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unterhaltungs- uns JntelligenMatt. 28. Stück. XXIII. Jahrg. Sonnabends, den 11. Juli 1835. Der Wechsel des Lebens. Es rollen die Jahre, die Monden entflieh'«, Wir sehen die Wolken hoch über uns zieh'«, Hell leuchtet die Sonne in strahlender Pracht; Doch weicht sie den Sternen der schweigenden Nacht. Die Ströme, sie rauschen im eilenden Lauf, Es hält sie der Wille des Menschen nicht auf; Die Donner, verhallen, die Stürme verweh'n, Es stürzt die Lawine aus schwindelnden Höh'n. Stolz hebt zu den Lüften die Eiche das Haupt, Da ward sie vom zuckenden Blitze entlaubt; Hold blühten am Morgen die Blumen im Thal, Da traf sie des Mittags versengender StrahK Doch schöner erblüht noch zum freundlichen Loos Das Mädchen zur Jungfrau der Mutter im Schoos; Es blüh'n ihr die Wangen wie Rosen so roth, Da faßt sie mit eisernem Arme der Lod. Kühn sendet der Mann in die Zukunft den Blick, Ihm winkt aus der Ferne ein glänzendes Glück; Schnell will et durchschreiten den endlosen Raum, Da schwindet wie Nebel sein reizender Traum. Fest schließen oft Herzen an Herzen sich an, Au wandeln des Lebens verschlungene Bahp; Doch ähnlich den Wassern ist menschlicher Sinn, Wie Wasser verrinnen, geht Treue dahin. So löst sich allmählig das irdische Band, Es wanket die Hülle, dem Staube verwandt; Dem Pilger entfällt der. zerbrechliche Stab; Was hart ihn einst drückte, verschließt nun das Grab. Da endet der Wechsel, da endet der Streit; Es flüchtet die Seele vom Wahlplatz der Zeit; Sie schwingt aus der Fremde der Hermath sich zu, Aum Lande des Friedens, zum Lande der Ruh! Wer m i s ch t e s. In Dresden soll nächstens ein großer Schul- Monarchen-Congreß zusammenkommen. Die Rec toren von den sämmtlichen Gelehrtenschulen Sach sens und andre Sachverständige sind dahin einge laden, um über einen an das Ministerium einge schickten Organisations-Schulplan zu berathrn. Am Neckar droht den Weinbauern die Noth des Uiberflusses. Die Weinaussichten sind so erfreulich, daß öffentlich erinnert wird , man müsse m Zeiten auf Keller und Fässer für den Herbst denken. An Fässern namentlich sey schon Mangel, da die vor- räthigen Hölzer meistens aufgearbeitet seyen. Bei Holzkirchen, Langgries und mehrer» andern baierschen Gebirgsorten haben Reisende, am 27sten Juni fußhohen Schnee angetroffen. Am 2. d. M. ist endlich auch Baden, wiewohl nach langem Besinnen, dem Zollvereine beigetreten. Zu Ehren des Geschmacks des Weimarschen Publikums ist die berüchtigte Far^e «Lumpaci Vagabundus); trotz der sehr gelungenen Darstel lung complett durchgefallen. Die Landgräsin von Rotenburg bleibt dabei, daß sie sich in gesegneten Umständen befinde, und ist dieser Lage mit ihrem Bruder, dem regieren den Fürsten von Salm-Reifcrscheitz-Krautheim, und dem Ourator ventris, Legationsrath v. Steuber, in Rotenburg eingetroffen. Fünfzig auserlesene Leibgardisten sind von Cassel dahin beordert worden. Die Fahrthore und die Eingänge, welche in den Schloßhof oder dessen nächste Umgebung führen, sind mit neuen Riegeln, Schlössern und Bändern versehen worden, ebenso haben sie zur Vermeidung des Uibersteigens Stacheln erhalten. Im Schlosse selbst wird nur ein einziger Eingang und Ausgang blechen, und unter den Linden hinter dem Schlosse ist ein Schilderhaus aufgerichtet. Auch ist bereits eine Hebamme aus Cassel angekommen und km Schlosse eing worden. Baron Rothschild hat her Ausführung des gro ßen und wichtigen Unternehmens, des Baues eines Donau-RheLnkanales, einen kräftigen Stoß gege ben, nämlich das Geld dazu vorgeschossen, so daß nun nächstens die Arbeiten beginnen werden.