Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da« »WUadruffrr Ta,«dlall» rrlchrint täglich nach«. S Uhr sür d»n Ta,. B«jU,Lprei»: Lri Abholung in dar DrschLftsstrlle und den Auagadrstkllrn rWIi.i« Wona», dri Zustellung durch die Boten L,M Md., bei Postdestellung r Wd. zuzüglich Abtrag- ... — .. . gedLhr. Einzelnummern «iPsg. AllePostanftal-en Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P°std-tenundun,er-Aus- triiger »ad Deichäs,»stellen l> — nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Dewalt, »lieg oder sonstiger Betrieb,stSrungen besteht drin Anspruch aus Lteserung »rr Zeitung oder Kürzung de» Bezugspreises. — BLchsendu», eingesandter LchriMüche ersolgt nur, wenn Porto bciliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die bgespattene Raumzelle 20 Goldpfennig, die 4gefpaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold pfennig, die 3 gespaltene Aeklamezeile i« textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rcchweifungsgedühr 20 Goldpfennig. Doe- geschriebeneErscheinung»- — _ ... tage und Platzvorfchristrn werden nach Möglichkeit Ami 2öllHvt'UN Nk. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis norm. 10 Uhr - —! > >»- » . - . . . > .c^r die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatranspruch erlischt, wenn der Betrag durch Ktage eingezogen werden muß oderder Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche» Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr 39 —86. Jahrgang Teiegr-Adr .Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Mittwoch, den 16 Februar 1927 Frankreichs Nein. Nordamerika hatte vor dem Weltkriege bekanntlich Nur ein verhältnismäßig kleines Heer und die Flotte war auch nicht sehr erheblich. Man betrachtet die Kosten der militärischen Rüstung als zwar notwendige, aber lästige Ausgaben, die sich aber nur herabsetzen lassen, wenn wirklich die allgemeine Abrüstung auf der ganzen Welt erfolgen würde. Daher die fortdauernden Versuche, die in Washington gemacht werden, um die Frage der Seeabrüstung nicht mehr zur Ruhe kommen zu lassen, die ja schon 1921 auf der Washingtoner Ab rüstungskonferenz behandelt worden war und nicht ganz ohne Erfolg, da doch eine gewisse Rüstungseinschränkung bei Neubauten bestimmt und vereinbart wurde. Nun tarn — ziemlich überraschend — jetzt die neue Denkschrift des nordamerikanischen Präsidenten Coolidge über eine zweite Seeabrüstungskonferenz, kommt aber auch — gar nicht überraschend — sehr rasch die franzö sische Antwort. Das „Nein!* selbstverständlich — kenn auch in etwas diplomatische Watte gewickelt. Und mit einem dichten Blumenkranz eifrigster Friedens- ttnd Abrüstungswünsche rings umgeben. Im Ziel sei man sich ja natürlich völlig einig; aber die Methoden, diese Methoden, die zu jenem Ziel hinführen — die seien doch sehr, sehr umstritten und infolgedessen . . . Die französische Regierung verweist in ihrer Ant wortnote vor allem darauf, daß das Problem der Welt- abrüstuyg doch ureigenstes Gebiet der Völkerbund- arbeii ist und der Genfer Versammlung dürfe man daher die Prüfung und Lösung dieser Frage nicht ab- nehmen. Außerdem sei man ja in Genf außerordentlich eifrig gerade mit dieser Beratung beschäftigt usw. usw. Die Gründe zur Ablehnung sind ja billig genug, nur wird Coolidge aus allem eben nur das Nein! hören. Und dieses Nein erhält in R o m ein ebenso deutliches Echo; auch dort lehnt man jede Rüstungsbeschränkung, jede Konferenz ab. Nordamerika wird sich aber auch durch den franzö sischen Hinweis nicht abspeisen lassen, daß die vorge schlagene Seeabrüstungskonferenz mit ihren fünf Groß mächten als Teilnehmer doch eine Brüskierung der kleine ren Mächte bedeute. Auch dieser „Grund" ist nicht durch schlagender als die anderen, weil eben die Kräftever teilung in der Welt doch letzten Endes von den paar Großen abhängt, die Kleinen notgedrungen aber parieren müssen. Frankreich spielt mit seiner Ablehnung aber ein wenig mit dem Feuer, ebenso Italien. Hier wie dort ist die Währung nur mit Mühe stabilisiert und sie kann bei einem entsprechenden Vorgehen des geldmächtigsten Staates des Erdballs sehr leicht wieder ins Wanken kom men. Zwar hat Italien mit Nordamerika einen recht günstigen Schuldentilgungsvertrag abgeschlossen, aber immer noch nicht ratifiziert ist das Abkommen, das Poin- cares Vorgänger in Washington abschließen ließ, das anzunehmen sich aber der jetzige Präsident Frankreichs ebenso weigert wie die Pariser Deputiertenkammer. Und auf die „Arbeit" der Abrüflungskommission in Genf kann sich Frankreich wirklich nicht so ganz ernsthaft be-- rufen, weil die Redereien in der Kommission ebensowenig ein praktisches Resultat aufweisen wie ihre Beschlüsse, um die sich Frankreich den Teufel kümmert. Es gibt aber ein französisches Sprichwort: „Yui trop vwdrasss, mal ötrsint" — das heißt auf deutsch: Allzuviel ist ungesund". Nun ist aber Frankreich der militärisch bestgerüstete Staat der Welt, vermag diese Rüstung aber nur zu erhalten, weil es — feine Schulden nicht be zahlt. Es kann aus diesem Herrschaftstraum eines Tages ein unfrohes Erwachen geben, wenn nämlich die Wallstreet, also die Newyorker Börse, jenes Spiel Frank reichs nicht mehr dulden will. Einwendungen gegen die Abrüstung. Die im französischen Ministerrat von dem Außen- Minister Briand vorgelegte Antwort anCoolidge ent hält folgende Einwendungen gegen den amerikanischen Abrüstungsvorschlag: 1. Der Völkerbund behandele bereits die Abrüstungs- frage und prüfe sie nach seiner eigenen Methode. Frank reich könne nicht dafür eintreten, daß dem Völkerbunde die Behandlung dieser Frage wieder abgenommen werde. 2. Eine Sonderkonferenz der fünf Mächte, die das Washingtoner Abkommen von 1922 unterzeichneten, habe den schweren Nachteil, daß die anderen Nationen, die das Problem der Abrüstung zur See ebenfalls interessiere, von der Debatte ausgeschlossen würden. 3. Die französische Negierung habe bereits zur Abrüstungsfrage Stellung ge nommen, indem sie in der vorbereitenden Abrüstungs konferenz das Prinzip der engen Verbindung der Ab rüstung zu Lande, zur See und in der Luft verteidigt und durchgedrückt habe. Frankreich habe also jetzt keinen Grund, seinen Standpunkt aufzugeben. 4. Auf Vorschlag Frankreichs sei außerdem die Notwendigkeit anerkannt worden, daß die Sicherheit der Verbindungen zur See garantiert werde und daß die Flottenstärke der geogra phischen Lage jeder interessierten Macht Rechnung trage. Frankreich könne sich demnach mit dem rein mathema tischen Kriterium der Abrüstung zur See nickt einverstan- den erklären. Mmder allgmeiiie AWW oder M deine. BaMrvelde Mr die WUmd- Mmig M Entwaffnung. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdrufser Tageblattes". Brüssel, 15. Februar. Bei Beantwortung einer Anfrage in der belgischen Kammer kam Vandervelde auf die Rheinland- räumung und die deutsche Abrüstung zu sprechen. Unter anderem behauptete Bandervelde, -atz die Alliierten auch nach Erfüllung der militärischen Bedingungen des Versailler Vertrages das Recht hätten, die Militärkontrolle aufrecht zu erhallen. Er habe jedoch kein Zutrauen zu einer ständigen Beobachtung durch die Alliier ten. Auch die Einrichtung einer Kontrolle für die entmilitarisierte Zone halte er für zweifelhaft. Mit der MilftärkoMrolle hänge die Rheinlandräumung zusammen. Vandervelde bedauerte, datz die Rheinlandräumung in Genf als ein Austauschobjekt angesehen worden sei. Eine vorzeitige Räumung würde von Garanten hinsichtlich der neutralen Zone und von der endgültigen Rege lung des Reparationsproblems in Verbindung mit dem -er inter- , alliierten Schulden abhängen. Der Minister gab zu, datz Deutsch land offiziell entwaffnet sei und die Reichswehr unfähig wäre, Angriffe gegen die Westfront zu unternehmen. Abbruch der enalW-chinesischen Verhandlungen. Als Antwort aus die Truppenlandungen in Schanghai. Seit einiger Zeit schweben zwischen dem britischen Unterhändler O'Malley und dem Minister des Äußeren der Kantonregierung Verhandlungen über eine Neu regelung des Niederlassungsrechtes, wobei England grundsätzlich bereit war, auf die Forderung der chine- fischen Regierung nach Wiederherstellung ihrer vollen Souveränität einzugehen. Englifcherseits, u. a. auch von Chamberlain, ist schon öfter auf den bevorstehenden er folgreichen Abschluß dieser Verhandlungen hingewiesen worden, ohne daß dieser Optimismus sich bisher be wahrheitet. Jetzt sind diese Verhandlungen sogar von China abgebrochen worden als Antwort auf die unter großem militärischen Gepränge stattgefundene Landung eng lischer Truppen in Schanghai. Die Lage wird als sehr ernst betrachtet und auch die „Times" weisen daraus hin, datz China noch für lange Zeit die ernste Aufmerk samkeit Großbritanniens beanspruchen wird. Unterdessen fährt England mit weiteren Trup pensendungen nach Schanghai fort. So wird demnächst die erste indische Brigade in Schanghai ge landet werden, außerdem steht der Abtransport eines weiteren Bataillons britischer Truppen von Hongkong nach Schanghai bevor. Polen lehnt Deutschlands Vorschlag ab. Schwierigkeiten auch in Paris. Der Vorsitzende der polnischen Delegation für die deutsch-polnischen Handelsvertragsverhandlungen hat im Auswärtigen Amt eine Antwortnote überreicht, die eine Ablehnung des deutschen Vorschlages enthält, die eigent lichen HandclsvertragSverhandlungen zu unterbrechen und zunächst in eine Erörterung der Frage b 1 Nieder lassungsrechtes einzutreten. Die polnische Note kündigt die Abreise der polnischen Delegation an und damit den endgültigen Abbruch der Handelsvertragsver- handlungen. In der Note wird betont, daß nach Auf fassung der polnischen Negierung die Unterbrechung der in Berlin geführten Verhandlungen keineswegs geboten war, vielmehr nach der Überzeugung der polnischen Re gierung die wirtschaftliche Verständigung zwischen den beiden Ländern nur erschweren und verzögern kann. An zuständiger Stelle sind jetzt Berichte über die während der letzten Tage in Paris geführten Handels vertragsverhandlungen eingegangen. Eine Unter brechung in dem Vertragsvcrhältnis zwischen Deutsch land und Frankreich erscheint fast unvermeidlich; das augenblicklich gültige Provisorium läuft zwar noch bis zum 21. Februar. Selbst bei Inkraftsetzung auf dem Verordnungswege wäre, nach dem Gesetz über die pro visorische Inkraftsetzung von Verträgen, immerhin erst noch der Handelspolitische Ausschuß des Reichstages zu hören. Streitobjekt sind nach wie vor die Wein- zölle und die Verlängerungsfrist für das Pro visorium. Die deutsche Regierung hat alles versucht, nm einen vertragslosen Zustand zu vermeiden; auf der ande ren Seite kann aber schon jetzt gesagt werden, daß die deutsche Negierung keineswegs geneigt ist, die Einfuhr französischen Weines nach Deutschland, eines ihrer größ ten Kompensationsobjekte im Provisorium, jetzt schon zu regeln. Sie wird darauf bestehen, daß diese Frage erst im endgültigen Handelsvertrags geklärt wird. Dagegen verstärkt sich der Widerstand der französischen Weinbauern und Weinhündler gegen eine Verlängerung des deutsch französischen Handelsprovisoriums unter Ausschluß der französischen Weine * MM über die polnische AutzenpolM Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdrusser Tageblattes". Prag, 15 .Februar. Der polnische Außenminister Zaleski erklärte dem Warschauer Vertreter -er „Prager Presse" u. a., er wünsche den baldigen Beginn der polnisch-russischen Verhand lungen über einen Handelsvertrag. Zaleski trat weiter für die friedliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen ein. Das Hauptziel seiner Politik sei die Festigung der polnisch-tsche chischen Beziehungen. 6ü0 Opfer der Erdbebenkatastrophe. Nach den vorliegenden Erdbebenmeldungen wurden i m Bosnien und Dalmatien mehrere tausend Häuser vollkommen zerstört. Die Zahl der I Menschenopfer wird auf 6 0 0 geschätzt. Bei Mostar wurde ein großes Zeltlager errichtet, in dem Tausende Obdach- lose Unterkunft sanden. In Ragusa sind beim Einsturz des „Hotel de Ville" mehrere Personen getötet worden. Der Gesamtschaden ist noch nicht feststellbar, wird aber aus über 1VÜ Millionen Dinar geschätzt. Der Herd des Bebens. Das Erdbeben und seine Folgeerscheinungen haben die ganze Herzegowina und auch die angrenzenden Landesteile des Königreichs Südslawien in große Auf regung versetzt. Im Herdzentrum wagt sich die ver ängstigte Bevölkerung nicht wieder in die Häuser zurück, um so mehr, als sich die Erdstöße, wenn auch mit ver minderter Stärke, wiederholen. Da sich in Erdüebengebieten sehr schnell Banden bil den, die die verschüchterte Bevölkerung brandschatzen, und weil auch gewisse Bezirke als besonders gefährdet abgesperrt werden müssen, hat die Regierung in Belgrad sofort Militär auf allen verfügbaren Wegen nach der Herzegowina entsandt. Tiefer Schnee, der über der heim- gesuchten Gegend liegt, erschwert das Herankommen an die betroffenen Ortschaften, deren telephonische und tele graphische Verbindung vollkommen abgerissen ist. Die Bewohner sind sonst leichtere Erdstöße durchaus gewöhnt und erklärten, daß dieses Beben das schwerste sei, das sie seit Menschengedenken heimsuchte. Da die oberirdischen Leitungen schlagartig abrissen, war es unmöglich, sofort Hilfe herbeizurufen. Weitere Einzelheiten. Die Einzclmeldungen liegen nur aus den größeren Orten vor. Ju Serajewo, der Hauptstadt des früheren Bosniens, bewirkte das Erdbeben einen Bergsturz. Das Erdbebcngebiet. ;;n oer Stavr servsi oracy eine Panik aus, da fast alle Häuser Risse bekamen und die Schornsteine und Dächer einstürzten. In der Küstenprovinz Dalmatien erlitten bisher den schwersten Schaden Sebenico, Makarska; Per- kovic, Metkovic und Gabela. Mit den von dem Erdbeben betroffenen Gebieten ist vorläufig kein Eisenbahnverkehr möglich, weil die Strecken stark beschädigt sind. In Bel grad ist sofort nach dem Eintreffen der Meldungen ein Ministerrat zusammengetreten und hat vorläufig 10V Millionen Dinar für Rettungszwecke be willigt. Besonders schwer waren die Zerstörungen, die durch die Felsbrocken angerichtet wurden, die sich überall in dem gebirgigen Lande von den Bergen lösten und zu Tal donnerten. In das Donnern der Erde mischte sich ein regenloses Gewitter, das bei sternklarem Himmel beobachtet wurde. Die Feststellungen der Erd bebenforscher in den jugoslawischen Stationen, die übrigens sehr schnell außer Betrieb gesetzt wurden, gehen dahin, daß der Erdstoß die ungefähre Richtung Ljubin^e— Ragusa hatte.