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M L88. Donnerstag, den 12. August. 1880. ^^enderEr ^Mje///,^. ^irk-av^ Amtsblatt der Königt. Amtshauptmannschaft Flöha, des Lönigl. Amtsgerichts und -es Stadtraths M Frankenberg. EMeint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Aesttage, Abends für den folgenden Tag, — Jnscraten-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Vormittags 10 Uhr, Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis Vierteljahr!, 1 50 H. Einzelne Nummern 5 H. Inserate werden mit S Pf, für die gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum berechnet. Geringster Jnseratenbetrag so Pf, Com- pltcirte oder tabellarische Inserate nach Uebereinlommen, Gedenktage aus großer Zeit. 12. August. RecognoscirungSgesecht der Bortruppen der 1. Armee mit den Bortruppen der Franzosen vor Metz. Eine Proclamatiou König Wilhelm's erklärt die Rekrutirung in den von den deutschen Truppen besetzten französischen LandeStheilin für aufgehoben. — Der französische Admiral Fourichon erklärt die Häfen der Nordsee für blockirl. — In Frankreich werden alle früher gedienten Soldaten vom 25. bis 38. Jahre einberusen. »ES»««««' Stimmen aus dem kleinen Gewerbestande über die allgemeine Wechselfähigkeit. Zur Frage der allgemeinen Wechselfähigkeit wird der „Social-Corr." von dem Vorstande der Leipziger Credit-Bank, einer der größten deut schen Genossenschaften auf Schulze-Delitzsch'scher Grundlage, welche Ende 1879 7064 Mitglieder, meist aus dem kleineren und mittleren Gewerbe stande, zählte, von denen 5046 ihre Stamm antheile voll eingezahlt hatten, Folgendes ge schrieben: „Wenn von jeher der Nutzen eines Wechsels größtentheils darin bestand, daß mittelst dessel ben Zahlungen zwischen verschiedenen Orten leich ter ausgeglichen werden konnten, so konimt heute noch hinzu, daß sich der kleine Geschäftsmann durch denselben das fehlende Betriebskapital er setzen kann. Der Wechsel ist nicht den bei an deren Urkunden über Forderungen so häufig anwendbaren, die Realisirung des Rechts erschwe renden Einwendungen ausgesetzt, kann vielmehr schnell und leicht durch Üebertragung in den Verkehr oder zum Verkauf gebracht werden. Der Gewerbtreibende besitzt in dem Wechsel ein unentbehrliches Hilfsmittel und würde ohne den selben sein Geschäft nicht mit Erfolg betreiben können, weil er in den meisten Fällen Credit geben muß und doch seinen wöchentlichen Ver bindlichkeiten, wie z. B. Lohnzahlungen an Ge hilfen u. s. w., nur durch baare Mittel nach kommen kann. Falls nun seine Abnehmer am Zahlungstermin ihre Schuld durch Geld nicht ausgleichen können, nimmt der Gewerbtreibende gern von denselben Accept als Zahlung, discon- tirt den empfangenen Wechsel und entgeht somit der Gefahr, sich seinen Arbeitern gegenüber durch säuniige Lohnzahlung um den Credit zu bringen. Selbst der sparsamste und strebsamste Gewerb treibende, welcher sein Geschäft mit Erfolg be treibt, verfügt nur sehr selten über reichliche baare Mittel, weil er dieselben zuerst zur Ver größerung seines Geschäfts aufwendet. Er kommt deshalb öfters in die Lage, um seine Arbeiter am Lohntage pünktlich bezahlen zu können, sich von seinen Abnehmern vor dem Zahlungstermin Mittel erbitten zu müssen und erhält in diesem Falle nur Accept. Deshalb sind hier am Platze Wechsel, gezogen von Buchbindern auf Buch händler, wegen des bei diesem Geschäft üblichen einjährigen Zahlungsmodus, sowie von Bau gewerken auf Bauunternehmer, bei denen die Ausgleichung nach Aufnahme der Hypothek er folgt, ungemein verbreitet und werden uns haupt sächlich zum Discont angeboten. Die anderen Gewerke, mit Ausnahme von Bäckern, Fleischern, Restaurateuren rc., welche täglich baare Einnahme haben, benutzen und nehmen ebenfalls gern den Wechsel als Ausgleichungen. Die Jahre lange Krisis, welche mir erlebt, hätte jedenfalls im Gewerbstand viel größere Opfer gefordert, wenn derselbe von der Wechsel- fähigkett ausgeschlossen gewesen wäre; denn durch Schuldverschreibungen kann nicht geholfen wer den, weil diese nicht schnell umgesetzt werden können. 1845 St. v. M. Verkehr oft Geschäfts- 2784 . 1856 - 1526 - 1010 . 786 - 609 - 272 . 239 - 212 . 634 . 330 . 249 - Wir 10-100 100-200 200-300 300-400 400-500 500 - 600 600-700 700-800 800-900 900-1000 1000-1500 wechsel mit 5—6 Giro's und würden bei einer Beschränkung der Wechselfähigkeit in die größte Verlegenheit kommen; denn auf wen soll die Wechselfähigkeit beschränkt werden? Sollten klei nere oder mittlere Gewerbtreibende, die in ihren Geschäften ost einen viel größeren Umsatz ma chen als manche Kaufleute, in Zukunft Wechsel weder acceptiren, noch ausstellen dürfen, so wäre dies nicht nur eine große Härte, sondern auch ein arger Rückschritt. Der Gewerbestand hat ich seit Jahren so entwickelt, daß er die Wech selfähigkeit nimmermehr entbehren kann/' OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 11. August 1880. -s Mit vieler Aufmerksamkeit werden in den v. 3000-4000 M. . 4000-5000 - . 5000—6000 . . 6000—7000 - . 7000-8000 > . 8000-9000 - - 9000-10000 . . 10000-11000 ° . 11000-12000 - . 12000-20000 - . 20000—24000 > L 30000 - 1500-2000 . . 2000-3000 -j haben in unserem 152 St. 75 - 32 - 18 - 13 . 4 . 16 . 6 - 1 . 8 . 4 - 1 . Um ein Bild zu geben, wie schwer unser Cre ditverein geschädigt würde, falls uns die Wech selfähigkeit entzogen oder beschränkt werden sollte, wollen wir im Nachstehenden dis von uns im Jahre 1879 discontirten Wechsel übersichtlich zusammenstellen. Unser Geschäftsbericht von 1879 enthält unter den Activen auf Wechsel-Conto II. einen Eingang von 12682 Stück discontirten Wechseln im Betrage von 6,209939 Mark 24 Pf. Diese Wechsel verthei en sich wie nachstehend-: Eine Gke mitten im Kugelregen. Erinnerung an das Gefecht von Saarbrücken. (Schluß.) Am 6. August nähme» die Preuße» Saarbrücken wieder ein und eS folgte der verzweifelte Sturm von Spichern. Dem 40. Regiment war dabei der Ehrenplatz angewiesen, die Höhe des ErercierplatzeS wiederzunehmen. Kamele ritt die Straße nach Bellevue entlang, dann erfolgte der Marsch durch das breite Thal und nach einem fürchterlich bluti gen Gefechte gelangten endlich die 40er mit Sturm auf die Spicherer Höhen und das Centrum der Preußen konnte avanciren. Drei Mal hatte der Kampf auf- und abgemogt, die Preußen wurde» zurückgeschlagen und drangen immer wieder vor Ein fürchterlicher Hagelschauer von Geschossen fiel auf sie nieder. Beim vierten Male endlich grlang eS ihnen, oben auf der Höhe der Böschung anzu- kommen und sich dort festzuntsten. Doch ich habe nicht die Absicht, diese Schlacht zu beschreiben. Sobalv dieselbe zu Ende war, schritt ich nach der Höhe des Plateaus und nahm meinen Weg durch »ie zahlreichen Todten und Verwundeten, welche die vorrückende» Truppen hier zurückgelaffen hatten. Eine Menge Gesichter der braven Hohenzollern, die ich in Saarbrücken kennen gelernt hatte, sah ich hier vor mir liegen, aber entweder tvdtenstill oder um ihre Wunden klagend. Mitten in dem Thale lag der geniale Hauptmann v. Krehl, schweigend sür immer. Eine Kugel war ihm durch die rechte Seite deS KvpfeS gegangen und nimmer wollte er den Niersteiner mehr preisen. Eben so konnte auch Lieutenant v. Klipphausen niemals wieder vaS Lied von der „Wacht am Rhein" milsingen: dicht beim Hauptmann lag er am Abhange hin- gestreckt, so viel die Granate, welche ihn getödtel, überhaupt noch von ihm übrig gelassen hatte. Auf einem kleinen erhöhten Rasenplatze saß Dr. Diestel- kamp, der auS seiner schlimmen Lage das Beste zu machen suchte. Auf seiner Seite lag ein Mann, Ler sich zu Tode verblutet hatte und dem er eben Lie Kugel hatte herausschneiden wollen, als er selbst an seinem rechten Arme durch eine Kugel verwun- vel wurde, und ehe er noch nach dem Verbandplätze sich zurückjuziehen vermochte, kam eine ander« Ku gel und verwundete ihn hart in den« Dickfleisch. Jetzt saß der kleine Mann ruhig da, rauchte zu frieden seine Pfeife und wartete, bis die Reihe auch an ihn zum Verbinden gekommen wäre. Ne ben ihm war v. Bülow, unser alter Tischgenoffe, getödtet und hatte seinen Ruheplatz ein wenig hö her gesunden, eine Kugel war ihm durch die Brust gegangen; ich hörte noch sein letztes Röcheln, als ich an ihn heranlrat, uni ihm einen Trunk frischen WafferS zu bieten Welch' schrecklichen Anblick bot daS weile Plateau an diesem herrlichen Sommer abendel Ich ging weiter der Stelle zu, wo das zweite Bataillon der Hohenzollern seinen Angriff gemacht hatte, und ich wanderte durch die Reihen der Verwundeten, hier und da meine Flasche lee rend, und als der Branntwein zu Ende gegangen war, füllte ich die Flasche von Neuem mit Wasser, um sie den Verwundeten zu reichen. Plötzlich sah ich an einem Dornenstrauch sitzend eine Gestalt, die mir bekannt schien. „Cckenstein!" rief ich aus und lief vorwärts, denn ich glaubte aus der na türlichen Lage des Körpers zu sehen, daß der Mann noch am Leben wäre; aber keine Antwort kam mir entgegen. Der brave junge Feldwebel war tobt; eine Kugel hatte ihm Len Hals durchbohrt, doch er war nicht sofort dur^> das unglückliche Geschoß