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Wochenblatt Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Giebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 3l. Freitag, den 21. April 1876. Zufolge Registratur vom 11. dieses Monats ist heute auf Folium 6 des hiesigen Handelsregisters verlautbart worden, daß die Firma Gustav Türk in Wilsdruff durch Kauf auf Friedrich Otto Dürk daselbst übergegangen ist. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, »m 13. AM 1876. ——, vr. Gangloff. Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 30. April 1876. Es mögen die industriellen Etablissements in unsrer Stadt noch immer keine großen genannt werden können, sie haben aber seit einigen Jahren so erheblichen Aufschwung genommen, daß es wohl von Jnteresfe ist, dieser Etablissements in einigen Worten zu gedenken. Unsere älteste Fabrik von Urixxsnstaxol erfreut sich noch immer des besten Rufes und findet für ihre Fabrikate flotten Absatz. Der Condilorei von Lobastian haben wir schon früher Erwähnung ge- than, das Geschäft in Conserven und Säften ist stetig steigend und überall beliebt. Gedenken wir ferner der seit längeren Jahren be stehenden Schirmfabrik von Uoiofiol sowie der Schirmstocksabriken von Visofisr und UotUuunn, welche letztere mit einem größeren Per sonale und mittelst Dampf- und Wasserkraft Viet Waare fertigen, aber auch hinreichenden Absatz für dieselbe auch nach entfernteren Plätzen haben. Weiter gedenken wir der Schlosserei von Honnig, die große Massen von Kindcrwagengestellen fertigt und flotte Ab nahme nach Auswärts sinket. Aber auch nach dem fernen Auslände, selbst nach einem andern Welttheile gehen einzelne Erzeugnisse un serer Gewerbe. Die Wagenfabrik von Uoritn Lusoll, welche schon seit längeren Jahren die Umgegend sowie die nahe Residenz mit Wagen der gewöhnlichsten und feinsten Bauart versorgt, hat jetzt zufolge Auftrags zwei feine Wagen (ein Cabriolet und einen Bügel- Phatzwn) fertig gestellt, welche demnächst nach Petersburg abgelrefert werden und ist bereits aufs Neue Auftrag auf drei ähnliche Wagen eingetroffen. Aus der Tischlerei von Iulius Vogel und Sohn gingen auch in diesem Jahre, wie schon früher, kunstvoll gearbeitete Silberschränke nach Ostindien. Es machte einen guten Eindruck, als die letzte Sendung dieser Schränke in große starke Kisten verpackt mit Schlitten nach der Bahn befördert wurden, um nach ihrem fer nen Bestimmungsort verladen zu werden. Wünschen wir den ge nannten Etablissements sowie unsern ganzen Gewerbtreibcnden ein recht kräftiges Aufblühen, damit wir recht bald in der Lage sind, über neuen Zuwachs zu berichten. Sollte dem in diesem Jahre be stimmt zu erwartenden Telegraph auch bald die ersehnte Eisenbahn verbindung folgen, dann dürfte wohl für unsere Gewerbe weiterer Aufschwung.zu erwarten sein, und das wünschen wir von ganzem Herzen. Dem Thicrarzte Lippert in Bnrkhardswalde ist die goldene Medaille vom Albrechtsvrdeu verliehen worden. Leipzig, 14. April. Ein Brandunglück, wie es unsre Stadt seit langer Zeit nicht betroffen, hat sich in der Nächst vom 12. bis 13. hier ereignet. Das der Glasergenossenschaft gehörige Gebäude Nr. 22 in der Sebastian-Bachstraße ist vollständig »iedergebrannt; nur die äußeren Brandmauern des Hauses blieben stehen. Das Feuer, das gegen V^l l Uhr zuerst von einer in dem Hause wohnenden Frau ent- deckh wurde, scheint im Dampfmaschinen-Raum der Glasergcnvssen- schaft im Parterre ausgebrochen zu sein. Die Flammen griffen jo rasch um sich, daß die Bewohner des Hauses nicht daran denken konnten, ihre Habe zu retten. Die Feuerwehr, welche gegen ^12 Uhr eintraf, konnte die Löscharbeiten erst gar nicht in Angriff nehmen, sondern mußte mittelst Steigleitern die im westlichen Theile des Gebäudes be findlichen Menschen auf das glatte Dach des Nachbarhauses hinüber- retten. Mit der größten Anstrengung gelang es dann, gegen 3 Uhr Morgens, des Feuers Herr zu werden. 63 Personen, darunter 32 Kinder, haben durch das Feuer Alles, bis auf die Kleider, die sie auf dem Leibe trugen, verloren. In Dresden-Neustadt entstand am 15. April in der bekannten Krause'schen Lehr- und Erziehungsanstalt infolge Entzündung von von Ruß ein Schadenfeuer, welches einen Theil des Daches zerstörte. Am 17. d. Abend 8 Uhr zündete der Blitz in Neuschweizer- thal, wodurch die daselbst befindliche Spinnerei der Herren Tetzner und Söhne völlig niederbrannte. Den vereinten Anstrengungen der Feuerwehren von Burkersdorf und Markersdorf ist es zu danken, daß die Zwirnerei und Packerei nicht von den Flammen ergriffen wurden. Der Schaden, soweit er sich bis jetzt übersehen läßt, beläuft sich auf 80—100,000 Thaler. Wie wir hören, erleiden die Arbeiter keinen merklichen Stillstand, da die Arbeiter in Neuschweizerthal durch Nacht schichten in den Fabriken in Altschweizerthal und Markersdorf beschäf tigt werden. Das Wetter des Jahres 1876 setzt die Launen und Tücken seines Vorgängers fort, namentlich der April hat seinem alten Ruf Ehre gemacht. Kälte und scharfe Stürme sind durch den Frühling gefahren, Morgens und Abends wars ost bitter kalt und ein Glück, daß die Knosven und Blüthen sich vorsichtig zurückgehalten haben. Schlimmer noch als bet uns wars in Frankreich. Da sank die Tempe ratur in 3 Tagen um 15 Grad und in Paris und Marseille fiel reichlicher Schnee, in Bordeaux fürchtet man sehr für die Weinberge. Die Baseler erinnern daran, daß es im Jahre 1834 vom 13.—15. April so stark geschneit hat, daß der Schnee einen halben Fuß hoch lag, aber 8 Tage nachher stand alles im schönsten Blüthenschmuck und nirgends war ein kahler Baum zu sehen. Das Jahr wurde eines der besten Jahre und der 1834er Wein gehört zu den allerbesten Jahr gängen. Der ohnedies stark erschütterte Wohlstand der englischen Kohlen bezirke wird durch einen neuen großen Streik ernstlich bedroht. In Süd-Norkshire nämlich wollen die Grubenbesitzer eine Lohnherab setzung von 150/0 verhängen, die Arbeiter aber nur 10"/o als die äußerste Grenze zugestehcn. Wird eine Vereinbarung nicht erzielt, so erfolgt in wenigen Tagen eine Arbeitseinstellung, die 20,000 Ar beiter mit ihren Familien betrifft. 5000 haben bereits Streik ge macht. Äirchennachrichten aus Wilsdruff. Am Sonntag Quasimod. Vormittags predigt Herr Diaconus Canitz. Nachmittags: Betstunde. Wocheumarkt zu Wilsdruff am 15. April. Eine Kanne Butter kostete 2 Mark 70 Pf. bis 2 Mark 80 Pf. Ferkel wurden eingebracht 24 Stück und verkauft u Paar 27 Mark —- bis 36 Mark —. Omnibus-Fr hrplan zwischen Wilsdruff, Kessclsdorf und Dresden Sommer-Fahrplan vom 1. Mürz 1876 an. Abfahrt von Dresden, Gasthaus: Abfahrt von Wilsdruff, zum Sächs. Hof, Breitestr. Nr. 2? Dresdner Straße daselbst. Sonn- und Festtags früh 6V2 Uhr Sonn- und Festtags früh fl'/sUhr und Nachmittags 4'/2 Uhr. : und 'Nachmittags 4'/z Uhr. Montags, früh tU/2 Ühr und Montags, Nachmittags 4^ Uhr. s Dienstags, 1 Dienstags, > s Mittwochs, l früh 6V, Uhr. Mittwochs, Donnerstags, l Donnerstags, VNachm. 4^2 Uhr. Freitags j Freitags, ^Sonnabends früh 6'/r Uhr und Sonnabends,s Nachmittags 4'/- Uhr. ü Billet 1 Mark. WV IRvrrinanir sUV Von heute an bis zu Ende der Baumblüthe werde ich einen Extrawagen Nachmittags 4 Uhr von Wilsdruff und früh 7 Uhr von Dresden abgehen lassen.