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Dresdner Journal : 06.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188704069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870406
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870406
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-04
- Tag 1887-04-06
-
Monat
1887-04
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 06.04.1887
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Lupoäitiou ä« vr»,üo«r I)r—ct«L, 2MiL^er»tr»m« Ho. »0. Nichtamtlicher Leit. Telegraphische WachricHLen. München, S. April. (Tel. d. Dresdn. Jounu) Die „Münchner Allgemeine Zeitung" sagt betreffs der Beteiligung Bayerns an der Reform der SpirituSsteuer, die Mitwirkung der bayerischen Regierung sei darauf gerichtet, den dem Reichstag zageheuden Entwurf den verschiedenen Verhältnissen toweit angupassen, daß der spätere Anschluß Bayerns an die bei den Entwurf schon jetzt beteiligten Staaten ermöglicht werde. Hierauf beziehe sich die Meldung von der Zusammenkunft der deutschen Kinanzminister. Daß die bayerische Regierung vor der Abgabe einer bindenden Zustimmung sich mit dem bayerischen Landtag inS Einvernehmen setzen werde, sofern der Gesetzentwurf auS dem BundeSrate und dem Reichstage dergestalt hervor gehr, daß dessen Einführung für Bayern wünschens wert oder notwendig erscheine, habe der Kinanz- minister bereits in der vorigen Landtag-sesfion erklärt. Paris, 5. April. (W. T B.) Infolge einer Bestimmung deS Krieg-Minister- werden 5VW Mann nach Tonkin gehen, um die Mannschaften, welche dort ihren zweijährigen Aufenthalt beendigt haben, abzulösen. — Die Reckte hat eine Er- klärung veröffentlicht, in welcher die republika nische Majorität getadelt wird, weil sie die Rechte von der Budgetkommisfion ausgeschlossen habe. Diese Ausschließung treffe 3^ Millionen steuer pflichtiger Bürger und mache die Majorität ver antwortlich für die schlechte Finanzlage. Die Rechte erklärt, ihr Programm: „Weder Steuern, noch Anleihen, sondern Ersparungen", aufrecht zu erhalten. Bei dem.heute stattgehabten Duell zwischen den Deputirten Douville und Sans-Leroy wurde ersterer am Arme verwundet. Brüssel, 5. Avril. (W.T. B.) Die mit der Borberatung der Militärkredite beauftragte Zen tralsektion der Abgeordnetenkammer trat heute zu- sammen und beschloß, die Regierung um Auskunft zn ersuchen über die Notwendigkeit und Wichtigkeit der Befestigungsarbeiten, über die Gesamtausgaben, sowie über die gegenwärtige Art der Bewaffnung in Belgien. / Loudon, 6. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Oberst Ridgeway und Kapitän Barrow begeben sich morgen nach St. Petersburg, um die Unter handlungen mit der russischen Regierung wegen end- giltiger Feststellung der afghanischen Grenze wieder aufzunehmev. Sophia, 5. April. (Tel. der „Ag. Hav.") Nachdem eines der Komitees der Verbindung zur Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit deS geeinten Bulgariens bei den übrigen Komitees angeregt hatte, anläßlich deS Geburtstages deS Prinzen Alexander v. Battenberg die Unabhängigkeit deS „Königreich- Bulgarien" auSzurufen, ließ die Re- gierung den Komitees Mitteilen, daß sie zu der artigen Schritten keine Berechtigung hätten und forderte sie auf, im Interesse deS Landes davon Abstand zu nehmen. Wenn auch die Regierung die Bevölkerung nicht hindern könne, den Geburts tag deS Prinzen v. Battenberg in spontaner Weise zu feiern, so untersage sie dock jede offizielle Feier desselben. New-York, 5. April. (W. T. B.) Die Anar- chistenpartei hielt heute zur Feier von Most'- Entlassung auS dem Gefängnisse eine große Ber- sammlung ab. Zn^derselben erklärte Most, er werde den Krieg gegen daS Eigentum wie vor seiner Einsperrung fortsetzen. Dresden, 6. April. Das neue italienische Ministerium. Depretis hat das mühselige Werk der Kabinetts bildung nunmehr vollendet. Die veröffentlichte Minister liste entspricht in der Hauptsache den bisher in den Blättern ausgesprochenen Vermutungen. Robilant er scheint nicht mehr als Mitglied des Ministeriums, Depretis übernimmt außer dem Vorsitz im Kabinette auch provisorisch das Portefeuille des Äußern, Crispi jenes des Innern und Zanardelli das der Justiz Der Kriegsminister Ricotti, der sich in den ostafri kanischen Dingen halb und halb kompromitiert, wird durch Bertold Viale erseht; Brin, Magliani und Coppino behalten die Marine, die Finanzen und das Ministerium des öffentlichen Unterrichts, Saracco übernimmt an Stelle Genala's die öffentlichen Ar beiten. Wie man sieht, ist das neue Kabinett ein Koalitions-Mimsterium im verwegensten Sinne dieses Wortes. Seinen Charakter erhält das neue Kabinett Depretis durch den Eintritt von Crispi und Zanar delli in dasselbe und durch das Fernbleiben des Grafen Robilant ausgeprägt, sowohl in Bezug auf daS innerpolitische Programm, wie in Bezug auf seine Richtung nach außen. „Der innerpolitischen Lage gegenüber bezeichnet dieses neue Koalitionsministerium" nach der Wiener (alten) „Presse", einen abermaligen Versuch des nach dieser Richtung hin durch keinen Mißerfolg abzu schreckenden Premiers, der parlamentarischen Zerfahren heit auf dem Monte Citorio ein Ziel zu setzen und aus den verschiedenartigsten Gruppen und Fraktionen des Abgeordnetenhauses auf künstlichem Wege durch Einreihung der Führer in den RegierungSkadre eine Majorität zu bilden, mit welcher man wenigstens die laufenden Geschäfte erledigen und den StaatSwagen wieder bis auf weiteres innerhalb der gesetzlichen konstitutionellen Bahnen vorwärts schieben kann. Nachdem Hrn. Depretis der TranSformismus mit der Rechten nur halb geglückt und sein endlicher Versuch, auf Grund dieser von ihm angestrebten Verschmelzung eine Neubildung des Kabinetts vorzunehmen, gerade wegs mißlungen rst, probierte er es nun nach der entgegengesetzten Seite hin, ob nicht eine Verschmelzung zwischen der ministeriellen und der oppositionellen Linken möglich sei. Crispi und Zanardelli werden der Regierung die Gruppe ihrer persönlichen Freunde zuführen. Ob der übrige Zuwachs von Seite der bisherigen pentarchischen Linken ein stärkerer sein wird und das rekonstruierte Kabinett in der That auf eine ausgiebige Majorität sich wird stützen können, ist nach dem, was bisher in den publizistischen Or ganen der verschiedenen Fraktionen verlautete, noch immerhin zweifelhafi. Es heißt, Cairoli habe sich gegen den Eintritt Crispis und Zanardellis in die Regierung ausgesprochen, und Cairoli ist noch immer ein einflußreicher Mann, auf deffen Wort nicht blos seine engeren Parteifreunde viel geben. Was ihn be stimmt haben mag, sein Mißfallen über die Trans aktion feiner bisherigen Freunde auszusprechen, wird nicht gemeldet; es wird nicht gesagt, ob es blos prin zipielle Gründe waren oder ob hierbei auch jener treibende häusliche Ehrgeiz mit ins Spiel kam, der früher Cairoli bestimmte, an der Ministerpräsident- schast zähe festzuhalten, fo lange cs nur möglich war. Bezüglich der äußeren Politik macht das genannte Blatt geltend, daß bezüglich der Stellung Italiens zu den drei Kaiserreichen keine Änderung zu gewärtigen sei. DaS gelte besonders von Crispi, welcher dem „Gaulois" gegenüber sich auf die Thatsache beruft, „daß er der Erste unter den namhaften italienischen Politikern gewesen, welcher, lange bevor dies von feiten der offiziellen Kreise geschehen, eine Annäherung zwischen dem Königreiche und dem deutschen Kaiserreiche angc- strebt habe. Im September des Jahres l877 hatte der damalige Kammerpräsident Crispi eigens eine Reise nach Berlin unternommen, um dort insbesondere in parlamentarischen Kreisen Fühlung zu suchen. Bei einem Banket, welches ihm die national-liberale Fraktion gab und bei dem auch angesehene Vertreter der Re gierung und deS Bundesrates erschienen, hob Crispi m Erwiderung eines von Hrn. v. Bennigsen ausge brachten Toastes unter andern« hervor, „seine Ver ehrung gehöre in vollem Maße Deutschland, dem Bun desgenossen seines Vaterlandes; er müsse, wie sein Vorredner Bennigsen, die Gemeinsamkeit der Interessen beider Völker betonen; ihre Freundschaft sei eine offene und ehrliche, die Verteidigung geistiger Errungenschaf ten und mühsam errungener staatlicher Freiheiten sei beider Nationen Aufgabe. Italien, sowie Deutschland verdanke seine heutige Größe der Monarchie in kon stitutioneller Form; um die volkstümlichen Dynastien haben sich hier wie dort die Nationen gesammelt, und darum sei das dauernde feste Band zwischen Fürst und Volk in Italien so innig geschlungen, wie in Deutschland. Es dränge ihn, auszusprechen, daß Deutsch land jenseits der Alpen warme Freunde und Brüder habe, die ihm treu zur Seite stehen würden, und daß er in dem Bündnis mit Deutschland eine Stütze für Italien erblicke." „Jene Berliner Reise Crispis und insbesondere seine damals sensationell wirkende Rede wurden be kanntlich viel besprochen und bildeten den Ausgangs punkt zu einem Ideenaustausch zwischen Berlin und Rom, welcher freilich erst manches Jahr später zum Abschlusse der sogenannten Tripelallianz führte, nach dem man endlich in Rom erkannt hatte, daß der Weg zu einer vollen Verständigung mit Berlin nur über Wien führe und daß ein völliger Verzicht auf den Jr- redentiSmuS die erste Vorbedingung einer ernstlichen Verständigung sei. Crispi hat danials daS Zustande kommen einer solchen wirksam unterstützt und läßt auch jetzt neuerdings wieder durch seine Freunde ver sichern, „er habe die von ihm schon im Jahre 1877 in Berlin ausgesprochenen politischen Überzeugungen nicht geändert und er billige die Allianz Italiens mit den Zentralmächten für die Erhaltung des Friedens". Man wird diesseits der Alpen von einer solchen er neuerten Erklärung des nunmehrigen Ministers Crispi mit Vergnügen Notiz nehmen, wenn sie auch nicht im Stande ist, den Eindruck auszuwiegen, den das be dauerliche Ausscheiden des Grafen Robilant aus der Regierung gerade im gegenwärtigen Augenblicke ge macht hat." Auch die „Neue freie Presse" ist in dieser Bezieh ung mit der „Presse" völlig der gleichen Meinung. Die selbe sagt: „Jede Gefahr, daß ein Ministerwechsel in Rom die herzlichen Beziehungen Italiens zu Deutsch land und Österreich ändern könnte, ist indes schon be seitigt, weil Depretis, wenn auch nur vorläufig, das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten selbst übernahm. Darin drückt sich der Wunsch Ita liens aus, die slftmndschaft und das Bündnis mit den beiden Karsermächten aufrechtzuhalten. De pretis wird und kann keine andere Politik ver folgen, als Graf Robilant, denn der letztere hat nicht sowohl seine eigenen, sondern die Ideen de» Ministerpräsidenten ausgeführt, und sein Rück tritt entbehrt jeder politischen Bedeutung, da Depretis selbst seine Erbschaft antritt. Hätte irgend ein anderer Staatsmann, über dessen Anschauungen man nicht ge nau unterrichtet wäre, die Nachfolge Robilants über nommen, so würde vielleicht in Berlin und Wien einiges Mißtrauen rege geworden sein. Depretis gegenüber hat es keine Berechtigung, und die Lösung der Krise, welche ihm nach so vielen Bemühungen ge lungen, wird in Deutschland wie in Österreich mit Be friedigung begrüßt werden." „Arbeit findet das neue Ministerium in Hülle und ^ülle. Die ganze Gesetzgebungsmafchine «st durch Wochen in Italien stillgestanden und muß nun mit verdoppelter Kraft thätig sein, uin die verlorene kost bare Zeit hereinzubringen. Vor allem harrt daS Ge setz über die Erweiterung des Kabinetts, durch welche» zwei neue Ministerposten geschaffen werden sollen, seiner Erledigung. Zahlreiche und wichtige andere Gesetz entwürfe, zum Teile längst und schmerzlich erwartet, teilen dies Schicksal und Crispi wird vollauf mit ihrer Verteidigung zu thun haben. Ob er sich über alle Einzelnheiten mit Depretis verständigte, ob überhaupt in diesem aus Männern der verschiedensten liberalen Parteirichtungen zusammengesetzten Koalitionsministc- rium jene Einigkeit herrschen wird, welche ihm allein Dauer und Erfolg verbürgen kann — das ist da- große Fragezeichen, dessen Beantwortung man der Zeit überlassen muß. In der italienischen Presse wird be reits darüber gezankt, ob sich Depretis zu den Ansich ten Crispis oder Crispi zu den Meinungen des „Alten von Stradella" bekehrt habe Das ist ein müßiger Streit. Sind die beiden über die wichtigsten An gelegenheiten eines Sinne- geworden, so wirb es wohl höchst gleichgiltig sein, welcher der Herren seiner Eigen art die größere Beschränkung auferlegt. DaS neue Ministerium wird so lange bestehen, als es unter sich einig ist; sein Charakter und die Parteiverhältnisse der italienischen Kammer bringen eS mit sich, daß es nicht durch eine parlamentarische Opposition, sondern nur, wie einst unser Bürgerministerium — durch innere Zwietracht fallen kann." Lageögtjchichte. * Berlin, 5. April. Se. Majestät der Kaiser ist von seinem letzten Unwohlsein nun vollständig wiedcrhergestellt. Heute nachmittag unternahm Aller- höchstderselbe zum ersten Male wieder eine Spazier fahrt. Heute mittag 12 Uhr fand in der Kapelle des hiesigen Kronprinzlichen Palais die feierliche Kon firmation der Prinzessinnen Sophie und Mar- aaretbe durch den Oberhof- und Domprediger l)r. Kögel statt. Zur Beiwohnung an derselben waren Ihre Majestät die Kaiserin und die zur Zeit hier und in Potsdam anwesenden Mitglieder der Königl. Fa milie, der Prinz und die Prinzessin Friedrich v. Hohenzollern, der Oberstkämmerer Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode, die Staatsminister 0r. Friedberg und v. Boetticher, der hiesige großbri tannische Botschafter Sir Edward Malet und Ge mahlin und mehrere Mitglieder dieser Botschaft, der Prinz Alfred von Großbritannien und viele an dere hochgestellte Personen im Kronprinzlichen PalaiS erschienen. Die Feierlichkeit begann um 12 Uhr mit dem Gesang der anwesenden Gemeinde: „Ein feste Burg ist unser Gott". Nach der darauf folgenden Konfirmationsrede des Geistlichen wurde von den Prinzessinnen das Glaubensbekenntnis abgelegt, wo rauf der Domchor ,Iomm' heil'aer Geist!" und da» ,Hallelujah!" intonierte. Hierauf folgte die Einseg nung, das Gebet und Vaterunser. Der Gesang der Gemeinde: „In allen meinen Thaten" schloß etwa um Hl Uhr die heilige Handlung. Dem Arzte, welcher vor einiger Zeit das leichte Ohrenleiden Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Wil helm mit vielem Geschick behandelte und beseitigte, Oberstabsarzt Vr. Trautmann, Regimentsarzt des Eisenbahnregiments, wurde seiten des Prinzen die hohe Auszeichnung zu teil, daß ihm derseloe persönlich Feuilleton. Dresden, 5. April. In der am gestrigen Tage stattgehabten Sitzung desKönigl sächsischen Alter tumsvereins, in welcher Se. Königl. Hoheit Prinz Georg den Vorsitz führte, wurde nach Erledigung anderer geschäftlicher Angelegenheiten beschlossen, am 2l. Mai einen Ausflug nach Moritzburg zu unternehmen. Prof, vr. Steche berichtete über den weiteren Verlauf der «Verhandlungen wegen des Grabmals deS Dresdner Chronisten Anton Weck in der Petrikirche zu Bautzen. Der Stadlrat daselbst hat aus bestimmten Gründen von einer Wiederaufrichtung desfelben Abstand ge nommen, dagegen sich bereit erklärt, das Denkmal dem Altertum-Verein unentgeltlich zu überlassen, wenn der selbe für die Überführung desselben nach Dresden sorgen «volle. Da der Verein für Geschichte Dresden- jedoch eia näheres Interesse an dem Grabmale hat, so hat der AltertumSverein das Werk diesem angeboten und ist eS von ihm auch angenommen worden. Frhr. v. ManSberg überreichte dem Verein den aus frei willigen Beiträgen mehrerer Mitglieder angefchafften Gipsabguß der Krone Ludwigs des Heiligen von Frank reich, einer im Besitze Sr. Königl. Hoheit de» Prinzen Georg befindlichen, höchst wertvollen Goldschmiedearveit de» 13 Jahrhundert», über deren Gefchichte und künst lerische Bedeutung er sich in längerer Ausführung ver breitete. Sodann hielt geh Reaieruna-rat vr Hassel seinen Schlußvortrag über „Die Politik de- Kurfürsten Moritz in feinem letzten Lebensjahre" Anknüpfend an den im Dezember v. I. gehaltenen Vortrag gab er zunächst ein Bild der allgemeinen politischen Lage im Anfänge des Jahres 1553. Auf der einen Seite stand eine starke Partei, die den im Passauer Vertrage festgesetzten Frieden auf jeden Fall aufrecht erhalten wollte; an chrer Spitze Kurfürst Moritz und König Ferdinand. Auf der andern Seite Karl V., der die in allen Kämpfen erstrebte Einheit der kirchlichen und weltlichen Gewalt nicht aufzugeben gefonnen war. Dies Bestreben veranlaßte ihn u. a. zu der in keiner Weise zu rechtfertigenden Nachsicht gegenüber dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach in seinem Kampfe gegen die fränkischen Bischöfe. Moritz, der den Ehrgeiz und die Rücksichtslosigkeit Albrechts kannte, suchte sich vor allem gegen die durch diesen drohende Gefahr zu wappnen. Diesen Zweck verfolgte er sowohl durch die Beilegung der Braun schweiger Feyde als auch namentlich durch die Be festigung des freundschaftlichen Verhältnisses zu Ferdi nand, der auf den Sonntag MisericordiaS einen Fürsten tag nach Eger zur Beratung eines FürstenbundeS aus- schrieb. Doch setzte Moritz auch gleichzeitig seine Ver handlungen mit Frankreich fort; säwn Weihnacht 1552 hatte er einem französischen Gesandten, der im Hof lager zu Dresden erschienen war, die Aufstellung eines HllfSkorpS in den Niederlanden in Aussicht gestellt; jetzt ließ er durch Volrad v. Mansfeld, der März 1553 nach Pari» ging, um dem König feine Dienste anzubieten, daran erinnern. Auch an dem Fürsten- bunde, der Ostern 1553 zu Neuschloß bei Worm» zu Stande kam, batte Moritz wesentliche«« Anteil. Die hier vereinten Fürsten baten den Kaiser, dem Treiben Albrecht» ein Ende zu machen; in der That berief derselbe auf den 16. Mai 1553 eine Reichskommission zur Schlichtung der Streitigkeiten zwischen dem Mark grafen und den Bischöfen nach Frankfurt a. M. und verbot einstweilen die Fortsetzung der Fehde; jedoch ohne Erfolg: am 16. April nahm Albrecht Bamberg ein. Vergeblich baten die Bischöfe die eben damals in Eger tagende Versammlung um Beistand; Moritz wünschte deren Einmischung nicht, weil er zuverlässiaere Bundesgenossen haben wollte, bevor er gegen Albrecht vorging. Von anderer Seite kam der Anstoß zu Lösung der Frage. Albrechts alter poli- tiicher Gegner Heinrich d. I. von Braunschweig Wol fenbüttel schloß unter Vermittelung von Moritz am 9. Mai 1553 zu Torgau einen Vertrag mit den fränkischen Bischöfen, in welchem er ihnen Hilfe ver sprach; auch Moritz stellte eine Söldnerschaar unter HanS v. Heideck zur Verfügung; endlich kam eS am 31. Mai zu einem Bündnis zwischen Moritz und König Ferdinand, nach welchem diese beiden je 1500 Mann an die böhmische Grenze stellen und zum Einbruch in Franken bereit halten sollten. Der Vor schlag des Kurfürsten, den Oberbefehl über diese Truppen dem Erzherzog Ferdinand zu übertragen, beweist, wie sehr derselbe wünschte, daß der Kampf als ein ReichS- krieg erscheine. Deshalb hätte er auch gern gesehen, daß Karl V. die Reichsacht gegen Albrecht ausge sprochen hätte; aber dieser, in einen neuen Krieg gegen Frankreich verwickelt, wollte nach jener Seite hin freie Hand behalten. — So bedroht verließ Albrecht Franken und verlegte den Kriegsschauplatz zwischen Weser und Elb«. Seine fortgesetzten Bemühungen, Moritz zur Neutralität zu bestimmen, schlugen fehl. Im Lager vor Eimbeck vereinigte Moritz seine Trup pen; am 1. Juli ergingen in seinem und Ferdinand- Namen Absagebriefe an Albrecht. Vor Eimbeck er schien auch Volrad v. Mansfeld als Bote des französischen Königs und lud Moritz zu einer Zusammenkunft von Ab- gefandten deutscher Fürsten nach Metz behufs Abschlusse» eines Bundes mit Frankreich ein. Der Kurfürst gab freund- liche Versicherungen, aber keine Versprechungen ab. Dem letzten Briefe an seine Gemahlin (vom 3. Juli) war ein Päckchen wichtiger Schriftstücke beigefügt, daS nicht mehr vorhanden zu sein scheint; dieselben bezogen sich wohl auf die französischen Verhandlungen, die Karl V. übrigens bis zuletzt mit Mißtrauen verfolgt bat. — In der Perfon des Kurfürsten konzentriert sich der Widerstreit, den der Passauer Vertrag hervorrief. Was Moritz wollte, war im wesentlichen da-, Wa der Religionsfrieden später verwirklicht hat; sein Ge schick erfüllte sich in dem Augenblicke, in welchem die von ihm vertretene Sache siegte. Die Großmutter. Lebensbild von L. <Lrein « r. (Schluß.) Frau Rosalie schwindelte; sie mußte sich an der nächsten Tischkante sesthalten. Welch' ungeheuerliches Glück, welcher Himmel auf Erden winkte ihr nach einer langen Laufbahn voller Dornen und Disteln! Der Besitz deS unvergessenen Jugendgeliebten, ein sorgenloses Leben voll beglückender Ruhe, und da stille friedliche Haus! Aber da standen sie plötzlich lebendig vor ihrem geistigen Auge, die Enkel au» der Dorotheenstiaße in ihrer geheiligten Sirbenzahl.
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