Volltext Seite (XML)
anheim D Ich richten. Verordnungsblatt der Kreishanptmannschaft Bautzen als Konsistorialbehörde der Oberlansitz. Amtsötat 1 der Amtshauptmannschasten Bautzen und Löbau, d^S Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Hcrmhut und Bernstadt, des Hauptzollaints Bautzen, ingleichcn der Stadträtr zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgeineinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Organ der Handels- und Gewerbelammer zu Zittau. Erscheinungsweise: Täglich abtvdS mit Ausaahme der Sonu» und Arter lagt. Echriftleitung und Geschäftsstelle: Bautzen. Innere Lauenstraße 4. Fernsprecher: Rr. S!. — Drahtnachricht: AmiSblatt, Bautzen. Bezugspreis pro Monat: Bet Abboüma tn der KeickMastelle —.NN bei freier guNeNnn' >-« Oans 1.— 4k Anzeigenpreis: Die 6qcspa»ene Petiizetle oder deren Raum 15 Pscirntge, tn geeigneten Fällen Ermäßigung. Schwieriger Satz entsprechend teurer. Reklamen: Die Igespaltene Petitzcile 50 Pfennige. Nr. 259 Dienstag, dea 8 November IUM, abcnvs. 129. Jahrgang. Tas Wichtigste vom Tage. * Die Handelskammer Plauen hat beschlossen, das König!. Ministerium, die Staatseiscnbahnverwaltung und die Chemnitzer OberpostdirelUon zu ersuchen, im Interesse des Klein handels den Zusammenschluß von Beamten zu Konsum vereinen und deren Förderung durch die Behörden tunlichst zu verhindern. * In dem Prozeß gegen den Herausgeber der „Wahrheit", Reichstagsabg. Bruhn und Genossen, hat der Staatsanwalt gegen alle drei Angeklagten in allen Fällen die Freispre chung beantragt. * Anläßlich des Bergarbeiterstreiks in Süd-Wales kam es daselbst zu schweren Ausschreitungen, gegen welche die Polizei machtlos mar. Kestern gegen Mitternacht fand bei der Klamorgnngrube ein Kamps zwischen öNNO Ausständigen und der Polizei statt. Die Ausständigen haben sich der Kraftstation des Werkes bemächtigt. * In S a b a d e l l in Spanien beschloß der Arbeiterausschuß die sofortige Wiederaufnahme der Arbeit, sodaß der soziale Friede daselbst hergestellt ist. In Moskau wurde eine große revolutionäre Or ganisation ausgedeckt, deren Führer frühere russische Regie rungsbeamte sind. Der neue deutsche Gesandte für Marokko, Freiherr v. S e ck e n d o r f, ist in Tanger eingetroffen. * We t t e r a n s s i ch t für Mittwoch: Veränderliche Bewölkung, mild, zeitweise Niederschläge. * Ausführliches siehe an anderer Stelle. Die Spanier im Rif. Spanien will keinen Krieg mit Marokko und nimmt — ganz friedlich — das Rif. Das ist ungefähr die Kenn zeichnung der Situation, die in Spanien und Marokko die Gemüter in Spannung hält. Während in Madrid um einen „kleinen Beitrag" zu den Kosten der spanischen Rif expedition gefeilscht wird, richtet Spanien im Rif sich häus lich ein. Im Verein mit dem historischen clivicke et impers ist es die Politik der sanften Mittel, mit denen es zum Ziele zu gelangen sucht. In den neu okkupierten Gebieten um Melilla wen den die Spanier den inneren Angelegenheiten der Einge borenen in zunehmendem Matze ihre Aufmerksamkeit zu. Den köänntern der Kehdnnn und Gelnin mnrde kürzlich mit geteilt, datz dreimal wöchentlich ein Kadi in ihrem Gebiet nach muselmanischem Kodex Recht sprechen werde. Das spanische Staatsinteresse wird bei dieser Justiz sicherlich nicht zu kurz kommen. Mit dem Anerbieten, den Einge borenen zu gutem Preis ihre Pferde abzukaufen, haben die Spanier weniger Glück als mit dem Darbieten richter licher Entscheidungen. Die Eingeborenen haben kein In teresse daran, datz das spanische Okkupationskorps gut be ritten ist. Obgleich es den Spaniern zusehends gelingt, einzelne Teile der Bergstämme zu sich herüber zu ziehen, ist der Erundton des Verhältnisses zwischen den Spaniern und den Eingeborenen der des Mißtrauens und versteckter Feindseligkeit. Als der Kommandant von Melilla dem bekannten Eingeborenenführer Bu Mezzia n, der in der der spanischen Einflutzzone zugehörenden Stadt Zegen- gan seine Verlobte hat, schriftlich mitteilen lietz, datz er ohne Gefahr sich dorthin begeben und Hochzeit feiern könne, schickte der Berber die Boten mit der Erklärung an die Spanier zurück, datz er kein Vertrauen in ihre Zusicherung setzt und sich nicht nach Zegengan begeben werde. Ein an deres bezeichnendes Symptom war, datz gewisse Gruppen der Eelaja aus Furcht, von einer spanischen „Rekognos zierung" betroffen zu werden, ihre Ernte auf dem Gipfel eines Berges in Erdlöchern in Sicherheit brachten und alle dorthin führenden Wege zerstörten, soweit sie nicht drin genden Verkehrsinteresfen entsprechen. Immerhin machen die Spanier dank der vielen per sönlichen Differenzen unter den Eingeborenen Fortschritte in der „friedlichen Durchdringung" des Rifs. Als Sultan Muley Hafid kürzlich für den Stamm der Mesudja einen Kaid ernannte, der diesen nicht genehm war, begaben sich die Notabeln des Stammes zum General Marina, um durch seine Vermittlung eine andere Besetzung des Amtes herbeizuführen. Der spanische General erklärte zwar, datz er in dieser Frage nicht eingreifen könne, doch zeigt der Vorfall, datz die Eingeborenen nicht überall davor zurückschrecken, ihre materiellen Interessen den Spaniern zu unterbreiten. Die Kebdana sind bereits zum grohen Teil für die spanische Sache gewonnen und suchen abseits stehende Stammesgenossen auf ihre Seite zu ziehen. Einen einflußreichen Kaid namens Baschir ben Sennah bemühen sich die Spanier durch das Versprechen zu gewinnen, daß sie ihn zum Chef der eingeborenen Eum- Truppen machen werden, die mit der Ausübung der Polizei betraut ist. Die Unterhandlungen scheiterten jedoch bisher an der Forderung der Spanier, datz Baschir in Seluan, also inmitten des spanischen Okkupationsheeres, seinen Wohnsitz nehmen soüe. Der bereits genannte Bu Mezzian agitiert eifrig gegen die spanischen Eindringlinge. Er gehört zur Partei der fremdenfeindlichen Intransigenten und ist die Seele des Widerstandes gegen die spanische Invasion. Gerücht weise verlautet von der Bildung einer zwei- bis drei tausend Mann starken Harka, die unter seiner Führung von verschiedenen Rifstämmen gebildet werden soll, um insbe sondere der Wahrnehmung non Minenkonzessionen durch die Spanier Widerstand entgegen zu setzen. Diese vereinzelten Bemühungen der Eingeborenen versprechen jedoch angesichts der überlegenen militärischen Macht der Spanier geringen Erfolg. Sie werden an dem Schicksal des Rifs kaum etwas ändern. Das Bundesparlament in Kapstadt. Von einem alten Afrikaner wird uns ge schrieben: Südafrika ist das Land der jähen Wechsel. Wer in der Bundeshauptstadt Pretoria heute wagt, eine Buren dame holländisch anzureden, würde von ihr sicher ernstlich gemahnt werden, die „Landessprache", das Englische zu sprechen. Vor zehn Jahren war das ganz anders. Da gab der „altertümliche" Oom Paul noch den Ton an. Der sah schon den europäischen Hosenschnitt, den die burische Herren welt bevorzugte, als „unanständig" an; er selbst trug bis an sein Lebenscnde Beinkleider mie sie bei unsern See leuten noch gebräuchlich sind, mit breitem Querlatz zum Herunterklappen. Und er verfolgte mit seinem oft recht beißenden Spotte die Damen, welche nicht nach ihrer Mutter Art alle weiblichen Reize plattdrücktcn und auch die alte Burenhaube mit Pariser Modellhüten ver tauschten. Wenn im rot-sandsteinernen Regierungsgebäude in Pretoria das Parlament zusammentrat, ging es auch einfach her. Ein paar Artilleristen geleiteten den Präsi denten die „Kerkstraat" entlang von seiner äußerst beschei- dmimi Residenz zum „Kerk Plaats" — damit war die Sache fertig. In Kapstadt aber ist das erste Unionsparlament jetzt mit einem Pomp eröffnet worden, der selbst i» Europa — mit Ausnahme von England unbekannt ist. Eold- strotzende Uniformen, aus der Barockzeit stammende Hono- natiorenkostiime, bei denen selbst die Perücke nicht fehlen darf, Frackanzüge und Angströhren, Lackstiesel, über denen feine seidene Strümpfe sichtbar werden, und Damentoi letten, welche raffinierter nicht in Berlin und Paris aus fallen könnten, haben das Bild beherrscht. Im alten Vurenparlamente sah man selbst bei feierlichen Anlässen Abgeordnete mit ungewichsten Schuhen. Strümpfe trugen gar viele nicht und die Hosen waren mit Lappen besetzt. Der eine oder der andere trug vielleicht sogar einen mit einem Bindfaden am Schuh befestigten Sporn als Zeichen, daß er trotz de« schäbigen Anzuges ein Herr fei. Jetzt ra sieren sich die jungen Afrikaner selbst den Schnurrbart weg — die Alten ließen das „Moos" wachsen, wo es wachsen wollte. Und im Parlamente flocht man Bibelsprüche in die merkwürdig scharf durchdachten und wohlgesetzten Reden — heute können und tun es nur noch wenige. Ehren pforten mit massiv goldenen Platten hat man zu Ehren der Eröffnungsfeier und zu Ehren des Oheims des Königs Georg V. errichtet — einst haben die Johannesburger Eold- magnaten über die Aufwendungen gezetert, welche das Di striktsstädtchen Middelburg machte, um den Präsidenten würdig zu empfangen. Dort hatten etliche Fahnen und Girlanden und einige Kränze genügt, die man freilich aus der Gartenstadt Pretoria auf Eemeindekosten bezogen hatte. Im Volksraad saß der Präsident auf einem mit dem Wappen Transvaals geschmückten Lehnstuhle — heute steht ein prunkender Thronsessel unter dem Bilde des Königs von England. Und der zur Eröffnung des ersten Parlamentes des Vereinten Südafrika erschienene Herzog von Con - nought fährt, von Dragonerschwadronen in goldstrotzen den roten Uniformen geleitet, in prunkvoller Staatskarosse zwischen den zauberhaften Gärten entlang. Oom Paul be gann jede Parlamentssitzung mit der Aufforderung: „I-at ons clen Heere bickck!" — Laßt uns zum Herren beten! Jetzt kommt nur der Gruß und Glückwunsch des Königs und dann tritt man in die Verhandlungen ein. Reorganisation der Verwaltung und Regelung der Zollangelegenheiten bilden die ersten Regierungsvorlagen. Und gleichzeitig erscheint eine Interpellation des Negerschwärmers Schreiner über die — K a f f? r n u n r u h e n in Deutsch-Süd- westafrika. Unter dem alten Präsidenten Krüger sprach die Regierung mit Achtung und Begeisterung vom Deut schen Reiche und vom Kaiser. Man kann gespannt darauf sein, wie sich die heutige Burenregierung — und Mehrheit zur Interpellation und zu uns stellt. Politische Nachrichten. Deutsches Reich. Der sächsische Teilnehmer an der Berliner diplomatischen Konferenz. Der sächsische Minister des Aeußeren Gras Vitzthum v. Eckstädt wird dem Vernehmen nach an den bevorstehenden Sitzungen des Bundesratsausschusses für aus wärtige Angelegenheiten beim Reichskanzler in Berlin teil- nchmen. Zur Neichstagskandidatur Martin. Durch verschiedene Blätter ging in den letzten Tagen die Nachricht, im sächsi schen Reichstagswahlkreis Löbau-Ebersbach sei der durch seine verschiedenen Schriften bekannt gewordene Re gierungsrat a. D. Martin als Kandidat für die Wahlen 1912 ausgestellt worden. Allgemein wurde geglaubt, daß die Kandidatur von dem nationalliberalen Wahlvereine ausginge. Der stellvertretende Vor sitzende dieses Vereins erklärt nun in einer Zuschrift an die „Zittauer Morgenzeitung", daß der nationalliberale Ver ein zu Löbau mit der Kandidatur Martin nichts zu tun habe, daß die Kandidatur, falls sie der national liberalen Partei angeboten würde, bei dieser strikte A b - lehnung finden würde. Es gewinnt jetzt an Wahr scheinlichkeit, daß die Kandidatur Martin Unter- st u tz u n g von konservativer Seite finden wird, weil auch die fortschrittliche Volkspartei dem Herrn Martin gegenüber, als er sich ihr bei der Ersatzwahl in Koburg an bot, einen ablehnenden Standpunkt einnahm. Die Gründung eines Neichsverbandes Deutsche Presse steht nahe bevor. Bereits vor einigen Jahren war neben dem „Verband deutscher Journalisten- und Schriftsteller- Vereine" eine Sonderorganisation unter dem Namen „Bund deutscher Redakteure" entstanden, der die Interessen der Berufsjournalisten, die den freien Schriftstellern in vielen Fällen schroff gegenüberstehen, besonders wahren wollte. Die Praxis hat aber gezeigt, datz dieser Bund neben dem alten Verband nicht gut bestehen und seine Aufgaben erfüllen konnte. Es wurden deshalb zwischen beiden Ver bänden Einigungsverhandlungen angeknüpft und eine Ver ständigungs-Kommission eingesetzt. Diese Kommission, der aus Sachsen als Vertreter der „Dresdner Presse" die Redakteure v. Puttkamer und Herrlein aus Dres den angehören, hat nun nach 1 Jahren ihre Arbeiten be endet und konnte am Sonntag in ihrer Schlußsitzung in Berlin auf ein befriedigendes Ergebnis zurückblicken. Be schloßen wurde demnach die Gründung eines „Reichsver bandes deutsche Presse", dem alle Berufsvereine mit der Zahl ihrer wirklichen Redakteure und Journalisten, sowie Einzelmitglieder beitreten können. Wahrung und För derung der Berufsinteressen, Rechtsschütz und Stellenver mittlung sind die Hauptziele der neuen Organisation, die eine eigene Geschäftsstelle und ein eigenes Fachorgan ins Leben rufen wird. Auf einem gemeinsamen Verbandstag des Verbandes deutscher Journalisten- und Schriftsteller- Vereine und des „Bundes deutscher Redakteure", der am 20. November in Berlin stattfindet, wird die Gründung der neuen Reichsorganisation der Redakteure sicher erfolgen, da die Vertreter aus ganz Deutschland dem Plane wohl geneigt sind. Der „Bund deutscher Redakteure" würde sich nach den Erklärungen seines Vorstandes sofort auflösen, und in den neuen Verband aufgehen, so daß dann endlich auch die Berufsjournalisten wie andere Stände zu einer geschlossenen Organisation kommen. Haftpflichtversicherung der Gemeinden. Die Frage einer möglichst billigen, aber dabei doch auch allen Anfor derungen genügenden Haftpflichtversicherung der Gemein den ist in neuerer Zeit bei den sächsischen Kommunalver waltungen ein vielfach erörtertes Thema. Dies zeigte sich bereits bei dem letzten sächsischen Gemeindetage. Der Ab schluß eines sogenannten Empfehlungsvertrages hat sich für die sächsischen Gemeinden nicht als besonders vorteil haft bewiesen. Dies zeigen die folgenden, einer von Herrn Stadtrat vr. Troitzsche in Wurzen aufgemachten Sta tistik entnommenen Zahlen. 45 sächsische Städte mit re vidierter Städteordnung zahlten in einer achtjährigen Ver sicherungsperiode von 1900 bis 1908 an Prämien an die Versicherungsgesellschaften 88 724 -st, während die von den Gesellschaften erstattete Entschädigungssumme nur 46 396 -st betrug. 13 andere Städte mit revidierter Städteordnung zahlten in einer kürzeren Versicherungszeit 14 671 -st Prä mien und es betrug hier die Entschädigungssumme nur 2628 -st. Weiter betrug die Prämiensumme von 1900 bis