amtlich ist die Not« noch nicht einge- gangen.) In dem Schicksal des deutschen Volkes liegt «ine große Tragik, weil die Waffenstillstandsbedingungen einem tatsäch lich Mbestegten Heere auserlegt werden. Aber die politischen Verhältnisse haben sich so für das deutsche Volk erschwert, daß di« Fortfiihrung des Krieges von keinem großen inneren Ziel« m«hr belebt werden kann. Auch kn dieser Stunde noch, nachdem Wilson die Bewegungsfreiheit des Verbandes in einer so wichtigen und entscheidenden Frage, wie Vfe Frep Heil der Meere es ist, gestattet hat, müßen wir noch das Vertrauen heg^n, daß ihm sein Programm des Friedens der Gerechtigkeit kein leeres Wort ist, sondern ein ernster sitt licher Wjll«. Nur unter dieser Voraussetzung können wir bis Hoffnung haben, daß der Friede, wenn auch schwer, uns doch erträglich sein wird. Aber ohne Sorge und schwere Befürchtungen geht das deutsche Volk diesem Frieden nicht entgegen, denn die Aussichten sind dadurch getrübt, daß'ein wesentlicher Bestandteil der 14 Punkte durch die Haltung de« Verbandes abgeschwächt ist. Unsere europäische» Feinde, insbesondere 'dre Angelsachsen, haben gegen die Wilsonsche Forderung der Freiheit der Meere Einwand erhoben und wollen mit einem nicht näher bestimmten Vorbehalt .in die Friedensverhandlungen eintreten. Die Freiheit der Meer« «ar schon im Jahre 1915 der Gesichtspunkt, der uns die Wilsonsche Friebrnsvermittlung annehmbar erscheinen ließ, weil dqrm die wirtschaftlichen Interessen des Deutschen Rei ches, di« Handelsfreiheit und die Gleichberechtigung Deutsch >land, auf den Märkten eingeschlossen zu sein schien. Wenn »lso HM Punkt «US dem Wtljonschen Programm ausscheidel, WWWWWWWMMM oder minder wehrlos machen können und wohl auch werden. Unsere Regierung hat demnach die schwerste Entscheidung - nicht über die Iriedenssrage, sondern über die Wafftnstlll- standsfrage zu treffen. l Berlin, 7. 11. Damzt, daß unsere Feinde im all- ' gemeinen Wilsons Anschauungen beitreten, ist dw Basis für die Friedensverhandlungen in der Hauptsache, wie ,F»«r- mania" schreibt, so gegeben, wie wir sie uns gedacht hatten. Und das scheint umso mehr ein Verdienst Wilsons zu fein, als er nicht als unser Freund und auch nicht als Neutraler gehandelt hat. Die „Morgenpost" sagt: Unsere Regierung , betrachtet die neueste Wilsonnote als geeignetste Grundlage ' für die Durchführung der Waffenstillstands- und den Be ginn der Friedensverhandlungen. Was wir empfinden, das i zu sagen, erlasse man uns. Wir haben den Krieg ver ¬ loren und müssen stark genug sein, die Folgen zu tragen. ' Bald werden wir klar sehen, was verwüstet ist und wieder aufzubauen gilt. Und die Kräfte, die uns noch verbleiben, müssen wir zum Aufbau zusammennehmen; sie durch lln- ' ruhen und Putsche und Kämpf« im Innern zu zersplittern, hieße, zum Unglück des Volkes das Verbrechen am Volke fügen. Die „Börsenzeitung".'sagt: Aus der Note Lansings ergibt sich, daß Präsident Wilson seines Mandates in der ! korrektesten Weise gewaltet hat. Aus de» verhältnismäßig langwierigen Beratungen, welche der Meinungsäußerung der Entente vorausgegangen sind, kann man annehmen, daß es nicht ganz leicht gewesen ist, die Verständigung herbeizüführen. Für den dauernden Frieden der Welt darf man aber auch mit Genugtuung feststellen, daß in den haupt sächlichsten Punkten der Präsident Sieger geblieben ist. Somit besteht die Hoffnung, daß doch vielleicht aus der FriedAs- konserenz ein Frieden der Verständigung und nicht der Ge walt hervorgehen wird. Das ändert nichts an der Tatsache, daß der Frieden unter allen Umständen ein für das deutsche Volk unendlich harter und schwerer werden wird. Auch die Verschärfung der Entschädigungsforderungen unserer Feinde wird leider in hohem Maße geeignet sein, die Last, dir das deutsche Volk auf sich! nimmt, zkk einer atf lange Zeit drücken de» zu gestalten. Arbeitskraft und 'Unternehmungsgeist un serer Nation wird aber trotz allem die ihnen gestellte Auf gabe des Aufbaues unseres wirtschaftlichen Lebens vielleicht h schneller zu bewältigen in der Lage s«in als unsere jetzigen Feinde glauben und als es ihnen lieb ist. Im „Berliner Tageblatt" liest man: Wilson hat durch die Vermittelung des Obersten House eine Einigung auf der von ihm immer geforderten Basis erteilt. Die Vertreter der schärfere» Rich tung in der Entente haben auf ihre weitergchenden Ansprüche und Hoffnungen Verzicht leisten müssen. Dieser unbestreitbare Erfolg Wilsons läßt die Möglichkeit zu, daß bei den Frie densverhandlungen nicht völlig von f>em abgewichen werd«» wird, was man einen Nechtssrieden nennen kann. Die Auf forderung, die Bedingungen bei Foch entgegenzunehmen, soll natürlich zeigen, daß Deutschland im Kriege unterlegen ist. Das deutsche Polk braucht es nicht als eine Schmach zu emp finden, wenn es nach so viel Taten und Entbehrungen, wäh rend seine Front noch heldenhaften Widerstand leistet, aus die Fortsetzung eines Kampfes, den es gegen die Welt führe» muß, in ruhiger Ueborlegung verzichtet und seine Kräfte für neue Arbeit in einem freien Staatswesen erhalten will. Wilson Ms der Friedenskonferenj l M^dung der „Times" aus Neuyork hat Wilson beschlossen, persönlich aus der Friedenskonferenz zu erscheinen. Unser« Fri«demsksmmisßon . 0.. 11. Die Kommission, welch« heute zu den Waffenstillstandsverhandlungen sich nach dem Westen be- geben haß seht sich aus folgenden Herre» zusammen: Staats- ftlretär Erzberger, General v. Gündel. Graf Oberndorfs, General v. Winterfeldt und Kapitän Vanseloh. Ohne Amerika könne di« Entente den Sieg nicht sichern ! 6- 11. In einer d«r letzten Sitzungen des ' der Entente ereignete sich «in charakteristischer ,! d" lebhaften Beratung eines Punktes Aderst Huuse darauf hin, daß die Entente ohne die Hilfe Amerikas nicht In der Lage sei, den Sieg zu sichern. Sechst un,er den jetzigen Umständen könne die deutsche Armee,' Vesmlvnsvkuls Lu Vezfsi» gtUcktisobs Pnobsobnlv, gsxrünckst 1891, dorsitot kür «Uo Oswviockoboawtsvlankdabn vor. ^vmslckuogov kür Ostoru 1S1S bis Locks cksvusr orbotvo. StvUoovaokvois cksr ^dgaugosabMor. ^ukvabmvdockioguvgsv vsrsvockst Lostsokrsi ckio SodnUoilmig. Wilsons Antwort Die deutschen Unterhändler unterwegs zu Foch — Politischer Führer^Erzberger Wilsons Antwort auf die letzt« deutsche. Note ist gestern dann wird die ganze Friedenstätigkeit Wilsons wesentlich in Berlin eingetrossen und von uns in der Uebersetzung im Auszug bereits in «inem Teile der gestrigen Auflhge mit- g«t«ilt worden. Sie hat etwa folgenden Wortlaut: Amtsblatt ftr die König!. AmtshauMamschast Flöha, das AM Amtsgericht Md dm Stadttat zu Frankenberg , «a. — Druck und Verlag Lou L- S. Roßberg ia Frankenberg i.S«- «erantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg sen. in Frankenberg r WWWWWWWW