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O e r t l i ch e S. Frankenberg, 14. Mai. Der heutige Vor- mittagSgotteSdicnst wurde mit der durch Herrn Superintendent vr. Körner vollzogenen feierli chen Einweisung des an Stelle des von unS geschiedenen Herrn Pastor Ritter rc. Schelle vom Kirchenvorstande als ArchidiakonuS gewählten zeitherigen Herrn DiakonuS Lesch und des an des Letzteren Stelle ebenfalls vom Kirchenvor- stande ncugewählten Herrn DiakonuS Fischer, zeitherigen NachmittagSpredigerS an der Kirche zu St. Pauli in Leipzig, eröffnet, wobei der Letztere zugleich die Priesterweihe erhielt. Bei dieser feierlichen Handlung asststirten die Herren Pastoren Unger auS Nieder lichrenau und Mahn aus Sachsenburg, sowie der greise Vater des neuen Seelsorgers, dessen SegenSworte besonders bewegenden Anklang Hervorricfen. Nachdem Hr. Diak. Fischer das heilige Abendmahl genommen, hielt derselbe seine AntrittSpredigt, in welcher er in lebendiger Vortragsweise, welche ein gefälli ges und umfangreiches Organ unterstützt, auS führte, wie sein Kommen zu uns, so Gott Gnade giebt, ein Kommen mit vollem Segen sein werde, wenn er unS das Evangelium Christi verkün dige und wir ihm dabei kämpfen helfen mit Be ten für ihn. Wir können dem neuen Prediger nichts Besseres wünschen, als baß recht bald «in gleiches Verhältnis zwischen ihm und dein Gemeinde sich entspinnen möge, wie es diese und seine beiden Herren AmtSbrüber verbindet. Frankenberg, 15. Mai. Gestern Abend! wurden von hier auö zwei bedeutende Feuer scheine wahrgenommen. Der erste, bald nach! IV Uhr mit großer Heftigkeit den nächtlichen Himmel theilweise färbend, hatte VaS Läuten der Sturmglocke zur Folge und rührte dem Vorneh men nach von dem von Branbunglück betroffe nen Kunze'schen Gute in Ottendorf bei Haini chen her, während der zweite HI2 Uhr in der Richtung links von Augustusburg auftauchende wohl auch ein bedeutendes Feuer, aber eine weile Entfernung dessen HeerdeS verricth. Communismus und CommunaliSmuS.- Unter diesem Titel enthält der „Volks» Zeitung" einen Leitartikel über obige durch die Pariser Vorgänge wieder mehr in den Vorder- -rund gedrängten aber auch vielfach miteinander vermengten Begriffe, den wir der klaren Dar legung derselben wegen in den Spalten-unserS Blattes zum Abdruck zu bringen unS nicht ver sagen können: ,,Daß zwischen CommuniSmuS und Commu- naliSmuS ein gewaltiger Unterschieb ist, leuchtet gewiß Jedermann ein. Unter CommuniSmuS versteht man eine Güter- und CigenthumS-Ge meinschaft aller Menschen unter einer glctchmä ßigen Vertheilung alles Besitzes pro Kopf. ES ist dies eine gesellschaftliche Chimäre, welche wie die Apostelgeschichte erzählt, in der ersten Zeit deS ChristcnthumS unter Petrus Leitung in dem klei nen Kreise der Bekenner des ChristcnthumS mit außerordentlichem RigoriSmuö versucht wor den. Ueber die Art und Weise, wie diese Chi märe zu Grunde gegangen, haben wir keine Nachrichten. ES steht nur so viel fest, daß sie selbst bei aller, bis zur Todesstrafe gehandhabten Strenge, doch unhaltbar war, wie sich da auch gar bald jede Spur deö Versuches verloren hatte. Für größere Kreise der Gesellschaft und gar für die ganze Menschheit solch eine Phan tasterei verwirklichen wollen, welche die Men- scheu auf den Zustand der Ameisen oder Bienen zurückführen würde, das ist eine Ausgeburt kran- ker Geister und ein AgitationS-Mittel der De magogie, welche auf die Einsichtslosigkeit der ärmsten und verwahrlosesten Klaffen der Bevöl kerung spekulirt. Unter CommunaliSmuS wird etwas ganz an dereS verstanden. Man bezeichnet mit diesem Worte die Selbstständigkeit der einzelnen Ge- mcinben,in der Verwaltung ihres Vermögens und Einkommens gegenüber dem Staat. Die kommunale Selbstständigkeit ist das Gegentheil der Centralisation des ganzen StaatöwesenS. Diese Selbstständigkeit wird als erreicht angese hen, wenn die Gemeinden ein freies Wahlrecht besitzen, auS welchem die Vertreter und Verwal ter der Stadt oder der ländlichen Gemeinden hervorgehen und dem Staat höchstens ein Ein spruchsrecht zustcht in Bezug auf neue Commu- nalstcuern und Ausgaben, welche nicht auf all- gemeinen StaatSgesetzen beruhen. Obwohl dieser Unterschieb klar genug vor Augen liegt, um jede Vermischung beider Be griffe für unmöglich zu halten, sehen wir den noch in Frankreich eine Geistesverwirrung herr schen, in welcher Communismus und Commu naliSmuS verwechselt werden. Dadurch ist ein Bürgerkrieg dort entstanden, dessen AuSgang zwar nicht zweifelhaft ist, der jedoch mit der Niederlage der Commune von Paris keineswegs beendet sein, sondern einen bitteren Bodensatz Donnerstag, den 18. Mai, Borm. 10 Uhr Sitzung sämmtlilher Deputationen der llmdwirWastliche« und Gewerbe- ansstellung im Gasthose zum schwarze« Roß. ,<-,,^,,.,->,>^.,7 Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlüngen und Post-Expeditionen. zurücklasscn wird, dessen weitere Folgen nicht zu berechnen sind. Während die besonneneren Geister in Paris nur den berechtigten Wunsch nach kommunal«'« Freiheit hegen, wie sie Deutschland zum Theik schon seil einem halben Jahrhundert besitzt, wäh* rend sich diese Forderung auf dem Gebiet deck CommunaliSmuS bewegt, mischt Vie Demagogie die Frage des CommuniSmuS hinein und reizt die Massen mit dem Phantom der Gütergemeia-- schafl und der sogenannten Gleichheit deS Bk- sitzthumS. — In Versailles herrscht aber de» gleiche Fehler. Während man dorr mit Recht die Rebellion verdammt und bekämpft und der» CommuniSmuS als eine Gefahr deS ganze» StaatSlebenS verwirft, leistet man zugleich de« CommunaliSmuS Widerstand und zwingt de» großen Städten die unglückselige Centralisatio» auf, nach welcher die Vertreter und Verwalter der Gemeinden von der Regierung eingesetzt werden sollen. Daß man eine volle Gemeind«» freiheit gewähren und dennoch den Communis mus gründlich bekämpfen kann, daS scheint der Versailler Regierung nicht einzuleuchten. Frank» reich an StaatS-Centralisation gewöhnt und durch die Demagogie der Communisten geistig zerwühlt, scheint zur richtigen Sonderung der Begriffe deS Communismus und CommunaliS muS erst nach blutigen Kämpfen gelangen zu müssen. Auf diese unselige Verwirrung der Begriffe, auf die Vermischung berechtigter Forderungen und heilloser demagogischer Phantas men in Frankreich hat die neuliche Rede de» Reichskanzlers im Reichstage angespielt, ohne jedoch auf die französischen Politiker in richtige« Sinne einzuwirken. Wir sehen vielmehr, dass, die kommunistischen Zeitungen in Paris die Worte des Reichskanzlers so citiren, als ob sie eine Stütze ihres unseligen Treibens sein soll ten." Vermischtes. Frankenberg, 16. Mai. Die sächsische evangelisch-lutherische Landes- synode hat bis jetzt täglich Sitzungen gehal ten. Sämmtliche Wahlen find von ihr als giltig erklärt worden, da bei ihnen keinerlei Form verletzungen vorgckommen find. Ihre Däne« wird wahrscheinlich 4 Wochen betragen. Vom Kirchenregiment find ihr 3 Gesetze zugegangen. Das erste bezweckt die Errichtung eines evan^ F S7. Mittwoch, den 17. Mai. TS!'!??''-.'-'-- MnkenliLM NachrichtMM und Bezirksanzeiger. Amtsblatt des KöniA Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg-