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Nummer 207 — 23. Jahrgang vmat wöchtl. Bezugspreis: f. September 2 R.-M. auSschl, Bestellgeld. Berechnung der Anzeigen nach Rent.-Mark. Preise: Die emgespaltene Petitzeile 30 H, f. Familien« u. VereinSanz., Gesuche 2V H. Die PeNt-Reklamezeil« 88 mm breit, 1 Ofsertengebühr für Selbstabholer tzO bei Uebersendung d. d. Dost außerdem Porto« Zuschlag. Preis s. d. Einzelnummer 10 Slenten-Psrnnig. ' ,tes " ' ^ " Gelchästlicher Letlr Joses Fohmann. Dresden, StickiWe Sonnabend- 6, Sept. Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung aus Lieferung sowie Erfüllung v. Anz.-Aufträgen u Leistung v. Schadenersatz. Für undeutlich u. d. Fernspr, übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Be» antwortung. Unverlangt etngesandte u. mit RückporUs nicht versehene Manuskripte werden nicht aufbewahrt^ Sprechstunde der Redaktion 5 bis 6 Uhr nachmittags, Hauptschriftleiter: Dr. JosesAlbext, Dresden Tageszeitung für christliche Politik und Kultur eschästsftellr der Sächsischen ivolk«,ettuug und ' - - - - Gml druik und Verlag > Saxonla-Buchdnil DrcSdcn-il. IS, Holvetnstrntze 1V, Fernruf 927LL, scheckkontoDrcsden 11797 GmbH, !. Post. NkWlHIg lillL M» » Ae Mell »kl Fm ' M milk Lellkll Redaktion der Sächsische» AoikSzettnna Dresden > A. IS. Holbeinjlratzeis. Fernruf S27LS und 33SW Tagung für Katholische (Weltanschauung .An unsere Hreunde! Vikkkommen Die Herbst-Tagungen des Verbandes der Vereine katholischer Akademiker zur Pflege der katholischen Welt anschauung (Bonn 1920 und 1921, Heidelberg 1922 und Ulm 1923) haben sich, ans unscheinbaren Anfängen heraus zu geistigen Ereignissen entwickelt, denen weiteste Schichten nicht nur der katholischen, sondern auch der ernst suchen- den außerkatholischen Welt aufmerksam lauschen. Worin mag wohl der tiefste Grund die,es Erfolges liegen? Wir glauben in einem doppelten Grunde: Die Verbandsleitung hat es einerseits verstanden, den Tagungen den absolut religiösen, eindeutig katholischen Charakter zu geben und zu erhalten. Nicht in dem Sinne, als wollten die Tagungen ihre Teilnehmer unter quietistischen Einigungen oder in einer einseitigen Betonung der vita contem- plativa von der sozialen und nationalen Arbeit ablenken. Sondern lediglich in dem Sinne, daß ohne jede Konzession die geistigen und religiösen Grundlagen aller Betätigungen und Strukturen wieder an ihre erste Stelle gerückt werden. Gerade in den ungemein verwirrten, vielgestaltigen Problemen des öffentlichen Lebens und der Betätigung in ihm bedarf es der klaren und eindeutigen Formulierung der monumentalen Grundsätze des katholischen Dogmas. An ihm sollen die gewaltigen Fragen der Gegenwart gemessen —, von ihm aus Leuchtkörper in das gärende Chaos geworfen —, von ihm aus die grotesken Gestaltungen der Welt ohne den einen lebendigen, persönlichen Gott bestrahlt werden. Die Tagungen gehen von der Ueberzeugung aus, daß nicht nur der unkirchlichen Welt, sondern leider auch den Katholiken selbst und unter ihnen gerade den Intellektuellen Urwahrheiten und Urformen katholischer Lebens- und Weltanschauung, kurz, die übernatürlichen Gesichtspunkte wenn nicht direkt abhanden gekommen, so doch sehr stark in ihrer Tragweite und in ihrer einigen LMnsbedentung verschüttet worden sind. Das sichere, freudige, bewußte Leben mit der Kirche, mit einem Wort: das sentirs cum ecclssia allen denen zu vermitteln oder bei denen zu ver tiefen, die sich ihnen anvertrauen — das ist der letzte Sinn der Herbst > Tagungen des Katholischen Akademiker-Verbandes. Ein weiterer Grund für die wachsende Sympathie, der sich der Verband und nament lich seine Herbst-Tagungen erfreuen, scheint uns der Versuch um die Darstellung und Wie dergewinnung einer einheitlichen Kultur zu sein. Die Tagungen haben ein tiefes Ver ständnis für die furchtbare Not Europas und vor allem Deutschlands offenbart: das Ver ständnis für das geistige Chaos, in das wir gestürzt sind und aus dem heraus es keine andere Rettung gibt, als uns wieder zu einen um ein konkretes, nicht von uns selbst geschaf fenes, sondern übernatürlich und gnadenvoll von oben gegebenes Lebenszentrum. In der Literatur der Gegenwart wie im Städtebau, in der Malerei wie im wissenschaftlichen Leben der Gegenwart beobachten einsichtige und tiefe Geister schaudernd und in Angst diese schier dämonische und unheimliche Atomisierung. Zersplit terung und Anarchie. Und das ist das Eigenartige: Diejenigen Männer und Frauen, die dieses Chaos sehen, diese selben sind es auch, die mehr oder weniger deutlich und inehr oder weniger mutig der Kirche znrufen: „Komm herüber und hilf uns!" Diese selben sind es auch, die sehnsüchtig jene Einheit erflehen, die wir — gestehen wir es doch ehrlich ein — alle tief im Herzen tragen, jenes Heimweh nach dem Vaterhanse, aus dem einst Töchter und Söhne auszogen, ohne sich bis heute ein eigenes Heiin gründen zu können. Diesem Problem der Einheit, des Kampfes gegen das geistige Chaos und der Wiederherstellung des Kosmos will unsere Tagung dienen. Nach den Gepflogenheiten der Tagungen schließen sich ihre Teilnehmer um den Bischof der Diözese wie eine Familie um den Vater. Die katholischen Akademiker legen höchsten Wert darauf, auch in weitester Oeffentlichkeit ihrer tiefen Verehrung vor dem Bischof als einem Nachfolger der Apostel, vor seinem A.mt und seiner Autorität klarsten Ausdruck zu geben. In einer Zeit, in der unter blinder Verkennung des Segens und der Unerläßlichkeit der Form und der Autorität diesem die letzten Stützen genommen zu werden scheinen, wollen die katholischen Akademiker sich in Ehrfurcht und Verehrung beugen vor denen, die Gott gesetzt hat, seine Kirche zu leiten. Die Tagung ist eine öffentliche. Jedermann .hat zu allen Veranstaltungen Zutritt. Wie die Kirche keine Geheimnisse kennt, so auch keine Geheimwissenschaften, deren Verkündigung nur einer anserwählten Schar zu teil werden könnte. Die Kirche kennt Wohl das Geheimnis, aber nicht die Geheimnistuerei moderner geistiger Be wegungen. Sie lehnt auch die moderne Gnosis ab. So hat auch die Herbst-Tagung in Dresden nichts zu verschweigen. Im Gegenteil, sie will in edler Form das geistige Gut katholischer Lehre und katholischen Lebens anbieten. Sic weiß, daß heute Tausende aus dem Dunkel zum Tage streben, tastend, leidend, zwischen Hoffen und Verzagen schwankend. Ihnen will sie die klaren, Licht um sich streuenden Wahrheiten der alten ewig jungen katholischen Kirche anbieten. So seien denn alle gegrüßt, die guten Willens sind! Gegrüßt seien vor allem die vielen treuen Mitglieder der zwischen Kiel und Wien, zwischen Königsberg und Freiburg so zahlreich gelagerten Gruppen! Möge ihnen für die oft so harte Arbeit in ihren Gruppen hier in Dresden neue Begeisterung wachsen und neue Impulse gegeben werden. Gegrüßt die vielen Freunde aus dem Ausland! Mögen sie die Ueberzeugung mitnehmen, daß die katho lischen Intellektuellen Deutschlands und Oesterreichs in den dunkelsten Stunden, die sie mit ihrem Volke freudig tragen, der Arbeit für das Reich Gottes nicht vergessen. Gegrüßt besonders auch alle, die noch ferne von der katho lischen Einheit weilen, die aber aufgeschlossen sind für die vielgestaltige Welt katholischer Ideen und katholischer Kräfte! Möge die Liebe zu jener Welt in ihnen wachsen und alle Vorurteile und Hemmungen wie die Schuppen aus dem Auge des geblendeten Paulus von ihnen ab fallen. Alle feien gegrüßt mit dem von der katholischen Liturgie so wundervoll variierten Ostergruße unseres gött lichen Meisters: Der Friede sei mit Euch! Der Vorstand der Dresdner Bereinigung katholischer Akademiker zur Pflege der kaiholtfchen Weltanschauung Professor K. Kntzbach vr. Otto Splett Amsterdam — Hannover — Dresden! Drei Weltstädte, umweht von allen Sorgen und Nöten der Diaspora. Und doch geht von diesen Städten heute ein warmer Hauch frischpulsieren- dcn katholischen Lebens aus. Wie ein leuchtendes Dreigestirn scheinen diese Namen hinein in di« Finsternis unserer Tage, meteorhast leuchten sie aus in diesen Zeilen einer entscheidenden Knlturwende. In Amsterdam die Weltkirche, katholische Brüder aller Völker der Erde vereinigt im Zeichen der heiligen Eucharistie. In Hannover der katholische Volks- teil Deutschlands geschart um seine Führer im ösfentlichcn Leben. Und Dresden heute im Begriff, eine Tagung ein zuleiten von nicht minderer Bedeutung, die siebentägige Herbst tagung des Verbandes katholischer Akademiker zur Pflege der katholischen Weltanschauung. In einem treffen die drei zu sammen, in dem Bekenntnis zur heiligen Mutter der Kirche, zu ihren ewigen Ucberzeugnngen, Gewißheiten, Grundsätzen, Forderungen und Verheißungen, von deren Kraftstrom allein wir die Erneuerung des Angesichts der Erde erhoffen, in dem Bekenntnis zum katholischen Menschen, der ein lebendiges Glied an dem gel>eimnisvollen Leibe der Kirche sein will und sein muß. Ueberall galt es, in dem Ehaos der Weltzerrüttung und des Kulturbankerotts der nach Wahrheit hungernden Menschheit das ewige Fundament der Kirche und die Wege einer neuen christlichen Kultur zu zeigen. Und doch eine jede Tagung von eigener Art. Dort in Amsterdam ein sichtbarer Ansdruck der völkerverbindenden Macht der Kirche, die Welt kirche im Dienste der Menschheit, Weltprobleme meisternd durch das Geheimnis der heiligen Eucharistie. In Hannover die Kirche im Dienste von Volk und Staat, der Katholik im Dienste seines Vnterlandes, hier ging cs um den Einfluß des Christentums im politisch-gesellschaftlichen Leben, wo die Quadern des Christen tums ins Wanken gekommen sind. Aber dieser Niedergang der im öffentlichen Leben so furchtbar grell zutage tritt, er führt letztlich zurück ans das Geistesleben unseres Volkes, auf ein Chaos von Ideen und Idolen, denen der Materialismus Pale gestanden hat. aus eine Wissenschaft, die die Zusammengehörig keit von Natur und Uebernatur, Diesseits und Jenseits, Zeit und Ewigkeit nicht kennen wollte, und durch bloßen Lebens dienst in die Irre ging. Das Chaos im Geistesleben der Gegenwart ist in der Tat ein getreues Spiegelbild der Bolkszcrrüttung überhaupt. Man wollte die vorurteilslose Wis senschaft und entledigte sich des „Ballastes" religiösen, gött lichen. übernatürlichen Wissens. Kamen doch selbst die theo logischen Fakultäten unserer Hochschulen in Gefahr. Das un schützbare Kulturgut mittelalterlicher Wissenschaft tat man ab mit dem überheblichen Grundsatz: cathalica non legnniur. Und was das Schlimmste mar, es gab eine lange Zeit, da fand der moderne Universitülsliberatisinns selbst an der katholischen Aliademikerschaft keine Grenze. Durch schweigendes Erdulden der Verhöhnung christlicher Lehren wurden die katholischen Aka demiker mitschuldig an der furchtbaren geistigen Verödung. Mechanisierung und Materialisierung unserer Zeit. Hier setzte die neue Bewegung ein, die sich in den überall in deutschen Landen anslebcnden Vereinigungen katho - li scher Akademiker zur Pflege katholischer Weltanschauung kristallisierte. Zurück zu den Quellen des Lebens, zu dem verkannten, mißachteten Reichtum der katholischen Wellanschanung! — so hieß nun die Losung. Das universalistische Knlturideal des Katholizismus wurde neu ent deckt, und wie eine wunderbare Blüte über Nacht entsaftete sich die neue Bewegung. Die denkende Welt horchte auf, als vor nunmehr vier Jahren in Bonn die erste glänzende Herbsttagung zustande kam, der sich weitere Tagungen in Bonn. Heidelberg und Ulm mit wachsendem Erfolge anschlossen. Es wurde Bresche gelegt in die Einheitsfront des Nenheidentums und dessen Schrittmacher, der Philosophie des Diesseits. Neben die Diesseitsbetrachtung der Dinge setzte ein entschiedener Kreis die umfassendere Denkweise über Menschenbestimmung und Menschheitsziel und in dieser universalistischen Betrachtung der Dinge erstand sener Vollbegriff von Welt, Leben und Geschichte, wie er nur dem Katholizismus eigen ist und mit ihm kam der Glaube an ein neues Aufblühen unserer verfallenden Kultur. Und das Geheimnis solcher Erfolge? Es ist letztlich das gleiche wie in Amsterdam, die heilige Euclzaristi«. Dieses neue Gei stesleben wächst nur heraus aus strenger katholischer Kirchlich, lieft. Es verlangt den ganzen katholischen Menschen als leben» .diges Glied seiner Kirche, es ist nicht denkbar ohne die wunder.