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«»nt«, ». Februar tvso »L U«»W««<d»r»E»«««li>«»«ei: «31» N» ,«» «acht-eiplächckl M. 300ll «äwwckinm, ». »«»vi^LLIieHell«: Drrtvr» N. t. 331» Gegründet 18SS »»»,.«, 1« »edru-r >»- «,,,«« ,«ekn-»a« I«» d— >.7» NN. N»»de,uü1vin« ü« M-nal gebru» 3.«u NN. etn'chl.»- ««,. Voll«ebüh« ohne Poft,u»en»n,««»hühr>. «nzelnomme, lo «lg., »ubeehold »resden« l» VIn. ««letgtnpreil»: »e «n»e««en »erdt, »och Goldmarl »«rechne»! dt« etntpnlüoe 30 mm dretle Zette 3b tü, nulwbr»« 10 NI». FamNten. »Nietgen »>»» Elellennetuch« ohne Rabat» lb Pta., °uhei1,alb r» VI«., dt« »v mm beette ReNamktcU« »0« VI^, »nberhalb »La PI» Liierten,ebühr »a PI,. ilulwLrttge AuItrLge ,e,e» Vorau«be,<chlun, »«» >. «eRo«: «»»I« « «»,»««, Li«»»«». Poftlcheck-Ll». »a«3 Lieeven Nachdruck nur mit deutl. Quellen annab« »Dreidn. Rache. »uIL»il,.> Unverlan,»« Schrlllslück« »erden nlch» ,u>d«»»«hrt Ruhe »er dem Sturm in Hambuev Barrikadenbau in Berlin, vereitelte Plün-erungsversuche Dr»üti»«1ck«»g »»ooror SorUnor Setuckltloltnntz Berlin, 2. Febr. Der kommunistisch« AufstandSversuch kann nunmehr als völlig gescheitert angesehen werden. Zwar haben die Versuche der Kommunisten. Unruhen hervor- »urufen. auch in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag nnd in ganz schwacher Auflage am Sonntag angedauer». Nach dem in den Abendstunden des Sonnabends die Polizei in den verschiedenste» Stadtteilen immer wieder gezwungen war, »et Zusammenrottungen und Versuchen, Barrikaden zu «richte«, mit dem Gummiknüppel vorzugehen, kam es tan» i» Sa«fe Ser «acht an mehrere« Stelle, ,» »e»e» Ruhe. stör»«,e» ,«» auch »» PlünbomugSoers-cheu. Di« Polizei war jedoch überall zur Stelle und konnte eine Ausdehnung der Unruhen stet« verhindern. Im ganzen wurden 28 Personen verhaftet. Ein Teil von ihnen wird sich wegen Uebertreten der Bannmeile. Widerstand und Körper- Verletzung zu verantworten haben. Ebenso ist e» auch mit den kommunistischen versuchen «n Hamburg gegangen. Die Fiihrer scheinen dort zum Rückzug geblasen zu haben. Planmäßig sollte nämlich heute der grob« Hungermarsch durch die Stadt statt, finden, doch war den ganzen Tag über nicht das geringste An- ,eichen zu bemerken. Interessant ist übrigens eine In- sormatton des „Hamburger Fremdenblattes-, nach der die beide« kammnuistische« RelchStogSabgeorbnete« Sch»««»« «Leipzigs und «»,« sWestsalens «ach Hamburg g«kom«eu feie», «« hier dt« geplant« kommunistisch« Agitation ,u leiten, von der kommunistische» Zentrale sei die Parole aus- gegeben worben, am Sonnabend und Sonntag durch kleinere Unternehmungen der Polizei Schwierigkeiten zu machen, sich aber jeder gröberen Kundgebung zu enthalten. In einigen lagen soll dann der Hauptangrtfs erfolgen. Die am Freitag verhafteten 78 Kommunisten sind alle wieder freigclassen worden. Von den während der Unruhen am Sonnabendabend vcrhastclen 28 Kommunisten sind acht in Hast belassen worden, die am Montag dem Richter vor- gcslihrt iverden sollen. Schießereien in Pforzheim Pforzheim, 2. Febr. Am Sonnabendabend kam es zwischen Mitgliedern der antifaschistischen Vereinigung Pforzheim und Nationalsozialisten zu einem Zusammenstoß. Es kam zu schweren Tätlichkeiten, wobei auch Schüsse fielen. Zivei Nationalsozialisten und ein Kommunlst wurden verletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Am Sonntagnachmtttag kam eS in Dtettlingen zwischen Nationalsozialisten auö Karlsruhe und Pforzheim und Mit- gliedern der Ortsgruppe Pforzheim des Reichsbanners zu schweren Schlägereien, an denen sich auch Dorfbewohner beteiligten. Auch hier wurde geschossen. Der Führer des Reichsbanners erhielt einen Schuß ins Bein; mehrere andere Personen erhielten Hiebverletzungen. «Demagoge" ist keine Beleidigung Berlin, 2. Febr. In der Privatbeleidigungsklage, die der nationalistische Reichstagsabgcordnete Gregor Stras- ser gegen den verantwortlichen Schriftleiter Stetnborn vom „Berliner Tageblatt" angestrengt hatte, erkannte das Gericht aus Freisprechung. Strasser fühlte sich dadurch beleidig», daß ihm zum Vorwurf gemacht worden war, er redigiere lO Zeitungen, und weil er Demagoge genannt iporden war. Das Gericht hielt im ersten Punkte den Beweis erbracht, denn der Nebenkläger habe für ein Hauptblatt und neun Kopfblätter verantwortlich gezeichnet. Die Bezeich nung Demagoge sei unter den obwaltenden Umständen keine Beleidigung. Msstiikmidgtbiiiig »er BkrsktliibkN Wiens SM» öle mmrtllijche Seerschaft im Rathaus Wie». 2. Feb. Der henlige Sonntag stand im Zeichen einer der -röbie« bürgerlichen Kundgebungen, die jemals »ege» die sozialdemokratische Mehrheit im Wiener Rathaus veranstaltet wurden. Um 10 Uhr vormittags wurde eine Massenversammlung ans dem Freiheitsplatz, vor der Botiokirch«, «rsssuet, di« von Zchntansenden uniformierten Heimwehrlenten und einer unübersehbaren Menge von Ge. »«betreibend«« besucht war. Beim Heimatbund hatten in den letzten Tagen nicht weniger als 888 Genossenschasten, Ber» Rinde »nd Bereiue ihre Teilnahme an der Kundgebung an gekündigt. Aus dem Platz kritisierten die Redner der Eisen- bahn-, Post- und Straßenbahnwchren die sozialdemokratische Verwaltung und verlangten Gesinnungskreiheit aller Staatsbürger, auch in den städtischen und staatlichen Betrieben. Die Versammlung leistete das Gelöbnis, nicht »u ruhen. bis di« rote Kahne vom RathanS verschwindet. Die Versammlung bildete bann einen gewaltigen Demon stratio n s z u g, der über den Ring zum Schwarzenberg platz marschiert«. Vor dem Rathaus kam es zu stürmischen Kundgebungen gegen die sozialdemokratische Gemeinde verwaltung. Aus dem ganzen Wege wurden die Hetmwehr- leute von einem dichten Spalier begrüßt. Die Kundgebung gegen die Steuerpolitik ber Gemeinde Wien und ber sich daran anschließende Demonstrationszug Uber den Ring verliefen ohne Zwischenfall. Die von kom munistischer Seite gleichzeitig beabsichtigten Kund gebungen ivaren von der Polizei verboten worden. EaMluno ber Krlmlv-Mkette ln Serösen» Belgrad, 2. Febr. Wie aus Serajewo gemeldet wird, wurde dort heute die an einem Prtvathauö angebrachte Pla kette zur Erinncrniig an Gabrilo Prineip und die übrigen Teilnehmer des Attentats von Serajewo enthüllt. Vorher hatte eine kirchliche Gedächtnisfeier stattgcsunden. An der Veranstaltung nahmen Angehörige der Familie und ehemalige Freunde Princips teil, dagegen, wie offiziös er klärt wird, keine Vertreter von Behörden oder Verbänden. Erdrutsch in einem Neri des Snargebiets Folgen des französischen Raubbaues in den «ruben Saarbrücken, 2. Febr. Infolge des fortgesetzte« Raubbaues der französischen Grubenverwaltnng ist im Vergmaunsdors Altenwald «in großer Erdrutsch ent standen, wodurch der Boden bis zu anderthalb Meter inmitten der Gemeind« gesenkt «urd«. Etwa löst Quadratmeter find von Riffen «nd Sen kungen burchwirkt. Das ganze Gelände wurde zur Ver hütung von Unglücksfällen abgesperrt. DaS BergmannS- dvrs Bildstock hatte seit Freitag nicht «eniger al» sieben Rohrbrüche der Wasserleit«»g ,« verzeichnen, so daß die halb« Ortschaft ohne Wasser ist. Anch die Wafferrohr. brüche find a»f di« immer mehr an Umfang zunehmenden Vrubeusenknngen zurückzuftthren. Sin srmMscheS Sers vom Felssturz bedroh« Leichtsinniger GesteinSabba« di« Ursache Paris, 2. Febr. Da- Dorf Gr dz es in Sübfrankretch, da» aus etwa dreißig Häusern besteht, schwebt in Gefahr, von einem riesigen FelSblock des das Dorf überragenden Gebirges zermalmt zu werden. Seit undenklichen Zeiten haben die Bewohner de» Dorfes die für ihre Bauten not wendigen Steine aus dem Gebirge gehauen und so Im Laufe der Jahre den Felsen untergraben, der sich nach und nach immer mehr gelockert hat. Nach den letzten starken Rcgenfällen besteht nunmehr die Befürchtung, baß der Rtescnfclscn sich ganz löst und daS Dorf unter sich begräbt. Die am meisten bedrohten Häuser wurde» geräumt. Man will nunmehr versuchen, den Felsen stückweise mit Dynamit in die Luft zu sprengen, um das Leben der 400 Bewohner des Dorfes zu schützen. Auf -en Spuren -er Entführer Kutipows Paris, 2. Febr. Nach der „Libertd" soll die Frau, die von Zeugen bemerkt wurde, als mehrere Personen, darunter ein als Polizetbeamter Verkleideter, den ehemaligen rus sischen General Kuttpow entführten, identiflztert worben sein. Eine Haussuchung bet ihr habe so viel belastendes Material zulage gefördert, daß man bald auch Klarheit Uber bte Person der Angreifer zu gewinne» hofft. Di« sowietrusfisch-dentsch-litauische Sisenbahnkonserenz ist geschlossen worden. In den meisten Fragen wurde eine Einigung erzielt. Die nächste Konferenz soll am 22. Oktober in Köln zusammentreten. Das an-eee Amerika von Dr. W. F. Soller-5teuyork DaS Antlitz der Vereinigten Staaten erscheint dem Euro« väer, der sich nur schwer allen Einflüssen des die Welt durchdringenden Amerikanismus entziehen kann, trotz mancher osfensichllichen Schönheitsmängel anziehend in seiner blühende», kraslitrotzcndcn Gesundheit, in seiner Leben digkeit und Frische. Amerika — das Land jugendlich empfin dender, hygienisch lebender, zielbewußt wirkender Menschen; diese Meinung hat die übrige Welt sich neiderfüllt und bcwnn- dernd allmählich im Laufe eines Jahrzehnts gebildet. Daß sie nur teilweise richtig i st. indem sie geflissentlich das Krankhafte, Ucbcrzüchiete des anderen Amerika, von dem daS Ausland verhältnismäßig ivciiig erfährt, außer acht läßt, be stätigen uns immer wieder die Urteile unbefangener Beob achter amerikanischer Verhältnisse. Ein in de» Vereinigten Staaten anfälliger Hindu na mens Kanhaya Lai Gaubahat vor nicht langer Zeit in seinem vielerörterten, aufschlußreichen Buch „Onkel Sam" mit anerkennenswertem Freimut die Maske des „anderen" Amerika gelüstet und dabet die „seltsame Geschichte einer Zivilisation, «elch« di« i Züge eines Amokläufers trägt", erzählt. Gedacht war sein Werk gewissermaßen als Erwide rung eines Asiaten aus Katherine Mayos Schrift: „Mutter Indien", das einen Eiitrüstungssturm bei allen gebildeten Indern hcrvorrtcs, weil hier mit gänzlich unzulänglichen Mitteln der Versuch unternommen worbe» mar, das Rätsel Indien mit dem zwar gesunde», aber reichlich beschränkten Menschenverstand einer Vollblutamcrikanerin zu lösen. Kan-- haya Lai Gauba beteuert, furchtlos die Wahrheit über daS heutige Amerika geschrieben zu haben, und es liegt für de» Nichtamertkaner kein triftiger Grund vor, dieser Beteuerung keinen Glauben zu schenken. Selbst Amerikaner, welche eine genaue Kenntnis von den Verhältnissen ihres Landes und ihres Volkes besitzen, erkennen rückhaltlos die Tatsache an, daß hier ein Inder ein Urteil über Amerika abgegeben hat, das als sachlich gut begründet bezeichnet werden muß. Gemäß der Ansicht Gaubas sind die sittlich hochstehende» Theorien des amerikanischen DemokratismuS in den Ber einigten Staaten heute derart verwässert, baß von ihrer prak tischen Anwendung überhaupt keine Rede mehr sein kau». Das politische Leben der Union bezeichnet er als ein von „Korruptionen »erseuchteS Dasein" nnd glossiert in diesem Zusammenhang die unheilvolle Wirk samkeit von Organisationen wie die Antt-Saloonliga und der Ku Klux Klan. VerfallungSgemäß gegründete staatliche Institutionen sind allmählich zu Tummelplätze» nacktester Geschäftsinteressen geworden, wo, statt die höchsten Güter ber Nation zu wahren, um Stahl, Oel und Eiferi- bahncn geschachert wird. Wall Street erteilt dem Präsidenten seine Direktive» und kaust tu Mahlzeiten die „Stimmen der freiesten vlirger der Welt" wie eine Handelsware. .Die „doLrez" regieren t» Wirklichkeit Amerika, nicht der Präsident, der Senat oder Kongreß. Allein die Tatsache der Existenz des Ku Klur Klan ist eine ständige Verhöhnung der amerikanischen Ver fassung. Der Amerikanismus in seiner perversesten Ent artung feiert durch die abscheulichen Gewalttaten dieser Ge- hetmorgantsatton Triumphe über Triumphe. Ungezügelter Haß gegen den Katholizismus und das Ncgertum beherrscht bas Denken und Handeln ihrer „hundertprozentigen" Mit glieder. Eine Lynchjustiz »«» kan» glaublicher Leichtfertigkeit wird vom Sn Klux Klan wieder hochgezüchtet, die in ihrer Grausamkeit an die schwarze Eklavenzeit ge mahnt. Abwegige religiöse, politische und wirtschaftliche Kräfte haben das ihre dazu bcigetragcn, uns diese Lynchsusttz zu einer Geißel der amerikanischen Volksseele werden zu lallen. Mag auch die Zahl der Lynchopfer in den letzte» Jahren gesunken sein, so hat diese Art von Dolkssnstiz an Grausamkeit gleichzeitig zugenommen. Nach einer Statistik von Walther Withe, die er in seiner Schrift „Rope and Faggot" anführt, wurden in den Vereinigten Staaten im Zeitraum von 18»0 bis 1000 1865, Personen gelyncht, von lvM biS MO «21. von 1910 bis 1»20 «40, von M8 bi« 1S28 rund 500, von denen etwa «0 Prozent <!> Farbige waren. Di« meisten dieser Opfer wurden bestialisch niedergemetzelt, andere wiederum bet lebendigem Leibe verbrannt. Fälle aus der jüngsten Zeit beweisen eine derartige Verrohung weiter amerikanischer Volkökrctse, baß sic zu schwerwiegenden Bedenken Anlaß geben. Die noch heute in den Vereinigten Staaten ausgeübte Lynchsusti» ist IcdenlallS ein« der grüßte» Kulturschanden der heuttgen Menschheit. Auch das praktisch betätigte Christentum zahlreicher Amerikaner findet der Hindu Kanhaya Lal Gauba in manche» Punkten sehr unschön, weil es einer heuchlerischen G r u n d st t m m u n g entspringt. Gewiß erkennt er die ver dienstvolle innere Misstonöarbctt der großen kirchlichen Ver bände und religiöser Sekten an, aber was in den Vereinigten Staaten alles unter ber Flagge edelsten Christentums an Un taten und Schlechtigkeiten begangen wird, erregt den tiefsten Unwillen des Inders. Wörtlich sagt er: „Der DarchschnittSamerikaner brüstet sich gern «it seinem Christentum, aber nirgends in ber Welt «lrb bie christliche Ethik durch «nchrlstliche Tate» so »erhbhntz wie gerade in Amerika." Daß er den amerikanischen Gtrltyp als Astate vollends ablehnt, nimmt nicht wunder. Nach seiner Meinung ist „Miß Amerika" schon mit vierzehn Jahren ein „mistendes Weib". Im SichauSleben der amerikanischen Jugend sieht er die extremen Wirkungen derpurttantschenErztehung ihrer Eltern und Großeltern. Alle» in allem bedeutet ihm der heutige Amerikanismus eine ernste Gefahr für die mensch liche Gesellschaft, deren eigentliche Werte nicht äußerer Natur sind. Mag Kanhaya Lal Gauba sich auch mancher Ueber- tretbungen schuldig gemacht haben, seine Art» bas heutige Amerika zu erkennen und zu bewerten, verdient jedenfullS Beachtung in der Welt.