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Dresdner Journal : 19.11.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187411193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-11
- Tag 1874-11-19
-
Monat
1874-11
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 19.11.1874
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Donnerstag, den 19. November W2«» irkonu<>»»»lol»roli: Im ä.u^k» z^^<j«<t<»°t»eko° öitttittvk:. ...» ^kv. tritt ko«^ °°ä j^jLkrUvkr 11'KIr. lb tlzr. gtompol«u»<ü»I»T kiniu. LuulvlLslkoiniusrv! 1 «^r. I»or»tenpr«I,er I^ür äen kt»am siuor z«p»It«vov ?stitrsilv: 2 di^r Ontor „kiu^o«u»<tt" cti« öLoil«: k K^r. kr«dlet»e», lö^lick mit äunvnkrns äor 8oon- unä k«isrt»xv, ^bouäi Mr ävv kol^snäsn 1^. DreMerIMrnal. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. 1874 ln-ornteunnnnkM« »u»^Lrt»r , l^Ipitssl Fr. Lraneirtrtter, ComwisiionLr cis« l>r«8<1ner 4ourn»I»; ebeoUa».: Lu-rn Fort u. L F>«^er,- L»wdm,-L«rU». Vt«ll-L«tpit^-L»i,l-Lr»,I»a-rnuUttLrt » A: F/a»,«oit«n <1 1'vA?rr,' Lerlln Vtm»-L»wdar^-kr»U-l^jxtt^-kr»Lk- ku-t ». U.-Aünckon: rrri. ^kossr, 8»rlm: ^e^e^nrr/e^r, /«« attrlrnetanl,//.4/Lree^t, Srswsiit Lr«, l»o: F..Ä«»iA<-n'» Liir^u; Vdswniti: F'r. ^oiAt, rnu».»-- turt» H.: F.' ,/ueAt-rHieu.F.C. //,^rnin»»n'->okt> ttuckd., ö'0.,' SvrUt»- /nv /) , Hiumorer: c.§c)iö««ter, r»ri,: F/an», F.a/<tte, Fr«//i>r F Co , »lott^art: F)o«s<- tk Co., ^nnoiteen-Arilreou, VI«»: CMt/iL. Ilornnsxokorr Ilüni^I. I^xporiition ri^8 lirr'rMuor .lourvitl«, i>r,>»<I,'ii, ^1:drxidrt.-tlir>iiss<i8Sv dio. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 18. November. Seine Königliche Hoheit der Prinz Gustav von Wasa ist gestern Abend 6 Uhr nach Baden-Baden abgereist. Dresden, 4. November. S«. Majestät der König haben den zeitherigen Gerichtsamtsassessor Karl Ernst Sieger zum Assessor bei der Generaldirection der ^taatscisrnbahnen zu ernennen geruht. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Hofmeister bei dem Rutergute Arnsdorf, Karl Au gust Heimann, die silberne Medaille vom Albrechts orden zu verleihen. E-"! °i lMtnintlicher Theil, lr " Uebersicht. , telegraphische Nachrichten. ^»ageögeschichte. (Berlin. Wiesbaden. Wien. Prag. Pans. New-Pork.) Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 17. November.) Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Schandau. Wehlen.) Vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. ^ingcsandtes. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Beilage, ö Nörsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte Inserate. ^elcyrayhilchc Nnchnchten. Prag, Mittwoch, 18. November, Vormittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die neuesten Bulletins über das Befinden deS schwer erkrankten Erzherzogs Karl Ferdinand lauten beunruhigend. Das Organ der Jungtschechen, „Narodni listi", dcmentirt heute auf das Entschiedendste die an gcbliche Annäherung der jungtschechischen Partei an die Alttschechen. (Vgl. unsere Prager Corre- spondenz unter „Tagesgeschichte.") Rom, DienStag, 17. November, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Von den Abgeordnetenwahlen find nunmehr 500 definitiv bekannt, und es steht nur noch das Resultat von 8 Wahlen auS. ES wurden 284 Candidatrn der Rechten und 216 Kandidaten der Linken gewählt. In 51 Wahl- collcgien, welche früher durch Abgeordnete der Linken vertreten waren, wurden diesmal die Can- didaten der Rechten gewählt; in 43 Wahlcollegien ist das Umgekehrte der Fall. Von der Rechten wurden 8, von der Linken 11 Abgeordnete mehr- mals gewählt; 3 Wahlen werden angefochten. St. Petersburg, Mittwoch, 18. November. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Nachrichten einzelner deutscher Zeitungen von einer hier entdeckten Ver schwörung und von massenhaften Verhaftungen Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 17. No vember: „Jugendliebe", Lustspiel in 1 Act von Wilbrandt. „Spielt nicht mit dem Feuer", Lustspiel in 3 Acten von Putlitz. (Frl. Zipsrr vom Stadttheaicr in Leipzig als Gast.) Es ist hochrrfreulich, gleich nach dem Beginn dieses Gastspieles aussprechen zu können, daß sich der in Leip zig erworbene gute Ruf des Gastes als wohlbegründet erwiesen hat und unser Theater wahrscheinlich nach Ver lauf der nächsten Rollen alle Veranlassung finden dürste, Frl. Zipscr als eine willkommene Acqutfition an das hiesige Institut zu fesseln. Das deutsche Theater bietet gegenwärtig im Fache der naiven und sentimentalen Liebhaberinnen keine weite Chancen zur Auswahl dar; im Gegenthril haben es mehrere größere Bühnen nöthig, ihrem Mangel auf jenem Felde abzuhelfer, und derselbe gestattet manchen halb ausgesprochenen Talenten, eine für ihre Kleinkraft zu schwierige Stellung zeitweise zu vertreten. Es war wesentlich die Nolle der Adelheid im Wtl- brandt'schen kleinen Lustspirlscherz, in welcher der Gast seine Fähigkeiten vortheilhaft zeigen konnte. Putlitz hat wohl nie daran gedacht, daß in seinem ungemein natür lich 'und fein motivirtcn, aber an Breite leidenden Stück das in den dramatischen Effecten bescheidene, munter vorlaute Töchterchen Minchen einem Gastspiel genügen könnte. Es steht diese Nebenpartie zu sehr unter dem Druck des allgemeinen, von der fortlaufenden Situations komik absorbirten Interesses, in keiner Scene tritt sie in den Mittelpunkt, wie denn überhaupt im ganzen Stück die schauspielerische Thätigkeit und deren dank- kud, sicherem Vernehmen zufolge, durchaus grund los. ES wurden weder einflußreiche Personen verhaftet, noch haben größere BermögenSseauestri- rungen stattgefunden. Betreffs der angeblichen Untersuchungscommisfion in jener Angelegenheit liegt wabrtcheinlich eine Verwechselung vor mit der DiSciplinarcommisfion zur Untersuchung der unruhigen Auftritte in der medicinischen Akademie und im technologischen Institut. Die Nachricht, die russische Regierung sei von Chiwa ersucht worden, dem Khan gegen den Auf- stand seiner Unterthanen zu Hilfe zu kommen, ist gänzlich erfunden. Konstantinopel, DienStag, 17. November. (W. T. B.) Die an der Ermordung von Montene- arinern in Podgorizza besonders betheiligten tür kischen Unterthanen, 32 an der Zahl, find zu 20jährigem Gefängviß verurtheilt worden. Tagesgeschichte. I-. Berlin, 17. November. Der Reichstag setzte in seiner heutigen Sitzung die erste Berathung des Bankgesetzrntwurfs fort, ohne dieselbe zu Ende zu führen. Die Discussion, an welcher sich auch der Reichskanzler Fürst Bismarck detheiligte, bewegte sich namentlich um dir Errichtung einer Reichsbank, für welche vr. Lasker und Sonnemann plaidirten, wogegen die Abgg. Schröder (Lippstadt) und Richter (Hagen) diese Institution bekämpften. In der morgenden Sitzung hofft man mit diesem Gegenstände ru Ende zu kommen. (Vgl. den Sitzungsbericht umstehend.) — Die fünf elsässi schen Abgeordneten, welche ihre Plätze im Reichstag eingenommen, haben, unterstützt von 12 Mitgliedern des Centrums, einen Gesetzentwurf vorgelegt, welcher be zweckt, das Unterrichtsgesetz für Elsaß-Lothringen vom 12. Februar 1853 zu beseitigen und die früheren gesetz lichen Bestimmungen wieder in Kraft treten zu lassen. Die Ablehnung dieses Antrags, welcher die Staatsauf sicht über die Schulen durch die kirchliche Aufsicht er setzen will, ist zweifellos. — Der Reichskanzler hat dem Bundesrath den Entwurf eines Gesetzes für Elsaß- Lothringen, betreffend die Errichtung von Marksteinen, zur Beschlußnahme vorgelegt. — Wie die „St. Pr. Ztg." hört, soll gegen den Vorsitzenden der Gnadauer Konferenz, Superintendenten Clasen, nun in der That die Disciplinaruntersuchung eingeleitet worden sein. — Heut Vormittag 10 Uhr wurde in den» Ab- theilungszimmer des Abgeordnetenhauses, welches sonst von der Budgetcommission zu ihren Sitzungen benutzt wird, die 20. Sitzungsperiode des königl. Hande ls- ökonomiecollegiums eröffnet. Den Vorsitz führte der Generalsrcretär des Collegiums geh. Regierungsrath Dr. Thiel, da der Vorsitzende geh. Obcrregirrungsrath v. Nathusius noch immer krankheitshalber daran behindert ist. Außerdem wohnte der Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten, Do. Friedenthal, den Verhandlungen von Anfang bis zu Ende bei. — Stach dem „N. C." wurde feiten der Reichsregierung an das bayersche Kriegsministerium die Anfrage ge richtet, ob letzteres nicht in der Lage sei, eine größere Fuß- (Festungs-) Artillcrieabtheilung nach Straßburg zu verlegen, da nach Vollendung der detachirten Forts eine erhöhte Besatzung der genannten Waffengattung erforderlich sei; das bayersche Kricgsministerium hat hierauf ablehnend geantwortet, da schon ein Bataillon Fußartillerie in den Rcichslanden (Metz) stehe, die noch übrigen 3 Bataillone für die bayrischen Festungen noth wendig seien und weitere Abteilungen wohl nicht for- mirt werden könnten; eine Pionnierabtheilung wurde jedoch für den Reichsdienst angeboten. — Die ersten silbernen Fünsmarkstücke, die in Berlin geprägt worden sind, wurden am Sonnabend von der General- staatskasse ausgegeben. Sie zeigen auf der einen Seite den Reichsadler mit der Umschrift: „Deutsches Reich 1874. Fünf Mark"; die andere Seite den Kopf des Kaisers mit der Umschrift: „Wilhelm, Deutscher Kaiser König von Preußen", darunter das Münzzeichen (von Berlin) — Die „B. B.-Z." schreibt: Im Interesse der Ver- theidigung sind vom k. Stadtgericht die mündlichen Ver handlungen gegen den Grafen Arnim um eine Woche gegen den ursprünglich beabsichtigten Termin verschoben worden. Dieselben werden, wie jetzt definitiv bestimmt worden, am 9. December c. und an den folgenden Ta gen stattfinden. Zunächst ist über den Grafen Arnim gemäß § 223 der Criminalordnung Hausarrest verfügt worden, unter der Androhung, daß er, sobald er sich aus seinem Wohnhause ohne Erlaubniß resp. Auffor derung des Stadtgerichts entfernt, sofort wieder nach der Stadtvogtei übergeführt wird. Wiesbaden, 17. -November. (Fr. I.) Die Con- ferenzverhandluugen wegen der Stadt- und Land gemeindeordnung wurden gestern Mittag in Anwesenheit der geh. Reg.-Räthe Wohlers und Persius, des Re gierungspräsidenten v. Wurmb und der Vertrauens männer Thilenius, Kalle, Knapp, Frickhöfcr, Petry, Klotz, Oberbürgermeister Lanz, Winter, Bertram, Ma- tuschka, Kassedier, Grün, Metkel und Schweighöfer er öffnet. Geh. Reg.-Rath Persius gab eine erläuternde Dar stellung des Regierungsstandpunktes. Die Sitzung wurde alsdann geschlossen und heute Vormittag fortgesetzt. Die Vertrauensmänner hatten Stachmittags eine Besprechung im Rathhause. * Wien, 17. November. Se. Majestät der Kaiser hat sich gestern Abend nach Gödöllö begeben, woselbst übermorgen das Namensfest der Kaiserin im engsten Familienkreise gefeiert werden wird. — Ein aus Selo- witz in Mähren eingetroffencs, vom heutigen Tage da- tirtes Bulletin über das Befinden des Erzherzogs Karl Ferdinand lautet: Nach einem etwas ruhiger verbrachten Morgen steigerte sich die Unruhe gegen Abend wesentlich. Nachts häufiges Jrrcreden und Schlaflosig keit. Puls verlangsamt und schwach. — In der heu tigen Sitzung des Abgeordnetenhauses stand auf der Tagesordnung die erste Lesung des Antrages des Abg. Göllerich und Genossen in Betreff der Regelung der politischen Administration. Der Antragsteller Abg Göllerich besprach die Mängel der bestehenden politischen Verwaltung in Oesterreich und er suchte die Regierung, m dieser Angelegenheit unter Benützung des ihr zu Gebote stehenden reichhaltigen Materials die Initia tive zur Reform zu ergreifen. Pflicht der Gesetzgebung sei es, die Hindernisse zu beseitigen, welche sich der Entfaltung der Autonomie in den Weg stellen Eines dieser Hindernisse be stehe in dem übertragenen Wirkungskreise und in der Ueber- bürdung der Gemeinden mit Geschäften dieses Wirkungskreises. Eine Folge sei auch das Wachsen der Gemcindcumlagen Es sei überhaupt nicht das richtige Vorgehen, wenn man, um das Reichsbudget zu entlasten, so viel als möglich aus die Länder, und um die Länder zu entlasten, so viel als möglich auf die Gemeinden schiebe, denn schließlich sei es derselbe Säckel, aus dem die Auslagen gezahlt würden, und der Steuerträger zahle bohr Gemcindeumlaaen kaum mit größerer Begeisterung, als hohe Staatssteuein. Die Bezirkshauptleute seien diejenigen Organe, deren Wirkungskreis erweitert werden solle. (Bei fall links.) Ueber den Antrag des Abg. Dr. Herbst wird diese Angelegenheit einem aus dem ganzen Hause zu wählen den Ausschüsse von 24 Mitgliedern zugewiesen. Stach erfolgter Wahl eines Ausschusses von 9 Mitgliedern zur Vorberathung des neuen Strafgesetzes wurde die Specialberathung des Actiengesctzes bis Ari. 220 fortgesetzt. Prag, 17. November. Ein hiesiges, nicht gerade im Gerüche besonderer Verläßlichkeit stehendes Wochen blatt brachte gestern die Nachricht, daß sich im natio nalen Lager eine Versöhnung zwischen der alttschrchi- schcn und jungtschcchischen Fraction vorbereite. Man fürchte nämlich in alttschechischen Kreisen den Abfall der feudalen Adelspartei vom nationalen Programm und suche deshalb dieser Eventualität durch eine An näherung an die Jungtschechen die Spitze abzubrechcn. In Consequenz dessen denke man auch bereits daran, dir drei jungtschechischen Reichsrathsabgeordneten Dr. Sladkovsky, Dr. Trojan und Dr. Julius Grägr als Kandidaten in die alttschechische Liste für die nächsten Reichsrathswahlen aufzunehmen. Es mag nun dahin gestellt bleiben, ob der feudale Adel wirklich jene Schwenkung nach rechts, d. h. in das Lager des Kar dinals Rauscher vornehmen wird, wie man ihm jetzt von verschiedenen Seiten imputirt. Was jedoch die an geblich bevorstehende Annäherung der beiden einander feindlich gegenüberstehrnden nationalen Fraktionen be trifft, so dürste es wohl damit noch seine guten Wege haben. An dem Willen der Alttschechen, die „Jungen" wieder in ihr Garn zu locken, darf allerdings nicht ge zweifelt werden; Letztere haben aber unter der Rieger- schen Dictatur viel zu bittere Erfahrungen gemacht, als daß sie je wieder Lust verspüren könnten, freiwillig un ter das Joch zurückzukehren, das sie erst vor Kurzem nach vielen schweren Kämpfen mühsam abgeschüttelt haben. Der Führer der Jungtschechen, Di-. Sladkovsky, hat übrigens seiner Zeit im tschechischen Klub auf das Bestimmteste erklärt, sich von Dr. Rieger nicht weiter candidiren zu lassen; wie könnte er also heute nach einer so bestimmten und unzweideutigen Erklärung sich selber desavouiren und eine Kandidatur aus der Hand des selben Dr. Rieger annchmen, dessen Patronat er so schroff abgelchnt hat? Vian dürfte somit gut thun, die ganze Versöhnungsnachricht, trotzdem sie von einem na tionalen Blatte colportirt wird, mit einiger Vorsicht aufzunehmen. — Von Neujahr ab soll hier ein jung- tschechisches Tageblatt in deutscher Sprache er scheinen. Dasselbe hat die Bestimmung, der alttschechi schen „Politik", welche in den Bürgcrkreisen der tsche chischen Städte fast ausschließlich dominirt und deshalb als eine der wichtigsten Stützen der altschechischen Partei betrachtet werden muß, Konkurrenz zu bieten. Beide nationale Fraktionen müssen somit zu der viel verläster ten deutschen Sprache ihre Zuflucht nehmen, um für ihre Sache Propaganda zu machen. Ist das nicht der beste Beweis für die Nothwendigkeit der Cultivirung dentscher Bildung selbst in den rcintschechischrn Bezirken unseres Landes? Paris, 16. November. Man discutirt mit un geschwächtem Eifer über die Frage, ob es beim Wieder- zusammentritt der Nationalversammlung eine Botschaft geben wird oder nicht, und schwerlich dürste dieser Streit vor dem 30. November zu Ende kommen. Jndeß ist zu bemerken, daß die Mehrzahl der Officiösen sich jetzt für die Bejahung dieser Frage ausspricht; mit der größ - ten Bestimmtheit „la Presse", welche obendrein erklärt, daß Mac Mahon's Botschaft die Versammlung an den Fuß der Mauer drängen und sie zwingen wird, sich zwischen der Organisation des Septennats und der Auf lösung zu entscheiden. Von anderer Seite macht man geltend, daß die Regierung schon darum nicht von vorn herein mit einer bestimmten politischen Kundgebung vor die Kammer treten könne, weil unzweifelhaft das jetzige Ministerium in den ersten Tagen der Session zu Falle kommen wird, cs also bedenklich wäre, das Schicksal der Reaierungspolitik an das Loos eines bereits aufgcgebenen Cabinets zu knüpfen. Diese Auffassung zugegeben, hat der „Times"-Korrespondent vielleicht Recht, der von einer vortrefflich unterrichteten Person gehört haben will, daß nicht eine, sondern zwei Botschaften zu erwarten stehen, die erste ganz geschäftlicher Art beim Beginn der Session, die zweite entschieden politischen Charakters für den Zeitpunkt, wo, nachdem die Stimmung der Kammer sich zur Genüge kundgcgcben haben wird, ein neues Mini sterium die Leitung übernimmt, „mit hinreichender Auto rität ausgestattct, um über den passiven und hartnäcki gen Widerstand der Kammer zu triumphiren". Dies erinnert an die in unserm letzten Schreiben erwähnten Gerüchte über die Einsetzung eines Auflösungscabinets de Broglie - de Fourtou. Eine andere, der vorigen ähn liche Version bringt heute die „France". Die Regie rung, meldet sie, bekümmert sich nicht ausschließlich um die constitutionellen Gesetze. „Indem der Marschall Mac Mahon lebhaft die Organisation seiner Gewalt wünscht, ist er gleichzeitig der Meinung, daß die Lage der Armee barer Erfolg zerstreut und auf viele Mitwirkende gleich mäßig verthrilt ist. Daß trotz dieser Hemmnisse die Dar stellerin einen angenehmen Erfolg geltend zum machen wußte, ohne das Ensemble zu bedrängen — ein Ensemble, in dem sich Fräul. Allram, Frau Wolf und Herr Jas ft charakteristisch auszeichnetcn —, spricht für die Unbefangenheit und tüchtige Begabung des Gastes. Viel günstiger concentrirte sich der Effect in Wil- brandt's Adelheid. Frl. Zipser ist eine jugendlich angenehme, schlanke, ungewöhnlich biegsame Erscheinung, deren echt mädchen hafte Gestalt aber mit den Räumen eines großen Hauses in richtigem Verhältniß steht, und ihr nicht nur geistiges, sondern auch körperliches Hinausragen über das häufige Maß der monoton unzulänglichen Backfischrepräsentation wirft wohlthuend für das Zusammenspiel und für das theatralische Gesammtbild. Die Künstlerin hat ein Or gan von hellster, aber nicht spitzer Klangfärbung und einen Redeaccent von gutem Deutsch, der durch Ver ständlichkeit und richtige Betonung vielfach sehr erfreut. Sie besitzt ein Temperament von sprudelnder Lebendigkeit und ihre in reger Illusion sichtbare Lust am Jndivtduali- siren wird von einer begabten, dienstwilligen Mimik, von leichten Beugungen und schnellen Veränderungen des Redetons gefällig unterstützt. So gelangen denn dem Gaste mehrere überraschend feine Züge, wenn es galt, die Neckerei, den launenhaf ten Uebermuth, die eigenwillige Ungezogenheit eines jungen, in ihrer Eitelkeit verletzten und unbewußt ver liebten Mädchens darzustrllen, die sich gewöhnt hat, nur ihre Stimmungen als ihre Erzieherinnen anzuer- kennen. Das zahlreiche Publicum nahm die anmuthige Lei stung der fremden Schauspielerin, die vorläufig durch keinen kritischen Wunsch beirrt sein möge, mit vielem Beifall auf und gab sich zugleich mit berechtigtem Er götzen der entzückend humoristischen Darstellung Ferdi- nand's durch Herrn Dettmer hin. O. B. Literatur. Von den „Annalen des deutschen Reichs für Gesetzgebung, Verwaltung und Statistik", einer bekanntlich unter Mitwirkung namhafter Fach männer von Di-. Georg Hirth herausgegebenen Ma- terialicnsammlung nnd Reformzeitschrift, ist der neueste Jahrgang 1874 soeben mit reicherem Inhalt noch, als seine Vorgänger, erschienen. Es ist nicht statthaft, auf den aus Hunderten von Abhandlungen, Gesetzen, Denkschriften u. s. w. bestehenden Inhalt eines 115 Bogen oder 1840 Seiten starken Bandes hier specieller einzu- aehen, wir beschränken uns daher, um die Aufmerksam keit unserer Leser auf dieses sehr empfehlenswerthe Werk zu lenken, darauf, nur einige der interessantesten Ar tikel desselben, die sich auf richtige Zeitfragen beziehen, besonders hervorzuheben. Sieben der Veröffentlichung des Wortlauts der preußischen und österreichischen kirchen politischen Gesetze vom vorigen resp. diesem Jahre und des Entwurfes eines, die Civilehe betreffenden, Rcichs- gesetzes finden wir reichhaltige Materialien zur Münz reform und Bankfrage, wie zur Reform des Steuer- wescns (Reichseinkommensteuer und Steuerreform im Königreiche Sachsen) und der Aktiengesellschaften; ferner Abhandlungen über die Entwickelung der Volksbildung, über Zölle und Verbrauchssteuern des deutschen Reichs, über die sociale und Arbeiterfrage, über Gesetzgebung und Verwaltung in Elsaß-Lothringen, über das Kriegs wesen des deutschen Reichs, wie über die Reformen im Eisenbahnbetriebe u. s. w. In der That, ein Werk von seltener Mannichfaltigkett und Gediegenheit des Inhalts, welches, da cs so Vieles bietet, einem Jeden sicher Et was bringen wird. 6. 8. Heinrich Brockhaus ft Der Tod dieses für den sächsischen nnd deutschen Buchhandel einflußreichen Mannes wurde schon an an derer Stelle unseres Blattes gemeldet. Leipziger Blätter sagen darüber: In den ersten Stunden des verflossenen Sonntags schloß der Tod die Augen eines Leipziger Bürgers, dessen Name weit über unsere Stadt und das engere Vaterland hinaus bekannt und hochge achtet war. Heinrich Brockhaus, der Chef der im deutschen Buchhandel mit Anerkennung genannten Leipziger Firma F. A. Brockhaus war es, dessen reich bewegte, einen Zeitraum von beinahe 71 Jahren umfassende Lebensbahn in der Nacht vom Sonnabend zum Sonn tag früh um 3 Uhr sanft und schmerzlos zu Ende ging. — Geboren zu Amsterdam am 4. Februar 1804, wid mete sich Heinrich Brockhaus schon von frühester Jugend an, unter der Leitung seines Vaters, Friedrich Arnold Brockhaus, dem Buchhandel, auf dessen Gebiete er sich im Laufe der Zeit durch eine Reihe von Schöpfungen einen Namen erwarb, der ihn den ausgezeichnetsten Buch händlern Deutschlands zur Seite stellt. Sticht allein, daß er die mit seinem Geschäft verbundene Druckerei fort während erweitern und vervollkommnen ließ und all mählich zu einer der größten und vorzüglichsten Osficinen Deutschlands erhob, daß er später eine Schrift- und Stereotypengießerei, eine Stahlstecherei und Stahldruckerei, sowie eine eigene Buchbinderei dazufügte und dadurch ein Etablissement von riesiger Ausdehnung schuf, er widmete sich auch mit rastlosem Eifer dem Verlagsgcschäft, das durch ihn bedeutend vergrößert und über fast alle Gebiete der Wissenschaft und Künste ausgedehnt wurde. Daneben nahm Heinrich Brockhaus aber auch an allen Zritbewegungen den lebhaftesten und wärmsten Antheil. In den Jahren 1842 — 1848 war er Mitglied der sächsischen Zweiten
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