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Dresden, dm 35. Octoba; — Lu- Dresden schreibt man der „Neuen Preußischen Zcktuug" vom 33. Oktober: Der preußisch-sächsische Friedens- Vertrag enthält eine Klausel, durch welche alle politisch Com- promittirten vor jeder Behelligung sicher gestellt werden. Der Königstein wird morgen den preußischen Truppen übergeben Werden. — Durch die Königlich Preußische Commandantur wer den die in Dresden sich aufhaltenden verabschiedeten Offiziere der Königlich Preußischen Armee ersucht, in den Vormittags stunden von halb 12 bi- 1 Uhr im Büreau der Kommandan tur von einer sie betreffenden Mittheilung Kenntniß zu nehmen. — Dem Vernehmen nach beschäftigt man sich in einem somit«, der sich au- patriotisch gesinnten Bürgern hiesiger Stadt gebildet hat, jetzt mit der Frage über die Art und Weise, in welcher die Stadt Dresden den heimkehrenden sächsi sch« Trupp« ihre Sympathien am passendsten zu erkennen'zu gebe» hat. Es kann sich dabei selbstverständlich nicht um Ar- ranglrung von Freuden- und EiegeSfest« handän, noch weniger um Politische Demonstration« nach der ein« oder anderen Seite hi«, sondern nur darum, der brav« Armee, die überall ihr« Pflicht eingedenk gewesen ist, di« sich durch hohe Tapferkeit wie durch Gehorsam und Resignation rllhmlichst ausgezeichnet, die durch gute Mannszucht und freundliches Wesen dem sächsi schen Namen auch in der Feme Ehre gebracht hat, in einer einfach« aber herzlich« Weise die Freude über ihre Rückkehr in die Heimath zu erkenn« zu geben. Zögen die für Dresden bestimmt« Trupp« an einem Tage und auf einmal ein, so würde die Abhaltung eine- FeldgotteLdiensteS, an welchem das Publikum thellnehmm könnte, sich sehr empfehlen. Da aber voraussichtlich der Einzug der Trupp« nur nach und nach in einzeln« klein« Abtheilungen erfolgt, so wird sich nichts weiter Ihm lassen, als diese einzelnen Abtheilungen auf dem Bahn- Hofe zu bewillkommnen und erst dann, wenn die für Dresden bestimmt« sächsischen Trupp« inSgesammt zurückgekehrt sind, diesen an einige« öffentlichen Orten die Freude über das Wie dersehen in angemessener Weise auszudrückm Die Kost« ge denkt «an durch freiwillige Beiträge, zu welchen demnächst auf gefordert werden wird, ohne Schwierigkeiten decken zu könn«. — Die „N. Pr. Z" schreibt: „Die Bank- und Handels zeitung" bringt au» Wien Mittheilungen über den Inhalt des von Preußen mit Sachs« vorgestern abgeschloffen« FriedenS- vertrcmS, welche indessen, wse wir hör«, zum Theil ganz falsch, zum Theil ungenau sind. Wir Hab« bei der Wichtigkeit des Vertrags uns enthalt«, die über denselben verbreite«« Gerüchte mitzutheilen, da wir wissen, daß derselbe nach erfolgtem Aus tausch der Ratification«, der in einig« Tagen bevorsteht, so fort im ganz« Umfange veröffentlicht werden soll. Unsre Leser werden sich lieber eine kurze Zeit geduld«, als sich mit irr- thümlichen Nachricht« in dieser wichtigen Angelegenheit be schäftigen. Nur wollen wir bemerk«, daß, wie wir hören, in dem Vertrage das Interesse des preußischen Staats und des norddeutsch« Bunde» in vollständigster Weise gewahrt und die jenige ehrenvolle Rücksicht gegen die sächsische Armee — unsre deutschen Stammgenossen — genommen worden ist, welche ein «dl« Sieger seinem tapsirn, brav« Feinde, der sein Bundes genosse zu werden bestimmt ist, stets gewähren wird." — Da» „DreSdn. Journ." erklärt die in der „Berliner itung" enthaltene Nachricht, daß in dem FrirdenSoer- ie oberste Leitung aller Berkehrsanstalten" von Sachs« ß« zugestanden sei, für unrichtig. — Das amtliche Blatt hofft morg« in der Lage zu sein, d« FrtedenSvertrag feinem voll« Inhalte nach miltheil« zu können. — Sin eben so sinnig gewähltes, als in seiner Ausfüh rung gelungenes Zeichen treuer Anhänglichkeit hat der sächsische Pestalozziverein Sr. Majestät dem Könige nach CarlSbad über- fendet, ein großes Landschasisbtld, welches da» dem KönigShause fo werthe Schloß Weesenstein darstellt. Se Majestät haben die Gabe mit aufrichtiger Freude «tgegengenommen und dem Bereinsvorstande, Herrn Bürgerschuldirector Berthelt in Dres- dm, den- Dank für daü Geschenk und die, die loyalsten Vesin- «ungen auSsprechmde Adresse, welche daffelbe begleitete, durch die 'königliche Landereommission in anerkennendster Weise au»- sprechen lass«. (D. I) — Mit zauberhafter Schnell» durchlief gestern unsere Patriotisch - schmerzlich durch so manche Enttäuschungen erregt« Stadt die hochfreudige Kunde von der Rückkehr II. MM. des König» und der Königin, die, wie wir zuverlässig gestern vernabmm. am «sichst« Freitag und zwar zunächst nach Schloß Pillnitz erfolg« soll, wo alle Anstalt« zum Empfange Ihr« Majestät« getroffen sind und auch gestern schon das üblich« Wachtcommando, diesmal von der FeflungSgarnison vom KL- «igstein, erwartet wurde. Dieses mit wärmst« Theilnahme zu begrüßende Ereigniß trägt die sich«« Bürgschaft der baldige» Rückkehr uns«« Armee in sich, der« Abmarsch dem Kriegs- minist« Generalmajor v. Fabrice, welch« sich von Berlin aus üb« Teplitz heute noch nach Wien begehen soll, leiten wird. Die Frau« und Kinder, die Elle« und Bräute, die Ge schwister und Freunde werden nur noch kurz« Geduld bedürfen, in wenig Tag« schließen sie die Theurm wird« in ihre Arme, die die Ehre Sachsen» aufrecht erhalten Hab« in heiß« Schlacht, wie in geduldiger Erwartung der trüb« Zukunft. — Es war am gestrigen Tage, als das erste Mal die k. sächsische Festung Königstein von and«« als sächsischen Trup pen besetzt wurde. Hoch ob« blitz« die Kanonen im Sonnen glanze, Friede kehrt ein — Friede! — Gott gebe, daß es ein dauernd«, immer versöhnend« sei! — Preußen und Sachs« steh« nunmehr droben und die sächsisch« Artillerist« begrüßen freundlichst die vorbeischreitendm preußischen Infanterist«. Um II Uhr gestern Vormittag erfolgte die Uebergabe, wenn wir den Aet so nenn« wollen. Das 170 Mann und 7 Offiziere zählende preußische Detachement wurde auf dem Bahnhofe von dem sächsisch« Hauptmann Ferrario empfangen und meldete sich um zur Festung hinaufgeführt zu werden, beim jetzig« Unter- commandant« der Festung, Oberst Andrich. Das Detachement wurde bi» an den Eingang hinaufgeführt, innnhalb d« Festung war die sächsische Besatzung aufmarschirt. Beim Einmarsch «tönte beiderseits ein Hurrah, und die Honneurs wurden nun mehr freundlichst gegenseitig «wiedert. Der königlich preußische Gmeralleutnant Herr v. Brief«, Excel!., hielt nun eine An sprache, in welcher er sich auf dm FriedenLschluß vom 21. d. M. bezog. D« wesentliche Inhalt der Rede war, es möge eine kameradschaftliche Vereinigung zu Stande komm«, und da« ausgebrachte Hoch galt Sachsen und Preußen gemeinschaftlich. D« Empfang war im Ganzen ein freundlich« und die An sprache des Herrn v Brief« hob namentlich hervor, daß von jetzt ab nur deutsche Waffenbrüder sich hin begrüß« würdm. Unter wiederholten Hochs und Hurrahs auf dm König von Preußen und den König von Sachs« zog dann unt« Gesang die abrückende sächsische Infanterie von dannen. — Diese sächsische Truppe wird von jetzt die Bewachung der könig lichen Schlösser in Pillnitz und Hosterwitz übernehmen. — Das OffisiereorpS d« Festung fand sich schließlich zu einem gemein schaftlichen Diner zusammen. — Die erste Commandantur der Festung Königstcin geht nunmehr an den k. preußischen Herrn Generalleutnant von Briefen (bisher erster Commandat von DreSdm) über; Untercommandant der Festung bleibt wie bis her der k. sächsische Herr Oberst Andrich, wie dmn auch das gesammte bisherige sächsische Beamtenpersonal der Festung, so wie die sächsische Artillerie daselbst verbleibt. — Im Städtchen Königstein am Fuße der Festung war nicht das Mindeste von der ob« vorgezangenen Veränderung zu merken. Ueberall Ruhe! Hi« und da lugt« die Bewohner des Städtchens nach der Festung,, auf welch« nunmehr di- preußisch« Schildwachen pa- troullir«; das große, langerwartete Ereigniß war erfüllt. Möge daffelbe segensreich in sein« Folg« für unser «gereS, für das gemeinsame deutsche Vaterland sein! — Vom 39. Oktober d. I. ab soll ein auf ganze Log« des erst« zweiten und dritten Ranges sich erstreckend« Abon nement zu d« Vorstellung« im königlich« Hoftheater eintret«, und zwar soll dieses Abonnement sich auf einen Cyclus von jedesmal 30 Vorstellung« «streck«, d.ren Reihenfolge zu be stimmen die königliche Generaldirection sich vorbehält. — Zu Vermeidung von Mißverständnissen ist zu bemer ken, daß d« wegen Vergiftungsoerdacht in Untersuchung ge nommene hiesige Advokat Müller heißt, früher RathSactuar und in der Landhausflraße wohnhaft war. — Nach dem, in d« Beilage zur „Wim« Presse" Nr. 287 abgedruckten Verzeichniß der vom Kais« von Oesterreich au» Veranlassung de« letzten Feldzugs verliehenen Ordm, ist auch unter dmjenigen Offizieren, welche vor dem Feinde geblieben oder ihr« Wunden «legen sind, und sich durch besondere Ta- pserktit ausgezeichnet haben, auch ein, erst im vorig« Jahre in österreichische Dienste getretener Sachse, der Leutnant Franz Arthur von Kreker-Drostmar vom 63. Linien-Jnfanterie-Negi- ment Erzherzog Heinrich, welch« in der Schlacht bei Königgrätz beim Sturm auf da» Dörfchen CziSlowitz, unmittelbar vor Chlum, tödtlich verwundet wurde, aufgeführt, indem denselben das Militär-Verdienstkre iz mit der Kriegsdecoration verliehen wurde. Möge diese», unser« gefallen« Landsmann auch über d e Grmzm des Grabes hinaus so hoch ehrmde, nur Wmigen zuerkannte Anerkenntniß seines tapferen Verhaltens, den tief gebeugten Leitern zu einigem Tröste gereichen! — Während des Jahrmarktes zu Riesa passtrte eine drollige Geschichte. Ein dortig« Sattler und Tapezierer hatte mehrere EophaL öffentlich zum Verkauf auf der Straße aus gestellt, als dicht bei den Ruhesitz« ein Knecht seinen Bier- wag« anhielt und sich auf längere Zeit in Geschäften ent fernte. Da« vor den Birrwagm gespannte Pferd mußte jeden falls eine feine Nase haben. Es rief zwar nicht: ich wittere Morgenluft! nein! es witterte in dem Sopha Heu, welches hi« die Stelle von Roßhaar vertreten sollte. Ohne all« diplWt malisch« Eonferenz« ließ jetzt der Bierwagen-Gaul eine Kriig-nir «klärung geg« dm Divan los, auf welch« «ein« scharfenZahnn hatte. Er ging zum Angriff über und fraß d« yeberzug inpkch.: Eben im Begriff, eine Heu-Oceupation vorzunehn», steigt ihm d« wüthend« Tapezier« auf's Leder und entreißt ih« das so schwer herauSgeknaupelte Frühstück. Der unterdessen ' herbeigekommene Knecht soll dm Schaden ersetzen. Dieser abnk kommt darüb« in solche Gährung, daß « sich Wider di«» ,' Anfinnen mit Händen und Füßen sträubt. Er «eiuk-da» Geschirr nebst dem leckerfettigen Gaul gehöre dem Braumeisters dies« möge für den Schaden aufkommen. Jedenfalls konmch e- zum Proceß, wo im Fall de» Schadenersatzes der Brau» meist« für dm Sattl« sein Riemchen ziehen muß. — Oberhalb Dänkwitz in der Harthau« Waldung, ^Ibn gmthum eines Fabrikant« in Zwickau, ist am IS^d. M, Nachmittags ein Waldbrand entstand«, welch« jedoch tzurchü Arbeit« aus ein« nahm Thongrube und mehr«« Dänkwitz wieder gedämpft wurde, so daß nur et« kleine Fläche junger Kiefernstand Schaden litt. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist d« Brand ln Folge der großen Trockenheit dntzch u«W»! sichtigen Umgang mit Tabakfeuer entstanden — In des 31. d. M. ist in Folge eines in der Scheune 1 besitzerL Neuber in Meinersdorf ausgebrochen« Echchmfeuorsi dieselbe nebst Wohnhaus in Asche gellet worden. — d. M. ist in Mittelmarbach da» Wohnhaus und bäude des Schänkwirths Schneid« eingeäschnt rm Durch ein am 21. d. M. Nacht» 11 Uhr in der Gutsbesitzers Steiger in Kanitz zum Ausbruch Schadenfeuer ist dieselbe nebst dm eingebrachten räthen, sowie das Stall und Seitengebäude in Flamm« gegangen. Da» mit hart« Dachung versehene Wohnhau-H, ^ , mit Mühe gerettet, dabei ab« sehr beschädigt. — In Folg^ eine-am 31. d. M. früh in der 6. Stunde beim Gutsbesitzer KL- / nig in Ulberndorf aukgebrochenen Schadenfeuer» ist dess« Wohnhaus, Scheune und Seitengebäude total niedergebranat. Von der beweglich« Habe konnte weg« der schnell« Lerbrel» tung des Feuers fast gar nicht« gerettet werden, auch mußte man ein Schwein, zwei Ziegen, ein Kalb und dm Kettenhund mit vnbrmnen lassen, außerdem wurden noch üb« 100 Schock Getreide und mehrere Hundert Centn« H« vom Feuer vey» nichtet. Elf Sprtzen warm auf der Brandstätte erschien«^ konnten ab« nicht alle in Thätigkeit komm«. — Am 31. Z» M Nachmittag« brannten in Großschirma dem Bäckermeister Beckert Wohnhaus, Kuh-, Schweinestall und Seitengebäude nieder; hierbei wurde das daneben gestanden« Hau» der.. Wittwe Oelschlägel «griff« und ebenfalls in Asche gelegt. Ai» ander«, durch Flugs«« bedroht« Häuf« in der Siähe umr» den «halt«. — In der unterm Kesselgaffe in Frriberg ent»! stand vorgestern früh 7 Uhr auf dem Oberboden deS.Tischlers MattheS Feuer. Der schnell herbeigeeiltm Rettungsmannschaft gelang eS noch, dem Feuer Einhalt zu thun, so daß nur «dr klein« Theil de» Dache« ausbrannte. — D« Jahrmarkt ist vorbei — se'n Jubel — und sch könn« wir sein Treib« wohl nmnen, ist verklungen., Di» Friedenstaube schwebte üb« dm Käufern und Verkäufern ustss. bereitwilligst öffneten sich Kisten und Kasten, Geldbeutel und» Portemonnaies. Der Residerul« durchzog mit Familie die engWp. Budenreihm und auch der Dörfler in herbstlich« Tracht. «M, i f nach der Stadt, um seine Vi rteljahrseinkäufe zu mach«, «Mi-,. Gutsbesitzer bis zum Pferdejungen von der reichen Pacht«»» witlwe bis zum „Gänsemädel" herab. Der stramme Lockwitzßh H der gemüthliche Blasewitz«, der romantische Loschwitzer, so»MF der mühsame Bewohn« des Plauenschen Grunde« sie all» i strömt« herbei, um WirthschaflSbedürfaisse einzukaufm. Selbft ^ l den Kleinen wurde ein cutigeS Spielzeug mitgenommen und d»U ^ ; Geliebt« ein süßes Pftfferkuchenherz mit Grandezza überreicht» Doch dabü blieb es nicht — auch die Gemüthlichkät der Bier» locale wurde studirt, nur nicht zu wenig, manchmal.zu viel, so > ! daß der Heimgang ins Me Dorf o^t ein schwankender war . ! und die Geliebte im Zickzack die Landstraße entlang geführt , wurde. Wo soll man zuerst hineingreifen in da« Gewühl k« JahrmarktSsreuden, wohin zuerst dm Blick werfen, wo zu«fl den Geldbeutel öffnen, wo zuerst stehen bleib«? Ueberall sM AbbaS Mirza's Schätze aufgehaust. Panorama's waren in Meng» .: da, in denen sich die Manch«« die Schlachten von Gitschin, Nachod und Königgrätz besahen, froh, daß sie von Kugeln und Zündnadeln nicht« zu fürchten hatten. Das wandernde H« der Musikant« bearbeitete ihre Instrumente wird« in alle».-- ! Moll» und Durarten, theil« zum Steinerweichen, theil», zuW . „Menschenrasendmachen", und soaderbarcr als je war« diesmdl die Zusammenstellung« d« Quartette. Posaune, Ziehharmonika. i Klarinette u cd Guitarre! Der Radetzkymarsch wechselte mit dW Elisenpolka, der Hbllengalopp mit der Arie au» Martha Einzel« Virtuos« saßen an den Straßenecken und «acht« in „M-tr", die qbrr durchaus an Mozarts Zauberflvt, nicht erdmaft»