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r k j. '8 » r r » MMufferTageblatt Nr. 130 I Donnerstag den 10. Jnni 1020 Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend. Erscheint seit dem Zahre 1S41. — 79. Jahrg. Amtsgericht »nd Sen Stabtrat z« Wilsdruff rentamt zu Tharandt. D-ltich-ck.»-»,»: L°>„>«Nr. M«, InseNIo»«p"I« pfg. für Vie «.gespalten- Korpuözelle oder deren Naum, Lokalprei« Pfg., Reklamen Pfg., alle« ml! Teuermig«zuschlag. Z, «raub und tabcllarlscher Satz mit rc^/ Ausschlag. Ael Wiederholung und Zahreoun. 'tzen entsprechender Nachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil fnur von BehSr. n> die Spallzeile so Pfg. bcz. Pfg. / Nachweisung«, und Offertcngebühr ro de». Pfg. / Telephonische Inseraten-Aufgabe schließt jede« Nellamatton«recht au«. 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Va« ^Ml«bruster Tageblatss erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn« und Festtage, abend« üUhr für den folgenden Tag. / Bezug«prei« bei «elbstabholung »an der Oruckerei wächentiich Pfg-, monatlich pfg., vierteljährlich MI.; durch unsere Au«iräger zugetragen monatlich pfg., vierteljährlich Mk.; »«, den deutschen Postanstalten vierteljährlich Mk. ohne ZusteNungägebühr. 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Juni 192V vormittags 1-11 Uhr wird im Verhandtungssaale des amtshauptmannschaftlichen Dienstgebäudes öffentlicheSitzung des Bezirksausschusses abgehalten weiden. Die Tagesordnung hängt im Anmeldezimmer vom 10. Juni 1920 ab aus. Meißen, am 8. Juni IS20. Nr. 33 I L. ««« Der Amtshauptmann. Blutlaus An den Obstbäumen der hiesigen Gegend ist die Blutlaus in diesem Jahre besonders stark ausgetreten. Six ist leicht erkenntlich an dem weißen Flaum, den die mit Blutlaus befallenen Stellen der Obstbäume zeigen. Zu ihrer Vertilgung ist die jetzige Zeit be sonders günstig, weil die Blutlaus jetzt erst die Wundftellen der Baumrinde befallen hat, um sich ober schon in nächster Zeit weiter auszubreiten. Wenn diese Stellen sachgemäß und energisch behandelt werden, wird ein Abwandern der Blutlaus nach den grünkrautigen Trieben der Obstbäume und damit viel Schaden verhütet. Auf den Blutlausbefall ist nicht sondern ständig bis in den Herbst hinein zu achten und die Vertilgung auf das gewissenhafteste zu betreiben, da im Laufe eines Jahres mehrere Generationen Blut läuse erzeugt werden. Die Pächter von Obstbüumcn werden hiermit im eigensten Interesse ermahnst bre Vertilgung her Blutlaus sofort aufzunehmen. Die Gemeindevorstände und Gutsvorsteher werden ersucht, Säumige hierher namhaft zu machen. Als Mittel zur Tilgung der Blutlaus werden empfohlen: I. DaS Bepinseln aller Stellen an den stärkeren Besten und am Stamme, wo Läuse sitzen, mit Brennspiritus, Petroleum, seisenhaltigen Stoffen und be sonders mit Tetrachlorkohlenstoff. 2. DaS Abschnciden und Verbrennen aller von der Blutlaus befallenen grüue« Triebe. Meißen, am 8. Juni 1920. 20 8. O. V. «so« Die Amtshauptmannschaft Kesfelsdorf. Markenfreie SpeifekartoNeln werden in jeder Menge von der hiesigen Firma Gebr. Starke abgegeben. Kesselsdorf, am 9. Juni 1920. Der Gsmeindevorstand AiWijnMigmmg Ms HechtshMstner Matssiirstremer im Gasthof z« Spechtshansen Montag den 14. Juni 1920 vor mittags '/sio Uhr: 1677 w. Stämme, 282 h. u. 579 w. Klötze, 1295 w. Derb-u. 4620 w. Reisftavgen; Kahlschlagshölzer: Abt. 12, 15, 32, 34, 42, 43 u. 45; Einzel- Hölzer: Abt. 2, 3, 4, 7, 20, 25, 28, 34—38, 46 u. 48. E Forstreviervermaltung Spechtshanse« u. Forftrentamt Tharandt. Der neue Reichstag 446 Abgeordnete: Mehrheitssozialdemokratie 1V9, Unabhängige 76, Zentrum 66, Dentschnationale Volkspartei 62, Deutsche Volkspartei 60, Demokraten 44, Föderalisten 19, Welfen 5, Bayrischer Bauernbund 3, Kommunisten 2. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Das Reichsfinanrministerium hat die Absicht, dem Reichs tage eine Vorlage über neue indirekte Steuem zu machen. * Die Reichsschulkonferen, wird in der Zeit vom 11. bis 19. Juni in Berlin tagen. * Zur Wahrung der Interessen der Reichswehr soll eine Webrkammer errichtet werden. * Aus Deutsch-LR"^" .sind nunmehr auch die lebten Deutschen ausgewiesen worden. * Die meu-ische Regierung beabsichtigt, auch in Preußen baldige Neuwahlen vorzunehmen. * Die deutschen Eisenbahner weigern sich, schwarze franzö- sche Truppen durch ^cMjchlmiL nach Polen zu befördern. * Die Lambuig-Amerika-Linie hat mit einer amerikanischen Schiffahrtsgesellschaft em Abkommen geschlossen, das ihr ge stattet. den Dampferverkehr wieder amrunehmen. Onispannung? Die erste Verblüffung ist gewichen, und nun überlegt man siä ""1 allen Setten, ob man weiterleben soll, und wie es geschehen kann. Wir haben Gewaltigeres schon in den letzten 2ahren überstanden, als diese Reichstagswahl im Grunde genommen darstellt, und wenn man sich an die öffentlichen Äußerungen, im Lager der Rechten wie im Lager der Linken, halten darf, soweit sie bis jetzt vorliegen, so läßt sich l"it Befriedigung konstatieren, daß eine unverkennbare E„tspannung der Gemüter eingetreien ist. Das will natür lich besagen, daß auf der einen Seite nicht noch dieser oder jener Heißsporn unwillig aufbegehrt, daß nicht nock verschiedentlich der geistige Schießprügel geschwungen wird, da doch der Federkrieg in Deutschland selbst verständlich niemals aufhören darf. Aber im allgemeinen zeichnen sich die Debatten nach der Wahl durch eine be merkenswerte Ruhe aus: man hat fast den Eindruck, als wollten die Parteien, Koalition wie Opposition, sich alle Wege offen halten, die einzuschlagen sie, wenn vielleicht auch wider Willen, durch den unerbittlichen Zwang der Verhältnisse genötigt werden könnten. Es ist eben doch etwas anderes, ob man mit oder ohne Verantwortung Politik zu treiben hat. Insofern kann dem parlamentarischen System, wie wir es jetzt bei uns eingesührt haben, eine erziehliche Wirkung nicht abgesprgchxn werden. Es wird sehr viel darauf an- kommen, ob six sich jetzt schon, gleich bei der ersten Gelegen- Heft, mit dem gebührenden Nachdruck zur Geltung bringt. Dem ersten Erfordernis der Lage hat das Reichskabinett bereits am zweiten Tage nach der Wahl Rechnung getragen. Es hat dem Reichspräsidenten seine Demission überreicht, der sie annahm mit der Bitte an die Minister, die Geschäfte bis auf weiteres fortzusühren. Außerdem ist der Reichs kanzler ersucht worden, darauf hinzumirken, daß die Fest stellung des Wahlergebnisses tunlichst beschleunigt und der llleichsjag 1" bald wie irgend möglich einberufen wird. Damit ist die Balin Kei geworden für die unbedingt not wendige Um- oder Neubildung Les Reichskablnetts. Im sozialdemokratischen Lager wird angenommen, daß der bis herige Reichskanzler sich zunächst an die Unabhängigen wenden werde, damit diese einen ihrer Wählerzahl ent sprechenden Einfluß in der Regierung erhalle und ein ent sprechendes Matz von Verantwortung übernehmen können. Sollte diese Partei die Mitarbeit verwetgem, so würde der Reichskanzler — »wohl" wird vorsichtigerweise hinzugefügt — den Auftrag zur Kabinettsbildung zurückgeben. Gut, nehmen wir an, daß Herr Müller in dieser Weise verfahren wird, dann bleibt eS dem Reichspräsidenten selbstverständlich unbenommen, ein anderes Mitglied der Mehrheitspartei mit dem gleichen Auftrag zu betrauen, und es würde ab zuwarten sein, ob auch dieser sich in erster Reihe nach links hin wenden würde. Als die nächststärkste Partei nach dieser scheint die Deutsche Volkspartei aus dem Wahlkampf hervorgegangen zu sein. Dann würde also sie an zweiter Stelle für eine Kabinettsbildung in Frage kommen. Bon ihrer Seite würde die Deutsche Volkspartei, darüber läßt sie gar keinen Zweifel bestehen, durchaus bereit sein, sich mit Mehrheitssozialisten in eine ge meinsame Regierung zusammenzusetzen. Selbstverständlich nur unter Festhaltung ihrer guten Beziehungen zur Deutsch- nationalen Volkspartei. Dann hätten die Mehrheits sozialisten sich endgültig zu entscheiden. Verharren sie, sei es aus innerer Überzeugung, sei es aus Furcht vor dem groß gewordenen Bruder zur linken, auf ihrer Weigerung, so müßte der Auftrag zur Kabinettsbildung an die Deutsche Volkspartei weiter gegeben werden, die ihrerseits natürlich in erster Reihe mit den anderen bürgerlichen Parteien Verhand lungen einzuleiten hätte. Hier würden dann die Demokraten den Ausschlag zu geben haben. Auch bei ihnen würde es ohne innere Kämpfe nicht adgehen. Ihrem linken Flügel ist die Zusammen arbeit mit der Sozialdemokratie so sehr zum Kernpunkt der ganzen politischen Arbeit in der Republik geworden, daß er eine Trennung von ihr sich gar nicht mehr vorstellen kann. Der rechte Flügel ist weniger unbeweglich. In welchem Sinne aber die schließliche Entscheidung fallen würde, läßt sich bei dem heutigen Stande der Dinge schwer voraus sehen. Aber wie gesagt, vorläufig wenigstens scheint man die Gegensätze doch nicht noch weiter treiben zu wollen, als sie schon gediehen sind. Wer den Sinn des Wahlausganges zutreffend kennzeichnen will, mutz in dem unerwartet starken Aufstieg der rechtsstehenden Parteien auch den Willen zur Mitarbeit der hinter ihnen stehenden Volkskreise, an der Wiederaufrichtung des Reiches als gegeben anerkennen, es wäre grundoerkehrt, hier nur Ent schlossenheit zu unbedingter Opposition zu suchen. Ehe deshalb die bisherige Einseitigkeit der Regierungskoalition erneuert oder durch andere Einseitigkeiten ersetzt wird, mutz jede Möglichkeit einer Verbreiterung der Regierungsbasis unter allen Umstünden erprobt werüen. Nicht um dieser oder jener Partei willen; das Lebensinteresse des Volkes verlangt es, daß wir so rasch wie irgend möglich zu frucht barer Arbeit gelangen. Entsagung würde dabei freilich auf allen Setten zu üben sein. Ausgesprochene Parteiziele mützten zurückgestellt werden, so lange eben keine einzelne Partei in der Lage ist, ihre besonderen Programmpunkte aus eigener Kraft durchzusetzen. Wenn man sich nur auf diejenigen Aufgaben beschränken wollte, die der Pflichtenkreis der unmittelbaren Gegenwart umschreibt, die neue Regierung würde dann schon alle Hände voll zu tun Haden und würde dafür von inneren Reibungen, die immer nur Hemmungen und Unfrieden bringen, verschont bleiben. Der Versuch mit einer so gestalteten wahrhaften Koalitionsregierung sollte jedenfalls gemacht werden; wer weiß, ob wir nicht so noch am ehesten über den Tiefstand unserer gegenwärtigen Ent wicklung hinwegkämen. Bald werden wir klarer sehen. Schon in diesen Tagen finden alle maßgebenden Politiker sich wieder in der Reichs hauptstadt zusammen, um unter sich wie in Besprechungen mit der Reichsleitung Klarheit über die Lage zu gewinnen. Ein Aufatmen Ler Erleichterung würde durch das Volk gehen, wenn diese Beratungen im Zeichen der Friedens fehnsucht, anstatt der bisherigen Streit- und Kampflust, stehen und abgeschlossen würden. Das Wahlergebnis. Berlin, 9. Juni. (tu.) Nach Meldungen an» dem Ministerium des Innern wird sich der neue Reichstag aus 446 Abgeordneten zusammensetze«, die Abgeordneten an« den Abstimmungsgebieten von Ostpreußen, Schl-owig- Holftrin, Oberschlefien einbegriffen, auch die Reichswahl liste ist berücksichtigt, so daß nunmehr auf die einzelnen Parteien entfallen: Mehrheitssozialdemokratie 109, Zentrum 66, Demokraten 44, (die bisherigen Koalitions parteien hätten somit 219 Sitze), Deutschnationale Volks partei 62, Deutsche Volkspartei 60, Föderalisten 19, Unabhängige 76, Kommnnisten 2, Welfen 5, Bayrischer Bauernbund 3 Mandate. -» FranzSfische Pressestimmen. Die Pariser Abendblätter verzeichnen in ausgedehnter Weise die Ergebnisse der deutschen Wahlen. Der Pariser „Temps" und der .Matin" betonen fast übereinstimmend, man müsse von einem Sieg der Reaktion sprechen, der Frankreich und seinen Alliierten zu denken geben müsse. Die Blätter bemerken hierzu, mehr denn je sei es Pflicht der Alliierten, auf die Erfüllung des Versailler Vertrages zu dringen. Die „Humanitö" beklagt den Rückgang sozialistisch-demokratischer Stimmen und befürchtet, daß die Schwenkung nach rechts und die Stärkung der Reaktion in Deutschland der Besserung der Beziehungen zwischen Deutjchland und Fruuücich hinder lich sein möge.