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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 24.02.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050224025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905022402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905022402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-02
- Tag 1905-02-24
-
Monat
1905-02
-
Jahr
1905
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«In-telitibri«»»«' »»'«»„ dkl,«,«« «wetmallser stutrasnns durch uni«» v«l«» und «»«,«„». a» Sonn- und Montagen nur einmal» »Ml »VW., durchan»»värlIaeÄom- milNonün » Mk. bei. » Ml. »0 Pf. Bei eininalioer Zulieliuna durch die PollSMk. loluieBkllellgeld». imilu«. lond mit knliviechendem üuichlagc. Si achdruck aller Artikel u. Original. Mitteilungen nur mit deutlicher Luetienangabe i.Dreöd. üiactir") «nlaisig. Nachträgliche donorar- an >vriiche dieibk» unberliiksichtiat: unvertaiigle Mannikrilite tverden nicht auibewatirt. relegramm-Adrelle: >«ch richten Lrrsdrn. Mevlag von Kiepscli L Reictiardt. r81bOlL«npkvi*Ä L^11lSrnr»1LOlr-8v1kS. Voriütjx ü 8 iclr 50 Lkx. in ollen ^pniIiL-kon, Oropsrien umi st.ii'i ö Ilici'i Oli ... Rr. SS. Skikirl: Ncursle Draltberlchte. Hofnachrichle», Wvhltätigkeitsvorstcllnng, Evang. Kviiirrt Blumec-Hiiler. Schanststelabend des Kgl. Konservatoriums. Bund. Prozeß v Grabi'w und Gen. I» ver Peter-Pauls-Festung. r^rcirnq, 2L. Kelnnar 1905. Ncucste Trahtmtldttnqcn vom 23. Februar. Znr Lage in Nusfland. Thorn. Nach ri„er Meldung der „Thorner Presse" ist in- ralge deS gestern ansgrbrvchcne» AiiSstandes der Aiigeilelltei, der Warschau—Wiener Bahn ocr B a » n v e rkel> r zwilchen Thor» und We.stcbnu seil gestern niiend u n te r b r v ch e n. Warschau. Die Schassner der Weichselbaiin forderten eine Erhöhung ihres Lohnes. Der Direktor benach richtigte die Stationsvorstände, dag er die Forderungen befür worten werde. — Die Arbeiter der Wcichselbahu und ein Teil der Betriebsbeamteu der Libau—Komny-Bahn sind in den Ausstand getreten. SoS » owice. Die Arbeiter in den Druckereien und drin Saturnns Bergwerk haben die Arbeit w i ed c r a u fg e - noni in e n. Lodz. Hier sind wieder 410 Fabriken mit 42540 Ar- beltein in Betrieb In der Umgebung aibeitcu alle Fabrlte» mit AiiSnahiiie von zweien. .In Pabianice ist der Betrieb in den Fabriken wieder ausgenommen. Nuisisch-javanischer Krieg. Tokio. Amtlich wird bekannt gegeben, dag demnächst eine neue, und zwar die vierte innere Anleihe von 100 Millionen Pen zum Kurse von 00 Prozent ausgegeben wer den soll. Die Anleihe soll mit 6 Prozent verzinslich und in 7 Jahren rückzahlbar sein. London. „Dailti Telegraph" nieldek aus Tokio: Die Rüsten, deren Hauvtmacht noch ans dem rechten User des Sckabo steht, fahren fort, mächtige Vetteidiguiigsweike am Flusse aufzusübreii. Knrovatkin »oll die Sehstast auf einem Auge vorübergehend emgebußt haben. — Tie in Wladiwostok liegende Flotie sickr kn,stich ans dem Hasen heraus, kehrte jedock, als sie des Blockadcgeschwaders ansichtig wurde, in Eile zurück. London. Die Mitteilungen über die Entscheidung, die die H u l l - K o m m i s s i v n in ihrem Berichte knndgeben wird, veranlassen die Blätter, zumeist ilne Enttäuschung anSiusorecheii. obschon sic einmütig erkläre», daß England sich bei der Entschei dung berubigen werde. „Dailh Grapistc" bezeichnet die Entschei dung als durchaus nnbesricdigeud „Tailp Telegraph" lagt, Ruß land habe eine» diplomatischen Sieg errungen. „Standard meint, es müsse immerhin der jetzt bestellenden Enttäuschung der iiuge- deuie Vorteil gegenudergehalten weroe», der darin liege, Vas; die Kommission eine Entscheidung, mit der England sich in Eklen berubigen könne, an Stelle des Unheils gesetzt hat, das ein Appell an die Waffen hätte mit sich bringen müsse.,. Paris. Bezüglich des von der internationalen Kommis sion zur Unterinchuiig des Hüller Zwischenfalles ge falzten Beschlusses verlautet. eS sei vielleicht in betreff gewisser Elnzelbeiic» am Borgehcn Roinidestwenskis in dem Bericht Kritik geübt worden, aber nn ganzen sei der Bericht in der Tat für Rußland recht günstig. Berlin. Ter Kaiser hat an den Reichskanzler Grafen Bülow folgende Kabinettsorder gerichtet: „Mein lieber Gras v. Bülow! Nachdem Ich ans Ihrer Meldung ersehen lmbe, das, die verfassungsmässige Genehmigung des Reichstages zu den neuen Handelsverträgen erfolgt ist, drängt es Mich, Ihnen an diesem bedeutungsvollen Abschnitt des Vertragswerkes Meinen Glückwunsch ausziisprechen. Mit Ihnen hasse Ich zu Gott, das; die Verträge eine neue Kräftigung der deutschen Volkswirtschaft und ein neues Band im friedlichen Wett streit zwischen dem Deutschen Reiche und den uns be- sreundcten Ländern schaffen werden, die sich bereit erklärt haben, aus der durch sorgfältige Abwägung der beiderseitigen Interessen gewonnenen Grundlage mit »ns ihre Handelsbeziehungen zu regeln. Gern und freudig erkenne Ich an, dost es vornehmlich das Verdienst Ihrer staatsmännischen Kunst und Ihrer ziel bemüh len Leituna der Verhandlungen ge wesen ist, daß dieser schöne Erfolg trotz aller emgegenstebenden Schwierigkeiten erreicht worden ist. Ihnen gebührt daher in erster Linie Mein Dank Indem Ich Ihnen denselben hiermit von ganzem Herzen ansivreche, bitte Ich Sie zugleich, als Lutze-> res Zeichen Meiner Anerkennung und Meines Wohlwollens Meine Büste in Marmor freundlich anzunehmcn, welche Ihnen demnächst zngcheu wird, Ihrer treuen Dienste alle zeit eingedenk verbleibe Ich Ihr dankbarer Kaiser und König Wilhelm. Berlin, Schlau, den 22. Februar 1805." — Dein ist rosen Posndowsky hat der Kaiser den Schwarzen Adler-Olden uud dem Minister v. Podbielski das Gioßtreuz VcS Roten Adler-OrbeuS verliehe» »uv den Staatsiek.etär Frei Herrn v. Richlbvsei, zum Staaisminislcr und Mitglied des pteusi'icheu Staaisministerium? rrnauiit. Berlin. (Priv -Tel.» Die B u d g c t k o m m i s s i o n des Reichstages beriet beute die Forderung von 35000 Mark für je einen kolonialen Beirat bei den Kaiserlichen Botschaften i» London und Paris. Nacli längerer Debatte wurden nur 18 000 Mark für einen kolonialen Beirat bei der Kaiserlichen Botschaft in London bewilligt. — Die B u dg e t k o m m l s s i o n deS Abgeordnetenhauses genehmigte den Etat zur Zcn- tralgcnosscnschastskasse. Der Gcschästsgewinn für 1003 04 betrug 2 352 501 Mark, d, h. 4,70 Prozent. Von dieser Summe sind 1,30 Prozent dem Reservefonds überwiesen, zu Abschreibungen sind benutzt 0,31 Prozent, auszcrdcm hat der Staat 3 Prozent bekommen für das Anlagekaoital von 50 Millionen Mark. Dortmund Tie Harvener Bergbau-Aktien- gelellschaft gibt bekannt, das; eine Mitteilung ihrer Betriebs uberschüsse für die Monate Januar »ud Februar wegen der Störungen in der Kohlensördeliiiig durch den Arbeiterstreik nicht stätlsiiidet. Budapest, Der Plan eines IlebergangsministerliimS Daranhi ist gescheitert. Die Uiiabhängigkeilspniiei bat nun Fianz K o >» utb mit der Führung weiterer Verhandlungen betreffs Bildung eines K oa l i t i o n S k a b i» e t ts beklaut Konsta »tinopcl. Wegen Eonordiliig des serbischen Priesters Taschco am 15. Januar in Numnnvva wurden gestern drei Bulgaren z»m Tode, ein Melropoistausekretär ein Schul direktor »nd zwei andere Bul.Mc» zu 5 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Ein Aizt wurde steigest',vchcu. Nach übeieln- ststnmrndc» Konstliarmeidlmgeil wurde der Prozeß in korrelier Wciie gesiihrt. K o n st a n t i n o p e l. In der vorigen Woche ist der Haupt stützpunkt der Aufständischen zwischen Hovecka und Sana nach zweitägigem Kampfe genommen worden. OcrtlicheS und Sächsisches. Dresden. 23 Februar. —* Se. Majestät der König besichtigte beute nachmittag 3 Uhr die Stciiigtttiabiik von Villervh n. Boch, Leipziger Straße. — Au der nachmittags 6 Uhr beim König stattsi»de»den Taiel wird Ihre Majestät die Königin-Witwe mit de» Dame» und Heiren vom Dienst teiliiekmen. Ihre Majestät die K ö n i g i n - W i t w e wird sich am Somstag, de» 20. d. M., abends 7 Uln 7 Minute», wie beieits ctwäkist, zu einem mehrwöcheuilichen Besuche der F»a» Gräfin von Flandern »ach Bnisiel begebe». In ihrer Begleitung werde» sich befinden Hofdame Frl. v. Ncurendolff und Obechvftneittec v. Maiortie. —* Gutem Vernehmen nach wird dir König!. Staalsregiernng de,,, kommenden Landtage zur Hebung der sächsischen R i»dv ichzucd t eine» neuen Körgeletzentwurf vor lege». De« Geietzeistmnrs ist bereits im vergangenen Jahre sertig- gestellt worden und sollte schon damals dem Landtage unte>brcitct werden. Die Geschäftslage des Landtages bot jedoch zu wenig Aussicht zur Verahschiednug des Gesetzes in beide» Kammern und deshalb unterblieb dessen Einbringung. Der Gesetzentwurf unter- Icbcidet sich von dem abgelebtsten Entwurf eines Körgeietzes ganz wesentlich und vaßt sich den verichiedeiren Verhältnissen des Landes an Fühlungnahme mit den matzgebenden Kreisen hat er geben. daß der fragliche Gesetzentwurf auf Annahme i» de» Kammern rechnen kann. In den Kreisen der sächsischen Viehzüchter wird das Körgesetz lchbast gewünscht. —* Der ost gerühmte Wohitätigkeitssinn linkeres Publikums bat sich wieder einmal auf das glänzendste dokumentiert: die östentliche Generalprobe z» der Wohltätigkeits-Vor stellung zum Beite» der Arbeitslosen und für die Armen Dres dens, die brüte abend i» Anwesenheit Ihrer Majestät der Königin- Witwe ilastfinden wird. Halle den aroßc» Saal des VercinsbauseS gesteui bis ans den leisten Platz gefüllt, so daß schon das vorläufige maierielle EitcägniS der von iietklichster weikiätiger Liebe getrage nen Veranstaltung hochbc st ledige,>d guSgesalleu sein dürste. Daß auch ihr künstlerischer Estolg außer allem Zweifel stehen wird, kann nach dem. was man gestern abend ini Veleinsiiauie sab uud horte, mit beiondeier Freude konstatiert werden. Alles ging wie am Schnürchen, jeder Einzelne war aus seinem Ponen. und Ser ganze Apparat funktionierte so vortrcfstich. daß die Piabe bis aus de Aeußerlichkestc» des glänzende» gelellschastliche» Bildes, das sich heule abend im Saale einwictc'ln wird, bis in das kleinste Detail der Anssühcung glich. Eingeleitet wurde der Abend durch das einaktige Lustspiel „Die Gouvernante" von Moser, für dessen Darstellung als Ladies Patronesies Frau Minister v. Metzlch-Reicheiibach und Frau Krug von Nidda sungieiten, während die artistische Leitung in den Händen des Herrn Obcr- legiiseiirs Erdmaim lag. Die Ausführung, die der harmioie Molersche Einakter ducch Dame» und Herren der Gesellschaft crstibr. war vortrefflich. Die Hcrischasien machien ihie Sache lailächlich allerliebst, bewegten sich nilt natürl'cher Eleganz und großer Sicherheit auf der Bühne uud hatte» ihie dankbaren Rollen ausgezeichnet memorieit, io daß das vielgerühmte Erdmannschc „Temna" nicht einen Augenblick versagte. Namentlich Herr Leut nant Hans v. Miuckwitz als Leopold Fels, dem die Herren Prinz Ullrich Schöiibmg als alter Gutsbesitzer Fels. Leutnant de Lavalladc als Pastor Strehlen und Rittmeister v. Zeschau als Franz Kieke in ungemein charakteristischen Masken assistierten, verdient in dieser Hinsicht mit Auszeichnung genannt zu werden. Von den milwiikenden Damen ist Frl. v. Bornes an erster Stelle für ihre würdige Revräseiitation der allen Amalie Fels zu nennen. Mit ihr vereinte» sich Frau v. Hinüber als liebenswürdige Margarethe und Freifrau v. Seebach als schelmische Zofe, um Moser einen dnichlchlagenden Heilerleilseiiolg zu erivirlen, der sich in leb haftem Bestall äußerlich kundgab. Nach einer Pause von ist Ministen begannen sodann die „Lebenden Bilder", für die Fron Minister Freifrau v. Hausen »nd Frau v. Beiles Läszlü- falva als Ladies Parronesies zeichnete», während die Herren Hast ballettiiieister Berger und Maier Fanto das künstlerische Arrange ment übernommen hatten. Was diese beiden Herren, um ein abschließendes Urteil vorweg zu nehmen, an wochenlangen Vor arbeiten und endloien Proben in der E,si»dung reizvoller Ideen und Durchalbeituiig der Enlwürse geleistet haben, ist über alles Lob erhaben Die Freude über das vollendete künstlerische Ge linge» wird diese beiden Tansendkünstler. die noch gestern abend alle Hände voll zu tun hatten, auf das reichste für all' ihre Mühen entschädigen. Gestellt wurden im ganzen 10 Bilder, von denen die überwiegende Mehrzahl übrigens mimisch und tanzend bewegt waren, sodciß mit Glück und Geschick alle Schablone von vornherein vermieden blieb. Von den 10 Bildern, an deren Darstellung 120 Damen und Herren der Gesellschaft beteiligt Ivaren, dieses oder jenes als besonders gelungen zu be- zeichnen und aus der Fülle der Erscheinungen herauszüheben, ist nur schwer angängig, da jedes einzelne Bild seine eigenen Vorzüge und Schönheiten aufwies. Gleich das erste Bild, „Torische Tänzerinnen" — nach einem altgriechischen Fries ge stellt von den Damen Gräfin Hallwyl, v. Mangoldt-Reiboidt, Gräfin Jda Vitzthum, Komtesse Harriet Einsiedel und Helene Ritter — nahm sich in der stilvollen Durchführung ganz prächtig aus, zumal , die schreitenden Bewegungen der anmutigen Griechinnen vollendet rhythmisch ausgesührt wurden. Einen glänzenden Mittelpunkt wies das zweite Bild aus, das die Kaiserin Theodora, als die man Frau v, Kuorring in einem kostbaren Kostüme zu bewundern Gelegenheit hatte, umgeben von ihrem Gefolge, nach einem Mosaik in San Vitale zu Raveuna, zeigte. Auch hier siel vornehmlich der durchaus feierliche Ductus in Gaiig und Haltung ans. der brillant mit der geschmackvollen Wahl der prunkvollen Kostüme und dem malerischen Hintergrund des als Ganzes wie im einzelnen gleich gcluugenien Bildes zusammen ging. Als eine geschlossene Gruppe von reicher figürlicher Wirkung gaben sich die baiden nächsten Bilder zu erkennen: Ter „Kirch gang von Parcival »nd Cunduiramur" nach den Gemälden von Spieß und ein „Fest am Hose von Burgund". Hier hoben sich namentlich die Iiguren des Herzogs und der Herzogin — Ritt- Knust nn- Wissenschaft. -1* Konzert. Am Mittwoch gaben im Saale des Neustädter Kasino Vertreter der heimischen Kunst, Frl. Catalina HiIler (Gesang» und Herr Theodor Blumerjr. (Klavier» ein Konzert, in dem sich der letztere weiteren Kreisen als recht beachtlicher Komponist vorstclltc. Als Neuheit hörte man sein Quartett jap. 20> für zwei Violinen, Viola und Violon cello: dos fünfteilige Werk enthält ansprechende, entwicklungs fähige Gedanken, die mit viel Geschick und Verständnis für das Klangvolle verarbeitet sind, in der nicht immer einfachen Faktur Merkmale der Traesekeschen Schule aiilweiscnd. Irisches Leben pulsiert in den Eckiätzcn; als sehr gefällig erwies sich der lustig tändelnde dritte und der von einschmeichelndem Wohllaut getra gene, im Stile eines Wiegenliedes gefasste vierte Satz. Die er müdenden Längen erschienen im .Hinblick ans das Maß originaler Ursprünglichkeit nicht gerechtfertigt. Um die Wiedergabe des Werkes machten sich die Herren König!. Kammermusiker Blnmer s e n., Wagenknecht, Wilhelm und Königl. Kammervirtuos Professor Böckmann recht verdient. Weit nachhaltiger war der Eindruck, den die prächtigen Liedgaben des jugendlichen Komponisten hinterlicßcn: sie zeichnen sich ans durch Charakteristik im Ausdruck, durch phantasierciclie, musika- lstche Durchführung. Als in der Stimmung recht gut getroffen zeigten sich „Erwartung", „Der Drain»", das in Naivität erfasste „Mein Kindchen ist fein", sowie das wunderhübsche „Ganz im Geheimen". Als feinfühlige Sängerin dieser Lieder bewährte sich Frl. Catarina Hiller, die eine gut geschulte, spmpa- thische Stimme besitzt »nd durch geschmackvollen Vortrag inter essiert. Sie brachte, von Herrn Blnmer jr. am Beckstein be- gleitet, an einleitender Stelle Gesänge von Gluck, Schubert, Schumann („Meine Rose"j, Rcineckc l„Frau Mutter Erde"> und weiterhin mit ivachsendem Erfolge Grieg, Richard Strauß s,.Freundliche Vision!">, Massenet «ais-tu?" — wurde wiederholtst Rossini („Tarantella Napoletana"! »nd als stürmisch begehrte Zugaben u. a. Kaskels reizenden „Maskenball^ zu Ge hör. Die Ausführung war ziemlich gut besucht und erbrachte den Konzerlgebern viel Anerkennung. Ist ?. h* Das Königl. Konservatorium veranstaltete gestern abend vor einem zahlreichen Znschaiierkleiie aus der neuerdings schmuck heigerlchkelenInstaltShlikne eine» Schauspiel-Abend, der einer Anzahl von schillern der Redekunst- u»c> Rc>ll?»einüb»ugSklasie viud- die notwendige Gelegenheit zur Betätigung ihrer bisher erlangten rhetorische» »nd mimi'chen Fertigkeit bot. An Schillers „Maria Stuart" tl. Akt!, SdakeipeareS „KansmalUt von Venedig" (Szenen aus dem l.. 2. und 3. Ausiugef und an dem lustigen Einakter „Tragische Konflikte" von Ä. Wolters versuchten sich diesmal die angehenden Jüngeriniien und Jünger ThalieuS, »nd zwar zum größten Teile mit reckt gutem Erfolge. Wohl die zivrilellreiesten Beweiic schausvielcrischet Begabung liescsteu Herr R. Balgim. Frl. Salta und Frl. Gunivreckt. In vier möglichst lictervgkneii Rollen, wie sie einem und demselben Bernsssciiail- st'ieler wobt kaum in der BülnicnvrariS jemals zngeniutet werden düifte». nämlich als Sir Pi.nlet („Maria Stuart"». Prinz von Ariagon »nd Lanzelot Gobbo („Kaniniaun von Venedig"» und als »nbrholieii-gtikmütiger Architekt ManitiuS („Tragische Konflikte") zeigte Herr Balgus neben tresilicher reftiikiischer Schulung »nd cnilem Organ ein entlchiedeneS EharakterisielungStalent und eine bcmeikeuSwcrte Slckribeit in Haltung und Bewegung, so daß ma» von dem jungen Minien gewiß für die Ankunft Gutes er warte» dari. Recht gut bestand ferner Frl. salta als Maiia Stuart, als Jessica und als ,unge SchliststclleiSgattin, wen» auch Ibre Sprache noch nickt ganz den dialektischen Beiklang (Irl. Salta stammt ans Steiermark» veilaien hat. Fil Gnmprectst gefiel be sonders durch die Anmut ihrer äußeren Etsche»inug und ihies Spiels, wie auch durch tadellose Behandlung der Rede: daß sie als Amme Kennel», viel zu »ugendlich aiisiah und aaleike. ist schließlich einer Siebzehnjährigen (oder sollte sie wirklich schon achtzehn sein?' nickt übel z» nehmen Die übrige» Mitwirkenden. von denen noch Frl. Rechender« als Porzia und als eifemiclstelude Schwiegermutter, sowie Herr Licke als Träger dreier größerer Rollen sich Anspruch auf namentliche Hrrvoihebung verdienien. obgleich dem letzteren der Vorwurf einer wenig repräsentativen Haltung nicht erst'ait weiden kan», mögen sich diesmal mit dein summarischen Lobe begnügen, nach beiten Kräften il,,e Schuldig keit getan zu habe». Nicht vcraesien z» rühmen aber iei der szenische Leiter des wohlgelmigenen Abends und der unsichtbare, aber I ledenfalls mkistbeteillgte Heller zum eriolgieichen Geiamieiudruck: > Heir Hoischauipieler a. D- Gustav Starcke. der als Regisseur! der Vorstellung sich auch am gestrigen Abend hohes Verdienst s erwach. —cit. In der Peter-PlinlS-Festunft. Aus den Memoiren des Fürsten Krapotkin. l. Die Peter-Pauis-Festung in Petersburg ist noch gegen- tvärtig für zahlreiche politische Verbrecher und revolutionärer Um triebe Verdächtigte das .Hauplgcsängnis der Residenz an der Newa. Wie bekannt, ist auch Maxim Gorki augenblicklich st, diesem diiitcren Bau inhaftiert. Es wird interessieren, über den Zustand dieses Festungsgefängnisses vor 30 Jahren einiges Nälwre zu crjahrcn, das ein Mann niedergeschrieven, der zwei Jahre lang die Schrecken der Gefangenschaft dort durchlebt hat. Fürst Peter Krapotkin, der bekannte russische Revolutionär, der unter Alexander II. wegen seiner hohen sozialen Umtriebe verhaftet wurde, dann ans dem Petersburger Militärhospital entkam und in London in hohem Alter gestorben ist, widmet in seinen Memoiren*» dem Aufenthalt in der Peter-Pauls-Festung ein besonderes Kapitel. Er beginnt mit seinem Eintritt in die Zelle und erzählt: > Meine erste Bewegung war nach dein Fenster gerichtet, das so hoch lag, daß ich es kaum mit meiner ansyestreckten Hand er- reichen konnte. Es war eine lange, niedrige, in der 5 Fuß dicken Mauer gelassene Ocsftuing, die von einem eisernen Gitter und ! einem dovpclicn eisernen F-enstcrkrcuz verwahrt wurde. In einer' Entfernung von 12 Nietern von dem Fenster sah ich die ungeheuer dicke äußere Festnugsmaucr, aus deren Spitze sich ein graues Schilderhaus unterscheiden ließ. Nur wenn ich auswärts blickst, vermochte ich ein Stückchen Himmel ins Auge zu fassen. Ich untersuchte den Raum, in dem ich nun, wer weiß wie viele Jahre, verbringen sollte, aus das genaueste. Aus der Lage der hohen Esse der Ersten Münze konnte ich vermuten, daß ich mich in der südwestlichen Ecke der Festung, ui einer nach der Newa schaueiidcui Bastion befand. Doch war sas Gebäude, in dem mein Kerker lag, nicht die Bastion selbst, sondern, was man in der Befestigungslehre einen RückzugSturm nennt, dos heißt ein inneres zweistöckiges und fünfeckiges Mguerwerk, das die Bastionsiiiaiiern ein wenig überragt und zur Aufnahme von zwei Reihen von Kanonen bestimmt ist. Mein Zimmer war eigentlich die Kasematte für eine mächtige Kanone uno das Fenster die dazu gehörige Stückpsortc. Tie strahle» der Sonne konn- tcn niemals hineindrinqcu und verloren sich selbst im Sommer in den dicken Mauern. Ausgcstattet lvar das Zimmer mit einem eisernen Bett, einem kleinen eichenen Tisch und einem eichenen Schemel. Der Boden war mit gelber Qclsarbe angcstrichen und die Wände mit gelbem Pavier bekleidet. Doch batte man, um den Schall zu ersticken, das Papier nicht unmittelbar aus der Mauer angebracht: es war aus Leinwand geklebt, und hinter dieser entdeckte ich em Drahtgittcr, das wieder über einer Filz- '» In ceuustier lleberfebuna erubienen unter dem Titel „Fürst Deter Kravoltin. Memoiren eines:>!evolntionzr«". 2 Bände Werlos von Av-ett Lu» in Ktuttsarl. Breis S M.. gedunven >1 W.
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