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Nummer 24L — 30. Jahrgang Srlcktelick 0mal wöihtl. mtt wuslr. SraNSbellegen.HNmat iu<l> «,«' und der Muderbellage .Für unsre kleinen venle'. sowie den rerldellagen .G». Benno-Bla»'. ,UnIerk>a«unn und Nissen' .Die vrattische HauSIrau'. .NerziliiderBaigedel'. .Da« „»te Buch'. Monaliicher Bezug-Preis ^?Z0 elnichi. Besiellaeld. ikinzeiniimmer IO z Sonnabend, u. Eonntagnummer SO Haupischrislieiier: Dr. «. DeSezh». Dresden. Sonnabend, 17. Oktober 1831 BerlasSor», Dresden «nzeisenpreis«! Die Igespaiien» peiiizeiie »O z.gam-U«» anzeigen u.Sicllengeiuche SO z. Die pelilreliamezeile. m mm dre>I. I X. Für Bnzeiaen atttzkihaib de« BerbreUnngSgebieie« 40 z. die pelilieNimezetle I.!»0^. Briesgeb U04. Jmgaiie höherer Gewalt erlischt jede Berpsilchtung aus Lieserung sowie »rsaUung v. «lttjeigen-ilustiügen u. Leistung v. Schadenersatz, Geschastlicher Leck' grau» BttNgartz» Dresden. SüchMe Für christliche Politik und Kultur «efchitfiSfteN«. Druck ».-Verl»», Germania. N^G. MrBerlagundDrntkerei.Filiale Dresden,DreSden.N-I. Poliersiratze N. Zemr>u2l0l2. Boltschecktonlo Dresden /loz. Bankkonto Eradtbanl Dresden Br -uri- RevakOon Ser LaMittMen BotkSzetkuug DreSden-SlUsladi l. Polierltrastc N. a<-rnr>-- MI' und rivIL Lavals Abreise nach Amerika Oie beiden führenden Ktnanzmächte nehmen Fühlung miteinander Paris, 16. Oktober. Ministerpräsident Laval hat heute früh 8.16 Uhr, begleitet von der französischen Delegation und seiner Tochter Jofette, Paris verlassen und ist im Zug« nach Le Havre abgereist. Aus sein Bahnsteig in Paris waren die in Paris anwesenden Mit glieder der Regierung erschienen, um ihn zu beglichen. In seinem Salonwagen haben aicherdem Plag genommen der amerikanische Botschafter in Parts, Edge, um Laval bis L« Havre das Geleit zu geben, svwie die Untcrstaatssekretiire Cathaln und Foulon. Ministerpräsident Laval wird in Le Havre im Rathaus von dem dortigen Bürgermeister, dem aus der radikalen Partei ausgetretenen Abg. L-on Meyer, empfan gen werden, und sich, wie bereits angekiindigt, um 12.15 Uhr nach Ncuyork einschisfen. Der englische Aussenminister Lord Reading hat gesteln aus Gens an Laval ein Telegramm gesandt, in dem er ihm gute Reise und grossen Erfolg wünscht. Ministerpräsident Laval hat sich in einem Antworltelegramm für diese Wünsche bedankt. — 80 Journal sten — darunter 10 Pariser Korrespou- deuten amerikanischer Blätter — treten ebenfalls an Bord der Ile de France die Reise nach Amerika an. Die Einladung des französischen Ministerpräsidenten Laval nach Washington ist bekanntlich durch den Präsidenten der Bereinigten Staaten erfolgt, nachdem sestgcstcllt worden war, dass eine solche Einladung in Paris nicht ungern gesehen würde. Dem Besuch kommt insofern sehr grosse Bedeutung zu, als die Bereinigten Staaten und Frankreich gegenwärtig über den weitaus grösseren Teil der Gold Vorräte der Erde ver fügen und daher am ehesten in der Lage sind, einen W aus den gegenwärtigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu zeigen. Ein Zusammenarbeiten der beiden Länder könnte zum Borteil für die gesamte zivilisierte Menschheit sein und das Wirtschafts system der Länder kapitalistischer Ordnung vor dem drohenden Zusammenbruche reiten. Es ist freilich ein offenes Geheimnis, dass einer solchen Zu sammenarbeit bisher recht l»eträchtliche Hindernisse im Wege gestanden haben. Meinungsverschiedenheiten in der Be- nrte'i'nng der Wirtschaftskrise, hinsichtlich der Zuständigkeit für die Initiative in europäischen Fragen, aber auch hinsichtlich Wien, 15. Oktober. Di« Vernehmung des Att«ntäter» Mat »schka in Wien, fit« grstrrn durch Kriminalrat Srnnat und feine Bcglriter auch auf da» Jüterboger Attentat ausgedehnt wurde, hat sofort zu der Uberrafchrnden Feststellung geführt, dast Sylvester Matuschka unbedingt auch al» der Hauptattrntiiter der Jüterboger Eifenbahnkatastrophe anzusprcchen ist. Offen bleibt noch die Frage, ob Matuschka Helfershelfer gehabt hat. In diesem Punkt« ist Matuschka auherordentlich zurück- haltend und verschwiegen, Sylvester Matus ch la wurde in der vergangenen Nacht bis gegen 1 Uhr von Kriwinalrat Gcnnat und den Kriminalkommissaren Dr. Berndorfs und D r. Boehm wegen seines Aufenthaltes in Berlin eingehend vernommen. Nachdem er zuerst aus seine ursprüng liche Aussage verharrt«, er sei wegen Auswertung eines Pa tents nach Berlin gereist, um dort Unterhandlungen zu jähren, zog er diese Aussage nach einigem Stocken zurück und machte dann phantastische Mitteilungen darüber, das, der von ihm seiner Zeit genannte mysteriöse Herr Bergmann ein politischer Emissär sei, dem die Aufgabe Zufälle, kommunistische Keimzellen aus christlich-sozialer Grundlage zu gründen. Eine solche Vereinigung bestehe bereits in Berlin und Halle in einem Haus in der Weinmeisterstrahe regelmästige Sitzungen ab In Begleitung Bergmanns sei er auch im April nach Berlin gefahren, habe in verschiedenen kleinen Hotels in der Nähe de» Wörlitzer Bahnhofs genächtigt und auch mehreren Sitzungen der geheimnisvollen tS-sclls-hast beigewohnt. 'Auch in einem Billenoorort in der Nähe von Potsdam habe er im Landhaus einer Wiener Bekannten eine Nacht verbracht. Ueber seinen Aufenthalt in Deutschland anfangs August machte Matuschka nach eind inglichcm Befragen die folgenden Angaben: Ich traf am ti. August vormittags in Berlin ein. Zunächst nahm ich an einer Besprechung meiner Gesinnungsgenossen in der W c i n m e i st er st ra st e teil. Noch am selben Tage fuhr ich zu meiner Freundin nach Caputh nächst Potsdam. Gesprächsweise erwähnte sic, in ihrer Nach- barichaft babe sich ein irischer Offizier anaekaust. der rein politischer Dinge, wi« der Abrüstung. Mau darf anneh men, dast die Unterhaltung zwischen Hoover und Laval in Washington sich auf alle diese Dinge erstrecken wird. Zweifel los wird es unmöglich sein, in wenigen Tagen eine volle Eini gung zu erzielen. 'Aber mau darf hoffen, dast ein Wieg gesun den wird, der in Zukunft schwere Mistverständnisse, wie sie bei der Ingangsetzung des Hoover-Plans zwischen Frankreich und Amerika entstanden, ausschliesst Das Vorbild zu Lavals Amerika-Reise hat der Besuch der französischen Staatsmänner in Berlin gegeben. Erst nach dem dieser Besuch seststand, ist die Einladung nach Washington erfolgt. Die Amerika-Reise Lavals liegt also in der Linie der Politik, die Dr. Brüning mit seinen Besuchen in London und Paris eingeschlagen hat. Wir Haffen, dast das Ergebnis dieser Reise ein Fortschritt in der Zusammenarbeit der Völker zur Bekämpfung der internationalen Krise sein wird. Vor den deutsch-französischen Wirtschafts-Beratungen Paris, 10. Oktober Die französischen Mitglieder des deutsch-französischen Wirtschaftsausschusses traten am Donners- tagnachmittag zu ihrer ersten Sitzung zusammen. In seiner Eröjfnungsansprache wies Ministerpräsident Laval darauf hin, dast die 'Arbeit des deutsch-sranzöstscheu Wirtschaftsausschusses für beide Teile uutzbringeud sein werde. Der französische Bot schafter in Berlin, Francois Poncet, erklärte «bensatls, dast trotz der Wirtschaftskrise die Arbeiten des Ausschusses gute Frücht« tragen könnten. Man rechnet damit, dast die 'Mitglieder des deutschen Aus schusses in der nächsten Woche in Paris eintrcsfen, und dast dann sofort die Arbeiten beginn- » können. Zur gestrigen ersten Sitzung der französische« Abteilung des deutsch-französischen Wirtschaftsausschusses schreibt Journ- e Jndustrielle, dast der französische Botschafter in Berlin. Fran cois Poncet, eine beachtlich. Analyse der Lage in Deutschland vorgctragen habe. Wenn Francois Poncet aus seinen Berliner Posten zurückkehrc, werde er seinen deutschen Kollegen ein Zeug nis des Geistes guten 'Willens übermitteln können. aus feiner Heimat eine ziemlich hohe Pension beziehe. Rech nm selben Tage bin ich nach Berlin zuriickgekehrt und habe dort im I n st a l l a t i 0 n s g e s ch ä s t Opath, Fricdrichslrnste 9, den Klingcldraht und die Eiscnröhre gekauft. Hierbei fiel mir die Erzählung meiner Freundin von dem Irländer ein und ich habe, um meinen fremdländischen Dialekt zu rechtfertigen, mich selbst für diesen Irland r ausgegcden, ohne jedoch «inen Namen > zu n«nn«n. Noch am sctoen Tage bin ich n a ch C a p u k h z u- rückgekrhrt und hab« dort auch in der nächsten Nälz« ge- nächtig«. Ueber sein Berblriben in der Nacht vom 8. auf den 9. August, tn der bekanntlich sich das Jüterboger 'Attentat ereignet t hat, befragt, stellt« Matuschka entschieden in Abrede, am Tatort geweilt zu haben. Er erzählt, dast er in dieser Stacht nicht schlafen konnte. Er habe um Mitternacht einen planlosen Spa ziergang Uber die Chaussee gemacht. Hierbei sei er an «inem Stationsgebäude vorbeigckommen, das einen Doppelnamen trägt. Den ersten Namen habe er vergessen, das zweite Wort habe „Heilstätten- gelautet. Matuschka will zwei bis drei Stunden spazierengcgangen sein und sich dann müder zur Ruh« gelegt haben. Interessant ist die Mitteilung eines Wiener Mittags blattes. wonach sich Matuschka im April dieses Jahres den Steinbruch G r 0 s - K n a u s h 0 s bei Travigest in 'Rieder österreich gelaust hat, zu dem osjensichtlichen Zwecke, um aus diesem Wege das für den Erwerb von Explosivstoffen in Oester reich unbedingt erforderliche S->rengbuch zu erhallen. Ilm den Steinbruck» bat sich Malnschta wenig gekümmert. Bischof vr. Schreiber beim Papst Rom, 11. Oktober Bischof Dr. Christian Schreiber, der bekantlich zur Zeit in Rom weilt, wurde nm Dienstag vom Heilige», Vater in Privatnndicu, en'nfni'-'en. Ein Parlament verurteilt sich selbst Noch am Freitagabend soll die entscheidende Abstim mung über die Misttraucnsanträge gegen das Kabinett Brüning stattsinden. Drei Tage lang haben die Herren im Reichstag geredet, und nach immer weist man nicht, welches Urteil sie fällen werden. Das Urteil aber, das über diesen Reichstag selbst gesollt werden must, das steh» fest. Ak a n schämt sich, dast dies d i e B e r t r c t u n g d e s deutschen V 0 l k e s s e i n soll. Die beistende Ironie, mit der sich der Abgeordnete Joos als Sprecher des Zentrums mit den „Politikern" znr Rechten und Linien auseinandergesebl hat. ist wirtlich die einzige Methode, in der man von dem jammervollen Gesamtbild dieses Reichstages sprechen kann. Gewist, wir bilden uns nicht ein. dast nur in der Milte di-ses Hohen Hauses vcrnünstige Menschen zu finden seien. Jedenfalls aber haben die Redner der Oppositionsparteien in duzen drei Tagen von Vernnnsl nicht allzuviel spuren lassen. Sechs Monate haben die Herren Abgeordneten zn Hanse gesessen. Sie hallen wahrlich Mnste genug, sich ans gol dene Worte und mutige Taten zu besinnen. Wenn sie es besser wustten als der vielgejchmähle Kanzler — hier war die Gelegenheit, es dem Volte zn verlanden. Wir haben keine solche Berlündignng gebärt, weder vom Frick und Obersohren, noch von Dingeiden und Dob- rich. Der Kommunist Remmele war der einzige, der ein positives Programm der Opposition auszuweiscn ver mochte: Herstellung einer revolutionären Einheitsfront aller Werktätigen, Kamps gegen den deutschen und aus ländischen Kapitalismus, passiver und altiver Widerstand. Dast dies nicht nur Phrasen sind, wissen wir. Phrasen aber waren es, was man von rechts und halbrechts zu hären be kam. Die „Front von Harzburg" ist im Reichstag nur in sofern in Erscheinung getreten, als Nationalsozialisten und Dentschnationale gemeinsam den Saal verliesten, wenn ein ihnen nicht genehmer Redner ans Pult trat, und gemein sam wieder Platz nahmen, wenn ihre Leute zu Wort kamen. Bei der mehr als athletischen Leibessülle mancher Volksvertreter mögen ja solche llebungen zn empfehlen sein, aber als e inzi ge gemeinsame Handlnng der'unt so grostem Tam-Tam angekündigten „nationalen Front" waren sie doch etwas wenig. Veigebens wartete man auf die einheitliche Kampfansage an 'Brüning, vergebens auf eine grundsätzliche Erklärung, die als Programm einer künftigen Nechtsregierung hätte gedeutet werden können. Was soll man mit Fricks Formel ansangen: „Kraft und Wille — Freiheit, Arbeit und Brot!" Auch sozialdemokra- tisch geführte Regierungen haben diese Formel gebraucht. Nicht das Ziel allein entscheidet, so'dern die Klarheit über den Weg. Die hat man bei Frick wie bei Obersohren ver gebens gesucht. Sie sanden das Programm des Kanzlers ungenügend, aber sie wustten selbst kein anderes Programm zn geben. Wir möchten meinen, die vielen alten Soldaten in den Reihen dieser „nationalen Front" werden die Käme schütteln über die Mattigkeit, mit der die nneiu-ge Front der Rechten den Angriff gegen Brüning gesührt bat. Die „nationale Opposition" hat ihre Kraft offenbar in Harzburg verbraucht. Vielleicht graut ihr a>nb ein wenig vor der Möglichkeit, in diesem Augenblick die Verauiwor- tn»g übernehmen zu müssen. Dingeldey, Döbrich und Genossen möchten die 'Rechte in diese Lage versetzen. Ans Furcht, sie könnten sonst noch weitere Wähler an Hillers Agitalionsmaschine verlieren. Andererseits aber graul de» Herren doch ein wenig vor den Folgen, die eine Nechtsregierung siir Deutstbland haben könnte. Sie möchten gern die Dämme anstecheu. die gegen die Hochflut des Radikalismus errichtet wordeu sind, aber sie möchten den empärteiiWassern gebieten, wohin sie fliesten sollen und wohin nicht. Herrn Dingeldens Glaube an seine Sendung mag grost jein, aber ein Petrus ist er nicht, der ans den Fluten wandeln lann. Er wird in ihnen versin ken, wenn sein 'Versuch gelingt. Was soll man gar zu der Erklärung des Landvolls sagen, dast es zunächst gegen Brüning stimmen werde, aber dann, falls die Mehrheit doch siir Brüning sei, weiter mit ihm Zusammenarbeiten wolle.' Das ist eine ganz besondere Art politischer Rück versicherung: Gaben einer agrarsreundlichen Politik nimmt man von diesem Kabinett an, aber — man versagt ihm dasiir die Unterstützung. Die Höchstleistung in hoher DI« heutig« Nmnm«r enthält das S t. - B« n n »-B l a «l, da- Sonntagsblatt für dl« DIöz«s« Meisten. Jüterbog ausgeklSrk Oer Attentäter Matuschka über seinen Aufenthalt in Deutschland