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Großenhainer Unterhaltung^- L Anzeigeblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Großenhain vnd Radeburg. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Donnerst^ den 10 ^etoder Inserate werden bis früh 9 Uhr für die nächste 40 Abonnement vierteljährlich 1 Mark. L-VNNervlag ven LV. -^civver. Nummer angenommen. Von dem unterzeichneten Gerichtsamte sott den IN. Oetober 1878 das der Amalie Auguste verehel. Grötzsch hier zugehörige Hausgrundstück Nr. 244 des Katasters, Nr. 44, 1201, 1329 des Flurbuchs uud Fol. 234 des Grund - und Hypothekenbuchs für Radeburg, welches Grundstück am 1. August 1878 ohne Berück sichtigung der Oblasten auf 2950 Mark — Pf. gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was nnter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtöstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Radeburg, am 5. August 1878. Das Königliche Gerichtsamt. Betzing. Bekanntmachung. Erstatteter Anzeige zufolge ist das Einlagebuch der hiesigen Sparkasse Nr. 7998 über 120 Mark, auf Johanne Christiane Claus; in Cunnersdorf lautend, bei dem am 29. v. Mts. in Cunnersdorf bei Radeberg stattgefundenen Brande mit verbrannt oder auf sonstige Weise abhanden gekommen. Etwaige Inhaber dieses Sparkassenbuchs werden in Gemäßheit Z 13 des hiesigen Sparkassenregulativs hierdurch aufgefordert, sich, soweit sie gerechte Ansprüche aus ge dachtes Buch zu haben vermeinen, bei Verlust derselben innerhalb dreier Monate, vom Tage der Insertion gegenwärtiger Bekanntmachung an gerechnet, bei uns anzumelden. Radeburg, am 3. October 1878. Der Stadtrath. Hinkel, Bürgermeister. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Stadtkassen- und Sparkassen-Locale bleiben dieselben Montag, den 14. -October r». c., geschlossen. Großenhain, am 9. October 1878. Der Stadtrath. Herrmann. Hol;-Auktion. Auf dem Holzschlage des Barackenlagers im Königl. Forstrevier Gohrisch sotten den 1L. Oktober rr. von vormittags 9 Uhr an 247 Rm. gespaltene kieferne Rollen, 207 „ „ Aeste, 260 „ „ Stöcke, 428 „ Moosstreu und den 13. October ». von vormittags 9 Uhr an 198 Rm. gespaltene kieferne Rollen, 179 „ 997 „ grünes 385 698 „ Moosstreu unter den vor Beginn der Auction bekannt zu Baarzahlung versteigert werden. Königl. Forstrevier-Verwaltung Gohrisch, am 2. October 1878. Roch. Bekanntmachung. Im Gasthofe „zum blauen Hirsch" in Radeburg sollen Montag, den 21. October 1878, von Vormittags 9 Uhr an folgende im Würschnitzer Forstreviere aufbereitete Hölzer, als: 443 Raummeter weiche Stöcke, j in den Kahlschlägen der Abteilungen: 17, 30, 33, 992 „ Waldstreu, 1 35 und 44, einzeln und partieenweise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zn machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an den mitunter- zeickmeten Revierverwalter zu Würschnitz zu wenden, oder auch ohne Weiteres in die genannten Waldorte zu begeben. Königl. Forstrentamt Moritzburg und Königl. Revierverwaltung Würschnitz, den 3. October 1878. Michael. Werner. Reisig, „ Stöcke, gebenden Bedingungen gegen sofortige Tligesnachrichtm. Großenhain. In der am 7. Octbr. hier abgehaltenen Generalversammlung der Sächsischen Tuchfabrik (vormals Fedor Zschille L Co.) wurde der von einer Anzahl Actionäre eingereichte Antrag auf Liquidation angenommen, jedoch noch der weitere Beschluß gefaßt, daß das Unternehmen ruhig im flotten Gauge erhalten bleiben möge, bis durch eiue möglichst vortheilhaste Verwerthung des iu seiner Blüthe erhaltenen Geschäfts die beschlossene Liquidation sich vollziehen könne. — Im Dorfe Walda ist am Dienstage Vormittags muthmaßlich infolge Brandstiftung in der Schelme des Gasthofes Feuer entstanden, wodurch diese uud ein Neben gebäude eingeäschert worden sind. Dresden, 7. October. Am 11. October wird unser Königspaar in das hiesige Residenzschloß übersiedeln. Die allerhöchsten Herrschaft pflegten sonst nach Aufhebung des Sommerhoflagers m Pillnitz vor der Uebersiedeluug nach der Residenz noch einen kurzen Aufenthalt in der königlichen Villa zu Strehlen bei DreSdeu, dem Liebliugsschlößchen der Königin, zn nehmen. Diesmal aber ist es den Majestäten gegangen, wie es auch bürgerlichen Familien öfter zu gehen pflegt: mehrere bauliche Einrichtungen, welche in der königl. Villa in Strehlen zum Comfort ihrer Bewohuer angeordnet wurden, sind „nicht fertig" geworden. Das Königspaar hat zur Entschädigung dafür einen dreiwöchentlichen Aufenthalt in dem reizenden Jagdhanse Nehefeld (bei Altenberg) ge nommen, der auch vom prächtigsten Herbstwetter begünstigt worden ist. — Als ein gnteö Zeichen für die Wiederbelebung des kirchlichen Sinnes in unserem Lande ist es zu betrachte», daß bereits im Jahre 1877 die Zahl der Taufcu und die der kirchlichen Trauungen im Vergleich zu 1876 sich be deutend gehoben hat. Nach dem vom evangelischen Landeö- consistorium veröffentlichten Ausweise hat sich die Zahl der verweigerten Taufen im Jahre 1877 von 0,92 auf 0,18 "/» vermindert und sind im Ganzen mir 0,93 "ch der Neugeborenen ungetauft geblieben, während die Zahl der verweigerten kirchlichen Traunugen von 1w "/«> auf 0,80 "ch und die der unterbliebenen Trauungen überhaupt von 7,7 auf 5,50 "/« herabgegaugen ist. — Die Nachwchen unserer jüngsten ReichötagSwahleu machen sich nun auch bereits in den Kreisen der städtischen Behörden fühlbar. Bekanntlich wurde es den Socialdemokraten nur dadurch möglich ge macht, ihren Candidaten iBebels in der Stichwahl durch zubringen, daß die Fortschrittspartei sich nicht dazu ent schließen konnte, ihre Stimme dem Candidaten der vereinigten Eonservativen und Nationalliberalen zu geben, sondern es vorzog, sich theils der Abstimmung zu enthalten, theils dircct für Bebel zu stimmen. Der Hauptagitator für dieses Manöver war der frühere sächsische Laudtagsabgeordncte 0i. Wigard, welcher auch die Hauptschuld dafür mitträgt, daß nicht gleich von vornherein unser Oberbürgermeister Dr. Stübel als gemeinsamer Candidat der Ordnungsparteien ausgestellt wurde, sondern die Fortschrittspartei mit einem besonderen Candidaten (Gewerbvereinsvorsteher Kaufmann Walter) hervortrat. Nnn bekleidet Dr. Wigard hierselbst gegenwärtig das Amt eines Stadtrathes auf Zeit ohne Besoldung und es steht nächstens der Termin bevor, wo er entweder aus dem Rathscollegium auszuscheiden hat oder von den Stadtverordneten aufs neue gewählt werden muß. Zwei seiner Collegen, die sich in gleichem Falle be fanden, sind bereits wieder gewählt worden; gegen Wigard's Wiederwahl macht sich bereits eine gar nicht zn unter schätzende Opposition in den hiesigen Localblättern lant, und man ist auf den Ausgang der Sache umsomehr gespannt, als man in dem Entscheide der Stadtvertretnng zugleich mehr oder weniger ein Vertrauensvotum für unseren Ober bürgermeister zu erblicken geneigt ist. Sachsen. Se. Majestät der König ist am Sonntag Abends vom Jagdhanse Nehefeld in Dresden angelangt und hat am Montage Vormittags die Vorträge der Herren Staatsminister entgegengenommen. Das Directorium des Albertvereins hat mit Geneh migung des kgl. Ministeriums des Innern als Fortsetzung der im Frühjahre d. I. stattgefundenen Lotterie eine ander weite dergleichen veranstaltet, deren Reinertrag lediglich zur Vollendung der im Bau begriffenen Pstegerinnenschule und Asyl nebst Krankenhäusern für Leidende aller Coufessioneu verwendet werden soll. Der Hauptgewinn besteht in einem silbernem Taselservice für 24 Personen im Werthe von 8000 Mark. Die öffentliche Ziehnng der Lotterie wird am 30. Januar nächsten Jahres stattfindeu. DaS „Dr. I." schreibt: In mehreren Blättern ist die Mittheilung gebracht worden, daß in Folge des Neichs- stempelstenergesetzeS alle Inhaber von Spielkarten dieselben in den nächsten Tagen mit dem neuen Reichsstempel ab- stcmpeln zu lassen hätten. Nach § 24 des betreffenden Gesetzes betrifft dies zunächst nur die Fabrikanten, Ver käufer rc. von Spielkarten, während die in Privatbesitz be findlichen Karten erst nach drei Monaten abgestempelt zu sein brauchen, viele davon aber bis dahin höchstwahrscheinlich abgenutzr sein dürften, lieber die Stellen, wo diese Ab stempelung zu erfolgen hat, wird das königliche Finanz ministerium noch eine besondere Bekanntmachung erlassen. Am Nachmittag des 7. October erfolgte die feierliche Grundsteinlegung der dritten Dresdner Gasfabrik, welche in Reicker Flur unmittelbar an der sächsisch-böhmischen StaatSeisenbahn auf Stadtkosten erbant wird. Der seit vier Jahren in den Ruhestand getretene Lehrer- Ackermann in Ottendorf bei Frankenberg hat am 4. October unter regster Theilnahme feiten der Gemeindevertretung und des Kirchenvorstandeö seine diamantene Hochzeit gefeiert. Die größte Freude wurde dem Jubelpaar durch das von Sr. Majestät ihm übersendete königliche Portrait zn Theil. Sechs Söhne und eine Tochter, 31 Enkel und drei Urenkel I bilden die Nachkommenschaft des rüstigen Paares. Die außerordentliche Generalversammlung des Credit- Vereins zu Meißen, welche am 28. September stattsand, hat den Antrag mehrerer Mitglieder: „daß der Verein in eine Aktiengesellschaft umgestaltet werden möge", nach län gerer ruhiger Debatte gegen eine nur sehr geringe Anzahl Stimmen abgelehut. Der Ereditverein wird daher seine Wirksamkeit in der seitherigen Weise fortsetzen. Deutsches Reich. Se. Majestät der Kaiser wird, einer in Berlin verbreiteten Nachricht zufolge, von Baden- Baden zu einem mehrwöchigen Aufenthalte nach Wiesbaden gehen und erst Mitte November mit der Kaiserin nach Berlin zurückkehren. Definitives ist indessen bisher noch nicht bekannt. Der Reichstag nahm am 7. October seine Sitzungen wieder auf und beschäftigte sich mit Wahlprüfungsberichten. Ans die Tagesordnung für die MittwochSsitzuug wurde die Wahl des Präsidiums für den Rest der Session und die zweite Lesung des Socialistengesetzes gestellt. Nach der bis herigen Haltung der nationalliberalen Partei wird bereits als feststehend betrachtet, daß die Annahme dieses Gesetzes in einer der Regierung acceptablen Form erfolgen werde. Oesterreich. Der Kaiser hat daö in den letzten Tagen erneuerte Demissionögesuch des österreichischen Ministeriums genehmigt. Ebenso nahm ^e. Majestät die Amtsdemission des ungarischen Gcsammtcabinetö unter Anerkennung seiner eifrigen und treuen Dienste an, verfügte aber gleichzeitig, daß die einzelnen Minister bis zur Ernennung ihrer Nach folger ihre bisherige Amtswirksamkeit fortsetzen. Karatheodori Pascha soll am 7. October auf dem aus wärtigen Amte in Wien daö bereits signalisirte Rundschreiben der Pforte übergeben haben. In demselben spreche die Pforte den Wunsch ans, mit Oesterreich-Ungarn in freundschaft lichen Beziehungen zu bleiben, lehne aber nnter Hinweis z auf das Verfahre» der österreichisch-ungarischen Truppen in den occupirten Provinzen den Abschluß der Convention ab. Die in Serbien sich aufhaltenden türkischen Flüchtlinge haben um die Erlaubnis gebeten, nach Bosnien zurückkehren zu dürfen. Es sind deshalb Verhandlungen eingeleitet worden. — In Zwornik wurden 48 Geschütze vorgefunden. Italien. Der „Osservatore romano" wird täglich herauöfordernder. In einem Leitartikel über den bekannten Brief des Papstes, soweit das PatronatSrecht des Königs Humbert dariu berührt wird, sagt das vaticanische Organ, der Papst habe nur die mildeste Auslegung seiner eigenen Rechte angewandt, welche die Wichtigkeit des königlichen Ernennungsrechts in Betreff der Besetzung der Bischofs stühle schon durch das Factum festgestellt, daß die italienischen Machthaber, mithin vor allem König Humbert, als Usur patoren der Kirchengüter und des Kirchenstaates dem öffent lichen Kirchenbann verfallen sind, wodurch die Ausübung ihres PatronatsrechteS von selbst aufhört uud der Kirche wieder zufällt. Es sei daher keinerlei staatliche Ernennung > von Priestern nnd Bischöfen anznerkennen. Ferner wird