Volltext Seite (XML)
Expedition, Verlag und Druck von L. M. Gärt«« tu Schneeberg. Zeile amtlicher I bMH- ^^^^g^^November 1881. I -» " I Inserate 2b Pfennige. Nr. 255. , vr. von Wrydt. am 30. Oktober 189 l. Höpfner. Wolfframm. Erscheint täglich mit Aurnahme der Sonn» und Festtage. Preis vierteljährlich 1 Mark 80 Pfennige. Bekanntmachung. Für «treu 17*/,jährig«, gesunden und kräftigen Menschen, welcher bereits 2 Jahr« mit landwüthschastlichen Arbeiten beschäftigt und arbeitswillig ist, suchen wir gegen mäßigen Lohn sofort oder später weiteren Dienst bei einem Landwirth. Schneeberg, den 29. Oktober 1891. Lgl. kMusÄuw M LÄweedßG Vas8 Mk ältz V6r^an^6ü6 LmEÜwWkisr al8 auk 6M6 ^oklKtzluLKMv LurüekblioLM, vvräanksü ützbeu äsm Nit^irLen ävr 8lLäti8vtiM LMSrÄsn 2ii 6jii6iü Kro88M IIi6il6 äsu Ltz^okützrn von 8oIwW- dsr^ uuä Ilwxtzxtzvä, ^ 6lo1i6 äuroti von üuklrtisrtzii kür av8^ürtiK6 0ü8t6, äuroü LoliiüüoktzL ävr 8üu86r imä äuroü lützilnakmtz an uErM ^t- Ii6Ük6it6ii 211 äsm 6stzIiüKM ävr ^6i6r. d6itriiK6Q. Itmvü aHtzü 8ax6ii w ir 6rxtzdM8t und d6i2li6Ü8t Dank. Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. für die königliche» «nd städtische« Behörde« in Aue, Grünhai«, Harteustet«, Joha»«seorge«stadt, Lötznitz, Ren-Ldtel, Schneeberg» Schwarzenberg ««d Wildenfels. Stockholz - Bersteifierunfi auf Sosaer Staatsforstrevier Sonnabend, den 7. November 18S1, von Bormtttagt S Uhr an kommen im Gasthofe zur Sonne in Sosa 1614 Raummeter fichtene Stöcke aus den Abheilungen 9, 11 und 24 runter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend i Versteigerung. Kgl. Kolfirevierverwaltung Sosa und Kgl. Forstrentamt Eibenstock, LoimWdtzrL, ä6ü 31. Oktodsr 1891. ! w NN M Lils WUMM Lös N kMHiMi. Lagesgefchichte. Schneeberg, den 1. November 1891. Wochenschau. Se. Majestät der König hat Sich am Freitag zu mehr tägigem Aufenthalte über Frankfurt nach Baden Baden bege ben. Kurz vorher erlebte die Königliche und die Prinzltch Georg'sche Familie di« Freude, Se. Königs. Hoheit den Prin zen Max das juristische Doctor-Examen „mit Auszeichnung* bestehen zu sehen. Di« Stichwahl in Dresden Altstadt wurde mit fast ^/, Majorität zu Gunsten des konservativen Kandidaten, Glaser- -ob« meister Wetzlich, entschieden. Damit ist ein Theil der Schlappt, welcht die Ordnungsparteisn erlitten hatten, wie der gut gemacht; aber in ganz anderer Weise als bisher, müssen dieselbtn auf dem Kampfplatz« auftreten, um ihre Pflicht zu erfüllen und ihrem Namen Ehre zu machen. Von unseren Feinden müssen wir lernen und rücksichtslos zum allgemeinen Besten unsere Macht gebrauchen, so lauge wir sie in Händen haben. Man darf sich auch durch den Um stand, daß die Freisinnigen bei den sächsischen Wahlen gänz lich verschwunden sind, nicht tätscken lassen; nicht die Con servativrn und Nationalliberalen sind an die Stelle der Frei sinnigen getreten, sondern die Sozialdemokraten haben im ganz natürlichen Lauf der Dinge deren Erbschaft übernom men. Sie taffen die Freisinnig«« das altgesügte Gebäude unterwühlen und pflücken die Frucht für sich, sobald sie reif Ist. ES ist im Stolp'er Wahlkreise von Hinterpommer» eben so gegangen, weil die OrdnungSparteien sich nicht früh genug auf ihre Pflicht besannen. In diesem unnahbar kon servativen Wahlkreise hat sich wegen des zu exclusiven Auf treten« der Konservativen von den Nationalliberalen an Alle« nach link« zu vereinigt und einem Freisinnigen zum Sieg« wirholsen. Also die Nationalliberalen find schon «in über wundener Standpunkt. Daran gewöhnt sich eine gedanken lose Wählermasse gar leicht. Wie lange wird «S dauern, und ihr find selbst die Freifinnigen nicht mehr links genug; di« Sozialdemokraten aber treten mit Schmunzeln di« natür liche Erbschaft an. Der 3 Tage dauernd« Besuch des König Karl von MuwLinien in Berlin und Potsdam hat sich sehr feierlich gestaltet. Matt nimmt deshalb an, daß demselben doch wohl wichtigere, al« verwandtschaftliche Gründe zur Veranlassung gedient haben. Von einem wirklichen Beitritt zum Drei bünde dürste aber doch wohl kaum die Red« gewesen sein; -Leistung und Gegenleistung wären dabei gar zu verschieden. Seit der großen Botschaft Kaiser Wilhelm« I. über di« sozialpolitische Gesetzgebung hat sich kein Kaiserlicher Er laß solch allgemeiner Zustimmung zu erfreuen gehabt, wie der kürzlich erschienene Über die Nothwendigkeit eines nach- drücklichen Kampf«« gegen die Pest des Zuhälterthums, die in großen Städten, besonder« aber in Berlin, zu ganz gran«üyaften Zuständen geführt hat. Ueber dies« und ähn liche Materien un» näher au«zulaffen, haben wir stet« ver mied«», und werden wir auch h«ut« vermeiden. Wa« aber di« Kaiserlich«« Wort« selbst betrifft, so ist «ine« zu be- dauer«, daß an ihnen etwa« getadelt werden kau«, nem lich daß sie oha« Gegenzeichnung «tue« Minister« al« Kaiserwort« der Kritik verfall«». Wt« zu d«m ganzru Erlass«, so hat auch wohl zu dessen l«tzt«m Paff««, da» L«rhalt«u d«r Berthetdiger b«treff«nd, der Fall Heinze Veranlassung gegeben. Pa» Ehrengericht der Berliner An- «alttztalttmer hat der«it« die Rechlsavwült« Loßmünn und Ballten mit einem B«r wei«, ttlMen apß«rd«Ä mit 500 Geldstrafe belegt. Oh sich Uebelstäud» allgemeinerer An in der Rechtsanwaltschaft geltend gemacht haben, die auch all gemeinere Maßnahmen rechtfertigen würven, darauf wollen wir im Augenblick nicht eingehen. Jedenfalls könnte e« sich nur um Erschwerung der Zulassung zur Rechtsanwaltschaft und um Maßnahmen ähnlicher Art handeln. Alles was wie eine Beschränkung de» Rechtes der Berthüdizung aussehen könnte, wüßten wir im Vorau« abwrisen, die Befugniffe des Borfitzenden eines Gerichtshofes dürften hier, bei entsprechen der Anwendung, bereits ausreichend sein. Auch bezüglich der Oeffentljchkeit der Gerichtsverhandlungen ist eine Abänderung der gesetzlichen Bestimmungen kaum erforderlich. Der Aus schluß der Oeffentlichkeit stand auch beim Heinzeschen Prozesse dem Gerichte zu und ist auf Antrag ver Staatsanwaltschaft eingehend erwogen worden. Das Gericht kam jedoch zu der Ueberzeuzuna, daß da» RechtSbewußtsein des Volkes den Ausschluß der Oeffentlichkeit g«rade in diesem Falle nicht billigen dürfte. Und würde die Nothwendigleit einer schar fen Remrdur, welche der Erlaß des Kaisers an ordnet, so schnell allgemein erkannt sein ohne den Entrüstungssturm über die cynische Frechheit, mit welcher sich dar Lister selbst vor Gericht breit machte? Sollt« eS übrigens rrfordtrlich sein, durch neue Bestimmungen die Würde des Gerichtes gegenüber d«n Angeklagten und dem Publikum zu schützen, so würde hierzu seitens der gesetzgebenden Factoren gewiß bereitwillig die Hand geboten werdet,. Zwei Rechtsprechungen in ganz anderer Richtung find aus der letzten Zeit sehr bemerken«werlh. Das Reichsge richt hat in wehreren Fällen die Berufung gegen Verur- thrilung wegen Erpr«ffung, begangen durch Brdcohung mit Streik, verworfen; und das Landgericht Chemnitz hat den sozialdemokratische» Reichstagsabgeordneten Schmidt-Burgstädt vor sein Forum gezogen, und dessen Berufung auf seine Immunität als RtichStazsabz,ordneter nicht anerkannt. Daß es die Abficht des Gesetzgebers nicht g«wes«n ist, jene Immunität währens vtelmonatlicher Vertagungen aufrecht zu erhallen, leidet gar keinen Zweifel. Für diejenigen aber, welche nicht den Sinn eines Gesetze«, sondern nur dessen Wortlaut zu erkennen vermögen, dürfte es doch noth- wendig werden, den betreffenden Verfassungsparagraphen genauer zu formuliren. Berliner Blättern entnehmen wir die Mitthrilung, daß Herr Bebel in Leipzig sich entschieden gegen einen Buch vruckerstreik ausgesprochen hat, und zwar mit brr Begründung, daß die übrigen Gewerkschaften noch nicht so wett fertig seien, um ebenfalls in den „geplanten großen Massenstreik* etnlreten zu können. Darnach scheint Herr Bebel Streik« rtvz«ln«r Grwrrkschaften überhaupt zu verurtheilen und nur noch Massenstreiks aller Gewerkschaften zu billige«. Di- Mißerfolge, welch« die meist«« Streik« dir letzten Zett er fahren haben, müssen doch «in« s«hr d«utltch« Spracht rrvrn, w«nu Herr Bebel fich in diesem Augenblick« zu «tn«r solchen Aeußtrung versteht. Wir meinen aber auch, daß di« bösen Erfahrungen im Einzeln«» die Verwirklichung de» Phantastegebtldes eine» Massenstreik«» gründlich hintanhalt«n werv«n. Di« Lu« ficht auf «tn«n Mißerfolg macht d«n Streik zu «inem unvernünftig«« und frivol«» Uol«rn«hmen, und di« Frag«, w«m ein solch«» Unt«rn«hmrn Rutzen bring«» kann, lt«gt ebenso nah«, wi« di« Antwort darauf uuschwrr zu find«« ist. Lu« d«n Vorgängtu auf d«m Erfurt«! Part«itag« d«r d«utsch«u Socialvemokratie zieht di« Londoner „Morning Post* d«n Schluß, daß di« Politik Kats» Wilhelm« II. di« soeialtsttsch«» Maff«n tief «rr«gt und zur politischen Er- ziehung d«« deutschen Lrbtit»« betgrtragen habe. Gerad« die 8«id«rschastltchk«it der Oppofitwn ans de« Erfurter Parteitag« bewrts«, daß die n»u« Politik der deutfchen R«. gierung schon jetzt bedeutend« Erfolge erzielt habe. Wir fürchten, daß die „Morning Poft* mit diesen Lobeserhebungen «ach deutschen Begriffen der kaiserlichen Politik nicht gerade ein Complimeut gemacht hat. Auch in Beziehung auf das kirchliche Gebiet erfährt die jetzige RegisrnngSpolitlk manche« Kopfschütteln. Ob der heißblütige Probst von IavzrwSkt oder der gemäßigtere Probst von Sablewski auf vrn erzbischöflichen Stuhl von Posen berufen wird: einem reinen Nrtioaalpvlen jedenfalls scheint die Regierung ihre Zustimmung grien zu wollen, unv das muß sich nach den bisherigen Erfahrungen bitter rü im. Major v. Wißmann hat, «ntmuthizt oder geLrgert durch mancherlei Widerwärtigkeiten, welche fich seinen Bestre bungen entgegengestelk haben, seinen Abschied eiagereicht. Hoffentlich wird e« gelingen, wenn die gegenwärtig«« kör perlichen unv geistige» Indispositionen gehoben find, den tüchtigen Mann dem Kolonialvienste zu erhalten. Einem anderen Personaloerluste gehen wir entgegen. Nach übereinstimmenden Meldungen ist Emin Pascha nicht seinem Programm gemäß an den Tanzanjikasee, sondern in seine alr« Provinz Wadelai marschirt. Wa« er oa - will, und unter welchen Umständen er oiesen Schritt unternahm, ist unbekannt: jedenfalls hat er sih durch den begangenen Ungehorsam für den eigentlichen RsichSoienft ziemlich un möglich gemacht. Im Uebrigen wollen wir nicht zu früh urthetlen. Wir sind in Deutschland nicht reich an Mäaaero, welche rücksichtslos, aus eigenster Initiative, gegen die.'Vor schriften der vorgesetzten Behörde, einen kühnen Entschluß fassen unv groß« Thate» vollbringen. Auch hier kann Oeui schlank einen unverhofften Vsrthril erreichen, wen» nicht ein unerwarteter Vertrag wi»«r alle Errungenschaften zu nichte macht. Schon rührt fich England, obgleich da« Wadelai nicht in die englische Interessensphäre fällt und, wenn irgend Jemandem, Emin Pascha persönlich gehört. Die Aeußrrung der „Morningpost", Großbritannien müsse für die Folgen von Emin Paschas Vorgehen von ver deut schen Regierung schadlos gehalten wersen, ist eine Leistung von wahrhaft klassischer Unverschämtheit. E« scheint, als ob durch die beklagenswerthe Nachgiebigkeit der RetchSrezierung beim deutsch-englischen Abkommen die Engländer zu der An sicht gelangt find, durch unverfrorenes Auftreten in coloat- alm Dingen bei uns auch vaS Unglaublichste erreichen zu können. Wenn die deutsche Regierung Emin Pascha verur- theilt, weil er seine Instruction«» überschritt«» hat, so-ist st« in ihr«m Recht«; aber woourch ia aller Welt wollen die Engländer einen Anspruch auf Emin« Lequatortalprovinz begründen? Etwa dadurch, daß sie Lmia ourch Stanley haben fortschlrppen lasten? Ooer durch da» deutsch-englische Abkommen? Wenn durch da« letzter« Deutschland lleid» auch auf di« Aussicht verzichtet har, tu den Besitz der ober«» Ntlländer zu gelange«, so konnten dadurch Emtu Pascha» Recht«, di« fich auf seine langjährig« Behauptung eia» von Nubar Pascha offiziell aufgezevenen Prooinz gründen» selbst verständlich doch in k«tn«r Weis» geschmälert «»veur E« wäre ja geradezu absurd gewesen, wenn Deutschland in dem Abkommen über Lmto« Provinz hätte v»fügen wollen- und ist da« natürlich auch Niemandem eingefallene weamEmia sich jetzt in Wav«laX wieder festsrtzeu will, so Halwa di« Engländer, welche durch Stanley so.-schnöde an ihmgrhau« delt haben, am wenigsten ei« Recht, fich darüber 4» ba» tlag«n, und wir hoffen, daß Herr v. Caprivi für di«.bod«d» los« Impertinenz d«r ^Morningpost" und ihr« Hint«»Llmwr nur «in verächtliche« Achselzucken hab«» wird. - « Di« Haab«l«vtr1rag»B» Handlungen zwtschm Serbien und O»st«rr«tch-Ungarn v»d«a nm» doch in München statt»